Unsere Samstage sind die Hölle

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  • Ist deine Frau Lehrerin? :)

    Je nachdem, welche Altersklasse sie unterrichtet, kann das neben der Vollzeit natürlich ein zusätzlicher Stressfaktor sein, sowohl im Beruf als auch zuhause von Kindern umgeben zu sein. So bewundere ich z.B. Erzieherinnen, die selbst Kinder im Kindergartenalter haben. Mir wäre das, glaube ich, echt zu viel, sowohl beruflich als auch zuhause ständig mit kleinen Kindern zu tun zu haben.


    Hinzu kommt, dass die verfügbare Energie von Person zu Person, aber auch von Lebensphase zu Lebensphase variiert. Manche Leute scheinen alles mit Links zu stemmen, während für andere der Alltag eine beständige Herausforderung ist.


    Falls ihr nicht auf das Geld angewiesen seid, wäre es vielleicht eine Überlegung wert, wenn deine Frau beruflich etwas kürzer tritt? Nicht, weil sie die Frau ist, sondern weil die Situation sie aktuell zu viel Kraft kostet?


    Ich kann es gut verstehen, dass Kinder - auch zeitversetzt - als anstrengend empfunden werden können. Das kann viele Gründe haben. Vielleicht haben manche was mit Hormonen zu tun, andere vielleicht einfach damit, dass über die Jahre hinweg manche Dinge etwas zermürbend sein können. Mir ging es z.B. so, dass wir anscheinend ziemlich darin aufgegangen sind, Eltern zu sein bei unserem Großen. Und bei unserem Kleinen (wobei das dann v.a. bei mir der Fall war). Ich habe aber irgendwann bemerkt, dass mir die Geduld schneller ausgeht. Gerade, wenn ich mit meinem Mann mal beim Abendessen fünf Minuten am Stück sprechen will. Dabei geht es oft gar nicht um weltbewegende Themen, sondern z.T. um Organisatorisches oder darum, dass wir uns mitteilen wollen, wie der Tag war. Und dann werden wir ständig unterbrochen. Damit komme ich schlechter klar als früher. Vielleicht, weil ich älter bin, weil ich schon mehrere Jahre Geduld verbraucht habe, vielleicht auch, weil die Kinder älter sind und ich da unbewusst höhere Ansprüche an sie stelle. Hinzu kommt auch, dass mein Mann sich leider angewöhnt hat, auf Unterbrechungen anzuspringen und dann nicht mehr "bei mir" ist. Das nervt mich auch.


    Was die "Überfliegertochter" angeht, so bin ich auch darüber gestolpert. Was willst du damit sagen?

    Was ich mir vorstellen könnte: auch ich habe clevere Kinder, von denen eines knapp an der Hochbegabung vorbeischrammt. Anstrengend daran finde ich, dass ihm schnell langweilig wird oder er ständig Fragen hat. Meinst du so etwas?

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Falls ihr nicht auf das Geld angewiesen seid, wäre es vielleicht eine Überlegung wert, wenn deine Frau beruflich etwas kürzer tritt? Nicht, weil sie die Frau ist, sondern weil die Situation sie aktuell zu viel Kraft kostet?

    Da mag ich mal widersprechen! Meiner Meinung nach ist es die Summe der Arbeitszeiten beider Partner, möglicherweise noch die Verteilung (da kenne ich mich nicht aus, weil wir beide Bürojobs mit flexiblen Arbeitszeiten und freiem Wochenende haben), das die Belastung ausmacht. Es kann auch sein, dass die Frau ihre Arbeitszeit besser verteilen kann, wenn Pete weniger arbeitet, und dass so die Wochenenden entlastet werden können. Dafür wissen wir letztlich zu wenig, oder? Aber dieser Unterschied ist mir wichtig, sonst tappt man in die Falle der alten Rollenverteilung.

    Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.


    Konfuzius

  • Und ja, gestern Vormittag saßen wir nebeneinander und meine Frau stellte die Frage, ob wir für Kinder überhaupt gemacht sein. Und das macht traurig. Uns auch so zu sehen.

