Die Sehnsucht nach dem echten Leben

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  • Mich umtreibt es schon lang und ich möchte gern mal in die Runde fragen, ob ich mit meinen Sehnsüchten allein dastehe, oder ob es ähnlich-fühlende hier gibt.


    Folgendes beschäftigt mich schon seit Jahren, auch schon bevor ich Kinder bekam:


    Ich hasse dieses Hamsterrad: arbeiten (mein Mann, oder ich bevor die Kinder kamen), Geld bekommen und es durch die Finger rinnen sehen, von Woche zu Woche das gleiche öde Spiel und nie das Gefühl haben "jetzt isses gut so, wie es ist"


    Immer kommt das Gefühl hoch, dass das was wir täglich machen irgendwie nicht richtig ist. Es fühlt sich so falsch an für mich! So unecht und gespielt. Als ob das wahre Leben erst irgendwann später beginnt und ich nur in der Warteschleife festhänge.


    Ich möchte so gern in einer Gemeinschaft leben mit anderen Familien, älteren und jüngeren Menschen. Handwerklich tätig sein und für mein täglich Brot "richtige" Arbeit verrichten.
    Es wär so schön, früh aufzustehen und mich um Feld und Vieh zu kümmern.
    Es wär so schön, dies mit anderen in Gemeinschaft zu tun. Gemeinsam zu arbeiten, zu essen, zu feiern, zu lernen...
    Es wär so schön, wenn meine Kinder nicht der sozialen Kontakte wegen in den Kiga gehen müssten, weil bei uns genug Kinder jeden Alters leben.
    Es wär so schön, zu wissen es stehen noch zwei Säcke selbstangebaute Kartoffeln im Keller und mich nicht darüber ärgern zu müssen, dass die gekauften so teuer sind und so olle graue Flecke haben und man am Ende soviel davon wegwirft...
    Es wär so schön, nicht Unmengen von Plastikmüll zu produzieren...
    Es wär so schön, meinen weitestgehend das freie Lernen zu ermöglichen, weil viele verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Berufsfeldern mit uns und um uns leben.


    Diese Liste könnte ich im Alltag noch um einiges erweitern. Mir fällt da so vieles ein, was ich gern anders leben würde.


    Doch da werde ich immer so ausgebremst. Vor allem von meinem Mann. Er sagt immer, da brauch man ne Menge Geld, um soetwas erstmal zu ermöglichen. Das ist utopisch und bei den anderen 95% der Gesellschaft ist das Leben doch auch so und ich solle mich mal der Realität stellen etc. etc. ...


    Doch nun lebe ich ja schon viele Jahre wie der Rest der Gesellschaft und es ist immer noch kein Gewöhnungseffekt eingetreten. Im Gegenteil, der Wunsch nach Veränderung wird größer.


    Ja, wieso schreib ich das? Vielleicht, weil ich in meinem direkten Umfeld bei diesem Thema nur auf taube Ohren stoße bzw. mir gesagt wird ich soll mich nicht so anstellen und aufhören zu träumen.
    Und irgendwie wollt ich es mal loswerden...




    Mit besten Grüßen

    "Die Natur schafft immer von dem, was möglich ist, das Beste."

    Aristoteles

  • #angst ich füchte, das "echte" leben gibt es nicht und du sitzt einer romantisierenden vorstellung auf. wieviele menschen auf dieser welt können nicht in den supermarkt gehen, um noch kartoffeln zu kaufen, wenn die eigenen wegen ernteausfall nicht vorhanden sind?

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Es gibt genug Menschen denen es genauso geht bzw. ging. Schau Dich in den Lebensgemeinschaften um. Es gibt einige in Deutschland. Ganz unterschiedliche. Z. B Sieben Linden. Ein Google-Wort wäre Ökodorf.


    Und lass Dich nicht bange machen von Skeptikern. Und Deinen Mann packst Du einfach ein und nimmst ihn mit ;)


    „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“
    Kurt Marti

  • Hi Wedekind!


