Tipps an Lehrkräfte zum Umgang mit Lernschwächen etc.

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  • Ist das mit Visualisierung gemeint?

    Ja, auf Gymnasialniveau. An Grundschulen muss man davon ausgehen, dass nicht alle Kinder immer sicher lesen können. An Zappelchens Grundschule war ein Klettband an die Tafelseite geklebt, auf welches Symbolkarten geklettet wurden. Das war der Plan für den ganzen Schultag.

    Hier auch solche Kaertchen an der Tafel, das machen beide Schulen. Das wird jeden Morgen kurz besprochen und die Kaertchen werden dann entsprechend sortiert fuer den Tag. Der Plan ist fuer alle immer sichtbar an der Tafel.

  • Ah! Okay, das ist gut umsetzbar.

    Ich dachte an die Situation im Klassenzimmer, wenn ich etwas erkläre und Schüler dazu Fragen haben. Dann versuche ich klar zu signalisieren, wenn es "weitergeht", damit die, die sich dann ausgeklinkt haben, wieder "zuschalten" können.

    Ah okay. Dann irgendwie die Aufmerksamkeit aller bekommen (ba-ba-ba-bam-bam gesungen; du wirst da sicher etwas anderes haben) und das klar sagen - es geht weiter im Thema, vielleicht dann auch auf das entsprechende Kaertchen zeigen?

  • Meinen beiden älteren Kindern hätte es zb während ihrer Grundschulzeit sehr geholfen , wenn einmal eine Lehrerin zu ihnen etwas in dieser Art geagt hätte: Ich sehe, dass Du xy gut kannst. Du musst es also nicht noch mal zeigen. Die folgenden Aufgaben sind daher für dich optional.

    Das macht die jetzige Mathe-Lehrerin der einen Schule gut, finde ich (bei meiner Kleinen gibt es z.B. gar keine Hausaufgaben). Sie will gar nicht, dass da stupide jede einzelne Aufgabe von jedem Kind bearbeitet wird. Als Hausaufgabe gibt sie oft auf "20 Minuten rechnen". (Ist zwar auch doof, aber besser als schon vorher, wo wirklich jede Seite bearbeitet werden musste)

  • Es gibt Menschen, die sich besser konzentrieren können, wenn sie in Bewegung sind. Kritzeln, an etwas herum spielen, mit den Beinen schwingen usw. muss kein Ausdruck von Unaufmerksamkeit sein. Solche Verhaltensweisen zu akzeptieren oder sogar zu fördern, kann sehr unterstützend sein.

    Das auch. Bei der Schule meiner Juengsten teilen sie auch direkt Fidget-Zeugs aus, wenn das benoetigt wird. Den Kindern ist es erlaubt, damit zu spielen., sofern sie damit niemand anderen stoeren.

  • Denn Lennard aus Reihe 1 mit der AVWS wird von den Geräuschen, die ein kratzener Stift oder schwingende Beine machen, abgelenkt.

    Mehmet (Förderkind mit Autismus und und IQ-Minderung) versteht nicht, warum Lilly, Max und Ali einen Ball in der Hand, kippeln und die Beine schwingen dürfen, weil das klar im Klassenraum nicht geht, und fängt an, mit monotonen Bewegungen über den Tisch zu streichen und droht abzugleiten,

    Mein Sohn ist leider eine Kombi aus beidem.
    Hier hat sich Knete bewährt. Wenn sie ihm nicht rechtzeitig zur Verfügung gestellt wird, sehe ich das nachher am Mäppchen.
    Dann ist das Radiergummi komplett zerlegt (habe ich früher auch gemacht) und alle Stifte maximal kurz gespitzt.

    Tatsächlich sagt mein Sohn, dass er teilweise seine Körperteile nicht mehr spürt, wenn sie nicht in passender Weise stimuliert werden.

  • Zur grundsätzlichen Frage: Ich würde gerne ein wenig weiter ausholen, damit die Zusammenhänge klarer werden und auch die Relevanz für fast alle Schüler.
    Allerdings reichen meine Erfahrungen aus Elternsicht nur bis zur Unterstufe, vermischen sich aber mit meiner eigenen Lernbiographie.


