Linkshänder-Kind in Rechtshänder-Familie

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    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne ältere Linkshänder-Semester, die noch "umerzogen" wurden. Die haben teilweise massive Probleme in ihren rechten Händen, weil sie einfach auf der Seite überlastet sind. Das klingt erstmal seltsam, aber man muss sich vor Augen führen, dass man falschhändig viel verkrampfter ist als richtighändig. Wenn ein Rechtshänder umerzogen würde, so hätte das auch die Konsequenz eines in den allermeisten Fällen schlimmen Schriftbildes und einer verkrampfteren Haltung.

    das verkrampfte schriftbild ist noch das harmloseste, was bei der falschen händigkeit passiert. es ist eine enorme hirnleistung und bindet sehr viel kapazitäten, die falsche hand zu verwenden. ich empfehle gerne zu diesem thema das buch: johanna barbara sattler - der knoten im gehirn oder der umgelernte linkshänder.

  • Niemand hier sagt, das Kind soll es auf biegen und brechen rechts lernen. Aber man sieht doch relativ rasch, ob es Mühe hat oder nicht. Dann zu reagieren ist sicher nicht verkehrt. Ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass es viele Menschen gibt, die nicht zwingend nur rechts- oder linkshändig sind.
    Ich habe meinen Söhnen auch beigebracht wie man Schnürsenkel bindet, bin gar nie auf die Idee gekommen, dass das ein Problem sein könnte weil ich Links- sie aber Rechtshänder sind.


    Nein. Aber von" auf biegen und brechen schrieb ich doch auch nichts, oder? "Es drauf ankommen lassen" kam nicht von mir, das schrieben andere.


    Rechthändige Kinder haben im Leben in der Regel eine Menge "außerfamiliärer"Vorbilder, von denen sie sich etwas abschauen können.


    Angenommen, ein RH-Kind würde in einer LH-Familie aufwachsen und möchte gerne stricken lernen und die Eltern würden sagen: Also wir zeigen im Häkeln und Stricken linkshändig und wenn es das mit dem Spiegeln nicht gleich hinbekommt, lassen wir es mal drauf ankommen, ob das Kind es lernt oder eben nicht. Oder "Ach, wir versuchen es mal so, wenn es nicht klappt, können wir uns immer noch was überlegen... "
    Oder auch "Macht doch nichts, wenn sie manche Sachen mit der falschen Hand lernen, das schult schließlich beide Hände...


    Ich denke, da würden die meisten schon davon ausgehen, daß die Eltern versuchen, die Tätigkeiten, die eine klar definierte "Führhand" haben, auch händigkeitsgerecht zu vermitteln.

  • Ich glaub ich bin ein Exot, ich habe mir in all den Jahren wo ich Kinder habe noch nie überlegt, dass das was ich ihnen vorzeige, falsch sein könnte weil sie rechts- und ich linkshändig bin. Ich werde morgen früh mal darauf achten, wie sie ihre Schuhe binden :)

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaub ich bin ein Exot, ich habe mir in all den Jahren wo ich Kinder habe noch nie überlegt, dass das was ich ihnen vorzeige, falsch sein könnte weil sie rechts- und ich linkshändig bin. Ich werde morgen früh mal darauf achten, wie sie ihre Schuhe binden :)

    Das habe ich mir auch grad vorgenommen. Ich hab mir da ehrlich gesagt keine großen Gedanken gemacht bisher, er hat auch alles immer recht schnell gelernt. Bei schreiben und schneiden bin ich sicher, dass er das obwohl mit rechts gezeigt von Anfang an links macht. Bin mal gespannt, ob seine Schleifen auch anders sind.

  • Ehrlich, Trin, ich halte Deine Kritik nur für bedingt berechtigt. Ich stimme Dir zu, dass man nichts erzwingen kann und sollte. Aber Kinder sind ja auch nicht blöd. Und sie suchen sich oftmals den für sie passenden Weg, auch, wenn wir vielleicht "falsche" Vorbilder sind...


    Das mit der Schere ist ein uraltes Beispiel. Damals war es gar nicht so einfach und man musste selbst später noch bei Füllfederhaltern ziemlich suchen. Es handelt sich bei dem Jungen um jemanden, mit dem ich immer noch in Kontakt stehe. Er kann vieles mit beiden Händen und es bereitete ihm keine Mühe...