    Ich habe aehnliche Sehnsuechte und ich will das zumindrst ein Stueck weit auch verwirklichen, habe es zum Teil schon.


    Erst mal bin ich aufs Land gezogen. Wir wohnen recht einfach, mit Ofenheizung. Wir haben einen Garten, in dem ich auch Gemuese gezogen habe. Jetzt habe ich nicht so viel Zeit. Wir haben Huehner und Schafe und bekommen unsere Milch vom Bauern.
    Ich habe viele Sachen gelernt, selbst zu machen: Seife, Brot, Wein, Spinnen, Toepfern. Wir leben zwar nicht in einer Gemeinschaft, haben aber enge Freunde, mit denen wir gefuehlt zusammen leben. Mit den anderen Kindern hapert es noch, da die Leute in unserem Alter hier alle etwas spiessig sind. Dafuer muessen wir dann schon in die Stadt.


    Plastikmuell zumindest kann man ja stark einschraenken. Wir kaufen viel frisches Gemuese und wenig verarbeitetes.


    Um selbst nennenswerte Mengen anzubauen, braucht man mehr Land. Wir arbeiten darauf hin, dass irgendeann zu haben.


    Klar kostet das Geld. Aber anfangen kann man ja schon mal.


    Es gibt auch Gemeinschaften, wo die einzelnen Familien gar nicht so viel einbringen muessen. Hast du schon mal was von der Camp- Hill-Bewegung gehoert? Fuer mich waere das etwas zu viel Gemeinschaft.

  • Ainu: Doch, man kann schon signifikant anders leben. Da kenne ich viele. Die meisten trauen sich allerdings nicht, weil sie das fuer zu romantisch halten. ;)

  • Ich denke auch, dass du einer absolut romantisierten Vorstellung vom Landleben aufsitzt #angst Sein Leben, Tagesablauf vom Vieh und Wetter absolut abhängig machen zu müssen, stelle ich mir nicht so toll vor. Ich denke, dass viele das durchaus auch als Hamsterrad empfinden. Wobei ich deine Sehnsucht nach "richtiger" Arbeit durchaus nachvollziehen kann, bei meiner Arbeit "sehe" ich auch kaum Ergebnisse, da geisteswissenschaftlich- sozial.
    Auch die von dir beschworene Gemeinschaft ist in einer bäuerlichen Lebensweise vor allem eins: Zweckgemeinschaft, der sich der einzelne enorm unterordnen muss. Anders kann es vermutlich auch nicht funktionieren.


    Vielleicht lassen sich ja Teile deiner Sehnsüchte verwirklichen und du probierst es einfach mal aus, so wie Ayala schreibt.

  • Hallo Wedekind,


    Ich kenne das Gefühl.....Arbeit hat irgendwie nicht so richtig Bezug zum Leben und so.
    Wir haben mit kleinen Schritten angefangen......Obstselbstpflücke, ein eigenes kleines Gemüsefeld und ab nächstes Jahr Vllt sogar einen "Strebergarten" . Das ist les ganz schön viel Arbeit und reicht erstmal. Meinen Mann musste Ich auch erstmal überzeugen.....der ganze "Ökokram" und so. Ich finde es schade das dein Mann möchte das du in seiner Realität ankommst und die Deine so gar nicht respektiert.

