Artikel: geschlechtergerechte Sprache und Berufswahl

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    • Offizieller Beitrag

    Ich formuliere nicht um, ich kommentiere betreffende Stellen und wir reden dann darüber. Ich hab nämlich spätestens nach fünf Minuten den genauen Wortlaut der Umformulierung vergessen #pfeif und da der genaue Wortlaut meinen Kindern sehr wichtig ist (und Diskussionen darüber, ob ich beim vorherigen Lesen "die Busfahrerin" oder "eine Busfahrerin" gesagt habe, würden mich in den Wahnsinn treiben), ist das für mich keine Option. Allerdings passe ich das Kommentieren an das Buch an. Wenn ich gerade eine spannende Stelle vorlese, unterbreche ich nicht, um einen Vortrag über Genderkacke zu halten, greife das Thema aber eventuell später nochmal auf. Bei Sachbüchern hingegen kann man ja ohne Probleme auf die Thematik eingehen, da kommen wir während des Vorlesens eh vom hundertsten ins tausendste.

  • Hallo,


    Ich habe nicht umformuliert. Meine Kinder konnten so was überhaupt nicht leiden (auch an anderen stellen nicht), sie hatten das Gefühl, man betrügt sie irgendwie. Und da nicht nur ich vorlas sondern auch der Papa, die Oma, die Geschwister... und sie vor allem relativ zeitig selber lesen konnten, hätte man es gar nicht verheimlichen können.


    Ich finde Gespräche und die eigene Grundeinstellung dazu auch viel wichtiger.


    Allerdings haben wir generell wenig Sachbücher vorgelesen und bei Büchern mit Geschichten bin ich beim Vorlesen selber mit im Flow der Geschichte - da wäre es echt nervig gewesen, ständig was umzuformulieren und dann auch noch fürs nächste vorlesen dran zu denken... und für das in einem Jahr... und dem Kind dann beim selberlesen erklären, warum ich was andres gelesen habe...
    (Einzige Ausnahme - heftige Flüche bekomme ich tatsächlich nicht raus)


    Bei den Büchern, die man selber auswählt, kann man darauf achten, das ist klar - aber auch hier - es gibt tolle Bücher, die Steretypen brechen und die man wirklich gerne vorliest. Die für Jungen UND Mädchen spannend sind und in denen Jungen/Mädchen Männer/Frauen gleich "stark" dargestellt werden und nicht einfach nur umgekehrt gegendert wird.
    Und es gibt welche, die das so "pädagogisch durchschaubar" und platt machen, daß die Lesefreude auf der Strecke bleibt. So was nervt mich eher als daß ich es gut und hilfreich finde. Und Kinder durchschauen das fast immer "Wir sollen lernen, dass..." Zu wissen DASS sie es lernen SOLLEN heißt ja aber noch nicht, daß es auch wirklich in Kopf und Herz rutscht.
    Dazu braucht es mehr.

  • Ja, beim Selberlesen geht es natürlich nicht mehr. Mein Sohn z.B. liebt aber die "Wilde Kerle"-Reihe. Und ich finde sie (von den Stories) nicht ganz fürchterlich, aber sprachlich eben teilweise unter aller Kanone. Deniz wird ständig nur "der Türke" genannt, "Schwuchtel" oder "Schwul" kommt vereinzelt als Schimpfwort vor - das ist für mich absolut nicht akzeptabel und das lese ich einem Kindergartenkind sicher nicht vor. Jemand anders würde vielleicht die Bücher generell boykottieren, da mein Sohn aber ansonsten wirklich fast ausschließlich Sachbücher mag und ich froh bin, ENDLICH mal Geschichten vorlesen zu können, ändere ich eben ab. Dagegen ist die "Vanessa ist die Krankenschwester und die Jungs sind die Ärzte" Szene ja schon pillepalle. Stört mich beim Lesen nicht, da umzuformulieren.


    Ich mag auch nicht gerne Bücher nur nach ihrem pädagogischen Wert auswählen bzw. mein Sohn sucht sich in der Stadtbücherei ganz viel selber aus. Ein gutes Buch kann Genderkacke enthalten und wirklich bescheuerte Geschichten sind anstandslos neutral geschrieben.


    Heute morgen festgestellt: der Lego-Chima-Comic den ich heute morgen vorlesen musste (und den jeder etwas auf sich haltende Mensch vermutlich sofort aus der Kinderbücherecke verbannen würde) war wirklich erstaunlich gendergerecht und hätte problemlos auch den Bechdel-Test bestanden #ja .

  • ach ja, zur sache: ich habe nix umformuliert. wir hatten aber irgendwie solche bilderbücher auch nie. meistens gab es derlei auffällige diskriminierung nicht.


    was ich gemacht habe: z.b. bei astrid lindgren a) umformuliert, wenn "negerkönig" oder sowas kam und b) die extrem-genderscheiße bei bullerbü kommentiert (mit: "so haben die kinder tatsächlich vor über 100 jahren noch gedacht, dass mädchen so sind und jungen anders, zum glück ist man da heute weiter" und so weiter). auch bei laura ingalls wilders "kleines haus im großen wald" habe ich genderscheiß UND gewalt gegen kinder (laura bekommt einmal den arsch mit einem riemen versohlt) analog kommentiert, bei letzterer stelle etwa "gott sei dank ist heute gewalt gegen kinder verboten und man kann vor gericht kommen, wenn man das macht".


    lg patrick

  • So wie patrick*star mache ich es auch, dass ich viel erkläre, allerdings noch nicht, als die Kinder kleiner waren. Jetzt versteht es zumindest die Große schon ganz gut. Und nachdem ich finde, dass Sexismus und Rassismus ja noch lange nicht der Vergangenheit angehören, finde ich es auch wichtig, die Kinder darauf vorzubereiten, was da so auf sie zukommt. Meine Eltern haben mich in dem Glauben aufwachsen lassen, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind, und ich bin dann bei der Berufswahl aus allen Wolken gefallen, als ich gemerkt habe, dass manche Türen zwar vielleicht nicht mehr verschlossen sind, aber doch sehr schwer aufzubekommen. Inzwischen ist vieles besser geworden, aber gut ist es noch lange nicht. Sonst gäb's solche Bücher ja auch nur noch aus der Vergangenheit und keine aktuellen Auflagen!