Artikel in der Emma zum Thema Kaiserschnitt oder natürliche Geburt

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  • Happy Spider, ich habe ja bereits geschrieben, dass ich nicht denke, dass es keine Traumatisierung durch Geburten gibt. Und dass ich auch nicht für eine Abschaffung der Wahlfreiheit bin. Mir ging es eher um den generellen Umgang mit dem Thema. Klar, da sind Menschen unterschiedlich, aber für mich ist nach 10 Jahren klar, letztendlich war es für die Beziehung zu meinen Kindern und ihr Aufwachsen unwichtig, ob ich die Geburten nun mit PDA oder ohne "geschafft" habe. Und ich kann mir vorstellen, dass manche (nicht alle!) Traumata durchaus durch einen gewissen gesellschaftlichen Erwartungsdruck zumindest verstärkt werden.


    Ich fände es schön, wenn Frauen mit dem Gefühl in eine Geburt gehen können, dass sie letztlich nicht ein wertvolleres oder weniger wertvolles Geburtserlebnis haben, egal ob es nun komplett ohne Intervention oder eben mit KS geschieht. Darum geht es mir. Aber vielleicht kann ich das gerade auch nicht ganz so optimal rüberbringen.

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Um mal wieder auf den Artikel aus der Emma zurückzu kommen....


    Am meisten stören mich diese Passage:


    "Da hilft es auch nicht, immer wieder klar zu stellen, dass nach Abwägung aller bekannten mütterlichen und kindlichen ­Risiken der Kaiserschnitt als sicherer gelten darf als die natürliche Geburt. So lautet ­jedenfalls das Fazit einer Konferenz an der Harvard Universität in Boston zum Thema „Wunschkaiserschnitt“ aus dem Jahr 2013. "


    Ich finde das so haarsträubend und hanebüchen. Das ist genauso aus dem Zusammenhang gerissen, einseitig und propagierend, wie es die Autorin den "Verfechtern" der vaginalen Geburt vorwirft.


    Dann zitiert sie irgendeine Hebamme, die behauptet, sie hätte immer mehr junge und alte Frauen, die schwer inkontinent seien aufgrund vaginaler Geburten. Das sei ihr aber erst im Rahmen einer frauenärztlichen Tätigkeit (Krebsabstriche machen) deutlich geworden.


    #confused


    Und so geht das in dem Artikel in einem Fort weiter. Das stimmt alles hinten und vorne nicht.


    Und schwups, sind wir mitten in einer Grundsatzdiskussion und jede(r) fühlt sich irgendwie beleidigt und unverstanden.


    Bravo. So sieht journalistisches Können und Solidarität untereinander aus. X(

    • Offizieller Beitrag

    Happy Spider, ich habe ja bereits geschrieben, dass ich nicht denke, dass es keine Traumatisierung durch Geburten gibt. Und dass ich auch nicht für eine Abschaffung der Wahlfreiheit bin. Mir ging es eher um den generellen Umgang mit dem Thema. Klar, da sind Menschen unterschiedlich, aber für mich ist nach 10 Jahren klar, letztendlich war es für die Beziehung zu meinen Kindern und ihr Aufwachsen unwichtig, ob ich die Geburten nun mit PDA oder ohne "geschafft" habe. Und ich kann mir vorstellen, dass manche (nicht alle!) Traumata durchaus durch einen gewissen gesellschaftlichen Erwartungsdruck zumindest verstärkt werden.


    Ich bin da nach 8 Jahren zu einem anderen Ergebnis gekommen. Ich sehe, wie sehr meine Traumatisierung die Beziehung zu diesem Kind geprägt hat in den ersten Jahren und immer noch nachwirkt in manchen Bereichen. Diese Belastung habe ich beim zweiten Kind nicht. Sicher ist es, wenn alles gut läuft nur ein kleiner Baustein. Bei meinem kleineren Kind kann ich das auch so schreiben, dass die Geburt nur ein kleiner Teil war und für sein Aufwachsen danach eigentlich unwichtig. Für mein erstes Kind gilt das definitiv nicht.

  • Ich unterschreiben bei Happy Spider und Kalliope. Ich fange JETZT an zu merken, welche Auswirkungen die traumatische Geburt beim 1. Kind immer noch hat.

  • Hebammen machen Krebsabstriche? Wäre jetzt so der Punkt, der mir seltsam vorkommt. #gruebel


    Ich kenne mich mit dem australischen Gesundheitssystem nicht aus. Vielleicht kann das dort auch von einer ausgebildeten Hebamme übernommen werden oder sie hat eine zweite Ausbildung gemacht o.ä.


