Tipps an Lehrkräfte zum Umgang mit Lernschwächen etc.

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  • Ich starte jetzt den Thread einfach mal - mir persönlich helfen am meisten alltagstaugliche Tipps, die ich ohne großen Aufwand umsetzen kann. Verschiedene Sitzmöbel sind zum Beispiel prinzipiell eine gute Idee, aber ich unterrichte an einer weiterführenden Schule ab der achten Klasse, die SuS wechseln Klassenzimmer, in "unserem" Klassenzimmer sind auch Berufsschüler, die sich garantiert nicht auf den Boden legen...

    Und auch in einer Grundschule ist es aufwändig, das umzusetzen. Zumindest mir geht es vor allem um Tipps, wie ich meinen Unterricht inklusiver gestalten kann.


    Was MIR hilft, sind Tipps wie:


    • größerer Zeilenabstand
    • LRS-freundliche Schrift (ohne Serifen) evtl. spezielle LRS-Schriften zurückgreifen (es gibt Untersuchungen, dass Schriften mit größerem Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben besser gelesen werden können),
    • eventuell silbierte Schrift in rot-blau (es gibt Hinweise auf eine unterstützende Wirkung) Silbengenerator
    • auf guten Kontrast achten: reinweißes Papier verwenden, schwarze Schrift oder bei Silbierung rot-blau (das geht bei uns an der Schule beispielsweise nicht, wir haben Umweltpapier)

    Für die KollegInnen in der Grundschule:


    Zitat
    • Labyrinthe aus Vorschulheften: Achtung: die visuelle Herausforderung kann stark variieren
    • Übungen aus Lesen-das Training grünes Heft
    • Spiele in 3D zur Raum-Lage Zuordnung: z.B. Make n Break

    • Noise-canceling Kopfhörer


    homunkulus - was für Ideen hast du zur Aufgabengestaltung? Das interessiert mich brennend.

    Brina Berlind - du hast noch was zu Visualisierungen geschrieben - was ist damit gemeint? Das, was ich als Vorenthaltung kenne? Also einmal eine Aufgabe als "Muster" gelöst? Oder was anderes?


    Grundsätzlich - im Rahmen einer SCHILF (schulinternen Fortbildung ;-)) zum Thema ADHS wurde betont, wie wichtig das Einhalten von bspw. Zeitangaben sei. Aber das finde ich als Lehrerin total schwierig. Erstens einzuschätzen, wie lange die SuS für eine Aufgabe brauchen und zweitens - wenn ich merke, dass die Mehrheit von fünf weiteren Minuten profitieren würde, diese dann nicht zu geben..., wissend, dass ich damit den ADHSlern keinen Gefallen tue. Ideen dazu?


    Ich bin euch sehr dankbar für euer (mühsam erworbenes) Fachwissen #danke

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

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    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Wenig Fachwissen, wir robben uns ja selbst erst heran:


    "Wolken" aus denen Silben, zahlen etc. herausgesucht werden müssen lösen bei meiner Tochter absolute Überforderung aus, die gleiche Aufgabenstellung in Zeilen/Spalten kann gelöst werden.


    Mit den "Dartscheiben" in den Matheheften hat sie auch Probleme, obwohl sie die Aufgaben an sich lösen könnte.

  • Brina Berlind welches sind spezielle LRS-Schriften?

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

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    Willy Brandt, 1969

  • Was meinen Autisten sehr hilft und anderen nicht schadet, sind


    - feste Sitzplätze! Bitte nicht ständig die Sitzordnung ändern. Ist es nötig, Autisten möglichst an Ort und Stelle lassen.

    Als Zappelchen im Sommer in die 5. Klasse kam, wurden sie ständig umgesetzt, damit die Lehrerinnen schauen konnten, was gute und weniger gute Kombinationen sind. Sie ließen netterweise mein Kind am selben Platz und wechselten nur seine Sitznachbarn aus. Das machte es für Zappelchen viel einfacher.


    - vorhersehbarer Unterricht:

    wenn am Anfang drei bis fünf Stichworte an die Tafel geschrieben werden, wie "Hausaufgabenkontrolle, neues Thema Amphibien, Arbeitsblatt, Hausaufgaben notieren", hat mein Kind Vorhersehbarkeit. Verliert es zwischendurch die Konzentration, dann reicht ein Blick nach vorn und es weiß wieder, was jetzt richtig ist.

