Wie kann ich mein Kind bei der Entscheidungsfindung stärken

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  • Komplizierter Titel, ich weiß.

    Mir fällt grad nix besseres ein.


    Bei meinem Kind fällt mir auf, dass sie viele Aktivitäten wohl gerne machen würde, sich dann aber doch nicht traut, weil sie nicht genau weiß, was auf sie zukommt.

    Aktuelles Beispiel:

    Ab nächstem Schuljahr wird an unserer Grundschule (mein Kind kommt dann in die 3. Klasse) eine Bläserklasse angeboten, organisiert von der Musikschule im Nachbarort.

    Sieht folgendermaßen aus: Die Kinder, die teilnehmen möchten, wählen eins aus vier Blasinstrumenten aus, das wird dann von der Musikschule gemietet. Dann gibt es 1x wöchentlich erst 45 Minuten Instrumentalunterricht in der Kleingruppe nach Instrument getrennt, anschließend dann Orchesterunterricht alle zusammen. Da der Instrumentalunterricht auf vier Gruppen aufgeteilt ist und jeweils zwei Lehrer*innen da sind, haben immer zwei Gruppen parallel Unterricht und die zwei anderen Pause.


    Mein Kind zeigt Interesse, ist aber zurückhaltend wegen der Gruppen. Sie mag Gruppen nicht so gern. Auch bei ihrem alltime-Lieblingshobby Reiten besteht sie auf Einzelunterricht - weshalb sie grade gar nicht reitet. Schade.


    Jetzt hatten wir seit letzter Woche der Eltern-Info-Abend war viele Gespräche.

    Erst die kategorische Ablehnung, sie will wenn dann Einzelunterricht.

    Dann lenkt sie ein, doch, wenn alle Kinder das gleiche Instrument spielen, ginge auch eine kleine Gruppe.

    Gestern war jetzt die Instrumentenvorstellung der Musikschule für die Bläserklasse.

    Mein Kind hat sich spontan in die Klarinette verliebt und wir haben gestern wieder geredet.

    Ich hab ihr nochmal genau erklärt, wie das mit der Bläserklasse ablaufen wird, und wie es ablaufen wird, wenn sie Einzelunterricht an der Musikschule nimmt.

    Sie hat dann gesagt, sie will doch in der Bläserklasse mitmachen, weil ganz viele ihrer Freundinnen auch mitmachen wollen.

    Also hab ich mit ihr die Anmeldung ausgefüllt.

    Heut früh erinner ich sie nochmal dran, den Zettel in der Schule abzugeben.

    Da kam wieder: Ich glaub, ich will doch nicht.


    Da wir keine Zeit mehr hatten, nochmal ausführlich zu reden (speziell: dass ich sondieren kann, wo ihre Unsicherheit liegt) hab ich gesagt, sie kann den Anmeldezettel heute ja nochmal in der Schultasche lassen, wir reden heut abend nochmal und dann kann sie sich entscheiden.


    Ich will sie nicht in eine bestimmte Richtung drängen, das muss ich ihr heut abend auch nochmal deutlich machen. Also es ist auch ok, wenn sie meint, sie will gar kein Instrument spielen.

    Aber ich spüre (glaube zu spüren) da eine echte Last bei ihr. Sie möchte gern, traut sich aber nicht. Wegen der Gruppe vielleicht? Versagensangst? (Großes Thema, die erste 3 hat fast zu Tränen geführt, der Druck kommt nicht von uns!)

    Ich möchte mit ihr zusammen eine Strategie finden, mit der sie meine Unterstützung bei der Entscheidungsfindung mit der Zeit immer weniger braucht.


    Meine Ideen sind jetzt:

    Die verschiedenen Möglichkeiten aufschreiben, Vorteile und Nachteile notieren


    Sie ist acht, wird im September neun. Sie ist sehr clever und verständig für ihr Alter. Kann ich das so machen, mit der Pro&Contra-Liste? Oder ist das too much?

    Hat jemand eine andere Idee oder einen Tipp?

    Mir ist ganz wichtig, dass sie am Ende das Gefühl hat, sie selbst hat sich entschieden, ohne dass ich sie irgendwie beeinflusst hätte.

    (Ich wurde als Kind oft manipuliert und möchte das nicht wiederholen)

    Wenn man schon nicht die Fresse halten kann, dann einfach mal Ahnung haben!

