Sagt mal, kann das sein?

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    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Trin

    Aber was ist, wenn es gar kein allgemeingültiges richtig oder falsch GIBT?


    Dann ist es doch nun mal ausschließlich der Lobende, der mit einer scheinbaren Allgemeingültigkeit festlegt, was gut/schlecht; richtig/falsch; schön/nicht schön; fleißig/nicht fleißig... ist. Ob das Kind "ganz toll klettern kann" oder daß abstrakte Zeichen zu gesagten Worten heraussuchen ein "good job" ist, daß das Kind ganz super Sterne basteln kann bzw. die gebastelte Sterne schön sind, daß der Mann " ganz toll und fleißig" die Küche aufgeräumt hat o.ä.


    Da stellt sich mir halt die Frage: Steht mir das wirklich zu? Ist meine ganz persönliche Meinung(!) tatsächlich ein Maßstab, an dem ich andere Leute, ihr Handeln, ihre Ergebnisse messen und in gut/nicht gut teilen darf? Und ist eine solche Bewertung wirklich DAS was ein Kind bzw. überhaupt ein Mensch in dem Moment braucht?

    Für die Fälle, wo es kein richtig oder falsch gibt würde ich nie davon ausgehen, dass man meine Meinung für mehr als meine Meinung hält und daraus irgendeinen allgemeingültigen Maßstab ableitet will.

  • Hallo,


    Mir persönlich geht es schon auch um Manipulation, aber nicht nur. Vorrangig geht es mir um Wertung.


    Ich versuch es mal an einem anderen Beispiel.
    Lob geht ja nicht ohne Tadel, vielleicht wird es ja an einem negativen Beispiel deutlicher.


    Wenn jemand zu mir sagt: "Ich mag keine gehäkelten Sachen, da juckt es mich furchtbar" oder auch "Ich mag gehäkelte Sachen nicht so, das ist nicht mein Geschmack" ist das eine Aussage über IHN/SIE. Ich kann nichts dafür, der andere empfindliche Haut hat und Geschmäcker sind nun mal verschieden.
    "Die Sachen die du häkelst sind furchtbar" ist dagegen eine eindeutige Aussage über mich, über das was ich mache, über das Ergebnis. der andere legt fest lege fest: es ist keine Geschmacksfrage, sondern es IST so.


    Natürlich kann ich im passenden Kontext, mit der passenden Mimik usw. auch mit den ersten Aussagen eine Bewertung rüberbringen - sie steckt aber nicht drin. Im zweiten Beispiel dagegen kann man die Wertung auch mit anderer Stimmlage usw. nicht herausnehmen, sie ist IMMER da.


    Letzteres würde man aus reiner Höflichkeit vermutlich so krass vermutlich keinem sagen, aber es geht ja um das Grundprinzip Meinung - Bewertung.


    Und im "positiven" Bereich ist das nicht anders. Einmal nehme ich wahr, freue mich mit, nehme Anteil, bringe meine eigenen Empfindungen rein ... beim anderen lege ich einen Bewertungsmaßstab fest, an dem ich den anderen scheinbar "allgemeingültig" messe. Und das möchte ich nun mal so weit es mir möglich ist, vermeiden.

  • Für die Fälle, wo es kein richtig oder falsch gibt würde ich nie davon ausgehen, dass man meine Meinung für mehr als meine Meinung hält und daraus irgendeinen allgemeingültigen Maßstab ableitet will

    Aber wie soll ein Kind darauf kommen, daß hinter einer allgemein formulierten Bewertung einem "Du kannst aber gut XY", "Das hast du aber fein gemacht", "Das hast du aber toll gemacht" oder "Du bist aber ein toller Kletterer" nur deine Meinung steckt?
    Ein Erwachsener kann das vielleicht aus einem "Heute hast du aber ganz toll und fleißig die Küche aufgeräumt" ein "Ich freue mich über die saubere Küche, habe aber selbstverständlich auch Verständnis dafür, daß es so nicht jeden Tag aussehen kann, außerdem ist es genau so mein Part" o.ä. herausabstrahieren, wenn er in der passenden Stimmung ist (mich würde es wie gesagt vermutlich entweder irre loslachen oder ziemlich wütend machen).