    Hier der Absatz:


    "Die australische Hebamme Elaine Greene schämt sich inzwischen dafür, früher „natürliche“ Geburten propagiert zu haben, wie sie in ihrem Beitrag in einem Gesundheits-Blog einräumt. Bekehrt wurde sie durch ihre Arbeit in einer Frauenarztpraxis, wo sie Abstriche zur Krebsfrüherkennung macht und so täglich den kaputten Geburtskanal von ­Müttern vor Augen hat. Sie schreibt: „Ich sehe immer mehr Frauen, junge und alte, die so gravierende Beckenbodenschäden haben, dass sie wegen Harn- und Stuhlinkontinenz ständig Windeln tragen. Wir verherrlichen die natürliche Geburt, die schlimme und dauerhafte Defekte hinterlässt. Der soziale Druck, natürlich zu gebären, ist immens.“"


    Es geht mir nicht primär um den Krebsabstrich, sondern um die Behauptung einer einzelnen Person, es gäbe immer mehr Beckenbodenschädigungen durch vaginale Geburten.


    Ich kann mir das nicht vorstellen. Das heißt nicht, dass es nicht vorkommt und dass es alles immer gut abheilt. Aber dass da jetzt massenhaft mehr Frauen so stark geschädigt sein sollen...


    Hier schrieb es schon jemand: Es wurden auch bei Frauen, die mit Sicherheit nie ein Kinde ausgetragen und/oder geboren haben, mit steigendem Alter Inkontinenzen, Gebärmuttersenkungen und allgemeine Beckenbodenschwäche festgestellt.


    So, ich muss jetzt los.

  • Ich kann leider gerade nicht zu dieser ganzen schwierigen Debatte Stellung nehmen, habe aber heute morgen gerade diesen Artikel zum Thema gelesen. Er ist sicher auch nicht ohne Diskussionspotential, aber als "Gegendarstellung" finde ich ihn recht gelungen. Deswegen werfe ich ihn hier einfach mal ein:
    http://www.hebammenblog.de/warum-der-geburtsmodus-nichts-mit-feminismus-zu-tun-hat/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+Hebammenblog+%28hebammenblog.de%29


    Habe den gerade gelesen und kann 100% bei der Kollegin unterschreiben. Toll! #ja

  • aber für mich ist nach 10 Jahren klar, letztendlich war es für die Beziehung zu meinen Kindern und ihr Aufwachsen unwichtig, ob ich die Geburten nun mit PDA oder ohne "geschafft" habe. Und ich kann mir vorstellen, dass manche (nicht alle!) Traumata durchaus durch einen gewissen gesellschaftlichen Erwartungsdruck zumindest verstärkt werden.



    ich glaube eher, und das thema hatten wir vor kurzem hier im forum, dass viele traumata verdrängt werden und gar nicht erst ans licht kommen,w eil es imemr heißt, so sind geburten halt. natürlcih ist es wichtig, auf die eigene haltung zu schauen udn man kann beeinflussen, wie man mit den eigenen gefühlen umgeht udn das gesellschaftlcihe umfeld spielt dabei eine wichtige rolle. aber gewalterfahrungen und die extrem hohe interventionsrate indeutschland führen unabhängig davon zu vielen folgeproblemen, z.B. Erhöhung des Risikos von Fehlgeburten, Bindungsstörungen und die hohe Prävalenz von PPD ohne gleichzeitige Angebote, diese zu behandeln.


    Um aber z.B. das entstehen von PPD oder PTBS abzumindern, brauchen wir ein gesellschaftlcihes umfeld, dass es frauen erlaubt, über ihre gefühle zu reden, ohne dass das als bagatellen abgetan wird. es braucht ein umfeld, in dem mütter für ihre geburtserfahrungen und entscheidungen nicht abgewertet werden, in dem sie trauern und wütend sein dürfen, auch über PDA auch über Kaiserschnitt, auch über vaginale, komplikationslose Geburten, die gefühlsmäßig nicht zu bewältigen waren, über empathielose GeburtshelferInnen, über Druck und Zeitmangel und das Vorschreiben von Normgeburtsverläufen. es braucht ein umfeld, in dem schwangere bestärkt werden, sich zu informieren und eigene entscheidungen zu treffen. ich sehe das alles nciht gegeben. und der Emma-Artikel macht es kein bißchen besser.

