Die Betreuungsgeld-Betreuungsplatz-Debatte

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  • Für mein Gefühl ist es eben ein echtes "Wahlkampfgeschenk". Das konservative Klientel hat den Eindruck bekommen, es fließe zu viel Geld in den Krippenausbau (dass hier in Westdeutschland jahrzentelang nichts passiert ist kann man ja unter den Tisch fallen lassen). Wie kann man also selektiv Familien unterstützen, die ein konservatives Modell fahren? Ja, man belohnt sie mit einem netten kleinen Geschenkchen.

    Ich kann mich noch an die Elterngeld-Debatte erinnern, als die CSU verhindern wollte, dass mindestens zwei Monate vom Vater genommen werden müssen will man das volle Geld. Dass sie dann doch zugestimmt haben hat der Söder damals in etwa so erklärt: Ja, also, wenn man zwei Monate abgezogen hätte wenn der andere Partner nicht auch Elternzeit nimmt, das hätten wir nicht unterstützt. Aber jetzt bekommt man ja zwei Monate zusätzlich, das ist für uns in Ordnung.
    Ok...

    Ich finde wirklich es gibt schlimmere Geldverschwendung als das Betreuungsgeld, aber von "Wahlfreiheit" zu sprechen wenn es nach wie vor viel zu wenig Krippenplätze gibt ist einfach zum Haare raufen.


    Ich bin nach 6 Monaten wieder (fast voll) arbeiten gegangen und fand es allerhöchste Eisenbahn, ich hätte liebend gerne eine Krippe gehabt, musste auf eine Tagesmutter zurückgreifen und mir graut schon davor das Prozedere beim nächsten Kind wieder durchzumachen.

    Ach so, und: Karriere in Teilzeit für Alle!!!


  • Gewollt ist billiges Humankapital für Billiglöhne, sowie eine hohe Sockelarbeitslosigkeit, um Druck auf das Humankapital auszuüben, auch den billigsten "Job" zum sittenwidrigsten "Lohn" anzunehmen.
    Ja, das wäre finanzierbar, wenn man das Steuereinkommen im Sinne der Bevölkerung einsetzen würde.


    Genauso seh ich das auch und halte das auch nicht für eine Verschwörungstheorie oder so. "Sozial" ist seit Wegfall des Kommunismus/Sozialismus außer Mode gekommen, weil man eben nicht mehr beweisen muss, dass Marktwirtschaft und Sozial auch zusammen geht. Das Konkurrenzmodell "Sozialismus" fehlt.

    Edit: Bei einigen, gerade bei den typischen "Frauenberufen" graut es mir immer etwas davor, wenn da von Karriere gesprochen wird. Hier in der Gegend gibts dafür das Wort "Maloche". ;)

    Einmal editiert, zuletzt von LemonySnicket (22. November 2012 um 15:53)

  • Ich persönlich halte eigentlich gar nichts vom Betreuungsgeld. Ein Taschengeld von 100 €, in der Hoffnung, dass dann ein paar weniger Leute prozessieren - toll.

    Andererseits bin ich grad mit mir im Clinch. Ich wollte es eigentlich gar nicht beantragen (bin selbstständig und betreuue wahrscheinlich 2 Jahre zu Hause und hinterher gibt es mit höchster Wahrscheinlichkeit eh keinen Betreuungsplatz hier in der Gegend), weil ich es persönlich das ganz falsche Signal finde (Kinderfreibeträge erhöhen, wäre besser gewesen). Nun liegt mir aber meine Mutter dauernd in den Ohren: Jetzt nimm's doch, wir können damit eine Rate vom Hauskredit sondertilgen, ist doch Blödsinn, wenn Du es gar nicht nimmst, klagen kannst Du ja trotzdem etc. etc. etc.

    Ich komm mir aber blöd vor, was zu beantragen, was ich absolut widersinnig finde.

  • Ja, ein bedingungsloses Grundgehalt für alle wäre eine feine Sache. Wenn es funktioniert. #pro

    Ich fänd es auch gut, wenn es mehr Möglichkeiten gäbe, sich mit Kindern in Teilzeit irgendwie zu bewegen, sei es im Job, sei es in der Ausbildung, sei es im Studium.

    Aber mal was anderes.... ich hab das Thema Betreuungsgeld hier im Forum gemieden, weil es mich so aufregt. Das hier ist doch bestimmt nicht der erste Thread dazu, oder?

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.

    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!

    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • "Erziehen heißt Vorleben, alles andere ist höchstens Dressur."

