Arm aber glücklich?

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    • Offizieller Beitrag

    Wenn Du magst, kann ich noch mal nachfragen - ich erinnere mich nur, dass sie häufiger über Probleme mit Behörden berichtet haben. V.a. wohl sehr hohe Gebühren für alles mögliche.


    Entschuldigung fürs OT. Ich lese interessiert mit.

  • entschuldige. dann habe ich das folgende falsch verstanden.


    Ja, das war ein Missverständnis. Ich bezog mich da (ausdrücklich, aber erst deutlich gemacht durch Edit) auf das gesellschaftliche Ansehen, also wie man in der Presse und von den Menschen um einen herum behandelt wird.


    Zu Behörden hatte ich das hier geschrieben:

    Bei den Ämtern tut sich langsam, laaaaangsam so ein bisschen was in Deutschland. Schrittchen für Schrittchen setzt sich die Dienstleistungsmentalität auch hier durch.


    Ich denke, da wird deutlich, dass ich da noch Verbesserungspotential sehe. ;)
    Ich habe ja Teile meiner Ausbildung in diversen Behörden verbracht (Ausländeramt, Finanzamt, Justizbehörden) und hatte schon den Eindruck, dass es – teilweise von oben verordnet – etwas besser wird. Halt nicht von jetzt auf gleich perfekt, aber dass Prozesse optimiert werden, dass es gelegentlich Schulungen für die Mitarbeiterinnen auch bzgl. des Umgangs mit Publikum gibt etc.

  • Zitat

    Ja, das war ein Missverständnis. Ich bezog mich da (ausdrücklich, aber erst deutlich gemacht durch Edit) auf das gesellschaftliche Ansehen, also wie man in der Presse und von den Menschen um einen herum behandelt wird.


    weil du presse erwähnst: also gerade die springer-presse tut sich da doch dauernd hervor.


    wozu arbeiten? harzt 4 reicht doch
    bild-kampagne gegen hartz 4-empfänger


    nur zwei wahllos herausgesuchte beispiele. es gibt unzählige.
    und sag jetzt nicht, das zählt nicht. die reichweite dieser postille ist gerade unter den relevanten zielgruppen sehr groß.

    • Offizieller Beitrag

    ASMVC: Minimalrente ist seit heuer 1760 Franken, Maximal um die 2400.
    Das ist natürlich auch noch ein Punkt: Alles über dieser Maximalrente ist ja selbst eingezahlt, die Ahv soll nur allen das Alter sichern.


    Das Problem bei der zweiten Säule ist halt, dass sie nicht zwingend eingezahlt wird - unter einem bestimmten Jahresverdienst zum Beispiel und dass sie von den Banken auch als Spekulationsmasse genutzt wird.... Ich rechne vorsichtshalber nicht damit ;)


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Vielleicht noch als Vergleich: für 1700 Franken bekommt man in Zürich mit etwas Glück eine billige 3zimmer Wohnung.


    Wie viel würde denn in der Schweiz – unterstellt, man ist bereit, auch den Kanton zu wechseln – eine günstige 1ZKB-Wohnung kosten?


    Ich wohne ja hier in einem strukturell gut ausgebauten Gebiet (Ballungsraum, das Stadtviertel ist weder besonders gut noch besonders schlecht) und liege mit der Miete und den Quadratmetern meiner Wohnung deutlich unter den Alg-II-Grenzen (190 kalt für 34 qm + Keller + Gartennutzung; die Alg-Grenzen in der Stadt sehen für 1 Person vor: max. 230 Euro). Ich fände es jetzt nicht schön, auf Dauer hier leben zu müssen, aber es ginge definitiv und in meinem Haus wohnen auch Leute dauerhaft in vergleichbaren Wohnungen.

  • weil du presse erwähnst: also gerade die springer-presse tut sich da doch dauernd hervor.


    wozu arbeiten? harzt 4 reicht doch
    bild-kampagne gegen hartz 4-empfänger


    nur zwei wahllos herausgesuchte beispiele. es gibt unzählige.


    Ja, und wenn du meinen beitrag mal etwas aufmerksamer gelesen hättest, hättest du gesehen, dass ich explizit schrieb:

    Zitat

    Bei Sozialleistungen habe ich den Eindruck, dass das schlechte Ansehen vor allem Arbeitslosengeld II und vielleicht noch Leistungen für Ausländerinnnen betrifft.