    Ich bin ja Lehrerin... und am Ende der Ferien denk ich das auch immer. 24/7 Kinderbetreuung ist zu viel für mich, da freu ich mich auf die Arbeit (endlich festgelegte Pausenzeiten!). Ich betrachte ungläubig das Durchhaltevermögen und die Nervenstärke meiner Hausfrau-und-Mutter-Freundinnen. ;)

    Deshalb:

    Meine Frau arbeitet zu viel. Die Wochenenden ist sie einfach kraftlos. Muss immer wieder arbeiten. Abends. „Nur mal“ für zwei Stunden am Samstag. Oder am Sonntag.


    Da geht die Entspannung für sie verloren. Und dann hat sie keine Energie für unsere Tochter.


    Falls ihr nicht auf das Geld angewiesen seid, wäre es vielleicht eine Überlegung wert, wenn deine Frau beruflich etwas kürzer tritt? Nicht, weil sie die Frau ist, sondern weil die Situation sie aktuell zu viel Kraft kostet?

    Ich weiß auch nicht, ob das ideal wäre. Ich zum Beispiel bin deutlich fertiger, wenn ich weniger auf der Arbeit bin, einfach weil man dann wirklich keine richtigen Pausen hat (insbesondere wenn das Kind keinen Mittagsschlaf mehr macht) und dauergefordert ist. Ich bin ja gerade am Anfang oft angesprochen worden, wie ich mit der "Doppelbelastung" klar komme (mein Mann übrigens nie... #gruebel) und hab immer gesagt, es ist eher eine Doppelbereicherung. So seh ich es auch heute noch. Die Arbeit ist die Auszeit von zuhause und zuhause ist die Auszeit von der Arbeit. Beides ist mal stressig, aber insgesamt eher schön und bereichernd. Aber immer noch was machen zu müssen und den unerledigten Stapel Papiere im Hinterkopf zu haben, stresst natürlich enorm, das kann ich gut nachvollziehen!
    Wenn es für Deine Frau also stressig ist, immer zwischendurch noch arbeiten zu müssen, dann macht doch "Bürozeiten" aus, in denen Du zuverlässig das Kind übernimmst, so dass sie da arbeiten kann - und chillen, wenn sie früher fertig ist. ;)


    Kids don't drive you crazy, you were crazy already. That's why you had them.


    Lieben Gruß vom Rattenkind mit dem Kätzchen (10/2015) und dem Katerchen (09/2018).


    giphy.gif


    In meinem Waldland geht ein Monster um...

    Einmal editiert, zuletzt von Rattenkind ()

  • Ich mag noch eine Idee in den Raum werfen. So sressig das bei uns doch ist, so verfügen wir über den unglaublichen Luxus eines unglaublich engagierten Großelternpaares....leider leben meine Schwiegereltern 600 km entfernt, was sie aber nicht daran hindert in regelmäßigen Abständen zu uns zu kommen oder in den ferien die Kinder zu nehmen, so dass wir def. einmal im Jahr die Möglichkeit haben ein verlängertes Paarwochenende in einem netten Wellnesshotel zu verbringen. So eine Komplettauszeit ist einfach Goldwert, da kann man dann Paar sein, und v.a. Erwachsener. Für uns ist das wichtig.

    Auch seit die Kinder älter sind und wir einen tollen , zuverlässiegn (scheissteuren, aber sein Gled werten )Babysitter haben gönnen wir uns einmal im Monat einen Paarabend, klar ist dann im Hinterkopf, dass man am nächsten Tag im zweifel nicht ausschlafen kann, aber auch das wird besser. Unserer Kinder (fast 10 und 6) wissen dass wir am WE bis 09:00 Elternzeit haben und nicht geweckt werden wollen...sie kommen also nicht ins Schlafzimmer geturnt, wobei sie so manch anderen kreativen Weg finden uns trotzdem zu wecken;)....


    Ich finde dein Hadern also weitestgehend normal und es ist in Phasen mal heftiger, mal weniger heftig (zumindest bei uns) aber glaub mir, Eure Tochter ist 3...es wird besser!!!


    Kiwi

  • Oh man, ich hab möglicherweise ein Bindungsproblem! Ich arbeite Vollzeit, betreu mein Kind nur nach Feierabend und am Wochenende selbst und bin manchmal von all dem "Mama, guck! Mama! Maaaaaaaaaaama!!!", extrem genervt. Vorzugsweise wenn ich grad von der Arbeit komm oder die Woche stressig war oder sonst was in der Art.

