Geschwister nicht vergleichen - schafft ihr das?

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  • Hatte heute folgende Geschichte:


    Tochter (13) kam nach Hause, stolz wie Bolle, hat in Mathe eine 1 zurückbekommen! #applaus

    Sie ist eher durchschnittlich, in der Grundschule schwamm sie in der Mitte mit, hat wenig Ehrgeiz und Interesse an den Themen , lernen zu Hause ging kaum, gab oft Streit mit mir und ich hab sie dann einfach in Ruhe gelassen. Trotzdem ist sie dann mit einem 1,8 Durchschnitt aufs Gymnasium gewechselt. #top

    Aber es hat sie schon oft gewurmt , dass ihre Freundinnen immer besser waren als sie, was auch kein Wunder war, die haben echt viel zu Hause gebüffelt.


    Der große Bruder (16) ist ein absoluter Überflieger, in der Grundschule auch eher durchschnittlich gewesen, mit 1,7 aufs Gymnasium gewechselt und hat dort dann voll aufgedreht, der Ehrgeiz hat ihn gepackt und er ärgert sich, wenn er zB in Mathe eine 1 Minus schreibt . #rolleyes

    Hat sich jetzt zum Glück etwas gelegt und er nimmt es nicht mehr so ernst , wie noch am Anfang.


    So , also heute dann meine Tochter mit der 1 und ich hab mich riesig gefreut !! #applaus

    Hab sie umarmt , gedrückt, gefragt, woher wir unsere schlauen Kinder haben, von wem sie das haben etc…

    Also alle haben mir meine Freude angemerkt.

    Das mach ich bei meinem Großen natürlich auch, aber da wurde es irgendwann ja auch normal mit den Einsen.


    Und warum auch immer, heute hab ich gedacht:

    Was macht das eigentlich mit meinen Kindern , wenn ich mich immer so sehr freue??

    Was hat das zb auch heute mit meinem Kleinsten (8) gemacht, wenn er sieht , wie sehr ich mich freue?

    Er hat erst seit Anfang des Schuljahres überhaupt Noten und bisher lief es gut und auch bei ihm hab ich mich über die erste 1 riesig gefreut .


    Ist das vllt garnicht so gut, was ich da mache?

    Fühlen sie sich dann unter Druck , immer wieder so gut zu sein?

    Lege ich zu viel Fokus auf die Zensuren?

    Soll ich mich da eher zurückhalten?

    Meine Freude unterdrücken?

    Das wäre halt aber auch nicht mehr ehrlich.

    Warum ich mich so sehr darüber freue, sollte ich vllt mal hinterfragen.

    Vllt weil meine eigene Schulzeit noch so präsent ist und ich mich selber auch immer so gefreut hab?


    So und jetzt kommst: ich hab kurze Zeit später, nachdem ich darüber sinniert hab, was ich da evt auslöse, auf Twitter folgenden Zeit Artikel in meine Timeline gespült bekommen:

    Vergleiche unter Geschwistern: Schau mal, was dein Bruder kann
    Eltern schwören, sie würden ihre Kinder nie vergleichen. Und tun es doch. Dabei beeinflussen abwertende Vergleiche Kinder, lange bevor sie sich ausdrücken…
    www.zeit.de


    Echt spoky #blink

    Also ist jetzt nicht genau das Thema , aber irgendwie schon.

    Was macht es mit den anderen Kindern, wenn ich mich für ein Kind so sehr über die Zensuren freue.


    Davon ab fand ich den Artikel echt spannend und interessant, was das vergleichen von Kindern auch anrichten kann.


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • Ich würde das beim Abendessen mal ansprechen.

    Wir feiern eine 4 in Mathe bei meinem Sohn mit Applaus, Freudentränen und Tanz! Die Tochter hatte eine 2 in Mathe. Wir haben gratuliert und uns gefreut. Aber anders.

    Tochter weiß, wie sehr ihr Bruder unter der Mathe Lehrerin leidet. Was wir letztes Schuljahr für Sorgen hatten. Für die Tochter ist das so ok. Und sie leidet oder freut sich mit ihm mit!!



