Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Ich hatte gestern und heute zwei Gespräche, die für mich diese Frage aufwerfen und darum stelle ich sie mal hier. Für mich ist klar , dass einen guten Vater ausmacht, das er sein Kind liebt und dies auch zeigt. Alles andere ist für mich nebensächlich. Dachte ich bis vor kurzem zumindest .....
    Ich erzähle euch mal, was mich darauf bringt.

    Ich hatte gestern ein Gespräch mit einem guten Freund, dem ich vor ein paar Tagen mal gesagt habe, dass ich ihn für einen sehr guten Papa halte. Gestern hat er mir nun erklärt, dass er das gar nicht so sieht. :(

    Ich halte ihn für einen guten Vater, weil er seine Tochter (sechs Jahre) regelmäßig und verlässlich übers Wochenende und in den Ferien oder über Feiertage auch mal länger zu sich holt (andere Stadt). Er ruft sie zwischendurch an, hat guten Kontakt zur Schule, den Ärzten und der Frühförderung.Über Monate hinweg hatte die Kleine einmal in der Woche einen Arzttermin in der Stadt, in der der Papa wohnt. Also ist er jede Woche mit dem Zug zu uns in die Stadt (ca. eine Stunde Weg) gekommen, hat das Kind geholt, den Termin begeleitet und das Kind wieder zurück gebracht. Das alles auf eigene Kosten (von Hartz 4) und durchaus gern, da er so mehr Zeit mit dem Kind hatte und Informationen aus erster Hand.
    Er ist sehr liebevoll mit der Kleinen. Auf Grund seines Autismus (Asperger Syndrom) tut er sich recht schwer mit zwischenmenschlichen Kontakt (wir sehen uns alle zwei Wochen und ich bin wohl sein regelmäßigster Kontakt), aber für seine Tochter springt er da echt über seinen Schatten und verabredet sich und geht mit ihr zu Orten, die er allein nicht aufsuchen würde (Menschenmengen, "Gefahr" von Körperkontakt). Die Mutter des Kindes hat ihm in letzter Zeit viele Steine in den Weg gelegt und die Kontakte sehr erschwert. Er ist zum Jugendamt und auch vor Gericht gegangen, um den Umgang für alle Beteiligten gut regeln zu lassen. Im Gespräch mit der Mutter war das leider nicht möglich. Er hätte viel lieber den Kopf in den Sand gesteckt (ist sein Naturell), aber für sein Kind hat er gekämpft!

    Er hält sich für einen schlechten Vater, weil er nicht zahlen kann für das Kind. Ich finde das absolut zweitrangig, eigentlich sogar unwichtig. Klar wäre es schön, wenn er auch finanziell etwas beitragen könnte, aber kann er nun mal nicht. Er hat die Autismus Diagnose erst vor relativ kurzer Zeit bekommen und nun wird auch ein wenig klarer, warum er sich mit manchen Dingen so schwer tut. Er macht bereits eine berufliche Reha (zugeschnitten auf seine Diagnose) und ist da wirklich bemüht.

    Meinen beiden großen Kinder leben nicht bei mir (bei den beiden zahlen die Väter Unterhalt), aber meine kleine Tochter. Ihr Vater hat keinen Kontakt und zahlt auch nicht. Ich hätte wahnsinnig gern, dass meine Tochter Umgang mit ihrem Vater hat. Ob er zahlt ist mir egal. Klar wäre das ein wenig mehr Geld als Unterhaltsvorschuss und das Geld ist auch recht knapp, aber es stört mich nicht , dass er nicht zahlt. Kann eben nicht, er hat andere Baustellen (nicht finanziell, sondern eher psychisch) und gut ist.

    Wie wichtig ist es euch, dass Väter auch finanziell die Verantwortung übernehmen? Ich finde andere Sachen viel wichtiger und kann auch verstehen, wenn Geld verdienen nicht an oberster Stelle der Prioritäten steht oder einfach auch "nicht klappt", weil man sich schwer tut mit, nun ja ... dem Leben an sich. Wobei ich es durchaus wichtig finde, solche Probleme dann anzugehen. Aber auch nicht um den Vater in erster Linie in die Verfassung zu bringen endlich zahlen zu können.

    Obwohl das hier nun schon so lang ist, würde ich zu einer anderen Situation auch gern eure Meinung hören. Ich packe beide Situationen in einen Thread, weil es um dasselbe geht (Vaterliebe), auch wenn die Situationen überhaupt nicht miteinander vereinbar sind.

