(wie sehr) sollte sich ein Kind wehren können?

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  • Zitat von »Dane«
    Ich finde Kinder sollten sich wehren,




    Dane, vielleicht kannst Du das "wehren" mal definieren? Soll ich das so verstehen, dass Du die Kinder zum Hauen und Schubsen aufforderst? Von dem hat die Threaderöffnerin geschrieben.

    Laut sagen dass man das nicht will, Hand hochhalten, Stopp rufen. Hilfe holen. Und wenn das nicht reicht finde ich es durchaus legitim den anderen notfalls zur Seite zu schubsen. So viel für den Kindergarten.Mein Sohn war eine Weile ab und an im Schwitzkasten bei einem älteren Kind, hinter einem kleinen Hügel. Da hat er einmal gebissen, weil er sich anders nicht wehren konnte und ihn niemand gehört hat. Dass man sonst nicht beißt weiß er, in der Situation fand ich das ok.
    Ich fordere mein Kind nicht auf zu hauen und zu schubsen, aber wenn er das aus der Not heraus mal macht finde ich das zumindest ok. Gerade auch wenn z.B. Erwachsene ihm was wollen würden.


    Ich fand es nur befremdlich dass Kinder sich nicht wehren dürfen und geschrieben wurde " man macht das nicht" und würde sich als Erwachsener auch nur schützen. Ich musste mich schon mehr wehren als wegdrehen und weggehen, das hätte nicht gereicht.

    Normal is just a setting on a dryer.

  • Hallo,


    Nicht zurückschlagen heißt nicht, armes Opfer zu sein. Hilfe einfordern ist z.B. auch "sich wehren".


    Für mich als erwachsenen Menschen gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen "mich wehren" und "Zurückhauen".


    Mich wehren umfasst genau das, was ich brauche, um mich zu schützen. Notwehr sozusagen. Egal ob es nun körperlich oder seelisch ist.


    "Zurückhauen" dagegen heißt für mich eher, Gleiches mit Gleichem vergelten. Wie du mir, so ich dir. Du hast mir auf den Kopf, ich hau dir auf den Kopf (Auch wenn ich vielleicht weglaufen könnte). Du machst meine Sandburg kaputt, ich zerklopfe deine. Du machst dumme Sprüche über mich bei FB, ich schreib welche über dich... Das ist eher Vergeltung, Strafe... und nicht wirklich deesklierend.


    Ich denke, als Erwachsener kann man das differenzieren, ein 4-jähriges Kind eher nicht.


    Und ich glaube, daß die meisten Kinder von der Erwartung, sie sollen zurückschlagen, sie sollten sich doch wehren usw. eher unter Druck gesetzt werden statt sich erleichtert zu fühlen.


    Ich finde, hier gehören die Erwachsenen (z.B. die Erzieher) in die Verantwortung genommen, nicht das Kind.

  • Ich versuche meinen Kindern ein breites Repertoire an Möglichkeiten, sich zu wehren, mitzugeben. Ich hoffe, langfristig können sie sich dann das für sie Passede aussuchen. Zurückschlagen habe ich bisher nie thematisiert. Und ich halte das auch nicht für eine gute Lösung.



    Meine Vierjährige liebt es, das im Rollenspiel auszuprobieren. Ich bin das angreifende Kind (meistens habe ich einen ganz bestimmten Namen eines anderen Kigakindes...) und soll sie hauen. Sie stellt sich dann breitbeinig hin und schreit: "Du darfst mich nicht hauen!"


    Zuhause klappt das schon perfekt, und im Ernstfall kann sie es zumindest ansatzweise umsetzen. Ich denke, wenn wir das noch etwas weiter üben, wird das schon.


    Aber mir ist etwas superpeinliches passiert: Auf dem Heimweg vom Kindergarten sagte sie zu mir: "Wir spielen jetzt Kindergarten und du bist S!" Ich habe brav mitgemacht, sie ein wenig "geärgert" und sie zum Schein gehauen. Sie hat super reagiert- und damit alle Aufmerksamkeit auf dem belebten Plätzchen, das wir gerade überquerten, auf uns gezogen. #schäm #schäm #schäm #schäm #schäm #schäm #schäm #schäm


    Ich wäre am allerliebsten im Boden versunken. Hoffentlich hat mich da wenigstens keiner gekannt. Wenn ich wenigstens schlagfertig (passender Ausdruck, was? ) reagiert hätte. Souverän lachend "Das hast du prima gemacht!" oder so. Aber neeee.......

  • Hier muss ich jetzt mal ansetzen.