    Aber wenn es sowieso nur deine Meinung ist - warum dann nicht auch gleich so formulieren?


    @fischlein, danke. Ich denke auch, mehr erklären macht es auch nicht mehr wirklich klarer. Ich trete nun endlich meine Weihnachstpause an - also bitte, bitte also heute keine spannenden Themen mehr!
    ;o)

    • Offizieller Beitrag

    In solchen Fällen würde ich dann auch nicht "sind" sagen, weil mir das wirklich nicht zusteht, sondern ich finde sie furchtbar (naja, wahrscheinlich würde ich aus Höflichkeit das auch nicht sagen). Ich würde wohl präzisieren, was mir nicht gefällt.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Trin

    Aber wie soll ein Kind darauf kommen, daß hinter einer allgemein formulierten Bewertung einem "Du kannst aber gut XY", "Das hast du aber fein gemacht", "Das hast du aber toll gemacht" oder "Du bist aber ein toller Kletterer" nur deine Meinung steckt?

    Im Falle von Klettern wäre es ja auch mehr als meine Meinung, denn da ist ja eine gewisse Objektivität gegeben, weil es eben vergleichbarere ist als bei Geschmacksfragen. Und da würde ich es ja auch nicht sagen, wenn es nicht so wäre oder zumindest den Maßstab mitliefern (also im Vergleich zu früher, oder in seiner Altersklasse oder so was)

  • Ich denk auch, es hängt an der Definition von Lob. Ich würde auch Ich-Botschaften im Stil von "Ich finde es schön, dass du .... " unter Lob verbuchen. Ist natürlich tausendmal besser als ein "Toll", weil es eine persönlichere Aussage ist und das Kind den Erwachsenen, der das sagt, quasi besser kennen lernt, aber für mich ist es auch ein Lob, bei dem gewertet wird.
    Dieses Häkel-Beispiel: Klar, das wäre superunhöflich zu sagen, dass man die Sachen kratzig und hässlich findet. Da gibt es elegantere Wege zu sagen, dass einem die Sachen nicht gefallen. Und das kriegen schon Kinder oft feinfühlig hin, nach meiner Beobachtung.


    Ich habe eine Frage von euch an die, die ganz bewusst nicht loben: Kritisiert Ihr auch nie, auch den Partner nicht? Für mich ist Partnerschaft auch insofern eine Sicherheit, dass ich weiß, dass mein Mann mir, wenn ich richtig Mist bauen oder mich falsch verhalten würde, das auch offen sagen würde. Und ich kenne Singles, die das auch vermissen: Ein zuverlässiges Korrektiv zu haben. Auch wenn das wieder im Stil von Ich-Botschaften formuliert wird, ist es doch auch Kritik. "Ich finde es falsch, dass du ... die und die Partei wählst, das und das gesagt hast, mit den Kindern so und so umgegangen bist, deinen Anteil am Putzen wieder nicht übernommen hast ..." oder was auch immer. Und dann auch Krach miteinander haben können in der Sicherheit, dass man sich wieder verträgt, dass die Beziehung das aushält.


    Ich dachte immer, genau das wäre der Elternjob: Dem Kind vermitteln, wofür ICH stehe, was ich gut und richtig finde und was ich falsch finde. Aber damit gebe ich doch immer Bewertungskriterien vor, das Kind muss die ja nicht übernehmen, hat sie aber erst einmal - als Leitlinie, aber auch als Orientierung darüber, wofür die Eltern stehen; und hat auch etwas, von dem sie sich absetzen kann, woran sie sich reiben kann. Die Tochter meiner Freundin hat sich am Mobbing einer Mitschülerin beteiligt; meine Freundin hat sie nicht abgekanzelt, sondern mit ihr geredet, hat sie dafür aber ganz klar kritisiert. Der Junge einer Schulfreundin ist plötzlich mit Springerstiefeln in der Wohnung aufgetaucht; auch sie hat ihm klar gesagt, dass sie das nicht duldet und warum nicht.


