Windelfrei in Ghana

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  • Vor einigen Tagen hat mir ein Freund aus Ghana erzählt, dass seine Mutter mit allen Kindern Windelfrei gemacht hat. Und da reden wir über 11 Kinder. #respekt Er war ziemlich ungläubig, als ich ihm erzählt habe, dass das in Deutschland durchaus wieder aufkommt. Weil für ihn halt WWW ein großer Fortschritt der Zivilisation sind... Seine Mutter hätte halt nur die Möglichkeit zum Stoffwickeln gehabt und wenn man das Zeug per Hand waschen muss, in einer Gegend, wo man für Wasser immer zum Brunnen muss und wo ein Kind bei 20 Grad Mindesttemperatur eh nackt rumlaufen kann, ist Windelfrei vermutlich wirklich weniger anstrengend. Mein Freund war auf jeden Fall sehr fasziniert davon, wie seine Mutter immer genau wusste, wann die Kinder aufs Töpfchen mussten.


    Auf jeden Fall fand ich die Unterhaltung total spannend und wollte das einfach mit euch teilen!

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)

  • Weil für ihn halt WWW ein großer Fortschritt der Zivilisation sind.


    Ja, das ist sehr, sehr schade, v.a. weil die Windeln dann halt irgendwo in der Landschaft entsorgt werden (müssen). So zumindest ist es in der Heimat meines Mannes (Kamerun).


    Auch bei der Säuglingsernährung sieht man die Pulvermilch aus Europa als Fortschritt und wer etwas auf sich hält, der stillt doch nicht etwa. Als wir dort waren, habe ich unsere 15 Monate alte Tochter noch gestillt und viele Leute haben gestaunt, wieso ausgerechnet eine Europäerin ihr Kleinkind noch stillt, wo man in Europa doch so fortschrittlich ist.
    Das mit den Windeln kann ich übrigens bestätigen. Es ist natürlich viel praktischer, wenn möglichst wenig Windeln anfallen, selbst wenn man im tropischen Gebiet unterwegs ist, wo Wasser nicht so das Problem ist. Die damals 2jährige Enkelin meiner Schwiegermutter hatte immer ein Töpfchen dort stehen, das sie auch (fast) zuverlässig benutzte. Eigentlich wäre es unter diesen Umständen irgendwie blöd, den Kindern dauernd Windeln umzubinden.

  • Ich kann allerdings aus eigener Erfahrung berichten, dass Windelfrei mit Moskitonetz mehr als unrpaktisch sein kann. Ich habe es im Niger wieder aufgegeben, weil ich mich nicht mehrmals nachts mit Baby aus dem Moskitonetz entblättern wollte. Die WIndeln wurden abends mit all den anderen Abfällen vor den Häusern verbrannt - ist auch nicht besser!!!
    Und das mit der künstl. Babynahrung fand ich auch erschreckend. An jeder Ecke wurde sie verkauft, ich hatte den EIndruck, wer immer ein kleinstes bisschen Geld erübrigen kann kauft künstl. Babynahrung.

  • Mein erster Freund kam aus Brasilien - sehr arme Gegend, er hatte auch acht Geschwister, alle langzeitgestillt, teilweise nicht als Tandem, sondern als Quartett. Er selbst war noch nicht abgestillt als er schon seine erste Zigarette geraucht hat 8I  
    Er war damals äußerst fasziniert, dass man in Deutschland wieder stillte, sogar lange (meine Mutter stillte meine Geschwister etwas über ein Jahr). In seiner Heimat galt es als modern, westlich und reich, die Flasche zu geben. Dass im modernen, reichen Westen die Kinder gestillt wurden, war für ihn erst komisch und dann - als langzeitgestilltes Kind - total super. Hatte seine Mutter es eben doch besser gewusst.
    Das freut mich total, weil er inzwischen als Arzt wieder in Brasilien lebt und hoffentlich viel Aufklärungsarbeit betreibt.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!

  • Ich möchte auch etwas Kritisches einwerfen:


    Windelfrei wird in der Region häufig wirklich nur aus Armutsgründen angewandt und ist im städtischen Kontext problematisch: Die ärmere Bevölkerung lebt auf sehr engem Raum zusammen; das Leben spielt sich auf Grund des Klimas hauptsächlich draußen ab; die Kinder werden nebenbei von der Mutter oder anderen Verwandten beaufsichtigt, während die ihren Tätigkeiten (Arbeit oder Haushalt) nachgehen, sprich, sie können nicht ständig ein Auge auf die Kinder haben. Wenn die Kinder nun irgendwo hinschietern/pinkeln, dann ist das hygienisch schwierig: 1. Wo schietert das Kind hin (ist die Umgebung hygienisch- meistens eher nicht, oder vlt wird die Ecke sonst fürs Kochen benutzt) 2. Was passiert mit den Fäkalien, wenn sie nicht sofort entdeckt werden? Das Kind fasst sie ggf. an, andere Kinder, andere Menschen, Tiere geraten in Kontakt- siehe Typhusgefahr usw, die Fäkalien geraten ins Grundwasser 3. Werden die Fäkalien gründlich beseitigt (häufig einfach Sand druff und weg damit) ?


    Auf dem Land, wo die Umgebung sauberer ist und die Menschen nicht so beengt leben, sieht das Ganze natürlich anders aus.