Wo finde ich die Geduld für meinen Sohn?

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  • Hallo liebe Raben,


    mein Sohn (fast 5) bummelt, findet immer andere Sachen wichtiger und spannender, muss immer noch schnell was zuende machen, nutzt die Dinge nicht so, wie sie gedacht sind. Soweit sicher alles ziemlich normal (oder etwas über normal, da auch im Kindergarten auffällt, dass er immer träumt und letzter ist). ABER ich möchte nicht, dass Dinge durch andersartige Nutzung kaputt gehen, ich muss zur Arbeit, ich muss dafür sorgen, dass er rechtzeitig beim Turnen und beim Freundebesuch ist, weil er dort schließlich auch Zeit haben möchte.


    Ich raste aus. Ich werde gemein und laut und fühle mich schlecht dabei. Ich nehme Sachen weg, damit er sich nicht mit diesen, sondern mit seinen Schuhen beschäftigt. Ich lasse ihn im Stich und stütze ihn nicht. Demgegenüber helfe ich natürlich meiner fast zweijährigen Tochter (weil sie noch nicht alles alleine kann) und bin dort sehr zugewandt.


    Wie finde ich wieder Kraft und Geduld für meinen Sohn? Wenn ich zurückdenke, war ich ihm gegenüber immer gestresst, auch vor der Geburt der kleinen SChwester. Entweder er ist wirklich deutlich anstrengender als die Schwester (auch früher schon) oder ich habe mich an ihm schon so abreagiert, dass ich der Schwester jetzt mehr Ruhe entgegenbringe. Ich weiß es nicht. Aber immerhin hat es bei der Kleinen nie eine halbe Stunde gedauert, sie in die SChneehose zu stecken.


    Für Tipps wäre ich unendlich dankbar. Irgendwie müssen mein Sohn und ich wieder zueinanderfinden, so geht es nicht weiter. Er legt inzwischen auch unangenehme Verhaltensweisen an den Tag, bei denen ich mich immer wieder frage, ob sie an meinem Umgang oder am Alter liegen. So hat er das Gewebe eines Gartenstuhles zerschnitten und wenn er sich ärgert, tut er so, als würde er mich hauen. Bisher noch nicht schmerzhaft, aber ich denke, dass zeigt irgendwie seine Hilflosigkeit. Er hat jetzt auch plötzlich wieder angefangen, sich vor Geistern und Einbrechern zu fürchten, versteckt sich beim Essen unter dem Tisch, mag nicht den Sitzplatz in der Nähe der Tür haben, mag nicht alleine in einen anderen Raum oder manchmal ganz krass vom Küchentisch bis zur Spüle gehen.


    Sorry für den langen, wirren Text, aber das zu schreiben tut irgendwie auch gut. Wir sind beide derzeit hilflos und reagieren uns aneinander ab. Mir ist klar, dass ich den Weg aus dieser Situation heraus finden muss, aber bisher habe ich es nicht geschafft, zumindest nicht nachhaltig.


    Ich schick jetzt ab. Viele Grüße, MaFu

  • ich weiss nicht genau, ob ich dir wirklich helfen kann, aber mein sohn ist auch so (und ist auch der erstgeborene und ich hadere oft dait, dass ich gerade an ihm alles erstmal ausprobieren muss).
    also, jetzt mit 10 ist es noch so, dass er alle dinge anfummelt, mechanismen bis zum geht nicht mehr strapaziert (und dann gehen sie natürlich auch mal kaputt). das ist für mich sehr anstrengend.
    andererseits zeigt es sich jetzt, dass er durch dieses verhalten ein unglaubliches technisches und mechanisches geschick erworben hat.
    er ist sicherlich "abgelenkter" als andere leute. man könnte aber auch sagen, dass er konzentrierter ist, denn er lässt sich von den allfälligen dingen wie sich fertigmachen und losgehen nicht von der wirklich wichtigen arbeit der welterkenntnis ablenken.


    seit ich es so sehe, bin ich manchmal entspannter. und manchmal nicht #yoga


    kennst du die bücher von willi wiberg? besonders: mach schnell, willi wiberg, willi wiberg kann jetzt schleifen binden und pass auf, willi wiberg.


    ich achte auch daraf, die dinge möglichst einfach sein zu lassen. also, zb. schuhe mit klettverschluss und ich erlaube, wenn es nicht zuu unpassend ist, immer gummistiefel #cool
    mit 5 waren checklisten auch total beliebt. wir hatten zb. eine eine laminierte mit feldern zum ankreuzen für die abendroutine mit bildern für die zu erledigende sache.


    mein sohn fällt auch überall auf, aber "seltsamer weise" #augen eigentlich fast immer positiv. mir gibt es immer einen empathie- und geduld-stoss, wenn ich mir von anderen leuten erzählen lasse, wie toll und ingenieus mein sohn ist #ja

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Madrone, dein Beitrag hat mir gerade die Tränen in die Augen getrieben. Du hast recht, wenn ich meinen Sohn von Freunden abhole, dann wird mir auch immer wieder bescheinigt, wie "pflegeleicht" er sich verhält. Und er spielt ganz toll mit seiner kleinen Schwester und die beiden teilen immer Leckereien, es gibt kaum Zwist (nur, wenn beide gerade unbedingt dasselbe Spielzeug brauchen).


    Er ist eigentlich ein toller Junge und ich möchte ihn nicht verderben. Ich werde mal nach den Büchern von Willi Wiberg schauen. Danke.

  • Ich kenne das was du beschreibst auch. Mein Sohn ist ähnlich gestrickt. Noch heute.
    Größere Geduld kann ich eigentlich am besten für ihn auf bringen, wenn ich für ihn exklusiv Zeit erübrigen kann. Manchmal müssen wir dazu auch mal wegfahren. Das bedeutet dann, wir schlafen irgendwo in einer Jugendherberge und machen das woran wir beide große Freude haben. Da er so ein unheimlich schlauer Junge ist und technisch begabt, hat er sehr viel Freude an Museumsbesuchen. Wenn es dann auch noch technische Museen sind, ist er besonders glücklich.
    Aber auch andere sachen machen im spaß, indoorspielplätze beispielsweise oder auch einfach mit mir eine pizza essen gehen. Wichtig ist mir, der Kontakt und eine andere Sichtweise zu erlangen außerhalb des normalen Familienwahns. Das hat mir bisher immer am Besten geholfen, wenn ich das Gefühl hatte, unsere Beziehung verkompliziert sich zu sehr. Oder eben ich habe Scheuklappen in Bezug auf ihn auf. Vielleicht wäre das auch eine Idee für euch.