    Einmal editiert, zuletzt von AnnaD. (22. November 2012 um 15:55)

  • Ich komm mir aber blöd vor, was zu beantragen, was ich absolut widersinnig finde.


    Dann lass Dich auch nicht zwingen. *schickeineneimerrückenstärkung

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.

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  • Nein, nicht der erste Thread, aber der erste, in dem es ruhig und gesittet zugeht. #super

    Edit: Gegen das schlechte Gewissen und die Lästermäuler werde ich übrigens, sobald ich kein Elterngeld mehr kriege, anfangen, zu Hause meinen Roman endlich zu schreiben, nenne das dann selbstständiges Home Office und bin aus dem Schneider. :D (Für mehr reicht mein Rückgrat leider nicht #schäm ;) ).

    Einmal editiert, zuletzt von LemonySnicket (22. November 2012 um 15:57)

  • Hallo ich bin ganz neu hier und grade zum ersten mal schwanger. Der Termin ist Anfang Januar. Ich habe meinen Traumberuf studiert und auch promoviert. Ich arbeite unheimlich gern. Jetzt bin ich grade mal 1,5 Wochen zu hause und sehne mich schon nach der Arbeit. Ich hoffe sehr, dass das dann anders wird wenn das Kind da ist. Aber trotzdem möchte ich nach einem Jahr auf jeden Fall wieder arbeiten. Mit einem Januarkind ist das deswegen zusätzlich schwierig, weil das Kindergartenjahr immer im August beginnt und man in der Zwischenzeit großes Glück haben muss einen Platz zu bekommen. Ich habe richtig Angst davor zu lange zu hause bleiben zu müssen. Da trösten mich auch keine 100 oder 150 Euro. Ich will dieses Kind sehr und will auch für es da sein. Aber ich glaube fest daran, dass man nur gut für andere da sein kann wenn man auch an sich selbst denkt. Mein größter Wunsch wäre eine Teilzeitstelle, so dass ich arbeiten kann aber auch genug Zeit für den kleinen habe.
    Ganz toll finde ich die Einstellung der Firma meines Mannes. Die geben nämlich 150 Euro dazu wenn man das Kind betreuen lässt (Egal ob der Angestellte männlich oder weiblich ist). So bleib von dem was ich mit einer halben Stelle verdienen würde mehr übrig bei den hohen Betreuungskosten.
    Ich werde auf jeden Fall klagen wenn ich im Januar 2014 keinen Betreuungsplatz habe.

  • Nein, nicht der erste Thread, aber der erste, in dem es ruhig und gesittet zugeht.

    Noch :D

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.

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  • Liebe Jazzi,

    dann drücke ich Dir ganz dolle die Daumen, dass das so klappt, wie Du es Dir wünscht. #blume

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    • Offizieller Beitrag

    wieviele arbeiten tatsächlich in ihrem Beruf?


    Und wieviele davon sind in der "heissen Karrierephase" rausgeflogen, weil die männlichen Kollegen an ihnen vorbei gezogen sind, weil sie keine Babypause gemacht haben?
    Und das trifft nicht nur auf Akademikerinnen zu, sondern auf so ziemlich einige Berufe, bei denen es um eine etwas höhere Qualifikation geht. (Wenn meine gut ausgebildete Schwägerin zwar morgen im Lidl Regale einräumen könnte, in ihrem Beruf aber nur einen 400 Euro-Job bekommt, stimmt für mich ganz was anderes nicht als die Länge vom Erziehungsgeld)

    Daher: ja, Esche sagt es. Wahlfreiheit gibt nur ein Modell, dass WIRKLICH Wahlfreiheit garantiert.

    Ich habe finanziell sehr zurückgesteckt, um mit meiner Tochter zu Hause bleiben zu können, und für mich ist das ok. Mir braucht der Staat kein Gehalt auszuzahlen, wenn ich bei meiner Tochter bleibe.


    Wir auch - aber auf einer ganz anderen Basis: wir wissen, dass es kurzfristig ist und es ist gleichzeitig eine Investition in unsere (auch finanzielle) Zukunft.
    Zu HartzIV und den Auswüchsen damit sage ich lieber nichts, da kommt nichts druckreifes raus... #stumm

    Liebe Grüsse

    Talpa

  • Die Akademikerinnen sind in meinem Studienfach schon während des Studiums "rausgeflogen". Die 1 % männlichen Studenten haben die HiWi-Jobs gekriegt, die Junior-Dr.-Stellen und ratet mal, wie die Profs. und Mitarbeiter des Instituts waren: richtig, alle männlich. Nur die Sektretärinnen waren weiblich...