  • Zitat aus Artikel:


    "Auf der anderen Seite spielt die derzeitige Entwicklung der Geburtshilfe, durch die prekäre Hebammensituation, Menschen wie Frau Dr. Lenzen-Schulte in die Hände. Denn vielleicht gibt es bald nicht mehr viele Wahlmöglichkeiten für Gebärende und der “Königsweg Kaiserschnitt” (so heißt das Buch der Dame) wird ein Einheitsweg, neben mehr und mehr vorprogrammierten Klinikgeburten – wenn die Krankenkassen ihre Forderungen durch bekommen. "


    Genau darin sehe ich auch ein Problem. Gleichzeitig das hohe Ideal der natürlichen interventionslosen Geburt mit der Realität, in der es kaum noch Hausgeburts- oder Geburtshaushebammen gibt und man als Frau schon in der Schwangerschaft von FA in die "richtige Richtung" geschoben wird (weils ja auch immer weniger Vorsorgehebammen gibt!) und auf einen KS "vorbereitet" wird (jedenfalls bei mir so in beiden Schwangerschaften geschehen!). Krankenhaus- Geburtsvorbereitungskurs-Hebammen wie ich sie hatte, die 90 % der Zeit von Geburtsverletzungen, Dammschnitten, Rissen und Verblutungen erzählen, sind da auch nicht gerade hilfreich. Die stellen sich dann in den Dienst des KH und nicht der Frauen (was mir aber erst nach der "Geburt" aufgefallen ist. Leider!).

  • Ich fände es schön, wenn Frauen mit dem Gefühl in eine Geburt gehen können, dass sie letztlich nicht ein wertvolleres oder weniger wertvolles Geburtserlebnis haben, egal ob es nun komplett ohne Intervention oder eben mit KS geschieht.



    ja, das fände ich auch gut.

  • ja, das stimmt, lemony. Auf der einen seite wird den frauen gesagt: habt ein heiliges, natürliches geburtserlebnis und seid nach diesem transzendentalen erlebnis glücklich wie die mutter gottes.


    und auf der anderen seite gelangen die meisten frauen dann in ein umfeld, das gar nicht vorsieht, dass eine natürliche, interventionslose geburt stattfindet oder dass Frauen angemessen emotional begleitet werden.


    das kann doch nur schiefgehen. ;(


    und anstatt dann dieses systematische unter druck setzen und im stich lassen anzuprangern, gehen sich frauen gegenseitig an den kragen.

    • Offizieller Beitrag

    Hui, ihr habt ja wieder flott weiterdiskutiert.
    Nochmal kurz dazu erklärt, warum ich was von "gratulieren zur Geburt und Anerkennung und Respekt bei schwierigen Geburten" -
    Also, natürlich gratuliert man *immer* zur Geburt und erkennt die Leistung der Frau an.
    Bei subjektiv schwierigen oder gar traumatischen Geburten ist es mir wichtig, dem Schwierigen/Traumatischen seinen Platz zu geben. Es nicht kleinzureden. Es nicht zu ignorieren und zu verschweigen. Es einfach wahrzunehmen und an-zu-erkennen, im Wortsinn. Das wollte ich damit unterstreichen.
    Warum ich die unterschiedlichen Wörter benutzt hab: es mutet mir einfach schräg an, jemandem zu einer für ihn traumatischen Geburt zu "gratulieren". Wobei es natürlich inhaltlich nix anderes ist - aber eben nicht nur. Wenn ich nur fröhlich gratuliere kehre ich ja das erfahrene Leid irgendwie unter den Tisch. Dieses "na, hauptsache ihr seid alle gesund" eben.
    Aber wie gesagt, natürlich möchte ich da genauso mit einem groooßen Blumenstrauß aufkreuzen und mich *auch* darüber freuen. Auch, aber eben nicht nur.