    Kommunikation

    • Kommunikation findet nicht nur auditiv statt, sondern auch sehr stark visuell.
      Man denke nur an Verkehrszeichen, den Blinker am Auto oder auch nur ein Ausrufezeichen.
      Genauso ist Kommunikation auch mit Strukturierung verbunden. Wir alle nutzen bestimmt räumliche Anordnungen zur Orientierung.
      Beispiel: Küchenschubladen (alle Familienmitglieder können sie sinnvoll nutzen, weil ihre Funktion und Struktur kommuniziert wurde)
    • Kommunikation findet immer statt, auch wenn man gerade nicht aktiv mit jedem Schüler kommunizieren will.
      Wie ihr mit einem einzelnen Schüler sprecht, wird immer auch einen Einfluss auf die gesamte Klasse haben.
      Ich habe oft gehört: "Ich kann keine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen. Er spricht ja nicht mit mir." So funktioniert das aber nicht, weil er sehr genau wahrnimmt, wie in der Klasse verbal und nonverbal kommuniziert wird.
      Dazu gehört auch, dass die Kinder sehr schnell wahrnehmen, ob ihr authentisch seid oder versucht, mit Abstand euren didaktischen Zielen zu folgen.
      Passt die Kommunikation nicht zum Gefühl führt das gerade bei neurodiversen Kindern schnell zu starker Verunsicherung.
    • Viele Arbeitsschritte und Erwartungen an den Schüler bleiben bei üblichen Arbeitsaufträgen ungesagt.
      Beispiel: Finde die Nomen und bilde den Plural
      Erwartet wird natürlich, dass die Antworten aufgeschrieben werden. Mir würde sich jetzt noch die Frage stellen: Mit Artikel? Mit bestimmtem oder unbestimmtem Artikel?
      Wenn da jetzt schon Striche sind, oder eine Tabelle, auf die man die Antworten eintragen soll, wird es deutlich klarer, was erwartet wird.


    Strukturierung

    • Strukturierung brauchen wir alle. Die meisten nehmen es nur nicht aktiv als solche wahr.
      Wir bereiten uns einen Arbeitsplatz vor, z.B. beim Kochen, aber auch bei der Schreibtischarbeit.
      Wir überlegen uns, welche Aufgabe wir in welcher Zeit erledigen können und in welchen Handlungsschritten sie zu erledigen ist.
    • Strukturierung kann räumlich und zeitlich erfolgen.
      Räumlich: im Zuweisen von einem Ort zu einer Tätigkeit; Abfolge der Aufgaben auf dem Arbeitsblatt; Sitzordnung; Struktur des Tafelbildes
      Zeitlich: Terminkalender, Uhren (da sind wir dann gleich auch schon wieder bei der Visualisierung), Zeitmanagement
    • Kinder, besonders neurodiverse, müssen das oft mühsam lernen, und können das nur mit klaren Handlungsanleitungen und dem Vorleben solcher Strukturen.
    • Strukturierung ist nicht das Festhalten an der Struktur. Sie ist nicht starr und für alle Ewigkeit gleichförmig. Die Struktur muss den Arbeitsprozess unterstützen und sich mit den Fähigkeiten und Gegebenheiten ändern.
      Trotzdem hilft es, wenn bestimmte Grundstrukturen erhalten bleiben.
    • Solche Grundstrukturen sind z.B.:
      • wenn die ersten paar Minuten des Unterrichts immer gleich ablaufen
      • wenn die Hausaufgaben immer rechts an der Tafel stehen
      • wenn man zu Beginn der Stunde kurze deren Ablauf kommuniziert und visualisiert (also an die Tafel schreibt)
      • gleicher Ablauf bei bestimmten Aufgaben-Typen
    • Ist eine Änderung der Struktur nötig, dann sollte kommuniziert werden, warum und wie der neue Plan ist.
      Beispiel: Ihr habt für die aktuelle Schulstunde ein besonderes Spiel angekündigt und habt jetzt leider das Material zu Hause vergessen.
      Kurz sagen: Wir müssen das leider verschieben, weil ich es vergessen habe. Wir bearbeiten deshalb heute Thema xy, damit wir dann nächste Stunde spielen können.

    Vorhersehbarkeit

    • Es hilft ungemein, zu wissen, was als nächstes kommt.
    • Das kann der Ablauf der aktuellen Stunde sein, aber besonders auch der Ausblick auf die nächste Stunde.
      "Wir machen mit dem Thema weiter." oder "Wir beginnen mit einem neuen Thema xy." reicht oft schon.

