Studium Wirtschaftsingenieurwesen

Flora90 · 3. November 2014

So. Ich befinde mich auf gutem Wege mein Abitur nachzuholen und mache mir nun Gedanken, was ich denn mal studieren könnte, um schonmal Praktika in dem Bereich zu machen. Meine Hauptfächer sind Vwl und Deutsch. Meine besten Fächer Mathe und Physik. Die liegen mir am meisten. Bisher habe ich einen Schnitt von 1,4.
Gibt es hier jemandem mit dem Studiengang, der ein bisschen was erzählen mag? Auch über Berufschancen nach dem Studium? Ich bin leider auch sehr Ortsgebunden. An der Fh in meinem Ort wird auch ein deutscher und amerikanischer Doppebachelor in dem Bereich angeboten. Ansonsten interessiert mich alles zu dem Thema. Und ist das überhaupt machbar als alleinerziehende Mama?

Liebe Grüße Flora

Flora90 · 3. November 2014

Achso... ihr könnt mir gerne auch ne pn schreiben, sollte das hier jemand zu öffentlich sein

Panema · 3. November 2014

Ich hab zwar nur nen Master in WI an mein Studium angehängt, aber fand das Studium super und es war danach überhaupt kein Problem, einen Job zu finden. Wenn Du konkrete Fragen hast, beantworte ich Dir die gerne, ich muss allerdings dazu sagen, dass bei mir Voraussetzung war, dass man Ingenieur ist und wir deshalb den technischen Teil weglassen konnten und nur den wirtschaftlichen Teil gemacht haben.

Flora90 · 3. November 2014

Danke ich überlege mir mal konkrete Fragen. Eine fällt mir direkt ein. Wie ist die Branche so für Frauen/Mütter? Stell mir das (noch) sehr Männerdominiert vor... und ist es möglich Teilzeit zu arbeiten oder ist das sehr Arbeitgeber abhängig?

Panema · 3. November 2014

Sagen wir es mal so: WI ist ein guter Schlüssel, um in die großen Konzerne reinzukommen. Dort haben sie zum einen eine verpflichtende Frauenquote und stellen Frauen bevorzugt ein (auch weil es weniger gibt), zum anderen haben sie meist hervorragende Arbeitsbedingungen für Teilzeitkräfte. Einzig die berufliche Weiterentwicklung in Richtung Führungsposition ist mit Teilzeit meist noch nicht so ganz rund. Da Du ortsgebunden bist, würde ich mir im Vorfeld mal Gedanken machen, welche größeren Unternehmen bei Euch sind und da schonmal konkret in die Stellenanzeigen schauen. Evtl geht ja auch ein duales Studium/BA? Ist bei WI eigentlich recht häufig.
Edit: wie es bei kleineren Unternehmen aussieht hängt denke ich mal sehr von der Unternehmenskultur ab. Das wird Dir wohl niemand pauschal beantworten können.

izi · 4. November 2014

ich hab mich vor 20 Jahren für das Studium entschieden, da mich BWL und Maschinenbau interessiert hatte. Und damit hatte ich beides abgedeckt. Damals gab es in Bayern an 3 Fhs und an zwei Unis in Hamburg und Berlin.
Das hat sich ja schon wie ich fertig war ganz schön geändert und inzwischen hat es fast jede Uni.
Ich würd es trotzdem wieder machen, denn danach ist man ziemlich flexibel, da man die Möglichkeit hat in beiden Bereichen zu arbeiten. Bei mir ist es seitdem die Logisitk und ich stelle immer wieder fest, dass es gut ist, Verständnis für beide Seiten zu haben.

Und heute kann man sich auch für viel mehr Schwerpunkte entscheiden, bei mir war damals nur Maschinenbau möglich.

Ich glaub studieren als alleinerziehende Mama ist generell schwieriger als für einen "normalen" Studenten. Ich weiss auch nicht, wie es inzwischen mit den Praxissemestern ausschaut, z.B. ob man die Vollzeit ableisten muss.

Wichtig ist auch, dass dir das Technische schon liegt. Im Vordiplom war bei uns damals Technische Mechanik dass Rausschmeisser Fach und im Hauptstudium Kraft und ARbeitsmaschinen. Da würd ich mich mal erkundigen, bei welchen Fächern an deiner FH gesiebt wird.

MaidenMotherCrone · 4. November 2014

Oh, ein Thread der mich meine Ohren spitzen lässt. Ich hoffe, ich darf mich mal ranhängen, Flora, obwohl ich nichts Hilfreiches beizutragen habe?

Im Moment mach ich ein Studium in einem sozialen Bereich und merke aber immer mehr, dass mir das garnicht liegt als Beruf. Meine Überlegung ist, nach diesem Studium ein kurzes Weilchen zu arbeiten und dann in Teilzeit ein Studium der Art anzuschließen (z.B. Maschinenbau oder etwas anderes, ähnlich technisches). Allerdings hab ich in der Schule in Mathe und Physik ganz schön gepennt und müsste einiges nachholen. Wo ein Wille ist... Nur frag ich mich, ob das für mich das Richtige ist. Deshalb würde mich auch interessieren, wo gesiebt wird, was man vielleicht vorher schon erschnüffeln kann, wo es sich lohnt mal reinzugucken - evtl. auch praktikumsmäßig und wie Job- und Verdienstmöglichkeiten sind.