    Ich habe ja oben schon erwähnt, dass meine beiden Großen nicht bei mir leben, sondern in Einrichtungen der Jugendhilfe (auf Grund einer psychischen Erkrankung meinerseits). Heute hatten wir Hilfeplangespräch mit meiner großen Tochter, dem Vater (stammt aus Nigeria), dem Jugendamt, der Einrichtung und mir. Meine Tochter ist sehr verhaltensauffällig (aggressiv, sehr menschenscheu, lebt in einer Traumwelt) und wir machen uns alle große Sorgen um sie.

    Thema heute war unter anderem, dass der Vater vor kurzem bei einem Probewohnen bei ihm handgreiflich gegenüber unserer Tochter geworden ist (massiv, Anzeige läuft, natürlich wird sie nun nicht mehr zu ihm ziehen). Er kann die Aufregung nicht verstehen, natürlich hätte er sie geschlagen. Sie würde sich nicht normal verhalten, also müsse er sie doch wohl schlagen, damit sie lernt, dass es falsch wäre, sich so zu benehmen. Das wäre in Nigeria so üblich (In seiner Familie schon, ansonsten würde ich persönlich das nicht so pauschalisieren wollen), alle Kinder wachsen so auf, an der Häufigkeit der Schläge könne man ablesen, wie sehr Eltern ihre Kinder lieben (häufiges Schlagen = große Liebe, weil schlagen gleich Fürsorge). Er war sehr wütend auf die Einrichtung, weil das Kind "keine Angst vor dem Stock kenne". Er hatte sie in den letzen Jahren nie länger als zwei Nächte zu Besuch bei sich, da gab es keine Probleme zwischen den beiden und darum kam das Thema schlagen auch nicht auf. Ich habe in den letzen Jahren sehr wenig Kontakt zu ihm gehabt und hätte nicht gedacht, dass er sie schlägt (mich hat er damals schlimm verprügelt, das Kind nie angerührt, immer sehr liebevoll). Ich war entsetzt und erschrocken über die Dinge die er heute sagte und auch darüber, dass er keinerlei Einsicht zeigt. Ich habe Konsequenzen gezogen (er wird das Mädchen nur noch unter Aussicht sehen) und trotzdem mag ich ihn nicht verteufeln. Meine Familie kann das nicht verstehen. Was er getan hat und jederzeit wieder tun würde, war und ist entsetzlich falsch und ich werde alles dafür tun, dass es nicht wieder passiert. Aber er hat es aus Liebe und Sorge getan. Das macht es nicht richtig, in keinster Weise. Aber dennoch achte ich seine Liebe zu unserer Tochter und möchte ihm den Kontakt (so das Kind es möchte - im Moment möchte sie nicht- und Aufsicht gewährleistet ist) ermöglichen.

    Ich hätte ihn bis vor ein paar Wochen durchaus als guten Vater bezeichnet, weil er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten kümmert und das Kind bedingungslos liebt. Nun hat er diese Liebe aber auf eine Weise gezeigt, die für mich absolut inakzeptabel ist. Dennoch erkenne ich an, dass er nur helfen wollte und es kommt für mich nicht in Frage, ihn zukünftig aus der Erziehung auszuschließen. Im Rahmen seiner Möglichkeiten und in Anbetracht der Umstände unter denen er aufwuchs, halte ich ihn immer noch für einen guten Vater.

    Könnt ihr das verstehen?

    Sorry, weil es so lang und wirr ist .... Und wahrscheinlich ist das Unterforum falsch ?
    Und für diejenigen, die sich fragen warum ich nicht außer mir bin vor Wut und Empörung und auch Angst wegen der Schläge: Das war ich direkt nach dem Vorfall. Komplett und für viele Tage. Aber heute haben wir uns getroffen, um sachlich miteinander zu sprechen. Das war schwer, aber auch wichtig und richtig. Diese Stimmung wirkt noch sehr nach. Es lässt mich keineswegs kalt, aber heute brauchte ich einen kühlen Kopf. Und meine Tochter eine Mutter, die ihr Halt bietet. Und ich möchte diesem Mädchen, das schon so viel entbehren musste, nicht auch noch den Vater nehmen, wenn es sich vermeiden lässt.

