Die Sehnsucht nach dem echten Leben

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • und weil ich diese Argumente auch alle an den Kopf geworfen bekommen habe und das Rumgeunke in Form von "Realismus"-Argumenten, und dass mich das lange lange ausgebremst hat und ich nie das gemacht hab, was ich selbst wollte und nun mit 30 eine Art Lebenskrise habe und deshalb auf dieses "uns gehts doch so gut" so allergisch reagiere.

    Hier schreiben einfach viele Menschen aus dem Bürgertum/der Mittelschicht. Wenn du risikofreudigere Antworten kriegen willst, musst du wahrscheinlich Leute fragen, die selbst häufiger Risiken (für sich selbst) eingehen. Risikokapitalinvestorinnen, Bergsteigerinnen, was weiß ich. Oder Leute, die schon so leben, wie du es dir erträumst. ;)


    wenn man aber nur Sehnsüchte hegt und darüber aus den Augen verliert, was man eigentlich HAT, dann macht das mit Sicherheit unglücklich. Schade drum.


    Na ja, aber wenn man feststellt: obwohl es mir objektiv "gut" geht, fühle ich mich schlecht und "falsch", egal wie häufig ich mir vorsage, was ich alles nettes in meinem Leben habe – dann würde ich schon zusehen, dass ich meine Sehnsüchte und Träume packe und daran arbeite, sie umzusetzen.


    Ich finde, dass es wichtig ist, eine Perspektive zu haben, die einem gefällt. Mein eigenes Leben ist gerade auch nicht so, wie ich es auf Dauer haben möchte (obwohl es für viele Leute mglw. beneidenswert wäre), aber ich habe die Aussicht, dass ICH es verändern und in die Richtung voranbringen kann, in die ich will. Damit lässt es sich ganz gut leben. #rabe


    Ein Ansatz könnte ja sein, während man über die Situation und das, was man gerne hätte, nachgrübelt, schon mal kleine Schritte in die gewünschte Richtung zu gehen. Z.B. einen Handwerkskurs im örtlichen Baumarkt belegen (gibt es wohl manchmal?) und auch den Kindern den Umgang mit Werkzeug beibringen. Nicht nur lernen, wie man eine Bohrmaschine hält (das ist ja schnell getan), sondern z.B. auch wie man mit Schweißgerät, Metallschneidewerkzeug etc umgeht. :) Oder sich verstärkt ins Gärtnern einfuchsen und dabei zuhause klein anfangen, indem man alle möglichen Kräuter selbst zieht und nicht mehr kauft.


    Viele kleine Schritte bringen einen nach und nach auch voran, und wenn man dann genauer weiß, welchen Berg man erklimmen will, ist man zumindest schon mal in der Gegend und hat ein paar Hügel überwunden.

  • ich hab mitnichten wedekinds weiteres post ignoriert. ich habs zitiert. es klang für mich in den grundzügen nicht wesentlich anders als das erste.


    Gerade bei den Raben hätte ich diese Ablehnung nicht erwartet. Die TE schrieb bereits, dass sie es nicht "romantisch" sieht, sondern einfach nur ein wenig aus der Tretmühle rausmuss. Ist das so schlimm? (Oder hauen gerade die Leute drauf, die selbst vielleicht gerne was ändern würden, aber meinen, dass es eh alles nichts bringt blabla? Das würde mich wirklich interessieren).


    tretmühle ist es doch immer, es sei denn man gehört zu den oberen 0.5%, die einen goldenen löffel im hintern hatten von anfang an und nicht für geld arbeiten müssen. denn das schleckt nun mal keine geiss weg: ich muss ja irgendwie meinen lebensunterhalt verdienen.
    und wenn ich mein leben ändern wollen würde, dann würde ich das tun. ich lebe aber nun mal hier und so, weil ich dieses leben leben will, weil ich das machen möchte, was ich tue. dass mir dabei dummerweise ein enger finanzieller rahmen gesteckt ist, ist nun mal die realität, einen goldenen löffel würd ich auch nehmen, den gibts aber nicht.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • und zu dem "uns gehts so gut-blabla"


    ich argumentiere nicht historisch, weil ich sagen möchte, dass es früher besser/schlechter war. das ist keine relation. denn es gibt orte heute, an denen es so zugeht, wie bei uns gestern und umgekehrt, frei nach koselleck. ich argumentiere historisch, weil es das ist, was ich kann, weil mir da die beispiele einfallen. wer einen teil seiner wachen zeit mit menschen verbringt, die seit 300 jahren tot sind, wird vielleicht so.