    Ich weiß gar nicht, was da der Sarkasmus soll. Eigentlich trifft das genau den Punkt. Wenn du mit dem Kopf noch halb in der Arbeit steckst dann braucht es nicht viel, und dein Kind nervt dich.


    Du hast im weiteren Verlauf deines Posts ja auch viele gute - und bindungsrestaurierende - Tipps gegeben, wie z.B. ein Bett teilen.


    und ganz ehrlich, wir haben eine gute Bindung

    Eine Bindung ist doch nicht statisches, was man hat oder nicht hat.

    Wenn man sich nervt, dann hat die Bindung Schwächen. Es ist auch nicht irgendwie "natürlich", dass man davon genervt ist, wenn das Kind einem aufs Klo folgt. Ich bin das nur dann, wenn ich denke, "dieses Kind müsste jetzt eigentlich reifer sein". Aber wenn es reifer wäre, würde es ja nicht mit aufs Klo kommen wollen. Ich habe dann da also in dem Augenblick ein unzutreffendes Bild vom Kind im Kopf und bin offensichtlich auch nicht in der Lage, das Bild unmittelbar zu aktualisieren.


    Aber wenn die Bindung - oder das Bild, das man vom Kind im Kopf hat - Schwächen hat, dann kann man daran arbeiten, dass es wieder besser wird. Und wenn es wieder besser ist, dann ist das Genervtsein auch wieder weg.


    Diejenigen mit älteren Kindern kennen vielleicht den Effekt, dass ein Kind, das ein paar Tage auf Klassenfahrt war, heimkommt und ent-setz-lich anstrengend ist. Objektiv ist das Verhalten des Kindes nicht wirlich anders als vorher, aber man war halt einige Zeit getrennt und muss sich erst wieder aufeinander einstimmen.


    Genau der gleiche Effekt tritt hier vermutlich am Samstag auf, wenn man unter der Woche recht wenig Wachzeit miteinander verbracht hat. Deswegen ist auch der Samstag viel schlimmer als der Sonntag.

  • Danke @Kiwi das macht mir auch echt Mut.

    WIr haben hier keine Familie in der Nähe alle Wohnen echt weit weg und klar sind Schwiegereltern und so echt bemüht mal was abzunehmen aber noch läuft das nicht so ganz.

    Wir weisen uns auch gerade einen Babysitter ein. Heute lernt sie den Kindergarten kennen, damit sie die Kleine dann mal abholen kann und wir auch mal einen Wellnestag haben.

  • Liebe Xenia ,


    auch wenn ich sonst häufig deine Beiträge sehr schätze, so finde doch hier deine kruden Theorien, die Du hier aufgrund von absolut unzulänglichen Ferdiagnosen und Bildern in deinem Kopf tätigst, ziemlich fehl am Platze.


    Es ist ja schön, wenn es Menschen gibt die generell immer geduldig und so gut wie nie genervt sind, aber nicht alle Menschen sind gleich.


    Und um dein Besispiel mit den vom Ehemann liegen gelassenen Socken aufzugreifen....umgekehrt wird ein Schuh draus, mich nervt die " rumliegende Socke" (erstze durch irgendeine andere nervige Macke) von Anfang an, aber weil ich ihn liebe und eine enge Bindung zu ihm habe , akzepziere ich seine Macken, nerven tun sie trotzdem.


    Und obwohl ich wusste, dass meine 2jährige Tochter mich damals nicht auf den Klo verfolgt hat weil sie mich "ärgern" wollte und obwohl ich wusste, dass das altersgemäß war, so hat es mich dennoch genervt, weil es nun mal ein Grundbedürfniss meinerseits ist beim sch.....allein zu sein, das hat NIX aber auch GARNIX mit einer fehlenden, geschädigten, schwachen oder sonst wie defizitären Bindung zu tun.


    Kiwi

    Einmal editiert, zuletzt von Kiwi ()

  • @Kiwi , wenn du so entschieden weißt, dass genervtsein nix mit Bindung zu tun hat, kannst du mir denn dann erklären, mit was es dann zusammenhängt?