    Deswegen sag ich ja, Diskriminierung allerorten, von wegen Wahlfreiheit. Und wenn man dann noch ein Kind hat, also noch deutlicher wird, dass man eine Frau ist, wird man erst recht aussortiert...

    • Offizieller Beitrag

    Aber ganz ehrlich: Betreuungsgeld und Co verstärken diese Diskriminierung ja nur noch - finanziell und in den Köpfen (ist doch besser, wir zahlen Muttchen ein Taschengeld, nicht dass sie noch Arbeitsplätze besetzt...).
    Denn für wen ist es gedacht? Nein, nicht nur in CDU-Köpfen, auch offensichtlich in unseren...

    Dann schon eher: die Arbeitgeber mit in die Pflicht nehmen (in dem sie zum Beispiel die Krippen mitunterstützen, selber Krippen anbieten etc...), Teilzeitarbeit für alle möglich (und ANERKANNT) zu machen.

    Liebe Grüsse

    Talpa

  • geh da mit talpa einig, betreuungsgeld (ob es rein finanziell überhaupt was bringt oder nicht sei dahingestellt, mir gehts um die symbolik) erweitert diese diskriminierung doch zusätzlich.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12

    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.

    #rose 49,7

  • Ja, ich weiß, hab ja auch schon oben geschrieben, dass ich das Betreuungsgeld für überflüssig halte. ;)

    In dem Bundesland, in dem ich nun wohne, sind 70 % der Leute Geringverdiener. Später werden sie ihre Grundsicherungs-Rente erhalten. Mal ehrlich, ich wundere mich nicht, dass die Selbstmordrate hier steigt. Was hat man denn da für Perspektiven? Und trotz Schuften und früh das Kind abgeben ist hier von Karrieren auch keine Spur...

  • Ja, Talpa. Mir wäre es auch lieber, die würden diese Gelder nehmen und vernünftige Betreuung anbieten. Unabhängig von der Hartz IV Situation.
    Und politisch was tun, damit Kinderbekommen/-haben das Arbeitsleben nicht so beeinträchtigt, dass man zu Hause bleiben muss oder niedrigqualifiziert arbeiten. Und da sehe ich ganz viel zu tun, da sehe ich mehr zu tun, als mal eben ein bisschen hundert Euro ins Stiefelchen zu stecken. Aber politisch-gesellschaftlich-inhaltliche Transitionsarbeit ist sehr viel schwieriger als Finanzschacherei und Schnellmaßnahmen. Das braucht Zeit und Konsens.

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  • Genau. Man sieht aber auch schon an der Frauenquotendebatte, dass die Herren Politiker (auch die Damen, gruseligerweise) noch sehr konservativ denken.

  • Ja, ich weiß, hab ja auch schon oben geschrieben, dass ich das Betreuungsgeld für überflüssig halte. ;)

    In dem Bundesland, in dem ich nun wohne, sind 70 % der Leute Geringverdiener. Später werden sie ihre Grundsicherungs-Rente erhalten. Mal ehrlich, ich wundere mich nicht, dass die Selbstmordrate hier steigt. Was hat man denn da für Perspektiven? Und trotz Schuften und früh das Kind abgeben ist hier von Karrieren auch keine Spur...


    das sind doch dann eh die, die arbeiten müssen und die vom betreuungsgeld eh nix haben? (oder hab ich das jetzt falsch verstanden?)

    klar, ich denke bei den meisten menschen - egal ob männlein oder weiblein - geht es in erster linie um existenzsicherung und nicht um karriere. stichwort bäckereiverkaufsfrau. und das sind doch dann tatsächlich auch die, die problemlos 3 jahre zuhause bleiben könnten und danach trotzdem arbeiten, sie tun es nicht, weil sie es sich nicht leisten können. aber 100euro wird die nicht dazu bewegen, sichs anders zu überlegen. - aber ich glaube das hatten wir schon, die sind auch nicht diejenigen, die in den gedanken der csu waren, als dieser selten dämliche vorschlag aufkam.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12

    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.

    #rose 49,7

  • Ja, genau, dass sind die, die früh wieder arbeiten gehen, ihre Kinder in die Krippe geben und letztendlich kommt dabei für sie nichts raus.

    Das war halt dazu, dass frühe Betreuung den Frauen eher ermöglicht, Karriere zu machen. Ist leider nämlich auch nicht immer unbedingt so. Und ich glaube nicht, dass 70 % der Arbeitnehmer eines Bundeslandes alle ungelernt oder niedrig ausgebildet sind. Ich glaube da eher an ein strukturelles Problem.