    Visualisierung

    • man kann grundsätzlich alles visualisieren #zwinker Die Frage ist nur, mit welchem Aufwand.
    • Visualisierung gibt es in sehr vielen unterschiedlichen Formen.
    • Sie muss, ähnlich wie die Kommunikation, als dynamisches, sich weiter entwickelndes System verstanden werden, an dem alle Beteiligten mitwirken.
    • Beispiele: Farbe x = Fach y; ein deutlicher Trennstrich zwischen 2 Aufgaben auf dem Arbeitsblatt; ein Ablaufplan (mit geschätztem zeitlichen Ablauf) an der Tafel; den aktuellen Arbeitsauftrag an die Tafel schreiben; Punkte, wie in dieser Aufzählung, wie viele Antworten erwartet werden
    • Ablaufpläne für die Bearbeitung bestimmter Aufgabentypen in Form von Checklisten (finden sich häufig in Lernhilfen oder online)
      z.B. in Deutsch - Personenbeschreibung:
      • männlich/ weiblich
      • Alter
      • Größe
      • min 3 Sätze zum Kopf
        • Haarfarbe + Frisur
        • Augenfarbe
        • Nase
        • Mund
        • Kinn
      • min 3 Sätze zum Körper
        • Statur
        • Kleidung: Farbe, Muster
      • 2 Sätze zu Besonderheiten
      • 3 mal Korrekturlesen
        • Satzzeichen
        • Großschreibung
        • aktuell häufigste Fehlerart


    Und spätestens bei meinem letzten Beispiel sieht man, dass alle 3 Bereiche eng miteinander verwoben sind.
    Diese Checkliste kommuniziert die Erwartungshaltung, strukturiert den Arbeitsablauf und visualisiert auch noch den aktuellen Stand, wenn man die einzelnen Punkte abhakt.

    Jetzt kommt eventuell der Einwand, dass die Nutzung solcher Checklisten dann nicht mehr zielgleich ist.
    Das Ziel für mich als Mutter ist, dass mein Kind irgendwann diese Art der Strukturierung so verinnerlicht hat, um sich diese Checkliste zu Beginn der Klassenarbeit selbst auf einem Schmierzettel zu erstellen.
    Ich persönlich habe ab etwa Klasse 9 die ersten 30 min einer Klassenarbeit meist damit verbracht, solch eine Struktur mit den passenden Stichwörtern zum entsprechenden Text zu erstellen.
    Erst danach war ich in der Lage, einen sinnvollen zusammenhängenden Text zu erstellen, weil ich mich an die selbst erstellte Struktur halten konnte, aber im Schreibprozess noch eine Reihe neuer Ideen eingefügt werden wollten.

  • welches sind spezielle LRS-Schriften?

    Ich hatte das bewusst nicht näher eingegrenzt.
    Da gehen die Vorlieben doch sehr auseinander.
    Die Grundschrift ist für mein Kind z.B. nicht so passend, weil sie eben doch den Schwung der Handschrift andeuten soll.
    Wir benutzen Abeezee - bei legasthenie.at , weil die auch für unsere Pictogramme zur Visualisierung standartmäßig verwendet wird.


    Grundsätzlich - im Rahmen einer SCHILF (schulinternen Fortbildung ;-)) zum Thema ADHS wurde betont, wie wichtig das Einhalten von bspw. Zeitangaben sei. Aber das finde ich als Lehrerin total schwierig. Erstens einzuschätzen, wie lange die SuS für eine Aufgabe brauchen und zweitens - wenn ich merke, dass die Mehrheit von fünf weiteren Minuten profitieren würde, diese dann nicht zu geben..., wissend, dass ich damit den ADHSlern keinen Gefallen tue. Ideen dazu?

    #haare Genau solche absoluten Aussagen führen bei mir als Mutter schon zu innerem Widerstand.
    Ich kann das Leben nicht perfekt für mein Kind gestalten. Und genau so wenig können das Lehrer.
    Das ist aber auch gar nicht nötig.
    Mein Vorgehen wäre, tatsächlich den Stundenablauf an der Tafel als Ablaufplan aufzuschreiben und zu sagen: "Ich denke, wir brauchen für die Gruppenarbeit ca. 20 min. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass ihr etwas länger braucht. Wir haben noch 10 min Puffer. Wenn wir den nicht brauchen können wir am Ende der Stunde noch *beliebtes Gruppenlernspiel einfügen*"
    Die Zeiten im Ablaufplan würde ich mit "ca." kennzeichnen.