    aber, ich hab einen einblick in eine welt, die so ganz anders war, als das, was wir jetzt haben. einen einblick, den die meisten leute heute nicht haben und den die meisten auch vergessen. einen einblick in eine zeit, die gerne als "vor dem kapitalismus" hochgelobt wird. dabei geht vergessen, dass dort das gras dann auch nicht immer grün war.


    ansonsten kann ich mich henriettes sehr reflektiertem post anschliessen.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • @ ainu: Eben wenn man diesen historischen Überblick hat (hab selbst Geschichte als Nebenfach gehabt), dann weiß man aber auch, dass es eben viele verschiedene Lebensmodelle gibt, mit ihren Vor- und Nachteilen. Ich hab ja auch schon geschrieben, dass ich niemals im Mittelalter hätte leben wollen, erst recht nicht als Frau (weswegen mir die Mittelalterfeste ja so fremd sind). Reich war ich auch noch nie, im Gegenteil, das Höchste, was ich an Stundenlohn gekriegt hab, waren 5 EUR. Ich hab gesehen, wofür die Kollegen das Geld rausgeschmissen haben, da ist sehr wenig Reflexion bei den meisten. Ich selbst hab in der Zeit, als ich mitten in der Stadt gelebt hab, vor Frust jede Menge Geld für Unsinn ausgegeben, einfach, um dieses Unwohlsein zu übertünchen. Jetzt brauche ich mir monatelang fast nichts mehr zu kaufen außer Lebensmitteln und Wasch-/Putz/Küchenkram. Ist also auch relativ, ob man wirklich "malochen" muss (ist ein Lieblingswort der Leute hier in der Gegend), oder ob es auch mit weniger geht. ;)


    @ Susan Sto Helit: Ja, eben. Das hab ich ja auch schon mehrmals geschrieben. Aber dann kam gleich das Geunke, dass ein Garten auch nicht so toll sei, viel Arbeit mache, wenig abwerfe etc. Für mich ist Gartenarbeit Meditation.


    Schlimm oder eben nicht wünschenswert scheint auch für viele die körperliche Arbeit zu sein. Das kann ich auch nicht nachvollziehen. Ich fühle mich sogar besser, wenn ich körperlich arbeiten kann als z. B. nur geistig. #gruebel Hab wohl zuviele Bauerngene abbekommen und passe nicht recht in die Zeit.

    Einmal editiert, zuletzt von LemonySnicket ()

  • @ Susan Sto Helit: Ja, eben. Das hab ich ja auch schon mehrmals geschrieben. Aber dann kam gleich das Geunke, dass ein Garten auch nicht so toll sei, viel Arbeit mache, wenig abwerfe etc. Für mich ist Gartenarbeit Meditation.


    Schlimm oder eben nicht wünschenswert scheint auch für viele die körperliche Arbeit zu sein. Das kann ich auch nicht nachvollziehen. Ich fühle mich sogar besser, wenn ich körperlich arbeiten kann als z. B. nur geistig. #gruebel Hab wohl zuviele Bauerngene abbekommen und passe nicht recht in die Zeit.