    Sorry, aber ich bin gerade etwas genervt davon. Du hast auch zweimal Texte verlinkt bzw. eingestellt, die ich vorher schon verlinkt bzw. sogar teilweise zitiert hatte, und dazu Formulierungen genutzt, die klangen, als wolltest du mir widersprechen. Das verstehe ich gerade nicht so recht, was das soll. #confused


    Na ja, ich gehe jetzt raus, hier scheint die Sonne und es ist strahlend blauer Himmel, das muss ich ausnutzen.


    Talpa: nein, ich meine auch nicht, dass man das verlangen sollte (also Umzüge im Rentenalter), ich versuche nur, ein besseres Gefühl für die wirtschaftliche Situation in der Schweiz zu bekommen. Und wollte natürlich auch verhindern, dass gleich jemand kommt und sagt: Jaaaaa, aber Zürich ist ja auch BESONDERS teuer.

  • Schon teurer, aber dafür mit viel Infrastruktur - wir sparen zum Biespiel Menge Geld, weil wir kein Auto brauchen...
    Im Alter wird das dann durchaus Thema: Geschäfte (und zwar mit grosser Auswahl), Arzt und Freizeitangebote in der Nähe...
    Liebe Grüsse


    Talpa


    Wie meinst du das? Dass man in der Schweiz günstige Mieten mit schlechter Infrastruktur "bezahlt"?
    Denn hier gibt es ja beides, Infrastruktur (auch ordentlichen ÖPNV; ein Auto braucht man nicht) und günstige Mieten. Dafür halt mehr Armut. Also, hier kann man, denke ich, als armer, alter, kranker Mensch vergleichsweise gut leben – dafür gibt es hier auch viele arme, kranke und alte Menschen.


    Mir fällt hier in der Stadt immer wieder krass auf, wie sich das "Publikum" verändert, wenn man vom Norden der Stadt (eher arm) in den Süden (eher reich) fährt. Es gibt eine durchgehende Tram-Linie, und da sitzen teilweise am einen Ende ganz andere Menschen als am anderen Ende. Die Leute, die in Katernberg oder Karnap einsteigen, sehen im Durchschnitt nicht nur ärmer und schlechter gekleidet aus, sondern auch kränker, deutlich angestrengter ("vom Leben gezeichnet" passt hier durchaus) und insgesamt weniger attraktiv aus als die Leute, die unten in Bredeney oder Kupferdreh aussteigen. Und das sind ja nur diejenigen, die Tram fahren. Es gibt dann noch die, die nicht Tram, sondern einen A6 fahren – da ist der Kontrast nochmal größer, wie viel gesünder, zufriedener, sorgenfreier und auch attraktiver die im Durchschnitt aussehen. Natürlich gibt es im Einzelfall Abweichungen, aber mein Gesamteindruck ist da ziemlich deutlich.


    Das mal als Kurve zurück auf das Ausgangsthema "arm aber glücklich" – zumindest im Schnitt scheint es mir schwieriger zu sein, mit wenig Geld glücklich auszusehen.

    • Offizieller Beitrag

    Ja, denn günstige Mieten zahlt man hier, wo wenig Bedarf ist - also ausserhalb der Ballungszentren in strukturschwachen Gegenden. Alles, was zum Grossraum meiner Stadt gehört, wird nicht wesentlich billiger...
    Und eben, obwohl es durchaus Unterschiede in den Quartieren gibt, fallen mir die in anderen Ländern immer als viel stärker auf.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    Ich selbst bin für die Statistik das beste Beispiel - in den letzten zweieinhalb Jahren in finanziell relativ eingeschränkten Verhältnissen gelebt, sicher nicht arm in Richtung kurz vorm verhungern, aber vieles konnte ich mir für mich und die Kinder nicht leisten, und sowas wie neue Autoreifen war ein Problem. Seit vier Monaten verdiene ich gut, für meine Verhältnisse, und mir geht es allein durch die finanzielle Sicherheit und die daraufhin wegfallende Existenzangst einfach viel besser. Richtig bewusst wurde mir das erst, als es sich geändert hat, mir war vorher selbst nicht klar, dass die Baustelle 'Geld' doch eine sehr große war.