    Wir sind auch pazifistisch. Ich wurde kantmässig erzogen. Habe mich in den vergangenen Tagen auch nochmal innerlich gegen ein Zurückhauen entschieden, auch weil ich dazu einiges aus psychologischer Sicht gelesen habe, dass es defensiv veranlagten Kindern eben nicht entspricht, es deswegen meist gar nicht funktionieren würde, es sie moralisch verwirrt und ihnen das Gefühl gibt, in ihrer Veranlagung (eben nicht offensiv - aggressiv) nicht richtig zu sein...


    Es ist ja schon so, dass sie was macht. Sie sagt bzw. schreit laut Hör sofort auf, lass das ich mag das nicht, xy. Und notfalls holt sie sich Hilfe. Sie ist aber auch immer so bestürzt über die "bösen Angriffe" dass sie dann weint und das scheint die anderen dann ein wenig anzustacheln und sie scheinen sich einen Spass draus zu machen.


    Mein Mann hat einem der Jungen, der gerne an ihr vorbeirennt und sie dann umschubst und dabei lacht bzw. sie haut o.Ä. jetzt mal ziemlich die Meinung gegeigt, seitdem wich ihm der Kleine nicht mehr von der Seite?! #confused


    Ihn nimmt das halt ziemlich mit, weil er als Kind auch so war und sehr unter den Angriffen der anderen gelitten hat und das Gefühl hatte, keiner helfe ihm wirklich / er könne sich nicht wirklich wehren ;(


    Das mit dem Kampfsport find eich sowieso eine gute Idee, momentan weis sich abe rnicht, wie ich das noch unterbringen soll, sie macht sooooooo viel (und alles so gerne, dass sie tottraurig wäre, wenn wir etwas streichen würden), aber z. Zt., ich traue mich kaum es zu sagen sind es 3-4 Sachen #schäm


    LG Kunderella

    "Es ist nur ein Phase, es geht vorbei, es ist nur eine Phase..." :)

  • Ich habe drei Kinder von denen 2 sich wehren/gewehrt haben und eines, das es eher nicht tut. Bei letzterem hab ich nie versucht, es dazu anzuhalten, sich zu wehren. Das allerhöchste, was ich mal mit den beiden Wehrhaften besprochen habe, war, sich die persönliche Distanz zurück zu holen, also wegschubsen (aber da gibt es natürlich ganz schön wichtige Unterschiede in der Heftigkeit. Wie mache ich das wiederum klar?). Aber ich habe auch da auf die Gefahr hingewiesen, dass die Gewaltspirale dann eine Stufe weitergeht.


    Ich glaube auch, dass es Kindern, die sich eher nicht wehren, nicht hilft, wenn sie sowas gesagt bekommen. Ich denke tatsächlich, dass es auch keine Erziehungssache ist, sondern primär Veranlagung, jedenfalls im Kindergartenalter.

  • Hallo du,


    Timon ist auch so, er ist sehr empathisch und möchte sich auch nicht mit Fäusten wehren. Wir haben es ihm weder verboten noch erlaubt. Er darf sich wehren, wie er es in dieser Situation für richtig hält. Und wenn das Zurückschubsen ist, dann ist es das. Und wenn es das laute NEIN schreien ist, dann ist es das schreien. Die Erzieher im KiGa haben uns aber auch bestätigt, dass er eigentlich grundsätzlich das verbale sucht.


    Problem ist, wenn das Gegenüber das nicht versteht und weiter schubst und Schmerzen verursacht und er warum auch immer, keine Hilfe holen kann oder will. Dann darf er den Gegenüber auch auf Abstand halten, damit dieser ihm nicht weiter weh tun kann


    Er macht jetzt seit einem Monat Karate und das hat sein Selbstbewusstsein verändert und er tritt in solchen Situation anders auf. Er weiß, dass er sich wehren kann und den anderen daran hindern kann, ihm weiter weh zu tun und dadurch hat er eine andere Ausstrahlung, dass solche Situationen seltener einfach vorkommen.


    Uns war genau dieser Punkt wichtig, weil in 1,5 Jahren kommt er in die Schule und so wäre er das perfekte Opferkind gewesen und wir hoffen, dass er in 1,5 Jahren dann einfach ein ganz anderes Auftreten hat. Er ist aber auch so ein Floh (1.02 m mit 14 kg).


    Ich persönlich finde einfach, dass ich nicht vorgeben kann, wie er sich zu wehren hat. Aber ich kann ihm die Alternativen zum Schlagen/Schubsen/Prügeln aufzeigen und mit ihm üben. Aber in der Situation finde ich es ganz wichtig, dass ER entscheide, wie er diese regeln muss. Und ich vertraue ihm, dass er den Weg finden wird. So funktioniert auch Selbstverteidigung. Es werden verschiede Wege gezeigt, sich bei einem Angriff wehren zu können. Welchen man dann geht, entscheidet jeder selber in dieser Situation.

    Liebe Grüße
    Sinsiria mit Timon 03/08 + Pumbaa 07/11 + Simba 06/13
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    Be calm, be a unicorn



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