    (Frl. Heiligenscheiß)

  • Bei uns spielt es eine große Rolle, die Örtlichkeit und möglichst auch die Teilnehmer in Form von Fotos zu visualisieren.
    Sonst hilft es auch, alle Fähigkeiten, die für den Unterricht notwendig sind und es schon hat, dem Kind noch mal klar zu machen.
    Bzw. auch umgekehrt.

    Mein Kind denkt immer, dass wir Eltern unsere Fähigkeiten einfach so bekommen haben. Dass ich irgendwann auch mal mühsam Noten lesen lernen musst, sieht es natürlich nicht.
    Ich vermute mal, dass die Kinder im Laufe des Kurses Noten lesen lernen

  • Mir ist ganz wichtig, dass sie am Ende das Gefühl hat, sie selbst hat sich entschieden, ohne dass ich sie irgendwie beeinflusst hätte.

    (Ich wurde als Kind oft manipuliert und möchte das nicht wiederholen)

    Fü mich liest sich das so ein bisschen wie "Angst vor der eigenen Courage" .. also eigentlich würde sie gerne aber traut sich nicht so richtig. Ich finde also , wenn du ihr gut zuredest und ihr eher die Pro Argumente aufzeigst , ihre Bedenken anhörst und ernstnimmst aber auch versuchst, einen Weg zu finden, wie sie es probieren könnte mit der Bläserklasse völlig in Ordnung und nicht unbedingt Manipulation, sondern Unterstützung. Der Wunsch ist ja da. Und da ist ein Stupser in Richtung " ja mach..... das wird bestimmt gut ... und wenn nicht schauen wir gemeinsam wie wir die Situation verbessern können .." gut und legitim finde ich

    We will rage with the forcefield of a woman! Polly Scattergood

  • Wenn sie das anfängt muss sie das durchziehen oder kann man da jederzeit aussteigen?

    Die Frage kam tatsächlich auch beim Eltern-Info-Abend von einer anderen Mutter.

    Also, die Miete und der Unterrichtsbeitrag wird wohl weiter zu zahlen sein, vermute ich.

    Aber das Kind wird natürlich nicht gezwungen, weiter hinzugehen, wenn es überhaupt nicht mehr mag.

    Nach Aussage der Lehrerin (die machen das in der Nachbarstadt schon seit 15 Jahren) kommt sowas äußerst selten vor. Sie hatten jetzt nur Ausstiege aufgrund von Wegzug oder längerfristiger Erkrankung/Verletzung.

    Wenn man schon nicht die Fresse halten kann, dann einfach mal Ahnung haben!

    (Frl. Heiligenscheiß)

  • Für adhsler sind Gruppen schwierig.

    Ohne die Aussicht auf sofortigen ausstieg wenn es nicht gut tut, würde ich da gar nichts unternehmen. Wenn ihr bereit seid zu zahlen, obwohl sie dann eventuell nicht mehr hingeht, würde ich ihr das sagen, das könnte ihr die Entscheidung erleichtern.

  • Bei uns haben mehrere Kinder mit der Bläserklasse aufgehört. Die Kleingruppen-Partnerin von meinem Sohn ist erst nur sporadisch zum Unterricht gekommen und hat sich im zweiten Jahr ganz abgemeldet. Mein Sohn hatte dadurch automatisch Einzelunterricht.


    Ansonsten kann ich das Problem nachvollziehen. Mein Sohn kommt nächstes Jahr aufs Gymnasium und heute hat er Schnuppertag an der neuen Schule. Er hat tagelang erzählt, dass er unmöglich zu einer fremden Schule mit fremden Kindern gehen kann. Ich versuche in solchen Situationen meistens ihn zu seinem Glück zu zwingen.

  • In deiner Schilderung erkenne ich T ganz gut wieder.


    Allein oder mit vertrauten Personen war es für ihn kein Ding, auch mal neue Dinge auszuprobieren.


    Neue Dinge mit fremden Menschen? Äääääh - eher nicht so....


    Das hat sich zum Glück völlig ausgewachsen.