Also ich häng mich mal ran

Kontextfrei · 4. November 2014

Familienvereinbarkeit und Studium: da kann ich dir nur raten, direkt alle Unterstützung an der Uni/FH die es gibt, abzugrasen. Meist gibt es spezielle Beratungen zu "Studieren + Kind". Extra Betreuungsplätze für Kinder von Studenten gibt es teilweise auch, sind aber heiß begehrt.

Finanziell: Laß dich auf alle Fälle beraten hinsichtlich Teilzeitstudium, Fördermöglichkeiten (Bafögverlängerung bei Betreuung von Kind unter x-Jahre), etc. Da hat sich sicherlich einiges geändert seit meiner Zeit, aber es gibt Möglichkeiten. Für dein Kind kannst du u.U. Wohngeld und/oder Hartz4 beantragen.

Fachlich: ich bin zwar nicht Wi-Ing, aber bei so ziemlich allen Ing-studiengängen waren Physik, E-technik und Mathe die Hauptfaktoren für das frühzeitige Beenden des Studiums noch im Vordiplom - da wurde sehr stark gesiebt.
War aber schaffbar
Ansonsten muss es einem grundsätzlich schon liegen.

Zitat von Panema

Sagen wir es mal so: WI ist ein guter Schlüssel, um in die großen Konzerne reinzukommen. Dort haben sie zum einen eine verpflichtende Frauenquote und stellen Frauen bevorzugt ein (auch weil es weniger gibt), zum anderen haben sie meist hervorragende Arbeitsbedingungen für Teilzeitkräfte.

Von "Frauenquoten" und bevorzugter Einstellung habe ich noch nichts mitbekommen - würde ich mich auch nie drauf verlassen.

Wenn du einmal in einem größeren Konzern drinn bist, sind die Möglichkeiten für Teilzeit aber tatsächlich besser.
Aber: es ist NICHT so, dass Ingenieure Mangelware sind (Mangelware sind nur Ingenieuer, die fertig ausgebildet, ungebunden und perfekt sind und noch Geld mitbringen für die Firma). Und die Einstellung, besonders in einem großen Konzern erfolgt bei Berufsanfängern und auch sonst fast nur noch über Leiharbeitsfirmen! Übernahme dann evt. nach 1-2 Jahren!

Wenn dir der Studiengang zusagt, dann mache ihn. Die BWL/VWL-Seite würde mir zwar nicht gefallen, aber die Ingenieursseite gefällt mir um so mehr.

Panema · 4. November 2014

Zitat

Von "Frauenquoten" und bevorzugter Einstellung habe ich noch nichts mitbekommen - würde ich mich auch nie drauf verlassen.

Wenn du einmal in einem größeren Konzern drinn bist, sind die Möglichkeiten für Teilzeit aber tatsächlich besser.
Aber: es ist NICHT so, dass Ingenieure Mangelware sind (Mangelware sind nur Ingenieuer, die fertig ausgebildet, ungebunden und perfekt sind und noch Geld mitbringen für die Firma). Und die Einstellung, besonders in einem großen Konzern erfolgt bei Berufsanfängern und auch sonst fast nur noch über Leiharbeitsfirmen! Übernahme dann evt. nach 1-2 Jahren!

Sorry, das stimmt so nicht. Bei uns (und ich bin bei einem der größten Unternehmen Deutschlands) muss der Betriebsrat bei Neueinstellungen zustimmen und der Vorstand und beide stimmen sehr viel wahrscheinlicher zu, wenn es um eine Frau geht. Habe ich selbst schon mehrmals mitbekommen und ich habe auch davon profitiert, da ich mit exotischer Studienkombination, schlechteren Noten und ohne Berufserfahrung dennoch - im Gegensatz zu meinen männlichen Mitbewerbern - eingestellt wurde.
Auch die Fördermöglichkeiten sind als Frau definitiv besser, allerdings nur, solange Du Vollzeit und kinderlos bist.

Und bei uns gibt es im Bereich Ingenieure aufgrund der negativen Berichterstattung in der Presse in der letzten Zeit und den vielen gesetzlichen Regelungen so gut wie überhaupt keine Fremdarbeitskräfte mehr. Am Band, ja, aber das sind keine Ingenieure!

In meinem Freundeskreis ist es auch so, dass die Frauen eher in die großen Unternehmen reingekommen sind als die Männer. Allerdings - und jetzt kommt die Einschränkung - immer nur, bevor sie 30 waren und bevor sie Kinder hatten. In Teilzeit eine solche Stelle von außerhalb zu bekommen ist leider wirklich fast unmöglich.

happy spider · 4. November 2014

Zitat von Kontextfrei

Und die Einstellung, besonders in einem großen Konzern erfolgt bei Berufsanfängern und auch sonst fast nur noch über Leiharbeitsfirmen! Übernahme dann evt. nach 1-2 Jahren!

möchte mal hinzufügen, dass das nichts schlechtes sein muss. ich habe den berufseinstieg als über leiharbeit geschafft. ich habe zwar deutlich weniger verdient als die festangestellten, aber das gehalt war trotzdem anständig und meiner Qualifikation entsprechend. Und im gegensatz zu den festangestellten durfte / musste ich keine Überstunden machen. nach 9 monaten hab ich dann woanders direkt eine anstellung gefunden. will nicht sagen, dass das immer so ist, im gegenteil. meistens dient das system der ausbeutung. aber gerade wenn man hochqualifiziert ist, kinder hat und keine berufserfahrung, UND die Leiharbeitsfirma seriös ist, kann es auch funktionieren.