    Ein Kind, was wirklich Probleme hat, etwas mit der falschen Hand auszuführen, würde sich da sicher nicht so einfach reinbegeben sondern sich schwerer tun, denke ich.


    Es ist aus meiner Sicht für Kinder einfacher, eine zunächst komplizierter anmutende Sache "falschrum" zu lernen, als für einen Erwachsenen, eine immer schon so oder so ausgeführte Handlung umzulernen. Darum empfahlen hier auch so viele Leute das Spiegelprinzip. Dann liegt es beim Kind, ob es das so oder so übernimmt.


    Es geht doch, alles in allem, nur ums Vorleben. Die älteren Linkshänder, die ich kenne, welche ohne jedwede Repressalien (also Umerziehung in allen Facetten) groß wurden, haben irgendwie auch alles gelernt. Und ich würde fast drauf wetten, dass vor 30 Jahren kein Mensch einen Aufriss gemacht hat, wie herum man einem Kind etwas zeigt. Schleife binden kann ich auch so wie so herum. Irgendwann schießt man sich auf eine Richtung ein und dabei bleibt man, würde ich behaupten.


    Es gibt übrigens weit mehr als zwei Varianten, sein Besteck zu halten. :D

  • Ich möchte in @schilfs Horn stoßen.
    Meine Kollegin war Linkshäbderin und hat die Arbeitsplätze eingerichtet und dort auch viele Jahre weitestgehend gearbeitet (Rezeptur, Labor, Schreibtisch, Teerezeptur). Als ich dazukam, wurde mir schlagartig bewusst, wie sehr Linkshänder in einer rechtshändischen Welt ausgebremst sind!
    Am Schreibtisch waren die Hängeordner auf der "falschen" Seite, wenn ich einen rausgenommen hab, lag er kopfüber auf dem Tisch.
    Das Werkzeug liegt "falschrum" in der Schublade, für den rechten Ellenbogen ist keine Bewegungsfreiheit, wenn man an der Waage hantiert... Lauter solche Kleinigkeiten... aber in der Summe doch ganz schön belastend. Da ist die Maus auf der falschen Seite fast das kleinste Problem (weil bewusst erfassbar).


  • Herr marzipan hat seit letzter Woche so einen Stift und liebt ihn. Wir waren in einem Laden für Linkshänder, da konnte man viel ausprobieren, das war ganz cool.

  • Ich (linkshändig) habe Maxi (rechtshändig) das Schleife binden gespiegelt beigebracht. Ich kann beim besten Willen nicht sagen wer von uns Rechtshänderschleifen macht und wer Linkshänderschleifen - Sie halten, das war und ist das Ziel.


    Spiegeln hilft. Ansonsten habe ich alle Anweisungen gedanklich für mich umgedreht. Das ging schon.


    Ich kann mit Rechtshänderscheren schneiden - mit linkshänderscheren nicht. Dafür krieg ich ne Kriese bei normalen Soßenlöffeln - die haben den Ausgießer auf der "falschen" Seite! Und versucht mal mit einer Fußnagelzange, die für Rechtshänder ausgelegt ist, mit der linken Hand die Nägel zu kürzen! #kreischen
    Als Linkshänder trifft man immer wieder auf Probleme, die ein Rechtshänder nicht hat. Weil man Lösungen dafür finden muß sagt man Linkshändern eine besondere kreative Ader nach...

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Da ist die Maus auf der falschen Seite fast das kleinste Problem (weil bewusst erfassbar).

    Das ist gerade mein größtes Problem. Bei der Arbeit nutze ich ein Laptop mit mehreren und kann es nicht jedes mal umstellen. Zuhause ist natürlich alles für Linkshänder. Seitdem bin ich nur noch durcheinander, welche Maus ich wie drücke...
    Ich versuchte gerade meiner Rechtshändertochter die Schleife beizubringen, mir ist es gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie es wie ich einfach lernen könnte #schäm . Nun macht es der Papa, da funke ich nicht mehr dazwischen.
    Meine Eltern waren beide umgeschulte Linkshänder, das war damals leider so. Aber beide haben nur mit rechts geschrieben, alles andere haben sie mit links gemacht. Bin mit der rechten Hand auch total unfähig und hätte nur unter Zwang die andere benutzt.

  • Hallo,


    Krötenmutti, da werden wir nicht einer Meinung werden.