    Daher ja - Existenzängste machen unglücklich, und Armut ist ja bekanntermaßen ein hoher Risikofaktor für alles mögliche, aber das wurde hier ja schon breit ausgeführt.

  • nur zum vergleich: wir haben für eine 4,5-zimmer-wohnung in st. gallen uniquartier 1.500 chf bezahlt und unser haus im gleichen quartier kostet aktuell weniger als 800 chf zinsen.
    das verhältnis mindestrente zu teurer stadtmiete ist in deutschland schlechter als in der schweiz. da bin ich mir weiterhin sicher.


    aber ich bin jetzt ebenfalls raus hier. und wollte auch keinen nerven.


    nachtrag: die mindestrente in deutschland beträgt 375 euro (grundsicherung) zuzüglich der miete einer vom amt als angemessen angesehenen wohnung. wie das ermittelt wird und ob da münchner innenstadtpreise auch bezahlt werden, weiss ich nicht.

  • die mindestrente in deutschland beträgt 375 euro (grundsicherung) zuzüglich der miete einer vom amt als angemessen angesehenen wohnung. wie das ermittelt wird und ob da münchner innenstadtpreise auch bezahlt werden, weiss ich nicht.


    Richtwerte für die Kosten einer angemessenen Unterkunft sind in München(!! in anderen Städten ist es VIEL weniger) ca. 450 Euro für eine Person, 560 Euro für zwei Personen, 665 für drei Personen, 790 für vier Personen. Jeweils Kaltmieten.


    http://www.muenchen.de/rathaus…mt/Kosten_Unterkunft.html


    Für 450 Euro kalt bekommt man in München schon kleine Wohnungen, allerdings nicht in der Altstadt. Dazu kommen noch Wohnnebenkosten, Heizung und Warmwasser. Nehmen wir mal an, dass das über den Daumen gepeilt nochmal 75 Euro sind, dann sind wir bei 900 Euro monatlich als Grundsicherung. Wenn man davon ausgeht, dass die Preise in der Schweiz etwa 25% über dem Niveau in Deutschland liegen (das ist in etwa das, was ich gefunden habe, Angaben schwankten zwischen 20 und 30%), dann entspräche das ca. 1.380 CHF.
    Für die meisten Betroffenen ist die Grundsicherung deutlich niedriger; die wenigsten von ihnen leben nämlich in München. Die deutsche Rentenversicherung empfielt einen Antrag bei einem monatlichen Einkommen von weniger als 758 Euro.
    http://www.deutsche-rentenvers…g_anspruch_und_hoehe.html


    ASMVC: Minimalrente ist seit heuer 1760 Franken, Maximal um die 2400.


    Talpa, Korrektur – die Minimalrente in der Schweiz beträgt 1170 CHF, aber nur, wenn man vom 20. Lebensjahr an keine Beitragslücken hat. Ansonsten wird sie für jedes fehlende Jahr gekürzt.


    Quellen:
    http://www.ahv-iv.info/00545/index.html?lang=de&msg-id=46056
    http://www.ahv-iv.info/ahv/00161/00183/index.html?lang=de


    1170 CHF sind ca. 951 Euro. Wenn man annimmt, dass man in der Schweiz ca. 25% mehr für Lebenshaltungskosten wie Lebensmittel bezahlt, entsprechen 1170 CHF / 950 Euro in der Schweiz ungefähr 760 Euro in Deutschland. Oder irre ich mich?


    Zur Klarstellung: insgesamt kommt mir das schweizer Rentensystem gerechter vor als das deutsche, und es gibt wohl auch keinen Zweifel daran, dass die Schweiz insgesamt ein spürbar reicheres Land ist als Deutschland, auch mit den höheren Lebenshaltungskosten.


    In Deutschland beziehen wohl ca. 1% der Menschen Grundsicherung. Davon sind etwa die Hälfte Renterinnen oder Rentner.
    Ach ja, der Satz ist Anfang des Jahres auf 382 Euro gestiegen. #glas (Wer im Champagnerglas eine Sarkasmuspraline findet, darf sie gerne essen).
    Findet jemand, wie viele Menschen die Minimalrente in der Schweiz bekommen? Da hat mein Google-fu versagt.