  • Ainu: Doch, man kann schon signifikant anders leben. Da kenne ich viele. Die meisten trauen sich allerdings nicht, weil sie das fuer zu romantisch halten. ;)


    ich beschäftige mich beruflich mit überresten einer gesellschaft, die überwiegend "so" lebte. nein, das war kein spass. nicht mal annähernd. ich halte es für eine romantisierende vorstellung einer gesellschaft, die keine existenziellen sorgen hat. und die irgendwie das gefühl hat, man hätte - frei nach peter laslett - eine welt "verloren", die es auch noch wiederzugewinnen gilt.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

    Einmal editiert, zuletzt von ainu ()

  • Guten Morgen,


    ich würde wohl beim Beruf anfangen etwas zu verändern. Beruf kommt mMn nämlich absolut nach Berufung, auch wenn der Spruch vielleicht ein bißchen abgedroschen klingt. Mit den eigenen Händen etwas zu (er)schaffen ist auch für mich ein wunderbares Gefühl, deshalb kann ich die Liebe zum Handwerk sehr gut nachfühlen. Und wer seinen Beruf liebt, empfindet seine Tätigkeit nicht in dem Maße als Arbeit/Last, wie es so viele Menschen in ihren Berufen tun.


    Ermöglichen eure Verhältnisse es, daß du eine handwerkliche Lehre machst? Wo liegen denn deine Hauptinteressen? Vieh-/Landwirtschaft? Gärtnerei? Vielleicht gibt es einen Biohof in eurer Nähe, wo du mal ein längeres Praktikum machen kannst?


    Hm, soviel an spontanen Gedanken dazu von mir.

    Liebe Grüße
    #herz Ebun (F84.5G) mit Mausi (*04), Hasi (*06, F84.5G) und Knödel (*08, F90.0G)



    Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Lichter entzündet werden.

  • Mir geht es auch manchmal so!
    Nur bin ich noch nicht in einem festen Job, der mir dann kaum Zeit für die Kinder lässt..DAS macht mir Angst und lässt mich gerade über Alternativen brüten.
    Wir haben ein Jahr in Australien gelebt, hatten u.a. durchs woofing viel Einblick in fast autarke Lebensarten. Es war beeindruckend aber stellenweise auch ernüchternd. Vorallem, weil das Zusammenleben, sei es auch noch so idyllisch, trotzdem zwischenmenschlich stimmen muss..und das ist schwer zu finden.
    Aber das ländliche, Freie fehlt mir schon. Wir haben auch einen kleinen Garten, das hilft manchmal schon. Mein Traum von einem Seitenhof auf dem Land, sehr viel selbst machen, am Besten mit 2 oder drei Familien zusammen, ist deshalb trotzdem nicht gestillt.
    Wer weiß, unsere beiden Berufe würden problemlos auch in anderen Gegenden und vorallem Ländern zu machen sein und so lange die Kinder noch klein sind...mal sehen!
    Ich bin schon froh, dass ich mein Fernweh und die Frage nach dem unabhängig Leben schon vor den Kindern teilweise befriedigt habe, aber weg ist das Gefühl, dass ich in dem deutschen Standart nicht wirklich glücklich bin nicht.
    Trotzdem, seitdem ich weiß, dass 4 Mal pro Jahr in den Urlaub und ein dickes Auto..im Gegensatz zu meinen Eltern.. nicht Glücklichsein definiert für mich und vorallem auch nicht muß, leb ich schon entspannter :)

    “As we work to create light for others, we naturally light our own way.”
    ― Mary Anne Radmacher

  • Es müssen ja nicht zwei Extreme sein. Wir leben in einem sehr reichen Land mit vielen Errungenschaften, es ist in diesen Breiten vielleicht nicht nötig - wenn man so leben will - 100% so zu leben. Was hindert einen daran es zu machen wie Ayala? Es gibt ein Haus, es gibt einen großen Garten und die Bemühungen einen Großteil selbst zu erwirtschaften oder zu ertauschen - jede weniger gekaufte Zucchini im Discounter ist ja schon ein Gewinn! Man muss doch nicht gleich so absolutistisch werden (nur weil der Traum das vielleicht ist).


    Dann kommt vielleicht irgendwann ein kleiner Hühnerhaufen dazu und man merkt: aha, das bekommt mir gut, ich kann das managen und mich gut um die Tiere kümmern. Dann sind vielleicht Kapazitäten für eine Ziege und man merkt, dass auch zwei Schweine auf dem Hof zu haben noch passt. Oder auch nicht - das lässt sich doch schrittweise entscheiden am Wegesrand.