  • Zur Visualisierung noch vergessen:

    Es kann hilfreich sein, auch Zeit zu visualisieren.
    Der Klassiker aus der Therapie ist dafür der Time Timer oder der Time Tracker bei amazon


    Die Mathelehrerin meines Sohnes blendet wohl etwas ähnliches auf der digitalen Tafel ein.


    (Meinem Sohn hilft das im Übrigen nicht. Er profitiert am meisten davon, wenn wir vor den Aufgaben schätzen, wie lange er braucht und das hinterher mit der gebrauchten Zeit vergleichen. Nach ca. 5 Jahren regelmäßiger Übung kann er sich zunehmend besser einschätzen und geht auch nicht mehr so schnell in die Verweigerungshaltung, weil er denkt, es dauert ewig.)

  • Brina Berlind Vielen Dank für Deine Antworten, die sind für mich selbst auch super hilfreich, auch um die eigenen Kinder zu unterstützen.


    Bei der Personenbeschreibung habe ich gestutzt, die kam nämlich vor ein paar Wochen bei einem meiner Kinder dran in der Schule mit genau so einer ähnlichen Checkliste. Die haben das in der Schule schon mit dieser Checkliste beigebracht bekommen und dann so auch im Test geschrieben. Jetzt weiss ich noch mehr, warum, danke!

  • Ein paar prinzipielle Dinge, die ich mir in der Grundschule gewünscht hätte und aus meiner Sicht für alle Kinder sinnvoll wären:


    • vor allem in den ersten Schuljahren sollte grundsätzlich in geeigneten Linien geschrieben werden.
      Blanko-Hefte, in die anfangs Wörter, später ganze Sätze geschrieben werden sollten und dazu etwas gemalt werden sollte, waren für mein schreibschwaches Kind eine Katastrophe. Man kann auch auf Linien malen oder Hefte verwenden, wo auf einer Seite Lineatur, auf der anderen eine weiße Fläche ist.
      Bei uns an der GS wird seit Jahren ein Hausaufgabenheft verwendet, wo für jeden Tag nur ein leerer weißer Kasten ist. Ich habe da jahrelang Linien reingemalt - für beide Kinder.
      Für das schreibschwache Kind waren linierte Karteikarten in der 2. Klasse eine Katastrophe. Der Zeilenabstand war viel zu klein und er kam nicht damit klar, was wohin sollte. Ich habe dann Karteikarten mit Drittklass-Lineatur besorgt. Die waren ein bisschen besser - aber auch da der Zeilenabstand zu klein.
      Auf vielen Arbeitsblättern waren gar keine Linien oder nur die Viertklasslinien - auch schon in den ersten beiden Jahren. Das sollte nicht vorkommen.
    • Auf allen Arbeitsblättern sollte genug Platz für die Antwort sein - auch für Kinder, die (noch) recht groß schreiben.
      Wie oft habe ich es erlebt, dass die geforderte Antwort keinen Platz hatte und dann großes Drama oder sehr kreative Lösungen, wo man am Ende nichts mehr lesen konnte.
    • Möglichst wenig Arbeitsmaterialien
      Vor allem in Deutsch gab es bei uns oft ganz viele verschiedene Hefte und Arbeitshefte und es war recht schwer für die Kids, immer das richtige Heft zu finden. Ich habe nie verstanden, warum man nicht einfach ein (dickes) Heft nehmen kann und da alles für das Fach reinschreiben. Oft hatten wir am Jahresende sogar ganz viele nur halb volle Hefte.
      In einem Fach wurde ein Thema mal von hinten in ein Heft geschrieben - das fände ich einfacher zu handhaben als 2 verschiedene Hefte.
    • Lernwörter sollten zum Lernen in einer korrekten Form zur Verfügung stehen
      Die Lehrerin meines schreibschwachen Kindes hat die Kinder die Lernwörter von der Tafel abschreiben lassen und dann sollten sie damit Übungen machen. Bei meinem Kind fehten oft Wörter oder wurden schon beim Abschreiben falsch geschrieben - beides keine Grundlage für darauf aufbauende Übungen. Die Lernwörter gab es auch im Buch - nur wurden die Kinder weder darauf hingewiesen noch stimmten die 100% mit denen überein, die die Lehrerin angegeben hat. Ich habe diese Kästen trotzdem jahrelang auf 2 Din-A4 Seiten zusammenkopiert und das meinem Sohn einlamminiert mitgegeben, so dass er es für die Übungen verwenden konnte.
      Beim Kleinen hat die Lehrerin die Wörter gedruckt auf Zetteln an die Kinder verteilt. So konnten sie sie ausschneiden und auf Karteikarten kleben. Das fand ich eine viel viel bessere Lösung (die auch das Problem mit selbstgeschriebenen Karteikarten in der 2. Klasse umgangen hat)
  • Bezüglich Schulaufgaben: Bei dem einen Kind gibt es bisher keine Schulaufgaben und auch keine Noten. (Das ist die reguläre, öffentliche Schule)