Kontextfrei · 4. November 2014

Zitat von Panema

Sorry, das stimmt so nicht. Bei uns (und ich bin bei einem der größten Unternehmen Deutschlands) muss der Betriebsrat bei Neueinstellungen zustimmen und der Vorstand und beide stimmen sehr viel wahrscheinlicher zu, wenn es um eine Frau geht.

Ich habe von MIR geschrieben und somit von meiner Erfahrung und "meinem" Konzern
PN mich bitte mal an, welche/r Konzern bereits eine feste Frauenquote hat - würde mich sehr interessieren.

Ich kenne das Vorgehen (keine Frauenquote, zu Beginn fast ausschließlich Leiharbeit mit 1-2 Jahre "Wartezeit") so von zwei großen Automobilkonzernen.

Der Betriebsrat muss auch bei "uns" gefragt werden. Hier ist es aber so, dass aus Betriebsratssicht zu wenig Leute fest übernommen werden. D.h. da gibt es gar nicht die Frage: Frau oder Mann, sondern überhaupt Stellen durchbekommen. Alles andere wird immer mit Leiharbeitern aufgefüllt.

rheinländerin · 4. November 2014

Hast Du mehrere Hochschulen in Deiner Nähe, die Wirtschaftsingenieurwesen als Studiengang anbieten? Ich würde schauen nach Möglichkeiten zum Teilzeitstudium, nach den konkreten Lehrplänen (Anzahl der Semesterwochenstunden), der üblichen zeitlichen Verteilung der Lehrveranstaltungen über den Tag (ggf. Vorlesungszeit von 7.30-20 Uhr) und der Kompatibilität mit Kinderbetreuungsmöglichkeiten und natürlich nach Betreuungsangeboten speziell für Kinder von Studierenden. Mit Deinen Fragen kannst Du Dich auch an die Gleichstellungsbeauftragte, die Studiengangleitung und die Zentrale Studierendenberatung wenden.

Ich arbeite an einer Hochschule mit überwiegend technischen Studiengängen. Bei uns wird innerhalb ersten beiden Semester rigoros gesiebt, und zwar bei Mathe, Mathe, Mathe. Wirtschaftsingenieurwesen ist bei uns ein Studiengang, der überwiegend von sehr jungen Studierenden ohne vorherige Ausbildung und Berufserfahrung gewählt wird. Die Studierenden dieser Altersgruppe haben überwiegend keine Kinder, deshalb bestand bislang kein Bedarf, die Bedürfnisse von Eltern bei der Planung und Umsetzung des Studiengangs besonders zu berücksichtigen. In einigen anderen technischen Studiengängen ist die Altersmischung der Studierenden vielfältiger, es gibt mehr Personen, die Studium und Familie vereinbaren müssen, und es wird größere Flexibilität eingeräumt.

Flora90 · 4. November 2014

Danke für eure Antworten Das vermittelt mir schon mal einen ersten Eindruck. Ich werd jetzt die Tage mal meine vwl Lehrerin nach potenziellen Arbeitgebern befragen und mal vesuchen Kontakt zu Studierenden an der Uni zu bekommen. Hab auch noch weiter im Internet recherchiert und bisher trifft das genau meine Interessen. Hab endlich das Gefühl den richtigen Studiengang gefunden zu haben. Hui

regenbogenstraße · 5. November 2014

Zum Frauenthema: bei uns wird eigentlich meistens geschaut direkt feste Stellen zu vergeben. Dabei muss meines Wissens nach auf der letzten Vorschlagsliste (3 Personen) ne Frau stehen, oder begründet werden, warum das nicht geht. Aber bei der letztlichen Stellenvergabe gibt es keine Quote. Dennoch glaube ich, dass man als Frau zurzeit (und in den nächsten Jahren) bei uns sehr gern eingestellt wird.
Ich habe übrigens mit Kind und über 30 dort angefangen, allerdings in Vollzeit mit engagiertem Mann. Inzwischen gibt es aber einige Initiativen um den Teilzeiteinstieg zu erleichtern. Bis du mit dem Studium fertig bist, könnte das schon besser aussehen.

Außerdem finde ich eher vorteilhaft, dass du schon Kinder hast. Die Wahrscheinlichkeit, dass du noch 5 Kinder bekommst, ist vermutlich geringer als bei kinderlosen Frauen in festen Partnerschaften mit einem Mann...
Und du wirst sagen können, dass du sogar das WI-Studium mit Kindern geschafft hast, Arbeit und Kinder sollten also auch organisierbar sein.