    (Aja, ich bin aus Österreich. Da sind die Noten anders. 1 =sehr gut, 5 die schlechteste Note = nicht genügend)

  • Wir freuen uns natürlich mit, wenn das Kind stolz ist auf eine Note.


    Ansonsten haben wir im Moment die Situation, die im Artikel gegen Schluss beschrieben wird: der Grosse, der Überflieger, dem Alles zuflog, Top-Abi, easy Sozialleben - und die Kleine, die gerade so an der Schule leidet, unter Druck ist, weil der Übertritt ansteht, jede Unstimmigkeit mit den Freundinnen unglaublich hart trifft....

    Was tun wir? Vor allem versuchen wir ihr immer wieder klar zu machen, wie toll sie Vieles macht, wie kreativ sie ist, was für eine wunderbare Freundin. Aber sie ist natürlich nicht blind und taub vor dem familieninternen Lob, das ihr Bruder abstaubt für seine schulischen Leistungen.

    #crying

    Ich finde es gerade sehr schwer.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Aber wisst ihr: Ihr seid total bemüht, eure Kinder so zu nehmen und zu loben, wie sie sind. Ihre Leistungen anzuerkennen - sowohl die der Überflieger als auch derjenigen, die mehr kämpfen.
    Und damit macht ihr ganz viel richtig.


    (Und das schreibe ich als jemand, bei der das 1,0er Abi "grad ok" war - ich habe da sehr lang drunter gelitten)

  • Ich versuche Noten nicht überzubewerten. Bis letztes Schuljahr war der Kleine auf der Waldorfschule und somit ohne Noten, jetzt ist er auf der Hauptschule und muss sich dort durchbeissen - mit Adhs und damit einhergehender LRS - Für ihn "freue" ich mich über alle Noten, auch über eine 5. Weil er sich der Herausforderung stellt und tapfer versucht in der Schule zurechtzukommen.

    Ich habe meinen Kindern aber immer gesagt, dass es nur eine Zahl ist, die nichts, absolut nichts über sie als Person aussagt. Das war mir immer wichtig. Und deshalb kann ich mich glaube ich auch nicht so richtig über Noten freuen, weil ich sie unnötig und meist auch unfair finde - meine Tochter bekommt im mündlichen immer nicht so gute Noten, weil sie zu still ist. Und das finde ich unfair - dass in sich gekehrte, stille Menschen als "falsch" gewertet werden

  • Ich muss meine Kinder mal fragen, wie sie das empfunden haben. Ich hab schon das Gefühl, dass ich ein Kind mehr gelobt habe. Andererseits waren andere Dinge bei diesem Kind selbstverständlicher, für die wir das andere gefeiert haben. Also konkret: Bei Kind 1 haben wir quasi vor Stolz auf Wolke 7 gesessen als es laufen konnte, bei Kind 2 war es mehr so "na ja, irgendwann lernen es ja alle!" Wenn ich so drüber nachdenke, glaube ich aber, dass das immer mal wieder gewechselt hat, wer da wann mehr Beachtung bekommen hat, es hing immer von der jeweiligen Phase ab.


    Was wir ihnen aber definitiv viel zu selten gesagt haben und viel zu selbstverständlich genommen haben ist, dass sie nach (!!!) der Grundschule beide einfach durchgeflutscht sind und wir nie (ok, selten) Stress wegen der Schule hatten. Das hat so viel Familienfrieden und Harmonie erhalten. Außer, dass sie blablablalaberrhabarber immer zu still waren. (Das kekst mich immer noch. Unreflektierte Laberbacken, wollen wir das wirklich? Das ist Ziel des Schulsystems?)

  • Uhhh, ich bring da echt ein kleines Trauma mit. Meine Zwillingsschwester hat sich immer extrem mit mir verglichen. Ich kann mich nicht erinnern, dass das von meinen Eltern ausging. Aber es ging so weit, dass ich in der Oberstufe meine Noten oft nur heimlich meiner Mutter gesagt habe #hmpf Ich hätte mich gefreut, wenn sie sich auch Mal laut mit mir gefreut hätte.

    Andererseits merke ich bei meinen Kindern ja auch wie schwer es ist. Noten bekommen sie nicht, aber ich habe schon den Eindruck, dass der Kleine in vielem das gefälligere Kind ist und vermutlich auch leichter durch die Schule gehen wird. Aber würdigen möchte ich eigentlich beide Leistungen.