    Und beim anderen Kind mit Schulaufgaben ist es auch tatsächlich schon vorgekommen, dass die Lehrerin die Kinder am nächsten Tag weiterschreiben liess wenn diese am ersten Tag zu lange gebraucht haben / irgendetwas war. Das wird mir jetzt erst gerade bewusst wie ungewöhnlich das eigentlich ist.

  • Zur Visualisierung noch vergessen:

    Es kann hilfreich sein, auch Zeit zu visualisieren.
    Der Klassiker aus der Therapie ist dafür der Time Timer oder der Time Tracker bei amazon


    Die Mathelehrerin meines Sohnes blendet wohl etwas ähnliches auf der digitalen Tafel ein.

    Finde ich grundsätzlich gut, ich glaube aber meine Tochter wäre damit sehr gestresst. Und könnte dann gar nicht mehr arbeiten. Müsste man mal ausprobieren.


    Und zu Jette, ich kann leider nur über dem Kommentar gerade schreiben, mein Handy lässt mich nicht drunter: Ein absolutes Ja! Hier an der amerikanischen Schule bei uns schreiben die Kinder nie(!) In solchen Zeilen mit Häuschen, Dach, Keller. Und lernen es auch nicht. Bis ich das verstanden habe...Habe meinem Kind jetzt extra Hefte gekauft, dass sie schreiben lernt. Es muss nicht so schön, wie man das in Deutschland macht, sein, aber ich empfinde das als wichtig. Überhaupt erst einmal die Basis kennenlernen. Hier gibt es zig Kinder die nicht richtig schreiben können. Da wird in den beiden Anfangsjahren schon viel auf Blanko-Papier ohne Linien geschrieben, ich verstehe es nicht. Aber den Schreibunterricht hier an der einen Schule an sich finde ich sowieso unterirdisch.

    Ein paar prinzipielle Dinge, die ich mir in der Grundschule gewünscht hätte und aus meiner Sicht für alle Kinder sinnvoll wären:


    • vor allem in den ersten Schuljahren sollte grundsätzlich in geeigneten Linien geschrieben werden.
  • Bei der Personenbeschreibung habe ich gestutzt, die kam nämlich vor ein paar Wochen bei einem meiner Kinder dran in der Schule mit genau so einer ähnlichen Checkliste. Die haben das in der Schule schon mit dieser Checkliste beigebracht bekommen und dann so auch im Test geschrieben. Jetzt weiss ich noch mehr, warum, danke!

    Personenbeschreibung ist dafür ein dankbares Beispiel.

    Es funktioniert aber auch mit allen anderen Textarten.


    Schreiben:

    Es gibt unterschiedliche Lineaturen zum Download.

    Links müsste ich raus suchen.

    Sinnvollerweise macht man einen Schreibkurs nach Frau Schulze Brüning und führt direkt die verbundene Schreibschrift ein

    (Bin gerade unterwegs. Links kann ich sonst nachreichen.)


    Für die Lehrer:

    Zumindest in Klasse 5 und 6 dürfte es sich lohnen, auch noch Mal ein paar Minuten auf die Handschrift zu verwenden.

    In vielen Grundschulen wird nicht mehr systematisch eine sinnvolle verbundene Handschrift geübt und das Übungsmaterial für Grundschüler ist eher .... naja.