    Wir schreiben halt alle aus unseren eigenen Erfahrungen (einschließlich dessen, was wir in unserem Umfeld mitbekommen haben). Da gibt es beides, die Leute, die Enttäuschungen erlebt haben oder festgestellt haben, dass ein Leben mit mehr körperlicher Arbeit, mehr Gemeinschaft oder mehr Naturbezug für sie zu wenig wie eine Kreuzung aus Bullerbü und der Landlust war ;) und die Leute, die damit zufrieden(er) sind. Es ist doch ganz gut, auch die kritischen Stimmen zu hören, dann rennt man nicht blind in etwas, das einen dann fertig macht. Sondern mit offnen Augen. :P Und genauso ist es wichtig, die Stimmen (die es ja auch gab) zu hören, die erzählen, wie das bei ihnen oder ihren Freunden funktioniert. Lavender Purpulum erzählte doch z.B. davon. Odette hat meines Wissens auch zumindest einen großen Garten, in dem sie viel selbst anbaut. Esche ist an einer CSA beteiligt, glaube ich #gruebel jedenfalls kenne ich das aus ihren Beiträgen. #top


    Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es schon ein paar Mal Threads zu ähnlichen Themen gab. *suchengeht*

  • So, ich habe mal gesucht und v. a. im alten Forum gaaaaaaanz viele Threads gefunden, die sich mit Gärtnern, Landwirtschaft, alternativen Wohnformen, ethischem Einkaufsverhalten bei kleinem Geldbeutel oder Träumen von einem anderen Leben beschäftigen:


    Grüner Daumen - der Garten - und Balkonfred
    Grüner Daumen 2013
    Kleine Schritte für die Umwelt


    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=81890
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=85212
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=100888
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=88491
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=55452
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=27959
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=108722
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=86939
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=85212
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=108085
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=95740
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=107193
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=103825
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=92195
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=81558
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=62903
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=42321
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=32660
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=62033
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=21375


    Interessant fand ich auch noch diese Threads zu Berufswünschen und tatsächlichen Berufen der Raben. #ja
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=91303
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=74392
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=66791
    http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=2804

  • Hallo,

    Sorry, aber dieses Geunke... Am besten in die Ecke legen und gar nichts machen.

    Nein, sicher nicht. Aber neben all der Träumerei nicht vergessen, auch die Realität anzuschauen. Ich glaube einfach nicht, daß man beim konsequenten selber machen MEHR Zeit für sich und die Familie hat als mit anderer Erwerbsarbeit (denn dann hätte es keinen Grund gegeben, arbeitserleichternde Maschienen zu erfinden).
    Als Hobby ist es dagegen ein prima Einstieg und dann kann man weiterschauen.


    Nur ein Beispiel:


    In meiner ersten Brotbackbegeisterung dachte ich, ich werde nie wieder Brot kaufen. Es macht Spaß, es ist meiner Hände Werk, es schmeckt, es lässt die Kinder teilhaben und sooo aufwändig ist es nun auch nicht usw.


    Die Realität bei mir (bei anderen kann es ja anders aussehen):
    Ich backe immer noch gerne. Aber uns komplett mit selbstgebackenem zu versorgen schaffe ich nicht und es gibt Zeiten, da bin ich froh drüber, daß es Bäcker gibt.
    Mehr Zeit für die Kinder? Ne, mitbacken wollen sie selten, und oft brauchen sie mich grad dann für etwas, wenn ich die Hände voller klebrigem Teig habe. Meditative Zeit für mich: Ja, ich liebe es, aber an vollen Tagen ist mir nicht mehr danach bis Mitternacht und länger übers Brotbacken zu meditieren.
    Usw.


    Statt zu denken: "Wenn ich erstmal ganz raus bin aus dem Hamsterrad, aus dem "normalen Leben" ausgestigen bin, DANN kann ich endlich anfangen zu leben!" finde ich es nun mal wichtig, mir bewusst zu machen, daß ich jetzt und lhier lebe. Nicht später, nicht erst wenn die Umstände stimmen.
    Und - neben den Träumen - zu schauen, was ich eben jetzt und hier tun kann um mein Leben "echter" zu machen.