    Ich bin der Meinung, daß jedes Kind das Recht darauf hat, die Dinge, bei denen die Händigkeit eine Relevanz hat, auch händigkeitsgerecht zu lernen.



    Ein Kind, was wirklich Probleme hat, etwas mit der falschen Hand auszuführen, würde sich da sicher nicht so einfach reinbegeben sondern sich schwerer tun, denke ich.


    Wenn das so wäre, gäbe es nicht immer noch Kinder, die ungewollt umgeschult werden- allein in dem sie dem Beispiel der sie umgebenden (rechtshändigen) Menschen folgen.


    Ich weiß nicht, ob dir das Wort Überkompensation etwas sagt - auch wenn es diesen Menschen scheinbar mühelos gelingt, andersrum zu arbeiten, so kostet es doch das Gehirn deutlich mehr Kraft. Natürlich gewöhnt es sich daran, diese Kraft aufzuwenden - aber sie fehlt dann eben anderswo.
    Ich habe von bis zu 30% gelesen und das galt nicht dem Lernprozess sondern der Zeit NACH dem Lernen. Die umgeschulte Linkshänderin in meiner Schulklasse hatte z.B. die schönste Schrift von allen - dafür mit allem Probleme, was eigene Formulierungen brauchte. und daß sie schon als Kind nervlich zusammenbrach und lange zeit die Schule nicht besuchen konnte, mag nicht allein daran gelegen haben - aber es hat vermutlich doch eine Rolle gespielt.


    Nun mögen 30% fürs Schleife binden oder 30% fürs stricken und 30% für dies und das und jenes... nicht viel erscheinen und nicht mit einer Umschulung beim schreiben vergleichbar sein, aber es summiert sich. Gerade beim kreativen Handarbeiten/Handwerken würde ich ungern 30% Hirnleistung abgeben und für unnötiges aufwenden müssen und das auch bei meinem Kind nicht wollen.


    ich finde die Argumentation nicht logisch: Ein Kind soll etwas ruhig erst mal "falschrum" lernen und dann noch mal alleine "richtigrum" umlernen (wenn es überhaupt auf die Idee kommt, daß es andersrum stimmiger sein könnte), weil einem Erwachsenen nicht zuzumuten ist, eine Sache ein paar mal "andersrum" vorzumachen.


    Aber das mag jeder für sein Kind entscheiden...


    Ich kenne tatsächlich Kinder, die sich mit dem Schleife lernen schwer taten, bis ich auf die Idee kam, es andersrum zu zeigen (Kinder auf Arbeit, in der Verwandtschaft...) . eben weil sie dem Vorbild des Zeigenden folgten und NICHT auf die Idee kamen, es mal eben andersrum auszuprobieren.


    Genau so, wie mein eindeutig linkshändiger Sohn plötzlich mit rechts Federball spielte. Nicht weil es sich so besser anfühlte oder so - sondern weil es ihm die rechtshändige Oma ohne groß nachzudenken mit rechts gezeigt hat.
    Wie das früher eben so war und überhaupt, damals hat ja auch keiner groß nachgedacht und außerdem schult es ...und so weiter. Einen Ball wirklich getroffen hat er erst, als ich ihn regelrecht energisch dazu aufforderte, es andersrum (mit der linken Hand) zu probieren. Er war fast verzweifelt - "Aber die Omi hat doch SO gezeigt!" und was die liebe Omi ihm zeigt KANN doch gar nicht falsch sein!.


    Ich kenne einfach genug Beispiele um da mit "Ach das wird sich schon finden ... und früher hat da auch keiner nachgedacht..." sehr vorsichtig zu sein.

  • Dafür krieg ich ne Kriese bei normalen Soßenlöffeln - die haben den Ausgießer auf der "falschen" Seite!

    Jaaaaa... In einem der Linkshändershop gibt es eine Saucenkelle mit Ausguss auf der richtigen Seite, die steht auf der Liste der Luxusgüter, die ich irgendwann mal haben will. Sie kostet leider um die 35 Euro. Momentan behelfe ich mir mit einer ohne Ausguss.