  • Vor allem sind die Kinder und Leistungen ja bitte wirklich vergleichbar.


    Kind 2 müht sich ziemlich, Kind 1 flutschen die noten. 2 ist aber in der Realschule, Kind 1 auf der Mittelschule. Dann ist es ja "leicht" ... Aber ist es das wirklich?


    Ich versuche alle Leistung zu wertschätzen, aber gleichzeitig nicht zu hoch zu hängen.

  • Und selbst auf der selben Schule hat man ja nicht immer die gleichen Lehrer:innen oder kommt mit den gleichen Lehrer:innen gleich gut klar.


    Mein Sohn ist eher der in sich ruhende, verträumte Typ, meine Tochter eher hibbelig und regt sich schnell auf. Das kommt sicher (auch wenn sie dieselben Lehrer:innen hätten) unterschiedlich an.

  • Warum sind dir denn die „1er“ so wichtig? Darüber würde ich glaube ich nachdenken. Gar nicht in dem Sinn, das in Frage zu stellen, aber um zu überlegen: Was verbinde ich eigentlich damit? Habe ich Befürchtungen für die Gegenwart/Zukunft meines Kindes, wenn es z.B. eine Vier schreibt? Sowas würde mich interessieren.

  • Hm. Freuen über Erfolge ist ja erstmal total natürlich. Wenn den Kindern das Lernen leicht fällt und sie sich selbst keinen Druck machen, kann und darf man sich über Noten freuen.

    Bei meinen lief und läuft es nicht so easy und ich habe mich stets bemüht, vor allem eine gute Vorbereitung zu loben und auch zu honorieren. Wenn's dann zusätzlich ne gute Note gibt, freue ich mich, betont für das Kind.

    Hast du dir verdient, super, dass es dir so gelungen ist usw. Und bei mieden Noten trotz Vorbereitung Trost, gemeinsames Überlegen, woran es lag, ob es drauf Einfluss hat usw.

    Miese Noten ohne Vorbereitung werden erwähnt, gefragt, ob eine Änderung der Haltung in Sicht ist, es Hilfe braucht und ein Nein wird dann auch akzeptiert. (Fällt meinem Mann schwerer).


    Vergleichen der Kinder ist in meinen Augen etwas anderes. A la: Guck mal, XY schafft es sich auch usw. Das steht ja gar nicht bei euch im Raum.

  • Schwierig. Beide Kinder sind hochbegabt, der Sohn im mathematisch-logischen Bereich, die Tochter im Sprachverständnis.

    Und da bin ich vermutlich eine schlechte Mutter, aber ich erwarte, dass sie sich in der Schule anstrengen.

    Mein Motto ist "Hast du gelernt und bekommst eine schlechtere Note, kann ich das akzeptieren. Hast du nicht gelernt und bekommst eine schlechte Note, bin ich sauer".

    Mein Sohn hat corona nicht verkraftet und ist ab der 10. Klasse (lockdown) total depressiv geworden. Schwänzen, schlechte Noten... Da bin ich im Kreis gelaufen.

    Mir ist Bildung extrem wichtig - von mir aus auch Realschule - aber dann bitte ein richtig guter Abschluss.


    Von daher bei beiden Kindern gleiche Erwartungen und gleiche Freude, aber auch gleicher Ärger.


    Hoffentlich tuppert mich jetzt niemand 🙈

    Was bleibt, sind die Erinnerungen...
    schlaf gut, schlaf ruhig
    Ich werde dich nie vergessen und immer vermissen

    1976-2003-2013


    »Das Staunen ist der Anfang der Erkenntnis.«
    ― Platon

  • Meine Mutter hat mich als Kind immer mit den Nachbarn verglichen... und zwar je nach Thema mit einem anderen Kind. "Bei X ist immer so aufgeräumt ", "Y hat so gute noten" etc. Ich habe davon echt ein Trauma.