    Eine Strategie, die immer funktionierte, gab es bei ihm nicht (außer: jeweils gucken, was passt). Bei neuen Hobbys bedeutete das meistens: eines von uns Elternteilen ging die ersten Male mit zum Zuschauen, und mit dem Angebot, wenn es nach den Schnupperterminen nichts ist, kann er wieder aufhören. Manches hat er mit Freunden oder mit dem forscheren Q zusammen gemacht (z. B. Ferienprogramm-Termine - das waren einmalige Sachen, das wäre einfach echt unpraktisch, wenn da immer noch die Eltern mit rumgehockt hätten), und dann ggf. nach ein paar Terminen alleine - das ging dann gut.


    Manchmal war Rückzug das beste, beispielsweise ist er nach seiner ersten Einschulung zu den Herbstferien wieder in den KiGa zurück gewechselt. Oder hat vom evangelischen Religionsunterricht, für den er mit dem Bus mit lauter anderen fremden Kindern zur Schule in den Nachbarort fahren musste, zum katholischen Reliunterricht gewechselt, an dem all seine Freund*innen teilnahmen.


    So ausführlich diskutiert mit Liste und schon mal durchdenken, wie das laufen wird usw., das haben wir nicht gemacht. Keine Ahnung, ob das besser gewesen wäre oder nicht. Ich habe versucht, seine Zurückhaltung nicht so arg an die große Glocke zu hängen, sondern es ein Stück weit als normal rüberzubringen, dass ich ihn zum Hobby hinbringe und noch ein Weilchen zuschaue. Ich glaube, die meiste Sicherheit hat ihm gegeben, dass er (in der Anfangszeig, wo er noch nicht "angekommen" ist) jederzeit aussteigen kann.


    Mit den Jahren wurde dann das Begleiten/Unterstützen immer weniger. Eine Sache gab es allerdings, die ich ihm vorgeschlagen hatte, als er bestimmt schon 15 oder 16 war, und bei der ich den Verdacht habe, dass sich da zum letzten Mal das Problem gezeigt hat: Er ist sehr computeraffin (studiert jetzt auch Informatik) und hatte damals einige Fragen zum Programmieren, Hardware, usw. Ich hatte ihm empfohlen, zu einem Computerclub/-treff zu gehen und ihm drei in Augsburg rausgesucht. Ich bin mir sicher, dass er das für sinnvoll gehalten hätte, aber irgendwie hat er sich nicht getraut. Hat er letztlich tatsächlich nicht gemacht.


    Dafür hatte er sich vor ein paar Monaten, als er noch im ersten Semester war, auf einen Werksstudenten-Job bei einer Cybersecurity-Firma beworben, und die haben ihm rückgemeldet, dass sie seine Ideen gut fanden (im Vorstellungsgespräch kamen lauter Fragen mit "Firma X hat Problem Y - wie gehen Sie vor?"), aber insbesondere, dass sie beeindruckt waren, dass er sich traut, sich im ersten Semester schon auf sowas zu bewerben. Es kann also besser werden :)

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Liebe Pamela - eines meiner Kinder (das jüngste) hat schon immer große Probleme damit, Entscheidungen zu treffen.

    Es geht bei ganz einfachen Dingen los - was nehme ich beim Bäcker, welchen Füller soll ich kaufen?

    Eine Entscheidung, ob sie in die Bläserklasse möchte, wäre für sie auch sehr schwierig. Allerdings kann ich jetzt nur für ein neurotypisches Kind antworten...


    Wir "üben" Entscheiden seit langer Zeit. Das braucht manchmal lange - manchmal auch ZU lange. Bei einfachen Fragestellungen geht es mit Einfühlen: "Stell dir vor, du hättest dich für die Breze entschieden. Stell dir die Situation vor - du hast eine Breze, hältst sie in der Hand und beißt gleich rein.... Wärst du zufrieden mit der Breze? Und dann stell dir vor, du hättest die Semmel genommen - würde es sich gut anfühlen, eine Semmel zu haben und jetzt gleich reinbeißen zu können?"

    Das klappt jetzt nach einigen Jahren auch immer besser - kleinere Entscheidungen werden immer leichter. Mit Hinweis: "Es sind noch zwei Leute vor uns, entscheide dich JETZT für eine Eissorte" klappt sogar der Endgegner Eisdiele :)


    Wichtig ist es bei uns, ihr die Entscheidung möglichst selten abzunehmen - das passiert mir manchmal in der Eile , morgens bei der Frage "Pferdeschwanz oder Zopf".