    #idee1 Ich leuchte, doch ich brenne nicht! #sonne

    Einmal editiert, zuletzt von Fannie (12. Dezember 2013 um 00:10)

  • Ich hab jetzt nicht alles gelesen, zu spät schon.

    Wichtig wäre mir der Unterhalt, wenn er es leisten kann.

    Der Vater meiner Kinder zahlt auch keinen Unterhalt, weil er es schlicht nicht kann. Aber er nimmt seine Kinder regelmäßig zu sich, auch außerhalb der Reihe, wenn ich was vor habe, die Kinder oder auch er möchten. Er sorgt in seinem Rahmen gut für sich udn verwöhnt sich auch. Er kümmert sich sehr liebevoll und versucht auch auf dem Laufendem zu sein. Das gestaltet sich hier wegen Sprachkenntnissen schwierig. Er unterstützt mich in "meinen Plänen" für die Kinder und wirft mir keine Steine in den Weg. Er arbeitet uasi mit mir zusammen, nach seinen Möglichkeiten.

    Für mich ist dein Freund auch ein guter Vater. Geld ist nicht alles.

  • Hm, ich finde das eine sehr schwierige Frage und bin mal gespannt auf die Antworten. Liebe ist sicher wichtig und dass man das Beste für das Kind will. Aber ob dadurch jedes Verhalten gerechtfertigt werden kann und das dem Kind nutzt wage ich zu bezweifeln. Ich denke deine Sicht ist nachvollziehbar und schlüssig, aber das Kind sieht das Ganze evtl. anders.
    Ich für meinen Teil habe kein gutes Verhältnis zu meinem Vater. Ein Grund dafür ist sicher, dass er der Meinung ist, dass es für mich nötig ist mich zu verprügeln, wenn ich nicht nach seiner Pfeife tanze (das ist jetzt nicht 100 mal vorgekommen, aber es hat ausgereicht). Ich möchte auch nicht, dass er meinen Sohn alleine betreut. Er kann ihn gerne sehen, aber nicht alleine. Daher finde ich die Idee mit dem begleiteten Umgang soweit gut. Ich würde allerdings auch ganz klar nach dem Wunsch deiner Tochter gehen.
    Auch wenn er aus seiner Kultur und seinem Weltverständnis nur gutes getan hat, denke ich nicht, dass eine Kind das auch so empfindet. Aber ob das je verstehen wird wage ich zu bezweifeltn #weissnicht

  • Ich habe alles gelesen und weiß nicht, was ich schreiben könnte, außer dass ich ganz bei dir bin.
    In jeder Sache. Ich würde genauso handeln, denken und vermutlich auch fühlen.

    Schmutz ist ok. Kinder sind 100% waschbar.

    Einmal editiert, zuletzt von Mazzel (12. Dezember 2013 um 00:29)

  • Tatsächlich hat meine Tochter sich heute dahin gehend geäußert, dass sie weiß, dass Papa es gut gemeint hat. Nichtsdestotrotz ist sie enttäuscht (nicht zuletzt war er ihre Chance aus der Einrichtung zu "entfliehen". Dass dies nun nix wird, ist genauso schlimm wie die Schläge) und wütend und möchte ihn weder sehen noch sprechen. Muss sie natürlich auch nicht. Darf sie aber, das finde ich wichtig. Er ist schließlich ein wichtiger Teil von ihr

    Danke Mazzel, das tut mir gut #love

    #idee1 Ich leuchte, doch ich brenne nicht! #sonne

    Einmal editiert, zuletzt von Fannie (12. Dezember 2013 um 00:35)

  • Zu dem Vater deiner Kinder:

    Kinder haben in den afrik.Familien die ich kenne (Nigeria, Ghana) bis 3 Jahre sowas wie Narrenfreiheit/ Welpenschutz. Danach sind Schläge leider wirklich an der Tagesordnung. ich hab mir auch schon anhören dürfen, dass man an den Schläge sehen würde wie sehr das Kind geliebt wird.
    Da bin ich dann mal ziemlich grantig geworden. Der Vater meiner Kinder kommt aus Ghana, wurde auch so erzogen udn kennt es noch so von seinen großen Kindern.

    Allerdings weiß er, dass es hier in D verboten ist und ich richtig ausflippen werde und auch eine Anzeige macche, sollte er die Mädels schlagen. Wir hatten hierschon heftige Dispute deswegen. Irgendwann ist er (alswir uns trennten) zu seiner ANwältin gelaufen, hat sich bitter über alles beklagt udn sie hat ihm dann erstmal den Kopf gerade gerückt.

