Hallo zusammen,
ich brauche einfach mal Eure Meinungen und Argumente:
Ich habe nach 10 Jahren innerhalb des Unternehmens die Abteilung gewechselt. Eigentlich sind die Kollegen ganz nett, außer einer, aber so jemanden hat man ja immer irgendwo.
Nun ist es so, dass ich einige Kollegen etwas entlasten soll, also in ihren Arbeitsbereichen rumfuhrwerke. Für manche ist es OK, sie freuen sich über die Hilfe. Für andere ist es nicht so erfreulich, da sie es (so meine Mutmaßung) als Eingriff einer Neuen in ihren Arbeitsbereich sehen. Eine Kollegin hat hierzu gleich nach 2 Wochen ein "wer-macht-jetzt-was-Meeting" beim Chef einberufen, was ich gut und notwendig fand. Dort wurde beschlossen, dass sie den Hut für eine Sache aufhat. Ich sagte ihr, ich würde mich aus der Thematik zurück ziehen und sie würde sich melden, falls sie meine Unterstützung benötigen würde.
Nun passierte es aber, dass der Chef mir Mails schickte, die das Projekt betreffen. Er schickte sie nicht ihr. Sie war auch nicht in Kopie. Er bat mich um aktuelle Zahlen, die die andere Kollegin auch hatte, aber er fragte die Zahlen bei mir an. Ich schickte ihm die gewüschten Zahlen, ich erklärte sie ihm. Darüber hinaus machte auch Vorschläge, wie ich mir vorstellen könnte, dass man das Projekt so strukturieren könnte, dass es erfolgreich verläuft. Naja, jedenfalls kriegte sie das wohl mit und ist verständlicherweise angepiekt, weil ich trotz der Aussage des Chefs und trotz unserer Vereinbarung weiter in ihrem Projekt mitmache.
Ich meine nun ergründet zu haben, worin das ganze Dilemma liegt. Und ich habe auch mitbekommen, dass es wohl nicht das erste Mal ist, dass es in gewissen Punkten Kommunikationsprobeme in der Abteilung gibt. Allerdings gibt es da nun auch nicht täglich Konflikte, aber schon hin und wieder.
Es wurde vor kurzem eine Mitarbeiterumfrage im ganzen Unternehmen durchgeführt und da zeigte sich, dass Kommunikation ein sehr problematisches Thema gerade in unserer Abteilung ist.
Letzte Woche schrieb ich dem Chef eine Mail, in der ich ausdrückte, dass ich etwas unglücklich mit der Arbeitsaufteilung sei, weil meine Aufgaben irgendwie nicht "meins" seien, sondern immer sich auch auf Kollegen auswirken, die (egal ob zu recht oder zu unrecht), das nicht so prickelnd finden. Eine Aufgabe besteht beispielsweise auch darin, die Kollegen um Klärung zu bestimmten Artikeln zu bitten, von denen ich selbst keine Ahnung habe (also von Produkt genauso wenig, wie von der EDV, bei der das Problem besteht). Sie sollen mir also Infos geben, damit ich das mit dem Lager klären kann. Das kommt irgendwie nicht so gut, wenn man als Neue von nix eine Ahnung hat, aber Kollegen drängelt, sie mögen doch mal etwas zeitnah klären.
Er nahm sich sofort Zeit, um das mit mir zu besprechen und sagte mir, dass ich meinen eignen Bereich schon noch bekommen werde, aber manche meiner derzeitigen Aufgaben so bleiben werden.
Er ist erst seit 2 Jahren Gruppenleiter (vorher war er Teammitglied wie die anderen auch) und ich glaube, unter seiner Führung wurde noch kein neuer Mitarbeiter in das Team aufgenommen (von Aushilfen mal abgesehen). Ich glaube, er ist da noch etwas unerfarren.
Er steuert nicht viel, weil der Laden eh schon von selbst läuft.
Er wirkt auf mich sehr sympathisch, ruhig, durchdacht und sehr freiheitsgebend. Es gibt viele Freiheiten, soange der Laden läuft. Vieles klären die Kollegen untereinander, ohne dass er etwas davon mitbekommt.
So, das zur allgemeinen Situation.
Ich habe nun eine weitere, seeehr lange Mail an ihn im Entwurf gespeichert, in der ich mich auf die Systemgesetze beziehe und darstelle, warum mich die derzeitige Situation als Neue so belastet. Ich spreche darin viel von meinen Gefühlen, aber ich analysiere darin auch beispielhaft eine Situation, in der eine Miskommunikation bzw. ein Handeln gegen eine vorher getroffene Absprache zu Konflikten führt. Aber ich habe das Gefühl, dass er um diese ganze Beziehungsthematik (Systemgesetze) nicht weiß. Sonst würde er sicherlich anders handeln, klarer führen.
Die Mail ist sehr analytisch, sachlich, ohne Vorwürfe, aber auf eine Thematik bezogen, von der ich vermute, dass in der Abteilung (inkl. Chef) bisher da nicht so die Kenntnisse und das Bewusstsein für vorhanden sind.
Kann ich als Neue, die unter der derzeitigen Situation wirklich leidet, diese Mail abschicken?
Oder steht mir das als Neue nicht zu, weil sie einerseits den Führungsstil des Chefs etwas kritisiert und weil sie andererseits von jemandem geschrieben ist, der gerade mal 4 Woche in der Abteilung ist und noch gar nicht genug Einblick in die Dynamik der BAteilung haben kann?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich vorher in der anderen Abteilung auf einem ganz anderen Level gearbeitet habe, viel analytischer, umfassender, prozessbezogener, viel lösungsorientierter, auch stärker interdisziplinär. Ich habe mich da hauptsächlich mit internationalen Projekten beschäftigt. Da musste es einfach klare Entscheidungen geben, sonst wäre da nichts gelaufen.
Ich habe also ziemlich große Umstellungsschwierigkeiten gerade und weiß daher nicht, ob ich mir zu viel anmaße, wenn ich so eine Mail als Abteilungsneuling abschicke.
Was fällt Euch dazu ein?
Danke schonmal & lG,
Anne