    Und - Sicherheit gewinnt sie auch, wenn die Entscheidung dann irgendwann feststeht. Sonst lässt sich ewig herum-eiern, ob es anders nicht doch besser gewesen wäre... Auch das kündige ich an: Du hast noch zwei Tage Zeit, um dich zu entscheiden, ob du zum Turnen gehen möchtest (also angemeldet werden möchtest). Hier ist aber auch klar, dass man dann für eine gewisse Zeit dabei bleiben soll. Also vom Turnen kann man sich dann nach dem Jahr wieder abmelden, aber für dieses Jahr steht die Entscheidung dann fest. Bei der Bläserklasse würde ich die Bedingungen außen herum absprechen - wie komme ich hin, in welchem Raum ist das dann, wie viele Kinder, wer ist die Lehrerin - aber eben auch: Wo ist die Toilette und wann gehe ich da hin; wer holt mich ab (oder wartet jemand vor der Tür?)....


    Ich wünsche gute Entscheidungen! :)

  • Hmm, ich les da einen Perfektionismus und ein großes "sich-selbst-unter-Druck-setzen" raus. Sie will keine Fehler machen, keine falschen Entscheidungen treffen.

    Mein Weg wäre wohl, ihr klar zu machen, dass Fehler gut, richtig und wichtig sind. Man kann nicht von Geburt an alles können können. Und dem Kind vorleben: ach, da hab ich jetzt einen Fehler gemacht, ist nicht schlimm, keine Katastrophe ... dann schau ich jetzt, wie ich das gut für mich/uns löse ... usw. Selbst wenn sie sich verspielt ... vielleicht sieht sie sich schon bei einer Aufführung total verhaspeln ... das ist nicht schlimm.


    Auch hab ich doch den Eindruck, dass damit natürlich auch Versagensängste in Verbindung stehen. Und ungern in Gruppen, sich vor nicht vertrauten Menschen zeigen (müssen). Das ist ja cuh normal in dem Alter, mit ADHS kenn ich mich nicht gut aus, aber immer wieder ermutigen, den worst case überlegen und zu dem Schluss kommen, dass das auch kein Weltuntergang wäre. Die (fremden) Leute tragen alle Unterwäsche, popeln in der Nase, gehen aufs Klo, manche haben Schweißfüße ... niemand ist perfekt. Und wirklich jeder macht Fehler.


    Bei mir an der Schule wo ich arbeite, haben wir das gleiche Angebot, die Kinder die ein Instrument lernen, spielen bei Gelegenheit mal was vor (Weihnachtsfeier, Sommerfest), dafür, dass sie erst ein halbes/Jahr spielen hört es sich natürlich noch nicht so toll an, aber dass sie es machen, zeigen, was sie gelernt haben, darum gehts. Und sie bekommen auch bei total schiefen Tönen Riesenapplaus - einfach auch weil sie sich getraut haben.

    "Das Leben ist nicht das Warten auf das Ende des Sturms...

    Es geht um das Tanzen im Regen."

    Vivian Green

  • Bei uns spielt es eine große Rolle, die Örtlichkeit und möglichst auch die Teilnehmer in Form von Fotos zu visualisieren.
    Sonst hilft es auch, alle Fähigkeiten, die für den Unterricht notwendig sind und es schon hat, dem Kind noch mal klar zu machen.
    Bzw. auch umgekehrt.

    Mein Kind denkt immer, dass wir Eltern unsere Fähigkeiten einfach so bekommen haben. Dass ich irgendwann auch mal mühsam Noten lesen lernen musst, sieht es natürlich nicht.

    Danke! Das sind drei ganz wertvolle Tipps.

    Ersteres ist vergleichsweise einfach, da es ja an ihrer - sehr kleinen - Grundschule stattfindet. Da kennt jeder jeden. Also definitiv ein Vorteil für Bläserklasse.

    Zweiteres muss ich mal drüber nachdenken. Sie sagt, sie konnte das Instrument am besten von allen vieren spielen. Das kann ich noch etwas boosten, in der Art: Schau, Du hattest das zum allerersten Mal in der Hand und es hat so gut geklappt.

    Letzteres, ja, auf dem Ohr ist sie irgendwie taub. Das Thema haben wir bei vielen Themen...


    Und da ist ein Stupser in Richtung " ja mach..... das wird bestimmt gut ... und wenn nicht schauen wir gemeinsam wie wir die Situation verbessern können .." gut und legitim finde ich

    Danke, ja. Es wäre dann wirklich nur ermutigen. Stimmt schon.