    Du bist von allem, was dich irgendwann mal genervt hat, konstant gleich genervt, unabhängig davon, wie du gerade zu der Person stehst? Oder zumindest fühlt es sich von dir aus so an? Objektiv sind diese Socken hier schrecklich, da kannst du gar nichts dafür?

  • Danke!


    Xenia genervt sein hat doch auch was mit der Tagesform zu tun.

    Sowohl von mir, als auch von der anderen Person.


    Das heißt nur die Eltern, die nie genervt sind haben wine gute Bindung?


    Na dann seh ich ziemlich schwarz für die Menschheit....

  • Ich glaube, ihr definiert "Bindung" einfach grade völlig unterschiedlich, kann das sein?

    ~~ Luxa


    Sometimes something will change and that change

    Will change you


    Strong people stand up for themselves.
    Stronger people stand up for others.


  • Hm, in dem Moment mag es, wie Du es nennst, mangelnde Bindung sein. Was mir nicht gefällt ist, dass es wieder die Schuld auf die Eltern schiebt. Nein, auch das Kind ist nicht Schuld. Aber Kinder sind anstrengend und man darf das auch so empfinden und äußern ohne das man einem gleich mangelnde Empathie und fehlende Bindung vorgeworfen wird. Du sagst einem eigentlich, zumindest empfinde ich das so, dass ich mein Kind nie anstrengend finden darf, andernfalls habe ich was falsch gemacht oder bin nicht gut genug.

  • Ich glaube, ihr definiert "Bindung" einfach grade völlig unterschiedlich, kann das sein?

    Das glaube ich auch.


    Für mich ist eine Bindung nichts statisches und eine gute Bindung nicht äquivalent zu "gute Eltern sein" . Ich weiß aber leider keinen besseren Begriff, sonst würde ich ja gerne auf was ausweichen, was die erwerbstätigen Mütter hier nicht so triggert ;) .


    Edit Sommerwind

    Ich habe weiter oben schon geschrieben, dass ich das "gut" in "gute Bindung" nicht als moralische Bewertung verstehe. Wenn du über dein Kind genervt bist, weil es echt anstrengend ist, dann heißt das nicht, dass du deswegen was ändern musst. Nur, wenn du darunter leidest, dass du dein Kind anstrengend findest, dann behaupte ich halt: es gibt einen Weg, da wieder raus zu kommen. Und zwar mit weniger Distanz statt mit mehr.


    Ich sage explizit nicht, dass du gefälligst die Resourcen oder die Motivation haben sollst, den Weg auch zu gehen.

  • Xenia genervt von etwas sein hat viel mit Mensch sein zu tun. Wir können genervt sein von Verhaltensweisen und von Personen. Und mir erscheint , dass das das erste is,t was wir hier unterscheiden müssen, es ist nicht das Kind als Person das nervt, sondern es sind Verhaltensweisen des Kindes die nerven. Je nach individueller Stresslage mal mehr oder mal weniger. Und dann kommt der Aspekt ins Spiel, den Du -so wie ich das verstehe, korrigiere mich wenn ich falsch liege, mit Bindung umschreibst.

    Die Socke ist Ausdruck des Verhaltens das mich nervt (auch hier, die Socke nur als Beispiel), mir persönlich ist es vielleicht Wichtig eine gewisse ordnung um mich herum zu haben, das brauche ich um denken zu können und mich wohl zu fühlen. Nun liegt da ständig die Socke. Wenn mein Nachbar mich besucht, zu dem ich keine Bindung habe, schmeiss ich den beim 3. mal raus oder lass ihn gar nicht mehr rein, wenn das Besuchskind mich nicht auf die Toilette lässt oder nonstop "nervt" mict "guck mal, hör mal, sieh mal" zu dem ich keine Bindung habe, versuche ich die Besuche zu vermeiden.


    Lässt nun mein Partner, den ich liebe und zu dem ich eine Bindung habe, ständig die Socken liegen, dann schmeiss ich ihn deshalb nicht raus, ich bin genervt, je nach individueller Stresslage, maule ich ihn an, oder, oder....aber er bleibt.