    Puh, und es ist echt schwer, da nicht in Fettnäpfchen zu treten. Hier sind viele mit so negativen Erlebnissen, allen voran Du, Lemony, da weiß ich oft gar nicht, wo ich Dir eventuell wehtun könnte ohne es zu wollen.
    Wahrscheinlich würde ich im realen Leben einfach nachfragen - und ggf. stärken, das vom Partner und der Familie einzufordern, was man sich wünscht. Also "ich hatte eine scheiß anstrengende Geburt und der Kleine wurde am Schluss mit KS geholt. Bringt mir bitte einen groooßen Sonnenblumenstrauß mit und vier Stück von meiner allerliebsten Torte. Die hab ich mir nach der Anstrengung nämlich verdient! So!" "Komm her, ich will mich mal an Deiner Schulter ausweinen Schatz, die letzten 48 Stunden waren einfach so heftig...ich muss mal von Dir hören, dass ich das alles total gut gemacht habe" (oder so ähnlich)

  • Mach dir keine Sorgen, das war kein Fettnäpfchen und ich hatte ja extra dazugeschrieben, dass ich mir denken kann, wie es gemeint war. Nämlich im Gegensatz zu meinen Erfahrungen im Reallife hab ich die Raben hier alle als sehr empathisch und mitfühlend erlebt und HIER wurde mir ja auch sogar gratuliert! Und zugehört bzw. gelesen! Leider leider gibts das im Reallife nicht und davor werde ich mich dieses Mal wappnen. Ich werde nichts einfordern, aber auch nichts geben / mit mir machen lassen.

  • Nachdem ich mir grad Mittagessen gekocht habe, ist mir noch so der ein oder andere Gedanke gekommen, den ich mal aufschreiben muss.
    Das ist jetzt wahrscheinlich nicht so die oberschlaue Erkenntnis.
    Das Thema ist wohl deshalb so schwierig, weil wir aus verschiedenen Erfahrungswelten schöpfen.
    Da ist auf der einen Seite so ein Glückskind wie ich, dass scheinbar mühelos seine Kinder kriegt egal aus welcher Lage heraus, minimale Verletzungen davon trägt und danach eine Volldröhnung Hormone für Glücksgefühle abbekommt. So eine Frau hat natürlich ihr Leben lang Oberwasser dadurch ^^ und sieht es als Meilenstein ihres Frauseins, ihr Kind aus eigener Kraft gekriegt zu haben.
    Mir ist das total bewusst! Dank an meine Mutter, die mir ein breites Becken und die Tendenz zu Minikindern vererbt hat. :D


    Was mir aber fehlt... ich habe NIE gefühlt, wie z.B. Lemony es beschreibt, wie eine Geburt ist, die gewaltvoll und traumatisch erlebt wird, die einen in seinem Dasein erschüttert, die einen so sehr prägt, dass man die Sicherheit einer geplanten OP dem vorzieht. Das kann ich mir erklären lassen und dem gegenüber offen sein, aber GEFÜHLT habe ich es nie.
    Wie SCHLIMM und GRAUENVOLL so etwas ist.


    Und daraus entstehen die Fronten (die ja hier im Thread zum Glück ziemlich gut miteinander auskommen).

  • Darauf habe ich gewartet.

    Ganz ehrlich, das piekst mich jetzt echt an. In meinen Augen ist so eine Äußerung unhöflich und abwertend. Schade. Der Rest deines Beitrages ist vielleicht ganz interessant, aber ich ärgere mich gerade zu sehr, um den jetzt noch richtig zu lesen.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Wieso piekst dich das an?
    Ich habe damit gerechnet, dass man bei so einem schwierigen Thema nochmal nacherklären muss.

  • In dem Hebammenartikel ist mir ein wenig das "Wie auch sonst?" aufgestoßen - direkt nach der Feststellung, dass es durchaus eine Möglichkeit ist, sich innerhalb der Partnerschaft aufzuteilen in eine(r) Kinder, eine(r) Beruf ;)


    Vielleicht sollte die Geburtendiskussion in den Genderkackfaden umziehen - ich bekomme auf den letzten Seiten immer mehr den Eindruck, dass dieser Widerstreit zwischen der idealisierten Propaganda und der Realität (happy spider) letzten Endes bloß Frauen unterdrückt, egal welcher "Erfahrungsfraktion" (und diese ganzen Ausreißer, die beides machen... tze! #super) sie angehören.

  • Ich kann das schwer beschreiben, was es genau ist, was mich stört. Ich versuche es aber mal. Für mich hat das sowas wie: "Ach, jetzt kommt der Spruch. War ja klar, das der kommt", am besten mit einem Augenverdreher.


    Vielleicht war ich da aber auch etwas empfindlich, bzw. habe das anders eingeordnet als du es gemeint hast, weil ich nur sehe, was du schreibst, aber nicht dich und wie du es sagst.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Ja, Du bist da empfindlich. Ich ja auch, habe ja versucht, zu erklären, warum.
    .An dem Thema scheiden sich nicht ohne Grund die Geister.