    Ich überlege grad, ob das vielleicht was mit der bei ADHS typischen RS (Rejection Sensitivity) zu tun haben könnte.

    Ich kenn den Begriff nicht und weiß nicht, was das bedeutet. Aber ich möchte nicht alle ihre Eigenheiten auf das ADHS beziehen. Sie möchte einfach ein ganz normales Kind sein und in der Masse mitschwimmen. Oft erzählt sie mir von einem Erlebnis in der Schule und fragt dann: Liegt das auch an der Krankheit?

    Also, sie möchte einfach nicht so sehr anders sein als die anderen Kinder. Da möchte ich möglichst wenig "aufs ADHS schieben", auch weil dann wieder die Frage von ihr kommt, wozu sie denn die Tabletten nimmt.


    Ohne die Aussicht auf sofortigen ausstieg wenn es nicht gut tut, würde ich da gar nichts unternehmen. Wenn ihr bereit seid zu zahlen, obwohl sie dann eventuell nicht mehr hingeht, würde ich ihr das sagen, das könnte ihr die Entscheidung erleichtern.

    Ja, das werd ich nochmal mit anbringen.



    Das hat sich zum Glück völlig ausgewachsen.

    Das lässt mich ja hoffen!

    Wenn man schon nicht die Fresse halten kann, dann einfach mal Ahnung haben!

    (Frl. Heiligenscheiß)

  • Kommt immer drauf an. Jetzt, wo ich schon ältere Kinder habe, sehe ich es manchmal als überfordernd an, was Eltern jüngerer Kinder diese alles entscheiden lassen.

    Das Entscheiden sollte ja kein Selbstzweck sein, sondern man muss da rein wachsen. Je jünger desto weniger Tragweite. Das Kind muss altersgemäß die Konsequenz einer Entscheidung erfassen können.


    In eurem Fall klingt es so, als könnte sie grundsätzlich Freude an der Bläserklasse haben und die Bedenken, die sie hat, also an den Hinderungsgründen könnte sie evt. wachsen: da würde ich wohl bisschen mehr Führung übernehmen und sie anmelden oder ihr zumindest sehr gut zureden, wenn ich selbst davon überzeugt wäre.

    In die Wahl eines Studienfaches würde ich meinem 18 jährigen Kind hingegen niemals rein reden oder ob ein Grundschulkind rot oder blau tragen will etc.

  • Ganz kurz: Der Herdentrieb hat geregelt. Sie hat die Anmeldung abgegeben.

    Dennoch find ich alle Eure Gedanken wertvoll!

    Vielen Dank dafür!

    Wenn man schon nicht die Fresse halten kann, dann einfach mal Ahnung haben!

    (Frl. Heiligenscheiß)

  • Von mir auch nochmal die Ermutigung, dem Kind eine Hintertür zum Abhauen zu öffnen.

    Auch nach der abgebeben Anmeldung kann das hilfreich sein.


    Eh ist auch so. Übrigens ganz ohne ADHS, es ist einfach seine Art, so in die Welt zu gehen: hm, joah, klingt spannend, aber auch gefährlich, also erstmal gaaanz langsam drumherum schleichen und ein bißchen reinschnuppern. Und wenns blöd ist, geh ich wieder, tschüß!


    Damit er bei sowas wie Bläserklasse nicht gleich beim ersten schrägen Ton die Flatter macht, haben wir gerne eine Probezeit vereinbart (bei der Bläserklasse war es von Schuljahresbeginn bis zu den Herbstferien). Und dann erst hat er sich entschieden (weiterzumachen, aber aufhören wäre auch okay gewesen). Und auch weiterhin immer mit der Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzuhören.Oder bei einem Konzert, wo er sich unsicher fühlt, mal nicht mitzuspielen.


    Beim einwöchigen Zirkusprojekt war die Probezeit nur einen Tag lang und mit meiner Begleitung. Da hat er schon nach zwei Stunden gemerkt, daß das ab-so-lut nichts für ihn ist, und wir sind wieder gegangen.


    "Ich bin ein freier Mensch und niemand darf mich zwingen" ist bei uns so ein Leitsatz.


    Wenn es eigentlich eine feine Sache ist, aber sich trotzdem blöd anfühlt, schauen wir, woran es liegt und ob sich das ändern läßt. Und wenn nicht, dann paßt es halt doch (noch) nicht.

