Hallo Ihr Lieben,
nachdem mir beim Lesen des WKS-Umfragethreads überraschenderweise doch wieder die Tränen liefen, obwohl der Kaiserschnitt bei der Geburt meines Kindes nun schon fast 5 (!) Jahre her ist, will ich jetzt doch mal mein KS-Erlebnis hier teilen:
Geplant war die Geburt ambulant in einer Hebammen-Praxis, ähnlich ausgestattet wie ein GH, die sich mit der Gemeinschaftspraxis meiner Frauenärztin ein Haus teilt. Beide Praxen arbeiten zusammen, d.h., zu den Vorsorge-Untersuchungen war ich abwechselnd bei den Hebammen und bei meiner Frauenärztin. Die Geburten finden in der Hebi-Praxis statt, zum Ende hin wird aber noch eine/r aus dem Ärzt/innen-Team dazugeholt.
Die FÄ arbeitete dort mit ihrem Mann zusammen, ich kannte und mochte beide, beide zusammen hatten mich vorher auch schon mal wegen was anderem ambulant operiert.
In der End-Schwangerschaft ging es mir sehr gut, und ich hatte stark das Gefühl, dass der Kleine "da drinnen" bei mir ebenfalls sehr zufrieden war und sicher nach dem ET noch ein paar Tage länger im Bauch bleiben wollte. Die CTG-Termine, die erst nach dem ET beginnen sollten, waren schon geplant...
Am Tag des ET hatte ich um 17.00 Uhr einen US-Termin, bei dem festgestellt wurde, dass mein Kind in den letzten Wochen tüchtig an Gewicht zugelegt hatte und ca. 5 kg wog.
Der Mann meiner FÄ, bei dem dieser Termin statt fand, legte mir einen KS nahe, erst recht angesichts der Tatsache, dass es mein erstes sei, und zählte mir und meinem Mann alle möglichen Komplikationen auf...wir waren unentschlossen, er rief noch seine Frau (also meine eigentliche FÄ) an, die seine Einschätzung teilte. Auch meine Hebamme riet zum KS.
Mein Mann und ich gingen eine Weile spazieren, und ich entschied mich dann auch dafür (was sollte ich auch tun?), ich vertraute den Dreien als Fachleuten und Menschen sehr und hätte nicht gewusst, wo ich mich alternativ hätte informieren können (die Raben kannte ich damals noch nicht...).
Ich ließ mich also drauf ein, wollte aber noch ein paar Tage warten - wegen des Gefühls, der Kleine wollte noch eine Weile "drin" bleiben. Und um mich selber besser drauf einstellen zu können.
Allerdings: Das war nicht möglich, am nächsten Tag wollten meine beiden FA zu einer Fortbildung fahren, und der FA wollte nicht, dass wir warten, bis die Wehen einsetzen und es zum Not-KS käme.
Okay, der KS-Termin (Teilnarkose) wurde für den nächsten Morgen früh angesetzt.
Als es soweit war, blieb mein Mann bei mir, die Stimmung im OP war locker, alle waren freundlich und wertschätzend, der Mann meiner FÄ machte den KS, eine der Hebammen, die wir kannten und mochten, war dabei.
Leider bekam ich bald Angst und heftige Atemnot, in meiner Erinnerung war ein Tuch auf mein Gesicht gefallen, das mir die Luft nahm, ich schüttelte immer den Kopf hin und her und war ganz verzweifelt, weil ich nicht atmen konnte, aber ich konnte mich nicht mitteilen, und eine Zeitlang (bestimmt nur ganz kurz, mir kam es aber ewig vor, und es war schrecklich) war ich panisch ohne Luft und ganz hilflos.
Mein Mann merkte dann was und wies wohl den Anästhesisten darauf hin, der die Narkose erhöhte, so dass ich ein paar Minuten voll betäubt war. In diesen Minuten wurde mein Kind geholt, sein erstes "Quäken" hat mein Mann gehört, aber nicht ich. Die Hebamme lief mit ihm zum Wickeltisch, mein Mann war unentschlossen, ob er bei mir bleiben oder mitgehen sollte, sie rief ihn zu sich und er ging hin und bekam unser Kind auf den Arm...ich wachte auf und sah die Beiden...
Im Grunde war alles gut, unser Spatz lag gleich auf meinem Bauch, hat nachher problemlos gestillt, wir waren alle drei ein paar Tage im Familienzimmer der Klinik, die auch mit auf dem Gelände steht...
Und das verstehe ich nur halb: Eigentlich waren die Umstände so gut, wie sie bei und nach einem KS nur sein können, aber wenn ich daran erinnert werde oder davon erzähle, werde ich so schrecklich traurig...
Ich konnte lange danach nicht mehr richtig beten (bin eigentlich gläubig), weil ich mich in der Atemnot so richtig gottverlassen gefühlt habe, da ist inzwischen ein ganzes Stück Heilung passiert, mein Gottvertrauen ist wieder da, wofür ich sehr dankbar bin.
Und es ging und geht mir immer so nah, dass ich seine ersten Minuten nicht mitbekommen habe, so, als hätte ich mein Kind im Stich gelassen ;(
Natürlich weiß ich, dass viele Mütter ihre Kinder erst Stunden oder sogar Tage nach der Geburt sehen und viel, viel schlimmere Umstände ertragen müssen, da ist es mir auch schon peinlich, mich wegen der paar Minuten so "anzustellen". Aber es ist eben so.
Was sicher von meiner eigenen Geschichte dazu gehört und seine Wirkung hat: Ich selber war bei meiner eigenen Geburt auch so schwer, wurde spontan geboren, hatte mehrmals bedrohliche Atemnot (ich wurde damals zweimal not-getauft...) und war gleich nach der Geburt von meiner Mutter getrennt in einer weit entfernten Kinderklinik, ca. drei Monate lang, wo ich nur sonntags besucht werden konnte.
Soooo....danke und für´s Lesen des Ganzen (puuuhhh)...
Vielleicht versteht jemand, dass mich diese fehlenden Minuten so mitnehmen und insgesamt der KS statt ambulant-Geburt...und vielleicht kann mir die ein oder andere ein bisschen beim Einordnen helfen: Hättet Ihr auch so gehandelt? Heute denke ich, ich hätte mich nicht unter Zeitdruck setzen lassen sollen, wenn beide FÄ zur Fortbildung sind, würde ich heute wohl einfach abwarten und mich nach einer Alternative umsehen und zudem noch besser informieren...
So, Schluss jetzt!
Liebe Grüße und danke für´s Dalassen...
Marion