    Und vieles geht. Man kann anfangen auf kleinstem Raum zu gärtnern, man kann Brot backen, Säfte machen, man kann Plastikmüll meiden... Man kann die Zeit die man HAT bewusster leben, bewusster mit den Menschen die man liebt zu verbringen, statt das Lebens aufs "später mal" zu vertagen.
    In meinem Leben gab es Ereignisse, die mich gelehrt haben, JETZT zu leben, einfach weil ich nicht weiß, ob es jemals ein "später mal" geben wird.


    Wenn sich dann zeigt, das reicht mir nicht, da geht noch mehr, wird keiner jemanden aufhalten.
    Nur bis dahin mit dem "echten Leben" zu warten, wäre schade.

  • Liebe Wedekind, dein Ausgangspost berührt mich sehr...ohne jetzt auf alles geschriebene einzugehen, möchte dich virtuell drücken! Es ist ganz und gar nicht so, dass 95% einfach so gerne unreflektiert im Trott leben.
    Ich denke, je offensichtlicher wird, dass es im Kapitalismus nur für wenige wirklich was zu gewinnen gibt und im Endeffekt die Menschheit ihren Heimatplaneten bald unwiderruflich verlieren wird, desto mehr Menschen fangen an, sich über Entfremdung und Sinnhaftig nachzudenken.
    Ich treffe jeden Tag soviele Menschen, auch solche, die augenscheinlich "normal" leben, die solche Fragen umhertreiben!


    Ich möchte dir die Zeitschrift "Oya" ans Herz legen. Alle 2 Monate bringt sie laut Selbstaussage "Ermutigung frei Haus".
    http://oya-online.deDort sind viele tolle Projekte und Menschen portärtiert, die einfach schonmal angefangen haben, einen Stück auch deines Traumes umzusetzen. Adressen, Tipps, Lektüre, ein Sammelsurium, in dem du dir vielleicht auch klarer werden kannst, was du genau willst und was für dein derzeitiges Leben passt.


    Ein Stück, denn alles auf einmal geht für keinen.


    Ich kann Kiwi Recht geben, das Arbeiten auf einem Biohof ist kein Zuckerschlecken.


    Aber gerade um mit der Landwirtschaft in Kontakt zu kommen, finde ich Solidarische Landwirtschafts Höfe (CSA) sehr spannend.
    www.solidarische-landwirtschaft.de


    Du kannst mithelfen, musst aber nicht. Du weißt woher die Kartoffeln kommen.
    Auch Gemeineschaftsgärten sprießen überall aus dem Boden.


    Dort findest du viele Gleichgesinnte, viele auch mit Kindern. Und es ist ein Anfang. Ich kenne Menschen, die haben sich in Gemeinschaftsgärten kennengelernt und jahre später Wohnprojekte gegründet, sei es auf dem Land oder in der Stadt.


    Gemeinschaft kann auch anstrengend sein.
    Transition Town Gruppen sind von daher vielleicht auch ein guter Anfang für dich.
    Da geht es auch um "alles", von Bildung bis zum Selbst Energie Produzieren, auf lokaler Ebene.
    www.transition-initiativen.de/


    Da kannst du dir auch erstmal ein Gebiet heraussuchen, Menschen kennenlernen, Gleichgesinnte finden, dich weiterentwickeln und deinen Kindern freies Spielen und Lernen ermöglichen.


    Du bist vernetzt und kannst etwas "sinnhaftes" bewirken, zumindest auf lokaler Ebene, aber du hast dennoch noch deinen Rückzug in deiner Wohnung und kannst schauen, wie es sich anfühlt in der Gemeinschaft.


    Auf jeden Fall einmal anfangen!
    Fredas Vorschläge finde ich sehr brauchbar. Gerade in den Städten keimt das Interesse am Selbstmachen.
    Gärten, Handwerken, selbstorganisierte Cafes und Kulturstätten.
    Kennst du das Haus der Eigenarbeit in München?
    Sowas in der Art gibt es nun immer öfter, vorallem im urbanen Raum.


    Und nichts überstürzen. Der nachhaltigste Wandel kommt meist in kleinen Schritten.
    Eine Sache anfangen und vieles wird sich daraus ergeben!