    Ich bin mir sicher, dass der Zwang so zu leben sich genauso "unfrei" anfühlen kann wie andersherum. Wenn man dieses Leben bewusst wählt und da rein wächst, wieso sollte das dann eine romantisierte Vorstellung sein? Ich halte es für schwierig für einen Stadtmenschen einen Hof mit allem zu kaufen und gleich ins kalte Wasser zu springen, das wird den wenigsten gut tun für den Rest ihres Lebens.


    Naja, und man ist ja in unseren Landen so reich um sich die Entscheidung leisten zu können, wie viel (private) Landwirtschaft man betreit, wieviel anderweitige Erwerbsarbeit und wenn es nicht mehr passt (weil man krank ist, älter wird, es einen unglücklich macht), dann ist man in der Lage wieder mehr dazu zu kaufen, dafür mehr Erwerbsarbeit zu leisten.


    Ich weiß, es gibt viele Stimmen die das romantisiert finden. Ist ja gerade auch im Trend, die Landlust und Stadtflucht. Aber meiner Meinung nach täte es den Menschen und der Erde ganz gut, das wenigstens stückweise zu realisieren. Und wenn es erstmal nur Tomaten, Gurken und Salat aus dem eigenen Garten ist. Die Wertschätzung für die Erzeugung, Erzeuger und die Nahrungsmittel wächst und das Bewusstsein, wie viel Arbeit dahinter steckt und wie leicht manche Wege wären, unfaire Bedigungen und Bezahlungen zu boykottieren und zu verbessern.


    Also, wie wäre es, wenn du mal wwoofst? Schreib einen Ökohof an (es gibt eine Seite dazu mit internationalen Ökohöfen, die das gern machen), leb dort einen Monat oder zwei und guck, wie es dir gefällt und was davon du in dein Leben übernehmen kannst und willst. Außerdem empfehle ich diesen Blog, deren ErschafferInnen relativ entspannt und doch ernsthaft mit dem Thema Selbstversorgung umgehen.

  • Es wär so schön, zu wissen es stehen noch zwei Säcke selbstangebaute Kartoffeln im Keller und mich nicht darüber ärgern zu müssen, dass die gekauften so teuer sind und so olle graue Flecke haben und man am Ende soviel davon wegwirft...


    Deine selbstangebauten Kartoffeln hätten nach einem Winter im Keller, selbst bei besten Lagerbedingungen, irgendwann auch graue Flecken, wären schrumpelig und hätten Triebe. Und du würdest sie aber trotzdem essen, einfach weil du keine andere Wahl hättest. Mein Vater ist Jahrgang 1936, hat den Krieg und die Vertreibung aus Schlesien als Kind erlebt und kann sich noch gut an seine Zeit auf einem Bauernhof erinnern, wo sie als Flüchtlinge viele Monate lang untergebracht waren. Wenn er mitbekommt, wie ich vergammelte Kartoffeln oder schimmeliges Gemüse wegwerfe, wundert er sich immer und sagt, das wäre damals ganz normal gewesen, sowas noch zu essen (und er tut es bis heute). Noch nicht mal wegen der Hungersnot, die Bauernfamilie war autark und hätte ihren Selbstversorgerhof auch ohne Krieg ganz genauso bewirtschaftet. Sondern einfach, weil man das in der "guten alten Zeit" so gemacht hat und es keine Alternative dazu gab.