    Man kann Bewegung leider nicht sinnvoll üben, wenn man nur ein 2 dimensionales Endergebnis präsentiert bekommt.

  • Was ich mir ganz prinzipiell von allen Lehrkräften wünschen würde:

    • ein Basiswissen zu LRS, Dyskalkulie, AD(H)S und Autismus
      Eine GS, die einerseits versichert, die Lehrkräfte wären die Experten für Lernen (aka die Eltern sollten sich gefälligst zurückhalten/raushalten), andererseits aber bei keiner der o.G. Dinge auf die Idee kommt, dass ein Kind eines der genannten "Störungen" haben könnte und eine Abklärung anregt, ist für mich unglaubwürdig.

      Für Basiswissen braucht es nach meiner Einschätzung auch gar nicht allzuviel. Bei Interessiertheit an den Themen lassen sich durchaus auch in der Presse immer mal Artikel dazu finden oder ein Film in der Mediathek.

      Für LRS kann ich die Plattform LegaKids sehr empfehlen. Die haben auch ein Weiterbildungsprogramm namens alphaProf, das kostenlos genutzt werden kann. Einiges an Material dieser Seite könnte man vermutlich auch im Unterricht einsetzen.
    • Akzeptanz von Diagnosen
      Mein älteres Kind hatte von Anfang an große Probleme beim Schreiben. Ab 2. Klasse Ergotherapie. 3. Klasse Diagnose einer "isolierten Rechtschreibstörung" durch die Schulpsychologin, die in der 6. Klasse durch einen KJP bestätigt wurde. Ende 3. Klasse Diagnose "umgeschulter Linkshänder" woraufhin er dann in der 4. Klasse parallel zum "Grundschul-Abi" schreiben auf links umgeschult hat. Seine GS-Lehrerin, die er 2.-4. Klasse hatte, hat ihm nie abgenommen, dass er wirklich ein Problem hat und ihm bis zum letzten Tag unterstellt, dass er bloss keinen Bock hätte und sich nicht genug Mühe geben würde. Als wir nach dem Übertrittszeugnis mit Unterstützung der Therapeutin wollten, dass er ab sofort auch in der Schule mit links schreiben sollte (was natürlich erst mal langsamer ging als mit rechts), wollte sie das erst nicht akzeptieren und wir mussten einigen Druck ausüben, dass diese verhältsnismäßig stressfreie Phase genutzt werden konnte.
  • Ausstattungs- Kleinigkeiten, die man Eltern zur Anschaffung empfehlen kann:

    • Stiftbeschwerer bzw Füllergewicht von Lafüliki
    • Hand-Beschwerer oder Sandsäckchen für bessere sensorische Wahrnehmung
    • aufblasbares Balance-/Wackelkissen mit oder ohne Noppen (gibt es immer wieder bei Aldi oder Kaffeeröster)
    • Gewichtsweste (Aldi)
    • Knautschbälle, Handtrainer (Achtung: die günstigsten sind mit Mehl gefüllte Ballons)
    • Vergrößerungs-Lineal (z.B. von Maped)
    • Abhängig vom Problem: weichere oder härtere Bleistifte
    • Druckbleistift (gerade für Geometrie)
    • Schnellverstellzirkel (z.B. von Brunnen) der Anfängerzirkel von Pelikan ist gut gemeint und hat einige Features, verstellt sich aber zu schnell
    • Geodreiecke: verschiedene Größen, aber auch bei den günstigen gibt es unterschiedliche farbige Bedruckung der Skalen. Im Zweifel verschiedene testen.
    • auch in Klasse 3 und höher noch Grundlineatur oder 2.Klässler Lineatur verwenden, um der Schrift mehr Halt zu geben
    • Sehbehinderten-Lineaturen (z.B. Waldkirch Hefte)
    • bei Linkshändern wichtig: sehr glattes Papier
    • reinweißes Papier für besseren Kontrast
  • Stiftbeschwerer bzw Füllergewicht von Lafüliki

    Lafüliki (= Laden für linkshändige Kinder, wenn ich mich nicht irre) ist insgesamt eine Super Quelle bei Schreibproblemen jeglicher Art und Linkshändern. Die haben z.B. auch viel Bücher im Angebot.