    Ich würde auch nur begleiteten UMgang zu lassen aber den Mann auch nicht verteufeln. Das ist ein langer Erkenntnisprozeß, dass man Kinder nicht schlägt udn grad im afrikanischem Raum schwierig, weil man schnell als "Versager" da steht udn seinen guten Ruf verliert. Wir haben hier das Glück, dass der KV das Oberhaupt seiner Familie ist und sich daher eher weniger den Kopf drummachen muß.

    • Offizieller Beitrag

    ich möchte zu dem zweiten teil deines postings antworten: ich finde gewalt gegen ein kind schlimm, sehr, sehr schlimm. ob er ein guter vater ist oder nicht, kann ich nicht sagen. aber er ist ein nicht lernwilliger mensch in dieser hinsicht. der autistische freund von dir möchte etwas an seiner situation verbessern, er ist bemüht. der vater deiner tochter hat keine schuldeinsicht. er sieht keinen grund etwas zu verbessern.

    ich möchte dir noch einen link von der rabenseite da lassen: http://www.rabeneltern.org/index.php/erfa…fahrungsbericht

    edith: ich tue mir in bezug auf gewalt schwer, andere gesellschaftliche kontexte zu verstehen... da setzt mein einfühlungsvermögen aus.

    #rose

    Zwischen Lachen und Spielen werden die Seelen gesund.

    Machtverhältnisse sind weder geschichtslos noch geschlechtsneutral. Johanna Dohnal

    Einmal editiert, zuletzt von licht (12. Dezember 2013 um 00:45)

  • Danke Licht, das ist sehr bewegend geschrieben. Der Unterschied zu unserer Situation ist für mich, dass der Vorfall nicht totgeschwiegen oder klein geredet wird. Meine Tochter hat Anzeige erstattet und wird bestärkt in ihrer Ansicht, dass Schlagen grundsätzlich falsch ist. Und ich hoffe doch sehr, dass ich sie vor weiteren Übergriffen schützen kann.

    Edit: Bei einem anderen Kind wäre ich wahrscheinlich auch durchgeknallt vor Wut und hätte nichts gelten lassen. Aber in.meiner Rolle als Mutter muss ich auch rational sein und denken und ein Stück weit vorausschauend sein, finde ich. Ich habe schließlich die Verantwortung.

    #idee1 Ich leuchte, doch ich brenne nicht! #sonne

    Einmal editiert, zuletzt von Fannie (12. Dezember 2013 um 00:53)

    • Offizieller Beitrag

    Fannie, das hab ich schon gelesen, dass du es für deine tochter ins richtige licht rückst. dein verhalten ist nicht vergleichbar mit dem verhalten der mutter im verlinkten artikel. ich wollte den artikel nur mal da lassen, um zu zeigen, dass gewalt viel ausmacht, auch wenn der vater ansonsten ein guter und liebender vater ist.

  • Ich finde es wichtig, dass Eltern die Verantwortung für ihre Kinder übernehmen, soweit sie das können. Dazu gehört auch die finanzielle Verantwortung. Alles eben im Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit. Wer nicht kann, der kann halt nicht, das ist dann auch ok.

    Deine Logik bzgl. des Vaters deiner Tochter finde ich nachvollziehbar und richtig. Wobei ich eher noch berücksichtigen würde, ob jemand sich einer "gehörigen Gewissensanspannung" unterworfen hat. Also nicht nur: hat sie es gut gemeint? sondern auch: hat sie sich Mühe gegeben, es so gut wie möglich zu machen und dabei die ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen verwendet?
    Konkret für den Vater deiner Tochter: Hätte es nahegelegen, dass er sich informiert, was als Vater von ihm erwartet wird und was er tun muss, um den Erfolg des Umzugs zu befördern und nicht zu gefährden? :arrow: also eine Ähnliche Richtung wie in lichts Beitrag.
    Auch da würde die individuelle Leistungsfähigkeit eine Rolle spielen; von jemandem mit Autismus würde ich anderes erwarten als von einer erfahrenen Sozialpädagogin.

    Mir geht es so, dass mir bei den Fehlerchen, die meinen Eltern dann doch unterlaufen sind, schon wichtig ist, dass sie es gut gemeint haben. Aber bei einigen denke ich dann wieder: das hätten sie mit ihren Ressourcen eigentlich auch besser hinbekommen können.