    Fix it even if you didn't break it

    Einmal editiert, zuletzt von Reisetomate ()

  • sinnstiftende arbeit kann man oft auch ehrenamtlich ausüben. denn eigentlich geht es ja um eine leere, die man in sich fühlt. es geht um den mangel an echten verbindungen zu anderen, gleichgesinnten menschen und um das gefühl, etwas zu bewirken.


    und danke für die erinnerung an die ganzen projekte, modelle, usw. ich will seit ewigkeiten "Neue Arbeit, neue Kultur" von Frithjof Bergmann lesen. http://www.amazon.de/Neue-Arbeit-neue-Kultur-Manifest/dp/392419596X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1373320766&sr=8-1&keywords=neue+arbeit+neue+kultur

  • Eine Sache möchte ich noch einwerfen. Ich war so dreist und habe einen Blick auf die von dir gestarteten Themen geworfen. #angst Du hast im März in einem Thread (der meines Wissens im öffentlichen Bereich steht, sonst würde ich davon hier natürlich nichts schreiben) u. a. erzählt, dass ihr vor kurzer Zeit erst umgezogen seid und du dich noch schwer mit dem Einleben tust. Auch sonst schienst du in einer ziemlichen Hügellandschaft aus anstrengenden bis nervigen Problemen zu sitzen und klangst etwas, äh, müde und angestrengt, verständlicherweise.


    Ich möchte auf keinen Fall deine Sehnsüchte kleinreden! Aber ich könnte mir vorstellen, dass bei deinem Hamsterrad-Tretmühlen-Gefühl auch deine Situation eine Rolle spielt. Vielleicht ließen sich da ja mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen? Zum Beispiel: neue Leute kennenlernen, indem du Gleichgesinnte für ein Projekt suchst. Oder: dich nach und nach im kaufmännischen und pädagogischen Bereich qualifizieren, mit dem Ziel, in ein paar Jahren einen Kindergarten nach deinen Vorstellungen gründen zu können. Oder: einen Schrebergarten mieten und dort nicht nur Blumen und Gemüse anbauen, sondern auch jeden Tag eine halbe Stunde im Stuhl sitzen und in Ruhe ins Nichts starren.


    Zitat

    „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen!“
    Astrid Lindgren

  • Susan Sto Helit...habe mir das Lindgren Zitat geklaut...ist soooo richtig!


    Gruß Kiwi

  • Gerade bei den Raben hätte ich diese Ablehnung nicht erwartet. Die TE schrieb bereits, dass sie es nicht "romantisch" sieht, sondern einfach nur ein wenig aus der Tretmühle rausmuss. Ist das so schlimm? (Oder hauen gerade die Leute drauf, die selbst vielleicht gerne was ändern würden, aber meinen, dass es eh alles nichts bringt blabla? Das würde mich wirklich interessieren).d dieses "anderen geht es viel schlechter" und "früher war es noch schlimmer"-Gelaber, sorry, das geht mir auf den Keks. Es impliziert, dass man sich fügen muss, dass man nicht mucken darf, dass man auch mit für einen mistigen Situationen zufrieden sein muss... Schön ist dann auch das Wort "Luxusproblem". Sch... drauf, dass die angeblich so tolle Situation bei der Arbeit und in der Großstadt bei vielen zum BurnOut führt. Woher kommt das wohl, sind die einfach nur zu weich und nicht lebensfähig, zu verpimpft und verzärtelt?Wie gesagt, dann wären wir gar nicht erst von den Bäumen runtergekommen, wenn das alle gedacht hätten, dass man eh nichts ändern kann...gerade bei den Raben hätte ich diese Ablehnung nicht erwartet. Die TE schrieb bereits, dass sie es nicht "romantisch" sieht, sondern einfach nur ein wenig aus der Tretmühle rausmuss. Ist das so schlimm? (Oder hauen gerade die Leute drauf, die selbst vielleicht gerne was ändern würden, aber meinen, dass es eh alles nichts bringt blabla? Das würde mich wirklich interessieren). Und dieses "anderen geht es viel schlechter" und "früher war es noch schlimmer"-Gelaber, sorry, das geht mir auf den Keks. Es impliziert, dass man sich fügen muss, dass man nicht mucken darf, dass man auch mit für einen mistigen Situationen zufrieden sein muss... Schön ist dann auch das Wort "Luxusproblem". Sch... drauf, dass die angeblich so tolle Situation bei der Arbeit und in der Großstadt bei vielen zum BurnOut führt. Woher kommt das wohl, sind die einfach nur zu weich und nicht lebensfähig, zu verpimpft und verzärtelt?die gesagt, dann wären wir gar nicht erst von den Bäumen runtergekommen, wenn das alle gedacht hätten, dass man eh nichts ändern kann...