  • Klettermax : Dass Bildung dir wichtig ist, da ist doch nichts Falsches dran! Wieso sollte man dich deshalb hier „tuppern“? Ich finde Bildung auch wichtig. Mein Sohn hat den ESA („Hauptschulabschluss“) , und ich finde ihn „gebildet“, weil er sozial sehr viel gelernt hat an seiner Schule, immer gerne hingegangen ist, Schulsprecher war, sich für Dokus interessiert, gerne liest, weil er geschafft hat, eigene Interessen auszubilden und zu verfolgen, an Sachen dranzubleiben, Misserfolge auszuhalten. Das war mir sehr wichtig. Und ich glaube, wichtiger als Noten.

  • Hagendeel ,du hast vollkommen recht. Was nützt dir der höchste Abschluss, wenn du ein Arschloch bist?

    Natürlich ist soziale Kompetenz extrem wichtig.

    Was bleibt, sind die Erinnerungen...
    schlaf gut, schlaf ruhig
    Ich werde dich nie vergessen und immer vermissen

    1976-2003-2013


    »Das Staunen ist der Anfang der Erkenntnis.«
    ― Platon

  • Meine Mutter hat mich als Kind immer mit den Nachbarn verglichen... und zwar je nach Thema mit einem anderen Kind. "Bei X ist immer so aufgeräumt ", "Y hat so gute noten" etc. Ich habe davon echt ein Trauma.

    Kommt mir bekannt vor. Und dann wahlweise, wenn ich was haben wollte, was die anderen auch haben oder dürfen: "was die anderen machen interessiert uns nicht!" 🙄

  • Lieben Dank für eure vielen Gedanken und Erfahrungen!


    Hagendeel ich glaub, meine Freude über 1en haben verschiedene Gründe, einiges wurde auch schon geschrieben.

    Ich selber war eine mittelmäßige Schülerin, hab mich aber auch nicht reingekniet, 1en waren absolute Ausnahmen, hab mich schon sehr über 3en gefreut. :D

    Meine Tochter reißt sich jetzt auch kein Bein für die Schule aus und kommt dann natürlich total happy nach Hause, wenn sie eine 1 bekommen hat, da wäre es doch total komisch, wenn ich dann einfach nur sage: Haste fein gemacht … ;)

    Ich freu mich ja auch, wenn sich jemand mit mir zusammen freut, wenn etwas gut geklappt hat oder oder …

    Ich glaub das ist eher der Punkt, dass ich mich mit meinen Kindern mitfreue, egal bei welchem Thema oder Zensur, ich hab mich mit ihr auch schon über eine 3 in Physik gefreut, weil das echt schwer war.


    Aber ich werd da jetzt vllt etwas Zurückhaltung üben, vllt eher so: Is ja cool, ich freu mich für dich!

    Ich will da keinen unnötigen Druck aufbauen , den machen sie sich im Zweifel schon selber.


    Ich hatte als Kind glaub ich das umgekehrte Ding mit meiner Schwester. Sie war nicht gut in der Schule , faul und hatte kein Interesse, ist einmal sitzen geblieben und einmal durchs Abi gefallen.

    Sie ist 4 Jahre älter und ich hab den ganzen Stress mitbekommen und das hat mich natürlich angespornt , ich wollte solchen Stress mit meinen Eltern nicht. Das wurde von meinen Eltern nie thematisiert, aber das mitzubekommen hat gereicht. Hab soviel wie nötig und so wenig wie möglich gemacht und am Ende hat es gut geklappt.

    Vllt ist diese riesige Freude ebenso ungünstig, dass die Geschwister das mitbekommen und dann sich selbst unter Druck setzen.

    Keine Ahnung, vllt interpretier ich da auch viel zu viel rein ;)


    Klettermax ich will dich nicht tuppern, aber vllt kann ich etwas die Sorge schmälern. Ich glaub zwar auch, dass Bildung wichtig ist, aber ich denk, viel wichtiger als die Schule ist dann das, was danach kommt, Ausbildung oder Studium .

    Dann tut man ja das, was einen interessiert, woran man Spaß hat und dann läuft das alles ja auch bei den meisten besser, als in der Schule. War zb auch bei meiner Schwester und bei mir so. In der Ausbildung waren wir dann die Überflieger, trotz 3er Abischnitt ;)

    Ich hab sogar als Jahrgangsbeste mit Auszeichnung und einer Art Stipendium abgeschlossen, total krass #lol


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D