    Als ich meiner Mama eine Fettkanne schenken wollte (auf ihren Wunsch) gab es nur 2 Modelle, und eines davon war nur für Rechtshänder! Gottseidank habe ich die Packungen genau angeschaut, sonst hätte ich es nämlich fast gekauft (war günstiger und aus Metall, also nicht so zerbrechlich wie das Glasmodell). Das Glasmodell war dagegen neutral.


    ich finde die Argumentation nicht logisch: Ein Kind soll etwas ruhig erst mal "falschrum" lernen und dann noch mal alleine "richtigrum" umlernen (wenn es überhaupt auf die Idee kommt, daß es andersrum stimmiger sein könnte), weil einem Erwachsenen nicht zuzumuten ist, eine Sache ein paar mal "andersrum" vorzumachen.

    Vor allem da die Threaderstellerin ja schrieb, dass SIE es jedenfalls nicht hinkriegt, die Sachen im Kopf zu drehen und andersherum zu zeigen. ^^ O-Ton: "Keine Chance".


    Ich habe es deutlich gemerkt, als ich eine schmerzhafte Entzündung am linken Handgelenk hatte. Alle Geldautomaten haben den Kartenslot rechts. Tat jedes mal weh, weil ich automatisch immer mit Links nach der Karte gegriffen habe.

  • Hier auch ein Linkshänder in einer rechtshändigen Familie.
    Bzw. ist mein Mann evtl auch umgeschult.


    Sogar Kinder-Apps sind für Rechtshänder ausgelegt.
    Und wie schwierig die Benutzung der falschen Hand ist, merke ich erst, seit ich versuche Dinge mit Links zu zeigen.
    Selbst meinem Dickkopf muss ich öfter sehr energisch dazu auffordern , die linke Hand zu benutzen, weil er ganz offensichtlich Probleme mit rechts hat.


    Bei komplexeren Tätigkeiten stelle ich mir Videos als hilfreich vor.



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    • Offizieller Beitrag

    händigkeit ist nicht gleichermassen intensiv.
    Ich hab als musiklehrein da absolute vergleichsmöglichkeit und einen schüler, der extrem linkshändig ist. Dass der je eine gitarre rechts spielt ist ausgeschlossen!
    Nun bin ich deutlich rh und er musste lernen mein gezeigtes umzudrehen. Ich kann nicht li spielen und bücher etc sind alle rechts.
    War ne zeitlang auch thema, aber wir haben unseren groove gefunden.


    Ein anderer hatte keinen bock dazu auf dieses gewurschtel und hat einfach auf re gelernt. Er ist nicht so stark auf links gepolt offenbar. Er spielt ebenso entspannt.


    meine mama, umgelernt, schreibt heute mal li mal re, ohne besondere Hintergründe. Essen kann sie aber nur li.


    Mein mann schreibt li, aber isst re, mouse am pc auch re.


    Ergo: alles individuell.
    Die Fähigkeit dinge re zu sehen und li anzuwenden ist sicher als linkshänder nicht verkehrt.


    ich rede mit meinen schülern, frage sie über ihr empfinden und spanne, wenns die gitarre zulässt, auch nen paar mal um, wenn sie es wollen.


    Und statt "linke und rechte " Hand hab ich mir dank o.g. schüler greif-und anschlagshand angewöhnt.... das war nen akt ;)


    spiegeln, youtube und Zeichnungen sind gute hilfen.

  • Hallo,


    Nach dem was ich gelesen habe, ist es leider so, daß es dabei weniger um die tatsächliche Ausprägung der Händigkeit geht (da gibt es nur rechts oder links) sondern um die Anpassungsfähigkeit/-willigkeit.


    Die ist verschieden stark ausgeprägt und hängt immer auch stark vom Umfeld ab, davon ob es das Kind in seiner Händigkeit unterstützt, diese als etwas Selbstverständliches und natürlich zu respektierendes wahrnimmt oder ihm eher zu verstehen gibt, daß es doch "XY erst mal rechtshändig probieren soll" und man dann, wenn es nicht klappt, immer noch auf links umschwenken könne.


    So wird dem Kind gewollt oder ungewollt von klein auf vermittelt: rechtshändiges Agieren sei nach wie vor der "Standard", das richtiger und linkshändig nur eine Notlösung für die die nicht damit klarkommen. Und die wenigsten Kinder weichen gerne vom Üblichen ab sondern versuchen natürlich sich erst mal anzupassen.