    Verfolgt mich mein Kind auf die Toilette, lass ich das genervt zu, oder je nach Stress uns Kraft erkläre ich warum es mir wichtig ist allein zu sein oder dass es mir wichtig ist, vielleicht male ich auch mal, aber es ist mein Kind, dass schmeiß ich deshalb nicht raus.


    Der TS hat hier eine Situation beschrieben und nach Lösungsmöglichkeiten gefragt, in meinem Augen eben WEIL er ein Verhältnis, wahrscheinlich eine Bindung zu seinem Kind hat, es belastet ihn, dass er genervt ist.


    Genervt sein ist menschlich, Eltern sind auch Menschen und ganz ehrlich....um mich mal ähnlich weit aus dem Fenster zu hängen...Eltern die NIE genervt sind von ihren Kindern, weil sie so eine wahnsinns enge Bindung haben...ganz ehrlich die lügen sich selbst was in die Tasche. Die zeigen max. sozial erwünschtes verhalten indem sie ihre genervtheit verbergen, sich wenig authentisch geben und Kinder sind pleetsch...die merken das.

    Einmal editiert, zuletzt von Kiwi ()

  • Eltern die NIE genervt sind von ihren Kindern, weil sie so eine wahnsinns enge Bindung haben...ganz ehrlich die lügen sich selbst was in die Tasche. Die zeigen max. sozial erwünschtes verhalten indem sie ihre genervtheit verbergen, sich wenig authentisch geben und Kinder sind pleetsch...die merken das.

    Ich wiederhole dann nochmal: Eine Bindung ist nichts statisches. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass es möglich ist, jahrelang zu einem Menschen egal-welchen-Alters eine so enge Bindung zu haben, dass man nie genervt ist.


    Aber ich finde das per se nicht unmöglich.


    Ich würde allerdings vermuten, dass die meisten Menschen IMMER versuchen, ihr Genervtsein halbwegs bei sich zu behalten, weil es wirklich grob unhöflich und unfreundlich ist, jemand frontal auf die Nase zu binden, dass er einen nervt.

  • Vielleicht geht es ja auch mehr um Spüren der Bindung als um die Bindung selbst. Grade in stressigen Phasen - Kind hat grade einen Entwicklungssprung gemacht oder Eltern sind grade dünnhäutig, oder Zeitumstellung oder Kälteeinbruch, oder was einen nicht alles so belastet - sehe ich das schon so, dass die normalen Abläufe oft nicht mehr rund funktionieren. Und dazu gehört doch sicher auch, wie sich die Bindung, die Beziehung ausdrückt. Wie viel Raum sie hat und ob das, was der eine grade braucht, um sie zu spüren, für den anderen grade wohltuend oder aufreibend ist.


    Persönlich würde ich das dann als "Störung" in der Bindung bezeichnen. Und damit meine ich explizit nicht, dass die Bindung selbst gestört ist, aber innerhalb der Bindung, der Beziehung gibt es halt grade irgendwas, das es nicht rundlaufen lässt. Wie eine Unebenheit in der Straße.




    Und nochwas wollte ich PeterGoge sagen:

    Grade wenn deine Frau momentan gar nicht die Kapazitäten hat, Beziehung mit dem Kind zu leben, dann ist das Verhalten eurer Tochter - du schriebst was davon, dass sie ihre Mutter aktiv "drangsaliert" (ich drücke es jetzt mal überdramatisch aus) - sogar ganz normal.

    Jemand sagte mal zu mir, Kontakt entsteht an der Grenze. Er sagte das in dem Zusammenhang, dass Konflikt nicht schlimm ist, Konflikt ist ein Beziehungsangebot - etwas, worin man sich wirklich begegnet, den anderen kennenlernt und umgekehrt.

    Ich verstehe seitdem besser, wieso mein Kind mich immer dann bis an meine Grenze und darüber hinaus treibt, wenn ich dafür eigentlich grade überhaupt keine Kapazitäten habe. Es will mich wieder "sehen", es will mich spüren. Es fragt: Mama, wo bist du, wer bist du, in welchem Verhältnis stehen wir zueinander. Und sehr, sehr oft, wenn ich nach ein paar Tagen des Supergenervtseins begreife, dass es grade mal wieder so weit ist, und ich mein Verhalten bewusst ändere - wird es erstmal schlimmer. So richtig schlimm.