    Vielleicht könntest du ja erstmal an dem Punkt mit dem Wegwerfen ansetzen. Nimm dir vor, keine Lebensmittel mehr wegzuwerfen. Nicht, dass du jetzt verfaultes oder schimmeliges Obst essen müsstest, aber mit der Maxime "nichts wegwerfen" könnte es dir gelingen, die Lebensmittel zu verbrauchen, bevor sie verderben. Gar nicht erst so viel einkaufen, dass Gefahr besteht, dass etwas verdirbt. Und solange das Essen nicht wirklich verdorben ist, sondern einfach nur nicht (mehr) schön aussieht, toleranter werden - z.B. schrumpelige oder fleckige Kartoffeln und Äpfel kann man essen. Im Supermarkt nicht immer nur die Bilderbuch-Äpfel kaufen, sondern auch die etwas unansehnlichen, angedötschten, die außer dir keiner kaufen wird und die sonst im Supermarkt-Müllcontainer landen würden. Damit ist m.E. schon viel gewonnen. Es gäbe laut FAO keinen Hunger mehr auf der Welt, wenn nichts mehr weggeworfen würde.


  • Deine selbstangebauten Kartoffeln hätten nach einem Winter im Keller, selbst bei besten Lagerbedingungen, irgendwann auch graue Flecken, wären schrumpelig und hätten Triebe. Und du würdest sie aber trotzdem essen, einfach weil du keine andere Wahl hättest.

    ...und du genau weißt, wieviel Arbeit du in diesen Sack schrumpelige Kartoffeln gesteckt hast...


    Versuch es doch wirklich erst einmal im kleinen, wie Ayala; es reicht ja, wenn deine Kartoffeln erst mal nur den Herbst reichen und nicht den ganzen Winter...

    Gruß Conny
    mit 2 Großen *93 und *95, Zwergi *03.07 und Minimaus *01.12
    #kerze #kerze

  • Ich würde erstmal versuchen, selbst Gemüse anzubauen. Ich mache das dieses Jahr auch zum ersten Mal im größeren Stil (sonst nur auf 1 qm-Balkon, jetzt großen Garten) und es ist wirklich sehr viel Arbeit. Und wir sind trotzdem beim Gemüse nicht annähernd autark, z. B. Gurken und Tomaten müssen wir trotzdem kaufen, weil unsere noch nicht reif sind. Wenn ich nur das Gemüse aus dem Garten essen könnte, wären das bislang Salat, Erbsen und 1 Zucchini. Man kriegt darüber einen guten Einblick darin, wie es ist, sein Essen selbst zu produzieren. Mal eben ein Wochenende wegfahren ist nicht drin, weil man gießen muss. Und ein Sturm, Starkregen, Trockenperiode kann alles zunichte machen.


    Mir gefällt das so aber auch deutlich besser als im Büro zu sitzen. Die Arbeit ist befriedigender, auch wenn man natürlich schon Stress hat (wenn die Schneckenplage alles aufmampft oder ein Sturm aufzieht), es ist aber eine andere Art von Stress, nicht dieser zwischenmenschliche, dieses Mobbing, vergleichende, oberflächliche ("Was hat die wieder für eine schreckliche Hose an..." "Hast du schon die neue CD von blabla").


  • Mir gefällt das so aber auch deutlich besser als im Büro zu sitzen. Die Arbeit ist befriedigender, auch wenn man natürlich schon Stress hat (wenn die Schneckenplage alles aufmampft oder ein Sturm aufzieht), es ist aber eine andere Art von Stress, nicht dieser zwischenmenschliche, dieses Mobbing, vergleichende, oberflächliche ("Was hat die wieder für eine schreckliche Hose an..." "Hast du schon die neue CD von blabla").


    *flüsteranstups*guggemol vreni, hasch gsehn, die gurgen von der im garten, also des isch ja nix...
    ja, i habs doch glei gsagt, weisch, die verbringt zvil zeit in der beiz und kümmert sich um nix.
    und die kinder erscht, also immer diese hässliche klamotte, ne.
    jo weisch *flüschter* die han kei geld für e gscheiti nähmaschin, weisch...
    ectblabla
    #stumm
    sorry, aber mehr mobbing als in einer ländlichen face-to-face gesellschaft kriegst du nicht.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Du kannst doch im Garten Gemüse anbauen und Hühner halten. Du kannst einen Töpferkurs besuchen und Geschirr herstellen. Du kannst Weidenkörbe flechten, stricken, häkeln, nähen, Obst einmachen, Marmelade kochen usw. Oder Du kannst in einen Landfrauenverein eintreten. Es gibt doch jede Menge Möglichkeiten, seine romantischen Vorstellungen vom Landleben umzusetzen ohne dabei finanzielle Risiken einzugehen.