    Für das Gehirn spielt es allerdings keine Rolle, ob eine (Teil-) Umschulung (und eine solche ist es nun mal) mit viel Druck, wenig Druck, ganz ohne Druck oder sogar "freiwillig" passiert. Wenn ich höre, daß jemand bei etwas schließlich auch so "gut zurecht kommt", dann denke ich mir immer wie viel besser und freudvoller es vielleicht noch gewesen wäre, wenn er/sie noch 30% mehr Kapazität dafür gehabt hätte ...


    Ein Erwachsener kann da natürlich seine Entscheidung für sich treffen. Für ein Kind würde ich einen solchen "Eingriff ins Gehirn" (so bezeichnete Barbara Sattler mal Umschulung) nicht befürworten.

  • Man darf beim dem Thema nicht vergessen, dass auch extreme Linkshänder in aller Regel ZWEI Hände haben! :D Wieviel man mit der nicht-dominanten Hand macht merkt man oft erst wenn eben diese mal ausfällt z.B. durch eine Verletzung.


    Und da wir linkshänder nunmal in der Minderheit sind, müssen wir in der Welt der Mehrheit zurecht kommen.
    So kleine Tricks wie spiegeln, wemn man etwas zeigen will, sind hilfreich.
    Das wichtigste ist aber mMn das Bewustsein dafür, das mein Kind andershändig ist als ich.


    Meine Mutter (die sehr dafür gekämpft hat, dass ich in der Schule nicht umgelernt werden muß) hat zu Maxi gesagt "nimm den Löffel doch in die andere Hand!" Ich musste wirklich grinsen und sagte nur "Mama!!! hast du dich in den letzten 35 Jahren immernoch nicht an die Anblick gewöhnt?" Sie musste auch lachen. ;) (Meine Kinder sind Rechtshänder - da haben sich die Gene meines Mannes durchgesetzt.)

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Nach dem was ich gelesen habe, ist es leider so, daß es dabei weniger um die tatsächliche Ausprägung der Händigkeit geht (da gibt es nur rechts oder links) sondern um die Anpassungsfähigkeit/-willigkeit.

    Das ist absolut wichtig! Aber ich würde es bestimmten Menschen nicht sagen. Mir wurde immer ein Dickschädel nachgesagt - deshalb wurde ich auch nicht umerzogen. In Gegensatz zu meiner Schwester, die immer das brave Mädchen sein wollte...


    Hätte ich die gleicher Lehrerin wie meine Schwester gehabt, hätte ich den Stempel frech, ungezogen, böse und schwer erziehbar abgekriegt! Und ich bin verdammt froh, dass wir darüber heutzutage nicht mehr wirklich diskutieren müssen!

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

  • Trin, es gibt durchaus Leute, die stark ambidexter sind. Auch im Alltag. Das ist, soweit ich das beurteilen kann, nicht von der Händigkeit abhängig. es gibt Studien, die besagen, dass Menschen, die stark mit beiden Händen agieren, davon profitieren, auch geistig. Das habe ich für Musiker im Hinterkopf. Weil es mich immer faszinierte, warum ich links viel geschickter bin als die meisten klassischen Rechtshänder in meiner Umgebung. Das ist aber ein Schulungseffekt durch das Spielen eines Instruments und anderer Angewohnheiten.


    Ich kenne die Begrenztheit der "Linkshänderwelt" durchaus, da es in unserer erweiterten Familie einige davon gibt und mein Freundeskreis damit quasi durchsetzt ist. Ich würde das Thema aber nicht so hoch hängen, dass man ein Kind wirklich speziell behandeln muss, sobald man eine gewisse Händigkeit feststellt.


    Unterstützung ist doch selbstverständlich, aber was vermittelt es dem Kind, wenn ich ständig einen riesigen Aufriss mache, mich erstmal reinzudenken, um dem dann etwas vorzukrücken, was es von mir lernen soll, obwohl ich es so herum gar nicht kann. Das Spiegeln ist eine patente Methode. Schleifen zu binden halte ich nicht für derart lebensverändernd, dass ein falschherummes Agieren hier Existenzen vernichten könnte.


    Ich erlebe Linkshänder eher als souverän und durchsetzungsstark, weil fast alle sehr früh gelernt haben, sich kreativ eigene Wege zu erschließen und um die Ecke zu denken. Klar kostet das mehr Gehirnschmalz*, aber da kommt es wirklich aufs Naturell an. Einem sensiblen Kind mutet man doch als liebende Eltern automatisch etwas weniger zu und setzt mehr auf Begleitung, damit es schließlich an den gemeinsam erworbenen Fähigkeiten wachsen kann - ohne zu viel Druck.