    Liebe Grüße von Tikaani (früher: Casa)

  • Ganz kurz: Der Herdentrieb hat geregelt. Sie hat die Anmeldung abgegeben.

    Dennoch find ich alle Eure Gedanken wertvoll!

    Vielen Dank dafür!

    Super!


    Ich wollte noch erwähnen, dass das visualisieren vielleicht hilft. Also welche Kinder, welche Lehrerinnen, welche Räume, vielleicht ist das rauszukriegen, falls doch noch Zweifel kommen...


    Ansonsten ist das wohl altersgemäß und ich würde es (erst mal) auch nicht aufs ADHS schieben. Man verpasst ja dann auch oft die andere Möglichkeit, wenn man auch für eine entscheidet, das will auch akzeptiert werden.

    (Meine 10-jährige hat letzte Woche noch beim Ballspielen Abzählreime gemacht, ob sie den Ball zum Bruder, zum Papa oder zu mir wirft. Manchmal ist sie so...)

  • Ich lese hier gerne mit!


    mein Sohn ist gleichaltrig und hat gewisse Verhaltensweisen, die an ADHS denken lassen. Auch ein kleveres Kind, dem die Schule eher leicht fällt.

    Er macht bei keiner AG in der Schule mit. Die Begründung ist immer: "Das kann ich ja gar nicht."


    Motivation bringt gar nichts, sondern erzeugt nur zusätzlichen Druck.

    Eine Erzieherin hat ihn mal irgendwie überzeugt, zumindest 1x die Sport-AG auszuprobieren. Dabei blieb es aber.


    Zumal er in der 3. Klasse die "Wahl" hat zwischen Blockflöten- und Melodikaunterricht. Beide Instrumente haben wir hier zu Hause (+3 weitere), die er phasenweise auch gerne nutzt, aber lernen will er die nicht.


    Machmal denke ich, dass er selbst eine große Erwartung an sich hat, alles immer sofort können zu müssen, und dann lieber gar nicht anfängt.

  • Aber ich möchte nicht alle ihre Eigenheiten auf das ADHS beziehen. Sie möchte einfach ein ganz normales Kind sein und in der Masse mitschwimmen. Oft erzählt sie mir von einem Erlebnis in der Schule und fragt dann: Liegt das auch an der Krankheit?

    Also, sie möchte einfach nicht so sehr anders sein als die anderen Kinder. Da möchte ich möglichst wenig "aufs ADHS schieben", auch weil dann wieder die Frage von ihr kommt, wozu sie denn die Tabletten nimmt.

    Sehr viel liegt im adhs begründet, das muss man aber nicht so kommunizieren.

    Hier sind beide Kinder und ich betroffen, der kV auch, auch wenn er das nicht glaubt und keine offizielle Diagnose hat.

    Das Wort Krankheit habe ich nie in dem Zusammenhang erwähnt, für mich persönlich ist das auch keine Krankheit.


    Deine Tochter ist in der dritten Klasse, das Verhältnis zu ihrer Besonderheit kann sich noch oft verändern und im Idealfall entspannen.

    Meine Kinder , jetzt fast 18 und fast 14, und ich machen da durchaus unsere Scherze, ziehen uns gegenseitig auf und amüsieren uns über den kV, der immer noch glaubt nicht betroffen zu sein, das sehen wir drei absolut anders.


    Wir sind einfach so,wir sind nicht krank aber ticken in vielem anders als der Großteil der Menschheit. Das zu akzeptieren und sich nicht auf Teufel komm raus anpassen wollen erleichtert sehr viel.


    Das kommt nicht von heute auf morgen, aber es wird mit der Zeit wirklich um einiges leichter.

  • Jetzt wollte ich grad was schreiben und sehe, dass JooBoo das schon viel besser gemacht hat, als ich es könnte.

    Hier ist es übrigens ähnlich, 2 von 4 mit Diagnose, 2 (noch) ohne, aber vermutlich sind wir eine komplett neurodiverse Familie.

    Als Krankheit würd ich das jetzt auch nicht bezeichnen, einfach bisschen anders verdrahtet mit teilweise lustigen teilweise nicht lustigen Special Features #angst


    P. musste früher oft zu seinem Glück gezwungen werden #yoga meistens war es dann doch richtig gut.


    Zum Thema ADHS und Lernen eines Instruments hatte rosarot ein tolles PDF gefunden.