Um zu erreichen, was du da anführst, braucht es aber mMn kein "offenes Wort". Es reicht einfach, in der konkreten Situation nachzuhaken und den eigenen Standpunkt durchscheinen zu lassen. Ich finde es schon hochgegriffen von Fehlern zu sprechen, denn - wie schon gesagt - wir kennen seine Motivation nicht und auch die sonstigen Zusammenhänge sind unklar.
Um nicht selbst - in der eigenen Funktion - unterzugehen, würde ich am ehesten um ein Mitarbeitergespräch bitten, in dem ich dann als Mitarbeiterin wirklich nur über meine eigenen Belange spreche und mich weiter absichere: Wie groß ist mein Entscheidungsfreiraum, wie sollten Abstimmungen laufen, wo finde ich mich in der Abteilungshierarchie wieder etc. Dann aber ohne Systemkritik und Analyse. Die würde ich wirklich nur bei sehr passender Gelegenheit im persönlichen Gespräch oder anhand von Lösungen zu aktuellen Problemen verpacken.
Du hast insofern Recht, alsdass hier sicher auch auf kleiner Flamme ein Problem gelöst werden könnte, dass es ausreichen würde, in einer konkreten Situation auf sich selber bezogen nachzuhaken. Allerdings ist dies aus meiner Sicht der falsche Weg, wenn bereits absehbar ist, dass eben kein "Lerneffekt" eintritt und keine Selbstreflektion seitens des Chefs stattfindet. Wenn dem Chef sein "Fehlverhalten" (und das genannte Beispiel mit dem Cut ist definitiv eines) nicht bewusst wird, dann werden sich Fehler wiederholen. Und den Eindruck das dies hier passiert hatte ich anhand der Schilderungen. Und genau deshalb ist es aus meiner Sicht notwendig, eben auch Kritik direkt und offen an den Chef zu richten, damit ihm das Fehlverhalten bewusst wird und damit man nicht immer wieder kraftraubend die vom Chef verursachten Probleme ausbaden muss.