    Vielleicht ist das bei jüngeren Kindern und bei Erwachsenen alles einfacher? Wenn es darum geht, dass das Kind einem Bilder oder Lebkuchen präsentiert oder so, und auch beim Partner, den man liebt, dass der einem sagt, wenn er sich freut, dass alles aufgeräumt ist. Das sind für mich eigentlich absolute Kinkerlitzchen. Ob ich dafür ein "Toll" zu hören kriege oder nicht oder selbst eins von mir gebe - geschenkt. Jugendliche, die in der Peer-Group unterwegs sind, und neue Dinge ausprobieren, auch Dinge, von denen sie genau wissen, dass sie die Eltern nicht gut finden, sind für mich persönlich eine viel größere Herausforderung. Ich würde meiner Tochter später, wenn sie es schaffen sollte, sich an einem Mobbing nicht zu beteiligen, sehr wohl sagen, dass ich das gut finde (Lob als Ich-Botschaft), und im umgekehrten Fall ihr sagen, dass ich das falsch finde (Kritik als Ich-Botschaft).
    Wie seht Ihr das, die Lob-Kritiker unter euch?
    Hagendeel

  • Hagendeel, ich glaube, die Antwort auf deine Fragen liegt darin, dass niemand hier Lob vermeidet, so wie du es definierst. Das (nach irgendwelchen vom Himmel gefallenen Maßstäben) bewertende Lob kann man auch vermeiden, ohne auf deine angesprochenen Probleme zu stoßen.


    Ich sage übrigens auch sehr oft "super" oder "toll" oder sowas zu meinen Kindern und würde trotzdem sagen, ich bin im wesentlichen eine Lob-Gegnerin ;) . Die Ausgangsszene fand ich auch unkritisch.


    Was ich aber kritisch finde ist, wenn man ein Verhalten lobt, was das Kind einfach aus Freude zeigt. Möglicherweise sogar noch mit dem Hintergedanken, dass es das doch bitte öfter machen soll. Auch wenn alle möglichen Ratgeber genau sowas empfehlen, ist es halt trotzdem psychologisch völlig daneben. Denn es verdirbt mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Kind irgendwann den Spaß (oder die intrinsische Motivation) an dieser Sache.

  • Stimmt; das würde ich auch nie machen. Ein Lob ist für mich angebracht, wenn ein Kind es geschafft hat, etwas zu machen, was für es schwierig ist und Mut erfordert - z.B. zu einem Kind zu halten, das von den anderen ausgegrenzt wird oder so.
    Hagendeel

  • Zitat von Fischlein

    : liebe Trin, ich möchte Dir herzlich danken für Deinen unermüdlichen Einsatz im Forum, dafür, dass Du Dir Zeit nimmst für ausführliche und gut formulierte Erklärungen. Ich finde nicht, dass Du Dich hier noch mehr erklären muss. Wer empfänglich war, hat sicher schon verstanden, und wer immer noch nicht verstehen will, ist vermutlich einfach selbst in seinem Leben momentan nicht an dem passenden Punkt für dieses Thema.


    Bei so viel Bewertung in 3 Sätzen bezweifel ich allerdings jetzt gerade auch das Du verstehen willst, Fischlein :D , dein Beitrag ist in meinen Augen ein absolut hervorragendes Beispiel, dafür wie man offensichtlich "Versteckt" Lob und Tadel ind eine Aussagenm legen kann, ganz ohne "herkömmlich" zu loben...


    Kiwi

  • Tja. Recht hast Du, Kiwi. Da Trin allerdings nicht meine Tochter ist, bin ich da etwas entspannter :)


    Im Ernst, ich bin ja auch daran, an mir zu arbeiten, und kann es alles nicht ideal. Wir sind alle Kinder dieser Gesellschaft, die mit Lob und Tadel arbeitet und so was von entfernt ist von der wertfreien Kommunikation, und ich bin auch so, wie alle. Gerade im Umgang mit Erwachsenen, denn da entspanne ich mich oft und falle in die alten Muster.


    Ich werde mal darüber nachdenken, wie ich mein Dank an Trin richtig formulieren sollte und das Ergebnis auch aufschreiben :)