    Du sprichst mir aus der Seele!! Diese andere-oder-sich-selbst-Blockiergedanken, das sind "Mindfucks" (zit. Petra Bock, gleichnamiges Buch), zu meinen, man dürfe sich nicht rühren und Veränderung beanspruchen, weil es woanders oder früher schlechter ist/war, weil es einem doch so gut gehe...

    We don't stop playing because we grow old; we grow old because we stop playing.
    Bernard Shaw

  • Hallo,


    Hm, zwischen einem "so darfst du nicht denken/handeln, weil..." und einem Traum-Realitäts-Abgleich ist aber für mich ein Unterschied.


    Wenn jemand sagt: Ich würde gerne soundso leben, weil ich denke, dann hätte ich mehr Zeit für mich und die Familie, finde ich es legitim, zu sagen:


    Schau erstmal genau hin, ob es denn tatsächlich so wäre, denn sonst sind Enttäuschungen vorprogrammiert. Das finde ich für jeden Beruf, jede Berufung, jede größere Entscheidung wichtig.


    Ich arbeite z.B. von Herzen gerne mit Kindern. Wenn mir aber jemand sagt, er würde meinen Beruf gerne lernen weil Kinder doch so niedlich und lieb seinen und weil es so nett ist, mit ihnen zu spielen und ein bisschen zu besteln, würde ich demjenigen schon raten, erst mal Praxiserfahrungen zu sammeln - und zwar ganz echt in der Realität und nicht nur im Traum oder aus der Erinnerung an die Kindheit, das Spielen mit den Cousinen ... heraus - und DANN zu entscheiden.


    Und so sehe ich es auch mit Selbstversorgung, Garten, alternativer Gemeinschaft...


    Unser Bekannter erzählte auch, daß in die Dorfgemeinschaft in der er mal lebte auch daß immer wieder Menschen/Familien mit sehr romantischen Vorstellungen kommen und dann enttäuscht sind. Das ist für alle Beteiligten, auch für die, die schon in der Gemeinschaft sind, schwierig. Manche schaffen es, wenigstens dann den Realitätsabgleich hinzukriegen und sich entsprechend einzurichten, andere gehen enttäuscht wieder.


    Und wie gesagt, ich finde es gleichzeitig wichtig, im "hier" anzusetzen und bewusst zu leben, statt - vielleicht ein Leben lang - darauf zu warten, daß "alles ganz anders" wird, sich der große Traum erfüllt und man DANN mit dem "echten Leben" anfangen kann (und dann vielleicht noch sauer zu werden auf die, die einen am"echten Leben" hintern, Partner, Kollegen...).


    Warum nicht mit einem, 2 oder 3 der vielen Vorschläge hier anfangen, statt zu warten?


    Ich denke, wer wirklich "echt" leben will, der kann das überall - und der findet dann auch seinen Weg, egal, wo er hinführt.

  • Zitat


    @ Susan Sto Helit: Ja, eben. Das hab ich ja auch schon mehrmals geschrieben. Aber dann kam gleich das Geunke, dass ein Garten auch nicht so toll sei, viel Arbeit mache, wenig abwerfe etc. Für mich ist Gartenarbeit Meditation.