    Natürlich hat die arbeitsteilige Gesellschaft viele Nachteile. Man ist oft nur ein Rädchen im Getriebe, hat nicht das Gefühl, etwas geschaffen zu haben. Insofern verstehe ich das schon. Aber die Bauern aus früheren Generationen hätten bestimmt liebend gerne mit uns getauscht, die Familie mit dem durchzubringen, was man der Erde abgerungen hat, war bestimmt kein Zuckerschlecken. Und Gemeinschaft kann man auch heute noch finden. Wir haben gerade gebaut und in unserer Ecke wohnen mehrere Familien mit kleinen Kindern. Unsere beiden sind praktisch den ganzen Tag draußen, schauen allen Nachbarn zu, die gerade etwas Interessantes werkeln oder den Traktor beladen. Hier gibt es halt auch überall noch Landwirtschaft, meine Kinder sehen, wie das Getreide auf den Feldern wächst und geerntet wird, hier stehen Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen auf der Weide, wir können wilde Brombeeren und Heidelbeeren sammeln und haben alle Vorteile der modernen Zivilisation. Ich finde die Kombination aus beidem ideal.


    Freies Lernen ist in unserem Land leider nicht erlaubt, da müsstest Du auswandern. Ich fände es aber auch schön, wenn es diese Möglichkeit gäbe.

    "Guck mal, hier ist ein bisschen Grün für Deine Kaninchen."
    "Mama, die essen nur Blau!"

  • Ich glaube auch, das da sehr viel Romantik hinter steckt. Aber wie schon viele gesagt haben, man kann ja im Kleinen anfangen. Ich hätte auch gerne einen größeren Garten, so das ich mir einiges an Gemüse selbst anbauen kann aber noch geht es einfach nicht.


    Ich würde Dir auch empfehlen, mal ein oder zwei Monate auf einem (Bio/Demeter) Bauernhof zu arbeiten und zu sehen, ob Du Dir das wirklich für Dein Leben vorstellen kannst. Es ist nämlich eine Sache, Kartoffeln und Gemüse für den eigenen Bedarf anzubauen, weil man es nebenher kann, eine andere ist es zu wissen, dass man trotz Rückenschmerzen, den letzten 6 Tagen Dauerregen und Temperaturen um 9° trotzdem raus auf die Schlammgrube Kartoffelacker muss und ernten, weil man sonst im Winter nämlich ohne Kartoffeln dasteht. Oder bei 37° und keiner Wolke am Himmel aufs Feld muss zum Disteln ziehen und Käfer von den Kartoffeln sammeln damit ich meine zwei Zentner Winterkartoffeln zusammen bekomme bevor Viehzeug und Unkraut sie mir zunichte machen.

  • @ ainu: Also wer mich mit so einem Dialekt mobben würde... *lach* Ich glaube, ich würde aus dem Lachen einfach nicht mehr rauskommen. Und sowieso nur die Hälfte vom Inhalt verstehen. So nahe, dass die Nachbarn meine Gurken begucken könnten, lass ich die gar nicht. :D


    Nee, aber im Ernst, klar gibts überall Mobbing, aber diese Büroatmosphäre war einfach nichts für mich. Ich hab hier auch bei Dauerregen draußen gestanden und Unkraut gerupft und Schnecken gesammelt, bei eiskaltem Wind hab ich die Pflanzen angebunden, damit der Sturm sie nicht abknickt, oder jeden Tag eine Stunde Schneeschippen, aber auch wenn das auch irgendwo Stress ist, macht mir das einfach nicht soviel aus, wie gemütlich im Warmen im Büro zu sitzen und dieses ewige Geschnatter meiner Kollegen anhören zu müssen bei stumpfsinniger Arbeit am PC... (Lehre zur Rechtsanwaltsfachangestellten, nie wieder!!!). Ich bin aber auch in einer Gärtnerei aufgewachsen und eh seit Jahr und Tag draußen gewesen, daher kommt das vielleicht. Ich kann die trockene Heizungsluft auch nur ganz schlecht ab.


