Hilfe! Komm mit meiner Tochter(4) grad gar nicht klar. (Vorsicht, lang!)

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  • Hallo,
    meine Tochter ist jetzt 4 1/2 und ich komme mit ihrer Art grad überhaupt nicht klar. Es gibt da mehrere Sachen die mich stören, und bei denen ich nicht den richtigen Weg finde damit umzugehen.
    Am meisten nervt mich, dass sie ständig ihren kleinen Bruder (fast 2) umschubst, wenn er sie nervt, er sie stört oder haut. Und zwar schubst sie nicht nur ein bisschen, sondern mit voller Kraft, manchmal wenn sie auf der Couch sitzt, auch mit den Füssen, so dass er dann wirklich voll auf den Hinterkopf knallt. Ich hab Angst, dass sie ihn mal ernsthaft verletzt. Ich habe versucht ihr zu erklären, dass das gefährlich ist, und dass sie das nicht machen darf, sie hört mir auch zu und verspricht mir sogar manchmal es nicht mehr zu machen, aber sie tuts immer wieder. Wenn es grade passiert, schimpfe ich meistens und tröste den kleinen oder tröste beide wenn er sie vorher gehaut hat. Das schimpfen bzw. (wenn ich mit den Nerven runter bin) schreien nicht der richtige Weg ist weiß ich auch, aber mir fällt wirklich nix anderes ein. Ich habe auch schon versucht, sie gar nicht zu beachten, und nur den kleinen zu trösten, aber das bringt auch nichts. Wie könnte ich denn noch mit der Situation umgehen. Ich habe leider keine guten Vorbilder, oder Leute mit denen ich wirklich darüber reden könnte, hier. Auch meine eigene Kindheit kann ich nicht zum Vergleich ranziehen. Da wurde ich halt geschimpft, wenn ich meinen kleinen Bruder weh getan hab. Und ich weiß auch noch, dass das bei mir auch keine Wirkung hatte. Ich hoffe ihr könnt mir ein paar Tips geben, wie ich besser damit umgehen kann.
    Was mich noch nervt, ist ihre teilweise fast schon hysterische Art. Sie flippt oft wegen Kleinigkeiten total aus. Z.B. wenn sie nicht kriegt was sie will (süßes, Fernsehen). Ist das in dem Alter noch Trotz? Oder heute, da hat der Kleine die Terassentür zugeknallt und sie am Ellbogen getroffen. Sie hat natürlich geweint. Aber als ich sie trösten wollte, ist sie in die andere Richtung davongelaufen und hat noch mehr getobt. Sie wird dann richtig sauer. Und erst nachdem sie ein paar Minuten gewütet hat, kommt sie wieder und lässt sich trösten. Ich versuche immer ruhig zu bleiben und sie einfach in den Arm zu nehmen, wenn sie das möchte. Aber ich habe im Moment viele schlaflose Nächte wegen der Backenzähne des Kleinen und wenn ich so müde bin, gehen mir oft die Nerven durch und ich schreie oder schnauze sie dann an, obwohl ich das nicht möchte.
    Sie braucht grad sehr viel Aufmerksamkeit und ich kann ihr das nicht immer geben. Ich bin viel mit den beiden allein, weil mein Mann selbständig ist und 10-12 Stunden am Tag arbeitet.
    Ich hoffe, ihr habt ein paar gute Tips für mich, denn ich bin echt am verzweifeln. #kreischen
    Liebe Grüße
    Ina

  • Hallo!
    Erstmal ein #knuddel , weil ich gut verstehen kann, dass so lange Zeiten mit 2 Kleinen echt anstrengend sind.
    Rein erfahrungstechnisch würde ich mal davon ausgehen, dass deine Tochter evtl. eifersüchtig auf den Kleinen ist? Und nur so zur Beruhigung kann ich sagen, dass mein Bruder und ich uns auch teilweise ziemlich krass gezofft haben in dem Alter (gleicher Altersabstand), heute verstehen wir uns aber gut :) .
    Zum Umgang hab ich auch ein paar Gedanken. Vielleicht bringt dich ja das eine oder andere auf einen anderen Blickwinkel.
    Mir fällt auf, dass es sich häufig so anhört als würdest du anders reagieren als du dich eigentlich fühlst. Kinder sind da sehr feinfühlig und mögen es nicht, wenn man sich "verstellt" oder etwas nicht "ehrlich" meint. Das heißt es kann sein, dass wenn du versuchst ruhig zu bleiben, aber innerlich tobst, deine Tochter dann genervt ist davon, dass du nicht "echt" wirkst. Ist es für dich möglich authentisch zu sein, ohne herumzuschreien oder ähnlicher? Also zum Beispiel wenn sie ihn auf der Couch tritt und du in der Situation Angst hast ihr diese auch genau so zu vermitteln? Oder wenn du wütend bist ihr dies auch gleich in dem Moment (!!!) rückzumelden? Oft ist es so, dass man sich lange zurückhält und dann irgendwann das Fass überkocht und eine Kleinigkeit zu Gebrüll etc. führt, aber man eigentlich schon längst seinen Unmut äußern hätte können. Ist das irgendwie verständlich?
    Das zweite was mir einfällt ist: Stört das Verhalten ("hysterisch") dich nur an ihr oder erkennst du dich darin teilweise selber wieder? Das soll kein Vorwurf sein, nur meist ist es so, dass wir gerade das Verhalten, das wir an uns selber nicht mögen, an anderen ganz furchtbar finden.