    Was mich auch stoert, ist die Ansicht vieler Menschen, dass sich alles "rentieren muesse". Man kann doch nicht Aepfel mit Birnen vergleichen und Lebenszufriedenheit mit Geld. Klar weiss ich, dass ich im Supermarkt fuer fast kein Geld spanische Kartoffen kaufen kann, aber die Frage ist doch, ob ich das auch sollte, bzw will. All die Unkenrufer, die sagen, Bauernarbeit sei hart, vergessen doch: irgend jemand muss das schon auch tun. Sonst haettet ihr naemlich nichts zu essen. Und stellt euch vor, es gibt sogar Leute, die davon leben. Umso besser, wenn diese Leute es gern tun und vielleicht ein wenig romantisieren, um mehr Befriedigung aus ihrer Haende Arbeit zu ziehen. Ich frage mich manchmal, warum manche Leute so aggressiv "die Vernunft" predigen muessen. Es tut euch doch nicht weh, wenn andere Leute ihre Traeume verfolgen. Oder?

  • Nein. Es tut nicht weh.


    Aber wenn man in einem Forum schreibt, muss man damit rechnen, daß nicht alle gleich begeistert schreien "Ja, lass alles stehen und liegen (ab besten deinen uneinsichtigen Mann gleich noch mit) und auf in die nächste Öko-Kommune und du wirst für immer glücklich sein!".


    Sicher kann das ein Weg sein und funktionieren. Und wenn es ihr Weg ist, wird sie ihn gehen können, egal, was andere denken. Dann kann man die Bedenken anderer hören/lese und sich sagen: Ja, habe ich bedacht, istmir bewusst - und ich bin sicher, so ist mein Weg.


    Aber wem tut es denn weg, wenn man sich bemüht, zu versuchen, schon jetzt mehr "Echtes" ins ganz normale Alltagsleben zu bringen? Mehr echte Zeit mit den Kindern und dem Partner zu verbringen, mehr echte Dinge zu tun?


    Ich habe hier auch keinen gelesen, der schreibt: Um alles in der Welt, sucht euch ja einen langweiligen Bürojob, nehmt niemals eine Unkrauthacke in die Hand und vergesst sowieso auf der Stelle jegliche Träume. #weissnicht
    Dagegen kamen viele gute Vorschläge, was man ganz praktisch tun kann.


    Aber ehe man nur auf Grund einer romantischen Vorstellung alles hinschmeißt, sollte man doch erst mal schauen, ob es wirklich in der Realität so ist wie es ist (ich glaube z.B.nämlich nicht, daß die meisten bauern unbedingt vielmehr Zeit mit den Kindern haben, Urlaub, Ausflüge... sind bei vielen z.B. kaum drin, für uns als Familie aber eine wichtige Zeit.) Zumindest wenn Familie dran hängt, finde ich.


    Und ehe man sein Leben lang das Gefühl hat, nicht "richtig" zu leben, weil die Umstände nicht so sind, wie man träumt, sollte man versuchen, so viel wie möglich schon jetzt umzusetzen. Das schließt ja ein weiteres "am realisisch werden des Traums arbeiten" nicht aus, verhindert aber, daß man sein echtes Leben JETZT verpasst.

    Einmal editiert, zuletzt von Trin ()

  • Womit ich nicht gut umgehen kann, ist, dass der TE erst mal pauschal zu viel Romantik unterstellt wird. Sie kommt aus der Landwirtschaft. Und ich habe ihr Post nicht dahin gehend verstanden, dass sie einen Rat wollte, ob oder ob nicht sie in eine Oekokommune einziehen soll, sondern, ob es jemanden gibt, der aehnliche Gedanken hat.

  • Und stellt euch vor, es gibt sogar Leute, die davon leben. Umso besser, wenn diese Leute es gern tun und vielleicht ein wenig romantisieren, um mehr Befriedigung daraus zu ziehen.