  • Eines meiner Kinder ist rot-grün schwach. Das ist vor allem unter Jungs in der Bevölkerung echt weit verbreitet. Es führt dazu, das viele Farben dann wie unterschiedliche braun oder auch grau Töne wirken. Es würde einfach schon oft helfen, wenn man auf der grünen Tafel nicht mit rot schreiben und unterstreichen oder schreiben würde. Da ist der Kontrast dann nicht mehr gegeben. Außerdem sind viele Aufgaben in der Grundschule gerne mit Pastell und Mischtönen geschrieben. Ganz furchtbar oft in Schulbüchern. Klarer Kontrast und klare Farben sind hilfreich. Menschen nehmen Farben sehr unterschiedlich war, das ist vielen überhaupt nicht bewusst.

    Ich habe gerade nachgeschaut, es sind 10 Prozent der männlichen Bevölkerung betroffen.

  • Linkshändigkeit:

    Ca 20% der Kinder sind Linkshänder plus die unentdeckten


    Das bringt einige, nicht so offensichtliche, Probleme mit sich.

    Hilfreich kann sein:

    • Platz links am Tisch, weil man sich sonst mit den Armen in die Quere kommt
    • Blatt im Uhrzeigersinn ca 40° gedreht auf dem Tisch
    • die Hand sollte unter der Zeile bleiben
    • auch mit dem Linkshänderfüller kann es schwierig sein, weil der Stift oft zu steil gehalten wird
    • Tintenroller (nachfüllbar) sind oft die bessere Alternative
    • in Geometrie ein Geodreieck oder Linkshänder Lineal verwenden.
    • Linien werden sauberer, wenn man den Stift zieht, also von rechts nach links zeichnet.
    • generell: beim Zeichnen gerne das Blatt drehen für eine bequeme Arbeitshaltung
    • Beispiele oder Texte lieber mittig über den Linien abdrucken als links oder rechts auf dem Arbeitsblatt
    • Beim Handschriftraining auch in Mathe Beispielbuchstaben auf beiden Seiten; bei Linkshändern mehr auf die korrekte Bewegungsabfolge achten. Intuitiv werden Kreise im Uhrzeigersinn geschrieben statt bei Rechtshändern gegen den Uhrzeigersinn
    • zusätzlich kann es Probleme mit der Leserichtung geben
  • Danke. Gerade gesehen, dass das von mir bevorzugte Corbel wohl ganz gut ist. Ich werde noch mal mit Helvetica und Verdana experimentieren.

    In meinen Klassen haben at mehr als dir Hälfte Lernfoerderung



    sans serif Schrift (Helvetica 12), 1.15 Zeilenabstand, und sortiert schreiben - hat sich ganz gut bewährt. Außerdem gerade schreiben - es gibt manchmal Aufgaben, die schräg und kreuz und quer sind, das ist anstrengend.


    Ich biete grundsätzlich auch kürzere Texte an. Ich habe in meinen Klassen oft drei Textversionen desselben Textes. Aber das ist viel Vorbereitungsaufwand


    Zu den Zeitangaben bei ADHS. Ich empfinde es als hilfreich die Aufgaben kleinschrittig runterzubrechen und dann verbindlich zu sein. manche fühlen sich von eine leeren Arbeitsblatt auch überfordert und es geht gar nichts.


    Und im Hinterkopf haben, dass anfangen oft richtig schwer ist für viele mit adhs.

    "C'est ici que l'aventure se mêle au vent de la mer."

    Pierre Marc Orlan


    If something won't matter in 5 years, don't waste more than 5 minutes worrying about it now.

  • Wir würden uns schon freuen, wenn der Unterricht nicht ständig ausfallen würde und es genug Lehrer gäbe.

    Das Gymnasium hat die Situation noch im Griff, auf Grundschule/ Realschule war/ist die Situation katastrophal.


    Ich bin da in bezug auf mein lernschwaches Kind resigniert, das hat mich schon einen vernünftigen Job und viele Hunderte Euro für Nachhilfe gekostet, weil das, was die Schule leistet, einfach für so ein Kind nicht ausreichend ist.


    Wenn wochen- oder monatelang Lehrer fehlen und Klassen aufgeteilt werden und die Kinder mit Stapeln von Blättern und Heften nach Hause geschickt werden, damit die Eltern Lehrer spielen, läuft echt was schief in diesem Land.