Hallo ihr Lieben,
bitte helft mir mal beim Denken.
Tochterkind geht ja seit Anfang ihrer Grundschulzeit auf die Förderschule Hören/Kommunikation wegen einer auditven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung.
Vieles ist inzwischen nachgereift, anderes wurde durch Kompensationsstrategien der Schule erarbeitet und manches wird übrig bleiben, woran nichts mehr zu ändern ist.
Übrig blieb eine leichte Wortfindungsstörung. Sprich, beim freien Reden fallen ihr manchmal nicht auf Anhieb die richtigen Wörter ein. Nicht mal komplizierte Wörter, sondern auch ganz einfach wie beispielsweise "die Banane". Sie kann es dann nicht so abrufen, wie andere Kinder das können. Bekommt sie genügend Zeit dafür, fällt es ihr ein. Wird aber Druck ausgeübt - ihre Brüder können das ganz herrlich - dann bricht sie ab und endet mit: "Ach, egal!" und ist wütend oder frustriert.
Diese Störung könnte sich auch schulisch auswirken beim freien Schreiben, und zwar in zeitlicher Hinsicht. Sie braucht da ihre Zeit.
Man merkt es auch noch ganz leicht an ihrer Grammatik im Satzbau. Sind zwar alle Elemente in Sätzen enthalten, die drin sein sollten. Aber nicht zwangsläufig in der richtigen Reihenfolge. Manchmal vergisst sie auch ein Wort am Ende des Satzes. Das wirkt sich schulisch aus. Wenn auch nicht in tragischer Weise.
Rein auditiv kommt sie inzwischen auch mit dem Lärmpegel einer Regelschulegröße klar. Wir haben das durch ein dreitägiges Hospitieren ausprobiert.
Was man ihr sonst noch anmerkt, ist eine latent vorhandene psychische Unsicherheit. Genauer gesagt, sie traut sich nichts zu, wenn neuer Schulstoff kommt und versinkt dann erst mal in ein allgemeines "Das kann ich nicht, das ist zu schwer." Ich merke es derzeit wieder an den Hausaufgaben. Die sind klar strukturiert mit sehr genauen Anweisen. Trotzdem kommt sie alle fünf Minuten und lässt es sich erklären. Das könnte sie locker selbst erarbeiten. Aber da sehe ich die Knackpunkte in diesem Schonraum Förderschule. Da wird daran gearbeitet, sie da wieder rauszuholen mit viel Liebe und Geduld. Schöne Sache, aber meines Erachtens inzwischen auch sehr hinderlich.
Denn Tochterkind ist eine gute Schülerin. Sie hatte ein Zeugnis mit einem Durchschnitt von 2,0.
So, nun soll sie ja nach der vierten Klasse auf die Regelschule wechseln. Theoretisch kann sie jederzeit wechseln. Nachdem wir Ende des letzten Schuljahres diese Hospitation durchgeführt haben (übrigens nicht offiziell, denn das wurde von der Schulrätin nicht genehmigt - dann ein großes *BAH* von mir als Kommentar), hätten wir durchaus einen Wechsel zum vierten Schuljahr machen können. Aber Tochterkind war extrem zögerlich. Deshalb ließen wir es dann erst mal.
Aber es gärt in ihr, sie spricht es immer mal wieder an. Wie üblich traut sie es sich einfach nicht zu.
Inzwischen bin ich aber zwiegespalten, was den Wechsel nach der vierten Klasse angeht und tendiere doch noch zu einem jetzigen Wechsel. Ich führe mal meine Pros und Kontras auf. Wenn ihr mögt, könnt ihr bitte eure Gedanken dazu sagen?
Pro:
- Soziale Kontakte. Steht bei mir inzwischen an oberster Stelle, kommt sogar noch vor schulischen Aspekten. Denn Fakt ist, Tochter hat inzwischen seit langen Monaten (fast seit Jahresanfang) keine einzige Freundin mehr. Sie kann sich mit den Kinder ihrer Klasse nicht verabreden, die wohnen einfach zu weit weg.
Hier hatte sie eine Freundin, die war aber zwei Jahre älter und ist momentan alterstechnisch zu weit entwickelt. Das endete, wenn auch friedlich. Somit hat sie nun niemanden mehr und hängt vom Wohlwollen ihrer Brüder ab, die sie mal mitnehmen oder auch nicht. Mißfällt mir sehr!
Wenn sie jetzt noch wechseln würde, könnte sie noch soziale Kontakte hier aufbauen, die Bestand haben könnten nach dem Wechsel auf weiterführende Schule.
- Sie würde noch innerhalb der Grundschule einen anderen Lernstiel kennenlernen - der zugegebenermassen sicher härter für sie wäre. Aber diesen Stil erst in der weiterführenden Schule zu lernen fände ich zu extrem.
- Keine langen Fahrten mehr.
- Könnte somit hier am Fahrradtraining teilnehmen und endlich mal einen Schulweg ohne Taxi absolvieren. Dürfte ihr Selbstwertgefühl durchaus heben.
Kontra:
- Zwei Wechsel innerhalb eines Jahres. Einmal zur Regelschule dieses Jahr und nächstes Jahr in die weiterführende Schule.
- Durch einen jetzigen Wechsel könnte ich nicht sagen, ob die Regelschullehrer innerhalb so kurzer Zeit (bis Jahresende) beurteilen könnten, welche weiterführende Schule richtig wäre. Stichwort Empfehlung. Ich gehe davon aus, sie würde erst mal abfallen.
Fakt ist, wechseln wird sie. Entweder dieses oder nächstes Jahr. So oder so wird sie den Schonraum verlassen.
Ich tendiere zum jetzigen Wechsel. Wie seht ihr das?
Gruß