    Mein Tipp wäre: Versuche mal weniger zu überlegen, welche Reaktion angemessen wäre, wenig zu "erziehen" und mehr aus dem Bauch heraus zu reagieren. Damit meine ich nicht rumbrüllen oder so, sondern ihr einfach mitteilen (auch mit Mimik und Gestik) was in dir vorgeht. Außerdem hilft es viel, wenn man klar formuliert, was man möchte und nicht was man nicht möchte. z.B. Anstatt "Hör auf deinen Bruder zu treten." lieber " Wenn du nicht möchtest, dass er XY macht, dann sag ihm das." und dann auch darauf achten, dass der Kleine darauf reagiert.


    So ein kleiner Bruder kann nämlich manchmal ganz schön nerven... #angst


    Und dir wünsche ich ganz viel Kraft und ein paar ruhige Abendstunden #freu

  • Sowas gehört dazu. Du musst es nur richtig deuten.


    Ich finde, der Beitrag wirft mehr Fragen auf, als dass er hilft...


    Meiner wird allerdings auch nicht viel hilfreicher sein, weil ich nichts anderes schreiben könnte, als Melchen...
    ich unterschreibe also bei ihr.


    Leslie

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Was hier hilft, ist, nach dem Bedürfnis zu fragen, das hinter dem Schubsen oder Hauen steht. Mein Großer (4;9) und meine Mittlere (2;9) streiten sich auch sehr oft. An manchen Tagen fast im Minutentakt. Und klar ist es nicht in Ordnung, andere zu hausen oder zu beißen. ABER, wenn mein Großer das macht, dann hat er eigentlich immer einen Grund. An Tagen, an denen ich gut drauf bin, gehe ich also hin und frage ihn, warum er das getan hat. Und da kommen dann oft ganz nachvollziehbare Sachen, wie z.B. die R. nervt, die R. hat mir das weggenommen usw. Und dann kann ich für BEIDE Verständnis aufbringen und versuchen, Handlungsalternativen zu zeigen. Das ist anstrengend und es laugt einen aus, aber so ganz langsam wird es besser. Und ich finde es immer großartig, wenn der Große dann ganz vernünftig ist und der Mittleren beispielsweise etwas anderes zum Spielen anbietet oder mit ihr verhandelt und sie sich eben mal nicht streiten. Es dauert, aber irgendwann übernehmen sie die Vorschläge immer mehr und streiten immer weniger.


    An schlechten Tagen schreie ich natürlich auch mal oder sage, sie sollen mit dem ewigen Gezänk aufhören.


    Was das Weinen und die Überempfindlichkeit angeht, so ist es hier genauso. Die für mich belanglosesten Dinge führen hier zu Nervenzusammenbrüchen. Der Große ist im Moment extrem nah ans Wasser gebaut und man muss sehr behutsam mit ihm umgehen. Ich denke, er steckt gerade wieder in einer Entwicklungsphase und steht daher etwas neben sich. Gleichzeitig merke ich ja auch, wie er immer selbständiger wird, was er schon alles kann und wie vernünftig er schon sein kann. Er steckt wohl gerade irgendwo zwischen Kleinkind und Kind. Das ist wahrscheinlich auch nicht einfach für ihn.

    "Guck mal, hier ist ein bisschen Grün für Deine Kaninchen."
    "Mama, die essen nur Blau!"

  • Sowas gehört dazu. Du musst es nur richtig deuten.


    8I :huh: #confused #confused #confused
    Hast du dich mit der Antwort im Thread vertan?

    Je kaputter die Welt draußen, desto heiler muss sie zu Hause sein. Rheinhard Mey

  • Das ist wohl ein sehr typisches Problem und eine richtige Lösung gibt es, meiner Meinung nach nicht. Jedenfalls ist das hier auch Thema, wobei hier der Kleine zuerst körperlich wird, nachdem der Große verbal ärgert.


    Ich sehe es als relativ hilflose Reaktion: deine Tochter ist einfach stinksauer über das Benehmen ihres Bruders. Wenn man sich dabei noch hilflos fühlt, weil der Andere stärker ist (in eurem Fall ist der Kleine stärker, weil du ihn schützt), dann wird richtiger Zorn daraus. Das ist aber für Kinder irgendwie auch ziemlich normal, weil man sich verbal noch nicht so artikulieren kann. Bei uns ist der Große stärker, da er kopfmässig schon weiter ist und den Kleinen in die Tasche steckt.


    Das Problem ist... wenn du jetzt schneller reagierst und die Große schützt, hilft das auch nur vorübergehend, denn die Kinder müssen ja auch selbst lernen sich zu streiten. Diese Reibung gehört halt in gewissen Grenzen auch dazu (die Eltern streiten sich ja auch). Man kann sicher als Erwachsener einiges an guter Grundstimmung leisten, aber letztlich gehören zum Leben Auseinandersetzungen dazu. Und die sind für alle drumherum immer anstrengend (frag mal die Kinder, wie die es finden, wenn Papa und Mama diskutieren).

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)