  • Ich finde, das ist das Hauptproblem. Dass das Umfeld sich in seiner gemütlichen Nische eingerichtet hat und meint, man könne ja eh nichts ändern und müsse sich abfinden.


    Leider hatte ich solche Eltern, die immer meinten, sie müssten sich mit dem abfinden, was sie haben und die tagtäglich doch unzufrieden waren und eigentlich ihr Leben verschenkt haben (Mein Vater im verhassten Bürojob, meine Mutter unterbeschäftigt zu Hause). Das finde ich ganz schön traurig, wenn man gleich ausgebremst wird oder als Träumer, realitätsfern, Spinner abgetan wird. (Dann wären wir auch nie von den Bäumen runtergekommen...).

  • Ich habe es mir auch lange toll vorgestellt, ein Selbstvesorgerleben zu leben: ganz ohne Stress, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen, von mir aus sogar ohne Strom - ist doch toll bei Kerzenschein zu sitzen und Nüsse für den Winter zu knacken...


    Dann hat man mal einen Stromausfall und sieht, was alles dranhängt: Licht ist beileibe das geringste Problem.


    Ich glaube auch, eine Idee und Möglichkeit ist, sich privat soweit umzuorganisieren, wie es Spass macht und man es sich leisten kann. Und dennoch wertzuschätzen, was das jetzige Leben bietet.
    Ich meine überhaupt, das ist das Hauptproblem: auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner.
    Ist es aber nicht. Das merkt man jedoch erst, wenn man da ist.


    Ene Freundin von mir fühlt ähnlich wie du. Sie wollte nicht mehr täglich zur Arbeit gehen ( Bankangestellte), wollte einen Beruf, der sie erfüllt, wollte viel Zeit für sich und ihre Hobbys und war nicht mehr bereit, einen Ganztagesjob nachzugehen. (Alleinstehend, kinderlos )
    Also hat sie ihren sicheren Job gekündigt und war mal ein halbes Jahr arbeitslos. Danach liess sie sich umschulen und träumte davon, sich mit einem Massagestudio selbständig zu machen. Leider ist sie über die Visitenkartenproduktion nie hinaus gekommen.
    Sie hat den Kontakt zu mir ( und zu ihrer Verwandtschaft) mittlerweile abgebrochen, ist in eine andere Stadt gezogen, aber glücklich... glücklich war sie nicht. Der Druck, den sie auf der Arbeit empfand, war immer noch da - weil die Vemieter trotzdem die Miete haben wollten, das Auto wollte auch betankt werden und wer viel Zeit für sich hat, hat auch viel Gelegenheit, Geld auszugeben...


    Ist jetzt nicht 1:1 das selbe, das du empfindest. Aber ich empfehle immer wieder, in jeder Situation glücklich zu sein. ( Ausser, es ist wirklich ein Problem da, dann besteht sofort Handlungsbedarf) Und von da aus kann man Schritt für Schritt ändern oder lassen, was und wie man möchte. Nur nicht träumen von einer besseren Welt und dabei übersehen, dass man eigentlich mittendrin steckt - im wunderbaren Leben.


    Alles Liebe!

    Mit vielen lieben Grüßen von Alexy und dem Rest von hier! 8)




    "Für die Welt bist du irgendjemand, aber für irgendjemand bist du die Welt."
    Erich Fried

    Einmal editiert, zuletzt von Alexy ()