  • ich würde die vergleichsrechnung gern noch mal mit mietsätzen von mecklenburg vorpommern berechnen und diese dann mit strukturschwachen gegenden der schweiz vergleichen (wo der satz ja konstant bleibt und nicht mit der miethöhe schwankt).
    leider kann ich jetzt nicht nach den zahlen suchen.

    • Offizieller Beitrag

    Oops, Sto, Du hast recht, Zahlendreher.


    Ich denke schon, dass Deine Rechnung halbwegs hinkommt.
    Aber vielleicht noch ein, zwei Ergänzungen:


    lückenlos einzahlen kann man sehr unkompliziert und das tut zumindest heutzutage jedeR den ich kenne. Die zuständige Behörde schickt zum Beispiel jedes Jahr allen StudentInnen einen Fragebogen. Wer weniger als xy verdient hat - ist wirklich wenig, erreicht man mit jedem Nebenjob in wenigen Monaten - kriegt man einen Einzahlungsschein und kann die (ich glaub es sind rund 200 Euro) einzahlen.


    Und dann gibt es ja noch ergänzende Leistungen: die erwähnte Zuzahlung an die Krankenkasse, aber auch andere Hilfen, inkl. Wohngeld.
    Wie gesagt, Menschen mit der Minimalrente sind nicht rosig gebettet und müssen auf vieles verzichten - aber im Müll wühlen muss niemand!


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • ich würde die vergleichsrechnung gern noch mal mit mietsätzen von mecklenburg vorpommern berechnen und diese dann mit strukturschwachen gegenden der schweiz vergleichen (wo der satz ja konstant bleibt und nicht mit der miethöhe schwankt).
    leider kann ich jetzt nicht nach den zahlen suchen.


    Ich habe keine Zahlen gefunden. Der Auszahlungsbetrag bleibt aber ja gleich. Mit Blick auf z.B. niedrigere Lebensmittelkosten würde ich schätzen, dass man damit in ärmeren Gegenden eher besser zurecht kommt als in reicheren. Man findet wahrscheinlich auch in Neubrandenburg leichter eine günstige Wohnung als in München. Ich schrieb ja schon, dass der Satz für die Kaltmiete hier in Essen deutlich unter dem für München liegt (230 Euro statt 450). Es ist aber auch kein Problem, für das Geld hier was zu finden. Wie gesagt, meine eigene Wohnung liegt preislich unter dem, was das Amt bezahlen würde.


    Wie gesagt, Menschen mit der Minimalrente sind nicht rosig gebettet und müssen auf vieles verzichten - aber im Müll wühlen muss niemand!


    Das ist doch klasse. Und wäre ja auch schlimm, wenn es anders wäre, angesichts des großen Wohlstandes in vielen Teilen der Schweiz.

  • Da die bettelnden Menschen aber nicht immer aus dem wohlhabenden Land kommen, sondern auch zum Teil busweise her geschafft werden, hiesse das, das es keine Armut mehr auf der ganzen Welt geben duerfte. Daran ist ja nix verkehrt, allerdings waeren die reichen Laender dann sicher auch nicht mehr so reich und die meisten von uns muessten unseren Lebensstil arg ueberdenken. Es gibt aber leider zu viele Leute, die nicht bereit sind zum Teilen.

    • Offizieller Beitrag

    Aus einer Veröffentlichung des Bundesamtes für Statistik: AHV-Statistik 2012.pdf
    (sorry, ich kriege die Tabelle nicht verlinkt, aber ich schreibe die wichtigsten Zahlen ab)


    weniger als die Minimalrente beziehen momentan 4,5% der Rentner (davon lebt ein relativ grosser Teil im Ausland, hat einfach eine Zeit in der Schweiz gearbeitet)
    mehr als 2320 Franken (1930 Euro) beziehen 0,7%


    Der grösste Teil der Renten beläuft sich auf 1600-2320 Franken (1300 - 1930 Euro).


    57% der Paare erhalten zusammen die Maximalrente (edit: 2900 Euro), die ja nicht höher liegen darf, obwohl beide Partner zusammen mehr eingezahlt haben.


    Ein Gradmesser, wie gut die Rente zum Leben reicht, ist eben die Ergänzungsleistungen: die beziehen 9,1% der Männer und 14,4% der Frauen zusätzlich zur AHV.



    Liebe Grüsse


    Talpa