    Mama, meinst du das auch ernst? Bist du wirklich wieder da?

    Ich erzähle das deshalb, weil es deine Frau vielleicht auch frustriert, wenn sie es dann schafft, was mit eurer Tochter zu machen und wirklich ganz bei ihr zu sein und es fühlt sich erstmal noch anstrengender an. Ich bin aber der Meinung, es ist trotzdem gut. Vielleicht schreibt sie sich mal einen Wochenplan, wo sie bewusst täglich eine kleine Einheit Zeit für eure Tochter einplant, nur die beiden. Das wird nicht jeden Tag klappen. Aber wenn man das lange genug übt, dann fügt es sich irgendwann organischer in den Alltag ein. Das kann eine Viertelstunde kuscheln am Abend sein oder eine vorgelesene Geschichte, bei der sie dann auch nicht ungeduldig ist, wenn ihre Tochter dauernd Zwischenfragen stellt. Es ist eigentlich egal, was - es geht mehr darum, der Sache genau so viel Raum zu geben, wie ihre Tochter das möchte. Ganz beuwsst etwas als Mama für die Tochter zu tun, und nicht - in dieses Verhalten verfalle ich bei Stress ständig - die Aktivität nur abzuspulen, um sie gemacht zu haben nd ein Häkchen auf die ToDo Liste setzen zu können.

    Eigentlich alles, was ich da jetzt geschrieben habe, basiert auf eigenen Erfahrungswerten und muss für euch deshalb noch lange nicht passen. Aber vielleicht ist ein Gedanke dabei, der hilft.

  • Xenia wie genau definierst Du denn hier "Bindung". Dass Bindung nicht statisch ist sehe ich genauso aber wenn man sich die auf Bowlby zurückgeführte Bindungstheorie anschaut, also gaaaaanz grob, so bedeutet es doch ein angeborenes Bedürfnis zu haben, enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. In den meisten Fällen zu den Eltern. Dem steht aber die Tasache von seinen Kindern auch mal genervt zu sein nicht entgegen....

  • ich empfinde das bindungsding auch ähnlich wie xenia. wenn man sich mal nicht so nahe ist, heisst das ja nicht, dass man "gar keine bindung" hat und damit als eltern versagt hat, oder sowas. sondern bloss, dass man sich mal wieder näherkommen muss.

    ist doch in einer paarbeziehung ähnlich: hat man was schönes zusammen erlebt, ist mal ausgegangen oder so, fühlt man sich einander viel näher und dann ist auch die stimmung besser. das bedeutet nicht unbedingt, dass man in durststrecken die bindung völlig verliert.


    ich beobachte das auch mit meinen kindern. manchmal muss man sich tatsächlich zuerst in die lage versetzen, sich auf die bindung einzulassen. und das kann in manchen fällen durchaus auch darin bestehen, erstmal einen abstand herzustellen (zum beispiel wenn man aufgrund der umstände zu sehr aneinandergekettet ist oder wenn man zuviel kopfstress hat), um zu sich selbst zu finden.

    aber manchmal, ich beobachte das oft bei längerer abwesenheit oder auch wenn ein elternteil furchtbar viel arbeiten musste, muss man sich auch einfach eine weile bewusst "einander aussetzen" um sich wieder emotional anzunähern. ich finde, dass sich dafür tatsächlich "miteinander abhängen" am besten eignet, das mag in anderen konstellationen anders sein.

    dass es am samstag rumpelt und am sonntag schon viel besser geht, spricht meiner meinung nach eigentlich dafür, dass das "gezwungene" zusammensein die "bindung wieder stärkt" bzw. sie spürbarer macht, bzw. der familie hilft, sich aufeinander einzustellen.


    ich bemerke auch oft, dass mich fremde kinder mit ihren kleinen verhaltensweisen unheimlich schnell und leicht nerven können, und ich führe das durchaus zum teil darauf zurück, dass ich zu diesen kindern keine bindung habe. der andere teil liegt sicher in meiner persönlichkeit begründet.