    Man kann das auch auf Geschlechterrollen übertragen. Da wird mMn auch viel Bohei von außen gemacht. Dass es immer eine klar definierte und sichtbare Händigkeit gibt lese ich hier zum ersten Mal...


    *Nachtrag: Aber wovor schützt man ein Kind, dem man wirklich alles abnehmen will? Entscheidend ist, dass man nicht versucht, etwas wirklich mit Druck zu beeinflussen, sondern einen Prozess begleiten möchte. Und auch auf andere Varianten hinweist. "Mach es vielleicht halt mit links, soll ich Dir zeigen, wie ich es meine?"

  • Hallo,


    Hm, es schrieb doch keiner etwas davon, daß linkshändige Kinder niemalsnie ihre rechte Hand (mit)benutzen sollten.


    Es geht (mir zumindest) darum,dass linkshändige Kinder mMn ein Recht darauf haben, DIE Tätigkeiten, bei denen es eine klare Führhand gibt auch in "ihrer" Richtung lernen können. Und das ist beim stricken, häkeln, schneiden ... nun mal so, auch wenn die andere Hand auch da selbstverständlich reichlich "Zuarbeiten" leistet.


    Gerade weil im Leben noch genug Sachen sind, die für RH vorteilhafter sind, sollte das da, wo es anders möglich ist, selbstverständlich sein.


    Ich frage Kinder bei neuen Sachen immer, ob sie RH oder LH sind und bemühe mich dann, es ihnen ihrer Händigkeit gerecht zu zeigen (manches kann ich linkshändig vormachen, anderes spiegele ich bzw. schau ich, wie das Kind es besser abschauen kann).


    Ich habe noch nie gehört, daß ein Kind "Kein Bock auf dieses Gewurstel" gehabt hätte - denn wo sollte da ein "Gewurschtel" sein?
    Das ist doch zuerst mal nur im Kopf derer, die da umdenken müssen. Wäre es völlig normal, daß ein LH-Schüler eine LH-Gitarre in die Hand bekommt und entsprechend unterrichtet wird, gäbe es keinerlei "Gewurschtel". So habe ich es zumindest bei meinem Sohn und im Gitarrenunterricht (ich habe zeitweise auch unterrichtet) erlebt.


    Mich stört ehrlich gesagt dieses "rechtshändig ist die Norm, wenn es gar nicht geht, kann man ja immer noch auf LH ausweichen"-denken, daß in der Gesellschaft immer noch rumschwebt.
    (Das hat für mich etwa den gleichen Status wie: Ein Mann in diesem Beruf ist nun mal die Norm, wenn man keinen geeigneten findet, kann man immer noch eine der vielen geeigneten Frauen einstellen).

  • @Trin ich sehe es ganz genau so wie du. Bzw. hab es auch so im Studium gelernt und in vielen Büchern gelesen.


    Auch wenn die Probleme nicht immer offensichtlich sind, so sind sie trotzdem vorhanden.


    Was ich nicht ganz verstehe ist, dass hier oft gesagt wird, dass Linkshänder doch gut mit der rechten Hand xy lernen/üben sollen, von Rechtshändern wird das aber nicht erwartet.
    Für Rechtshänder kann es doch nach dieser Logik auch nur gut sein, wenn sie beide Hände nutzen können.


    Ich mache mir im Alltag auch keine Gedanken, wie rum mein Kind die Schleife bindet usw., wenn ich aber merke, dass es Probleme gibt, weil ich als Rechtshänder es falsch rum zeige, dann suche ich nach Lösungen es richtig herum zu zeigen versuche nicht meinem Kind zu erklären es solle es doch anders lernen.

  • Dass es immer eine klar definierte und sichtbare Händigkeit gibt lese ich hier zum ersten Mal...

    Das ist so. Und dass das so wenig bekannt ist, ist auch normal ;) .
    Ich finde den Standpunkt von Frau Sattler auch oft extrem und nicht wirklich umsetzbar, aber in der Grundlagenforschung zur Linkshändigkeit und den Auswirkungen der Umschulung hat sie mir die Augen geöffnet. Nicht über mich - aber für mich über die umgelernten '"Rechtshänder" in meiner Familie.

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)