    Klar gibt es Leute, die davon leben. In Deutschland sind das inzwischen relativ wenige, häufig recht große, Bauern. Die romantisieren auch nix, die führen straff organisierte Unternehmen, die sich sehr wohl rentieren müssen, das aber teilweise nur dank hoher Agrarsubventionen tun. Das weiß Wedekind auch, wenn sie, wie sie schreibt, selbst vom Land kommt. :)


    Dass Leute in ganz kleinem Rahmen Landwirtschaft betreiben und davon einen Teil ihres Lebensunterhalts bestreiten, geht da in eine deutlich andere Richtung.


    Was mich auch stiert, ist die Ansicht vieler Menschen, dad sich alles "rentieren muesse". (...) Ich frage mich manchmal, warum manche Leute so aggressiv "die Vernunft" predigen muessen. Es tut euch doch nicht weh, wenn andere Leute ihre Traeume verfolgen. Oder?


    Also es muss sich bestimmt nicht alles rentieren. Das, wovon man leben will, muss sich allerdings schon rentieren, in dem Sinne, dass es so viel eintragen muss, dass man eben davon leben kann. ;)


    Wedekinds erstes Posting (vor allem) klang sehr sehnsuchtsvoll und kam schon etwas romantisierend rüber. ;) Aber kritische Anmerkungen müssen doch nicht heißen, dass man etwas nicht machen soll. Nur, wie Trin schon schrieb, dass man gründlich drüber nachdenken sollte. Nicht nur träumen, sondern die Situation erforschen und analysieren – und nach Wegen suchen, wie man aus der Sehnsucht etwas handfestes machen kann, wie man das Leben, das man sich erträumt, tatsächlich leben kann!


    Trin hatte ja das Beispiel mit der Arbeit mit Kindern. Wenn mir jemand erzählen würde, dass er so gerne fette Autos fahren und überhaupt viel Geld verdienen würde und deshalb Jura studieren wollte, würde ich ihn auch erstmal auf den Pott setzen und ein paar Fakten nennen. Dann könnte er ja immer noch überlegen, ob er die Risiken auf sich nehmen, den langen Atem mitbringen und die vielen Arbeitsstunden invesiteren will.


    Das ist ein relativ freies Land, in dem man ziemlich viel möglich machen kann, wenn man das will (und sei es, in ein anderes Land auszuwandern).


    LemonySnicket, du hattest dich ja als erste beschwert über die kritischen Stimmen hier. Schau mal da:
    http://leanin.org/
    Das ist ein ziemlich cooles Projekt, das man mit "Pack's an" übersetzen könnte. Es geht darum, gerade Frauen zu ermutigen, ihr Leben bewusst zu gestalten und sich für sich selbst und die eigene (berufliche) Entwicklung einzusetzen.
    Das vielleicht als Gegengewicht. ;)

  • #stirn Dabei hatte die TE doch schon zurückgerudert und selbst geschrieben, dass sie das eben nicht tun wolle was ihr hier viele andichten... Es steht doch im zweiten Post drin, dass es ihr nicht so sehr um Bauerndasein geht, sondern um einen Ausgleich, um mehr Qualitäts-Zeit mit den Kindern, um Entzerrung...


    Das ist einer dieser sich verselbstständigenden Threads, bei dem es irgendwie nie um das eigentlich Anliegen der TE geht, hab ich das Gefühl. Oder sie halt keiner so richtig liest. Am besten wäre es, sie würde hier noch mitschreiben, kann ihr aber auch nicht verdenken, wenn sie jetzt dazu keine Lust mehr hätte... *frustriertrausschleiche*


    Edit: Hat sich mit den letzten Posts überschnitten.

    Einmal editiert, zuletzt von LemonySnicket ()

  • Womit ich nicht gut umgehen kann, ist, dass der TE erst mal pauschal zu viel Romantik unterstellt wird. Sie kommt aus der Landwirtschaft. Und ich habe ihr Post nicht dahin gehend verstanden, dass sie einen Rat wollte, ob oder ob nicht sie in eine Oekokommune einziehen soll, sondern, ob es jemanden gibt, der aehnliche Gedanken hat.


    Danke. #flehan