  • Ich habe hier zwei überdurchschnittlich intelligente Autisten. Das würde ihnen helfen:


    -- nicht so viele Wiederholungen machen müssen, anders als bei nicht neurodiversen Menschen, helfen Wiederholungen ihnen nicht sondern verwirren sie eher (das betrifft übrigens auch Redundanzen, die für Andere keine sind: meine Kindern sehen zb keinen Unterschied zwischen 3+5 und 3000 + 5000 oder zwischen 3:5 und dem Bruch 3/5.


    -- klare, wirklich klare und eindeutige Arbeitsanweisungen ohne mögliche Deutungsunterschiede ("Hole das Matheheft." bedeutet noch lange nicht, dass dieses Heft das ist, was als nächstes genutzt wird. "Schreibe die Aufgabe ins Deutschheftc bedeutet tendenziell eher die Aufgabe abzuschreiben als die Lösung aufzuschreiben.)


    - absolute Regeltreue aller Beteiligten. Wenn eine Regel aufgestellt wird, sollte sie auch befolgt werden. Wenn eine Konsequenz angekündigt wird, sollte sie auch erfolgen

  • Danke. Gerade gesehen, dass das von mir bevorzugte Corbel wohl ganz gut ist. Ich werde noch mal mit Helvetica und Verdana experimentieren.


    Vorhersehbarer Unterricht ist ein super Stichwort, ich versuche es mit Fahrplänen für die Unterrichtseinheit (Oberstufe), aber einfach Stichwörter an die Tafel ist gut. (Ist das mit Visualisierung gemeint?)

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

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    Willy Brandt, 1969

  • @ Salamander, das mit 3+5 und 3000+5000 haben wir auch, ich dachte das sei bei allen Kindern so #angst


    In dem Zusammenhang aber andersherum:


    Bei T. macht es erstmal immer große Probleme wenn die Aufgabe die Form ändert.

    Die Zahlzerlegung die in ihrem Heft als "Häuschen" mit der zu zerlegenden Zahl im Dach dargestellt war, war für sie erstmal nicht das gleiche wie eine einfache Additionsaufgabe. Wir mussten beide Aufgaben nebeneinander legen und es demonstrieren damit sie das Prinzip übertragen konnte.

  • Hier wird es für mich deutlich schwieriger:

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

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    Willy Brandt, 1969

  • Wegen dem ersten Punkt propagiere ich Individualisierung. Natürlich gibt es Lernende,.die vin Wiederholungen profitieren. Vermutlich ist das bei der Mehrheit so. Gleichzeitig gibt es aber eben welche, die nicht nur nicht davon profitieren, sondern denen es sogar schadet. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein. Ggf. ist es schon eine Erleichterung, wenn manche Kinder bei den Hausaufgaben jeweils nur eine Aufgabe des selben Typs machen müssen.


    Was den zweiten Punkt angeht: Ausnahmen sind ok und das Leben führt naturgemäß dazu, dass Ausnahmen nötig bzw sinnvoll sind. Wichtig ist, ein Bewusstsein dafür zu haben dass Ausnahmen erklärungsbedürftig sind. Und dass nicht alle Menschen intuitiv erkennen, dass gerade eine Ausnahme angesagt ist. Also auch das "damit klar kommen" dass jemand auf eine Ausnahme unerwartet bzw herausfordernt reagiert.

  • Ist das mit Visualisierung gemeint?

    Ja, auf Gymnasialniveau. An Grundschulen muss man davon ausgehen, dass nicht alle Kinder immer sicher lesen können. An Zappelchens Grundschule war ein Klettband an die Tafelseite geklebt, auf welches Symbolkarten geklettet wurden. Das war der Plan für den ganzen Schultag.

  • Ah! Okay, das ist gut umsetzbar.

    Ich dachte an die Situation im Klassenzimmer, wenn ich etwas erkläre und Schüler dazu Fragen haben. Dann versuche ich klar zu signalisieren, wenn es "weitergeht", damit die, die sich dann ausgeklinkt haben, wieder "zuschalten" können.