    ich glaube, dass eben beides eine rolle spielt. jemand, der von haus aus geduldig und tolerant ist, ist wahrscheinlich auch dann weniger schnell genervt, wenn nähe/bindung gerade etwas fehlt in der beziehung, wohingegen nervöse und intolerante menschen wie ich es bin #zwinker auch bei "guter bindung"/ausreichend emotionaler nähe schneller genervt reagieren.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Zitat von Madrone

    ich empfinde das bindungsding auch ähnlich wie xenia. wenn man sich mal nicht so nahe ist, heisst das ja nicht, dass man "gar keine bindung" hat und damit als eltern versagt hat, oder sowas. sondern bloss, dass man sich mal wieder näherkommen muss.

    ist doch in einer paarbeziehung ähnlich: hat man was schönes zusammen erlebt, ist mal ausgegangen oder so, fühlt man sich einander viel näher und dann ist auch die stimmung besser. das bedeutet nicht unbedingt, dass man in durststrecken die bindung völlig verliert.

    Vielleicht ist das das Ding. Ich finde nicht, dass ich jemandem , der mich mal nervt (egal ob Mann oder Kind, oder Freund) nicht Nahe bin. Im Gegenteil, manchmal nerven mich Verhaltensweisen bei mir nahemn menschen deutlich mehr als die gleichen bei mir nicht nahen Menschen. Ich kann nicht jede kleine Missstimmung im Rahmen einer Beziehung als Verlust von Nähe empfinden.

    Um beim beispiel der paarbezihung zu bleiben, wenn man was schönes zusammen erlebt hat, ausgegangen ist oder what ever, dann nervt mich doch die ausgequetschte Zahnpatatube auf dem Waschbeckenrand nicht weniger. Es mag mein Reaktion darauf verändern, aber sonst? bezoehungen gehen doch auch nicht wegen der kleinen Macken in die Brüche, sondern weil man beginnt sich auf diese negativen Sinne zu fokussieren, statt das Gute, das Tolle zu priorisieren. deshalb ist es in meinen Augen wichtig, dass der TS sich einfach wieder auf das tolles in seiner Eltern -Kind Beziehung fokussiren muss, dafür muss er (die familie/die Eltern) auch mal einen Freiraum kriegen, umd dann die zeit mit Kind auch wieder geniessen zu können...einen "reset" szs.

  • Sich weniger Nah zu sein heißt aber nicht eine gestörte Bindung zu haben.


    Aber ich gebe zu, dass ich bei Bindung/fehlender Bindung auch direkt die Bindungstheorien der Psychologie und Pädagogik im Kopf habe und die gehen ja etwas tiefer, als einfach mal genervt sein oder grad weniger eng miteinander zu sein.

    Liegt aber vermutlich auch an meinem Beruf.

  • Wenn man sich nervt, dann hat die Bindung Schwächen. Es ist auch nicht irgendwie "natürlich", dass man davon genervt ist, wenn das Kind einem aufs Klo folgt. Ich bin das nur dann, wenn ich denke, "dieses Kind müsste jetzt eigentlich reifer sein". Aber wenn es reifer wäre, würde es ja nicht mit aufs Klo kommen wollen. Ich habe dann da also in dem Augenblick ein unzutreffendes Bild vom Kind im Kopf und bin offensichtlich auch nicht in der Lage, das Bild unmittelbar zu aktualisieren.

    nee. ich kann dir da nicht recht geben. es gibt verschiedene menschen. ich brauche sehr viel zeit für mich, ich war schon als kind so. eine familie in der immer jemand um mich rum ist..auch nach der arbeit, nachts an jedem wochenende war für mich wirklich gar nicht gut für meine seele. und dann noch dieser elende perfektionismus den wir frauen haben (oder auch Männer). ich konnte teilweise kaum mehr atmen. es hat jahre gedauert um mir das einzustehen und eben auch mir zu schauen. mit kindern die sehr fordernd und 24-stunden Babys/kleinkinder waren..puhhh. also ich verstehe jeden Vater/mutter dem das zuviel ist. insbesondere beim 1. kind. wenn man vorher ein sehr selbstbestimmtes leben geführt hat mit freunden ohne kinder. war hier auch so.