FAZ-Artikel: "Würzburg ist die ADHS-Welthauptstadt"

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  • Hallo,


    Ich finde den Artikel nicht sonderlich gelungen.


    Schon in den Zeilen unter dem Titel werden "Erziehungesfehler" und AD(H)S vermischt. AD(H)S ist aber KEIN Erziehungsproblem.


    Bei reinen er- oder beziehungsbedingten Verhaltensauffälligkeiten dürfte kein seriöser Arzt ein ADS diagnostizieren und somit käme auch keiner auf die Idee, Tabletten zu verschreiben.
    Und bei Kindern mit echtem AD(H)S ist die Erziehung und das tägliche Zusammenleben oft eine große und für das Umfeld kaum nachvollziehbare Herausforderung.


    Man kann also nicht mal eben Ursache und Wirkung beliebig austauschen.


    Im Artikel selber wird dann genau das beschrieben: (Zitat) "Barmer/GEK-Vorstand Rolf-Ulrich Schlenker sagte, man müsse „aufpassen,
    dass die ADHS-Diagnostik nicht aus dem Ruder läuft und wir eine
    ADHS-Generation fabrizieren“. Pillen gegen Erziehungsprobleme seien der
    falsche Weg. Jungen mit zehn Jahren, also bei Schulwechseln mit großem
    Leistungsdruck, bekämen das Präparat am häufigsten verschrieben."


    Aber nach der polemischen Einleitung kann es den Eindruck "ADS=ERziehugnsfehler" vermutlich bei vielen kaum noch gerade rücken.


    Auch daß bei Akademikerkindern seltener ADS oder ADHS diagnostiziert wird, halte ich nicht für verwunderlich. Solche Dinge treten oft familiär gehäuft auf und je nach Stärke der Problematik ist es damit ohne Unterstützung schwerer einen Schulabschluss zu machen, der den eigentlichen Leistungen entspricht und z.B. eine akademische Laufbahn zulässt, OBWOHL das Potential an sich da wäre. Sprich, wer kein ADS hat, hat es bei gleicher Begabung ungleich leichter in den Akademikerbereich zu kommen und hat gleichzeitig ein sehr viel kleineres Risiko, daß die eigenen Kinder diese Probleme ererben.
    Und da noch vor wenigen Jahren kaum jemand darüber Bescheid wusste, gab es damals noch weniger Verständnis und Unterstützung als heute.


    Wenn die Diagnosezahlen und die Medikamentenverschreibungen zu bestimmten Zeiten (z.B. nach dem Schulübertritt) oder in bestimmten Regionen steigen, dann ist es natürlich ganz wichtig, genau hinzuschauen, die Gründe zu finden und für die Kdiner, denen anders geholfen werden kann, nach Alternativen zu suchen.
    Dann aber auch mit dem richtigen Blick und dem nötigen Hintergrundwissen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich wohne bei Würzburg und es wundert mich nicht wirklich. Teilweise liegt es auch daran, dass sich die Kinderpsychiater auf die Stadt konzentrieren und es weit und breit in 100km Entfernung nicht so viele gibt. Aber das erklärt sicher nicht alles.
    Ich kenne schon ein paar Kinder, die Ritalin bekommen. Und wie ich neulich feststellen konnte in einer Onlinediskussion, scheinen das mehr Kinder als anderwo zu sein :S .

  • Auch daß bei Akademikerkindern seltener ADS oder ADHS diagnostiziert wird, halte ich nicht für verwunderlich. Solche Dinge treten oft familiär gehäuft auf und je nach Stärke der Problematik ist es damit ohne Unterstützung schwerer einen Schulabschluss zu machen, der den eigentlichen Leistungen entspricht und z.B. eine akademische Laufbahn zulässt, OBWOHL das Potential an sich da wäre. Sprich, wer kein ADS hat, hat es bei gleicher Begabung ungleich leichter in den Akademikerbereich zu kommen und hat gleichzeitig ein sehr viel kleineres Risiko, daß die eigenen Kinder diese Probleme ererben.

    Es liegt aber vielleicht auch daran, dass Akademikereltern häufiger andere Wege finden, mit "schwierigen" Kindern (die sonst vielleicht fälschlicherweise gegen AD(H)S behandelt würden) umzugehen und dass ihnen das ihre Umgebung auch eher zutraut, und dass sie mehr wissen über Nebenwirkungen von Ritalin.

  • Hallo,

    Es liegt aber vielleicht auch daran, dass Akademikereltern häufiger andere Wege finden, mit "schwierigen" Kindern (die sonst vielleicht fälschlicherweise gegen AD(H)S behandelt würden) umzugehen und dass ihnen das ihre Umgebung auch eher zutraut, und dass sie mehr wissen über Nebenwirkungen von Ritalin.

    Das streite ich ja nicht ab.


    Nur muss man kein Akademiker sein, um sich Gedanken um sein Kind zu machen, sich zu informieren und seinen Kindern zu geben, was sie brauchen. #weissnicht
    Andereseits erlebe ich Akademiker, die kaum Zeit für ihre Kinder haben und meinen, wenn materiell viel vorhanden ist, reicht es, auch das gibt es.


    Ich finde es einfach zu platt formuliert.

  • Ich denke nicht, dass es in Würzburg mehr AD(H)S-Kinder gibt als anderswo.
    Hier sind sie nur diagnostiziert.


    Es gibt ein paar sehr gute Kinderpsychologen hier, und wenn ein Kind auffällig ist, dann ist der Weg einfach leichter, wenn man a) Beispiele für veränderte Situationen und b) den Arzt vor der Tür hat - und eben nicht 100 km fahren muss - zumal für die Tests einige Besuche notwendig sind.


    Und die Akademiker-Eltern haben auch gerne mal keine Probleme. ;) Und wenn doch, dann geben Sie es oft nicht so gerne zu. #angst

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt ein paar sehr gute Kinderpsychologen hier, und wenn ein Kind auffällig ist, dann ist der Weg einfach leichter, wenn man a) Beispiele für veränderte Situationen und b) den Arzt vor der Tür hat - und eben nicht 100 km fahren muss - zumal für die Tests einige Besuche notwendig sind.



    naja - die Leute kommen ja teilweise von weit her. Wer z.B. in Lohr oder Gemünden ein Problem hat landet oft in Würzburg beim Kinderpsychiater oder -psychologen. Interessant wäre hier nicht der Ort der Diagnoseerstellung sondern der Wohnort der Diagnostizierten. Und ich denke, dass sich ein Großteil der 75% über dem Durchschnitt dann relativiert hat.

  • Das finde ich auch (dass der Artikel sehr vereinfachend formuliert ist und dass man kein Akademiker sein muss, um sich Gedanken um sein Kind zu machen).
    Vielleicht lassen sich ältere Eltern (und Akademiker...) weniger leicht verunsichern?


    Bedenklich finde ich übrigens auch die Tatsache, dass so viel bei Jungen in dem Alter, in dem über die Schullaufbahn entschieden wird, nachgeholfen wird ("dass sie funktionieren" - polemisch ausgedrückt, weiß ich, mag es aber nicht umschreiben)