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

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    Willy Brandt, 1969

  • Brina Berlind welches sind spezielle LRS-Schriften?

    Grundschrift


    Die habe ich runtergeladen, lt. LRS-Fobi ist sie geeignet.


    Nutze ich prinzipiell, auch immer mit größerem Zeilenabstand, z.T. auch in größerer Schrift (aber nicht für alle).


    An der elektronischen Tafel nutze ich immer weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund - macht es bei quasi jedem Sehfehler einfacher für Betroffene.

  • Meinen beiden älteren Kindern hätte es zb während ihrer Grundschulzeit sehr geholfen , wenn einmal eine Lehrerin zu ihnen etwas in dieser Art geagt hätte: Ich sehe, dass Du xy gut kannst. Du musst es also nicht noch mal zeigen. Die folgenden Aufgaben sind daher für dich optional.

  • Grundschrift

    Welche Klassen unterrichtest du? Ich muss zugeben, dass ich zögere, die für die Oberstufe zu nehmen.

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

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    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Meinen beiden älteren Kindern hätte es zb während ihrer Grundschulzeit sehr geholfen , wenn einmal eine Lehrerin zu ihnen etwas in dieser Art geagt hätte: Ich sehe, dass Du xy gut kannst. Du musst es also nicht noch mal zeigen. Die folgenden Aufgaben sind daher für dich optional.

    Und was haben die Kinder gemacht, wenn sie sich gegen die Aufgaben entschieden haben?



    Ich habe durchaus schon zu Kindern gesagt (allerdings weiterführende Schule, weitgehend Klasse 5-7), dass ich sehe, dass sie xy gut können, dass sie auch echt schnell sind, dass sie auch schon die Knobelaufgben gelöst haben und dass ich sie deshalb bitte, einfach weiterzumachen oder zur Not was zu malen, weil mir einfach die Ideen ausgehen, wie ich sie beschäftigen kann, während Justin, Esma, Sandra und Melody noch damit beschäftigt sind, Aufgabe 1 auf runtergestuftem Niveau zu erfassen...

  • Grundschrift

    Welche Klassen unterrichtest du? Ich muss zugeben, dass ich zögere, die für die Oberstufe zu nehmen.

    5-13 (eigentlich keine Fakultas für die Sek II, aber die Not an Musiklehrkräften im GemS-Bereich ist groß, daher muss ich ran)


    In 11 habe ich einen LRS-Schüler, wie ich ihn noch nie hatte.

    Aber selbst er ist in der Lage, Calibri zu entziffern und das in vertretbarer Zeit.


    Die Grundschrift nutze ich bis 9.

  • Es gibt Menschen, die sich besser konzentrieren können, wenn sie in Bewegung sind. Kritzeln, an etwas herum spielen, mit den Beinen schwingen usw. muss kein Ausdruck von Unaufmerksamkeit sein. Solche Verhaltensweisen zu akzeptieren oder sogar zu fördern, kann sehr unterstützend sein.

  • Meinen beiden älteren Kindern hätte es zb während ihrer Grundschulzeit sehr geholfen , wenn einmal eine Lehrerin zu ihnen etwas in dieser Art geagt hätte: Ich sehe, dass Du xy gut kannst. Du musst es also nicht noch mal zeigen. Die folgenden Aufgaben sind daher für dich optional.

    Und was haben die Kinder gemacht, wenn sie sich gegen die Aufgaben entschieden haben?



    Ich habe durchaus schon zu Kindern gesagt (allerdings weiterführende Schule, weitgehend Klasse 5-7), dass ich sehe, dass sie xy gut können, dass sie auch echt schnell sind, dass sie auch schon die Knobelaufgben gelöst haben und dass ich sie deshalb bitte, einfach weiterzumachen oder zur Not was zu malen, weil mir einfach die Ideen ausgehen, wie ich sie beschäftigen kann, während Justin, Esma, Sandra und Melody noch damit beschäftigt sind, Aufgabe 1 auf runtergestuftem Niveau zu erfassen...

    Keine Ahnung. Bisher hieß es immer "alle müssen halt dasselbe machen".