Gedanken über Werte und Erziehungsziele

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  • Hallo,


    Das sehe ich auch so

    Ich zitiere mich mal von einem ganzen Stück weiter vorne:



    Zitat

    Wie viel Wahrheit gehört zum respektvollen Miteinander, wie viel Unwahrheit und Lüge darf sein?
    Das kann mMn nur jeder für sich selber entscheiden.

    ;)

  • Zitat

    Einfaches Beispiel: Mama ist müde und möchte schlafen, aber Kind gerade nicht.

    Tja, was will man tun? Bei Babys und Kleinstkindern stellt sich die Frage gar nicht, wenn man niemanden hat, de n´man das Kindchen in die Hand drücken kann. Man kann ja schlecht schlafen gehen und das Kindlein sich selbst überlassen.


    Und wenn sie älter sind, kann/muss man reden, gemeinsame Lösungen finden (Eine Sanduhr-später vielleicht 10 min am Kurzzeitwecker, eine CD-Läge lang hat Mama/Papa Pause z.B.) . Zusätzlich zusehen, wo man Hilfe bekommen kann (das ist leider oft nicht leicht) und die eignen Bedürfnisse sortieren. Ich hatte z.B. auch oft abends ein "Zeit für mich"-Bedürfnis. Wenn ich dem vor meinem eben so vorhandenem Schlafbedürfnis Priorität gebe (was ja mein Recht ist), kann ja aber mein Kind nichts dafür. Da muss ich ggf, zeitweise "Umsortieren" und doch tageweise schon zeitig schlafen gehen (für mich z.b. ein Graus!).


    Ideal wäre es natürlich, wenn man ein "Dorf" zur Kinderbetreuung hat, so daß keiner am Ende ständig präsent sein muss. Da das leider selten gegeben ist, wird es immer auf Kompromisse hinauslaufen, bei denen man genau schauen muss, wer in der aktuellen Situation am meisten leidet und wer daher die Richtung vorgibt. Das kann genau so gut der Erwachsene sein. (Nicht, weil er die Macht dazu hat, sondern weil jeder das Recht auf Erfüllung seiner Grundbedürfnisse hat).


    Je mehr man allein für ein Kind oder gar mehrere Verantwortung trägt, desto schwerer bis unmöglich wird es werden, da tatsächlich die Bedürfnisse alle zu sehen und darauf einzugehen. Leider.

  • Weil hier Demenz angesprochen wurde:


    Das ist ein Thema für sich, finde ich. Ich denke: Wenn ein Mensch einmal sooo dement ist, dass er alles durcheinanderwürfelt, kann man ihn getrost in seine Welt ein Stück weit begleiten. Denn er wird sich immer mehr in diese Welt verabschieden. Dann muss ich ihn nicht unnötig aufwühlen in dem ich ihm wieder und wieder erkläre, dass der Ehepartner schon lange tot ist. Ich denke, dass es ganz schwierig und anstrengend ist demente Menschen zu begleiten und dass es in gewissen Situationen durchaus angebracht ist zu lügen.


    Der Vergleich zum Kind erschließt sich mir nicht. Das Kind wird die Lügen irgendwann durchschauen und nocheinmal:
    Die eigentliche Aussage kommt auf unbewusster Ebene eh beim Kind an (beim dementen Menschen warscheinlich nicht mehr). Und dann lernt es, dass das was ich sage und das was ich meine nicht unbedingt das selbe sind.


    Im übrigen bin ich manchmal auch dabei meinen Kindern zu erzählen, dass ich "gleich komme" und (beispielsweise) mich erst noch schnell umziehen möchte. Dann fällt mir aber auf, dass ich noch was Trinken möchte und einen Nachricht an meinen Mann ist ja auch noch zu tippen, damit er Brot mitbringt. Soll heißen - am Ende komme ich doch nicht gleich.
    Die Quittung bekomme ich täglich von meinen Kindern:
    Mama: Komm bitte frühstücken
    Kind: Ich komme gleich, ich muss nur schnell noch X fertig machen.
    Und dann dauert es doch länger, weil auch mein Kind nicht einsieht, dass es nicht auch noch Y und Z machen kann.


    Wie schon geschrieben, was jeder für sich richtig findet und wo die persönlichen grenzen sind kann nur jeder selber entscheiden, ich persönlich kann auch Alltagslügen nicht ausstehen. "Oh, echt schick, die neue Jacke" *rumdrehund innerlich grinse oder gar mit der Kollegin drüber lästern*

    Ich glaub, ich halte es genauso wie Du. :)

    Yeza


    My life falling apart

    Over and Done!

  • Wenn ich der Meinung bin die Wahrheit ist für das Kind ( noch) nicht gut, dann lüge ich auch.
    Als die Oma bei uns war und meine Tochter (6) etwas vom Gespräch mitbekommen hat, haben wir ihr gesagt, dass in Omas Schrebergarten eingebrochen wurde. Darum ist die Oma so durcheinander.
    Die Wahrheit wäre gewesen , es hat jemand eingebrochen und sich in der Laube erhängt.
    Das wollten wir ihr nicht zumuten.

  • Das wäre für mich keine Lüge, sondern lediglich ein Teil der Wahrheit.
    Anders wäre es für mich, wenn die Tochter konkret nach dem Erhängten nachgehakt hätte (weil sie genau das mitbekommen und nicht verstanden hat). Dann hätte ich es mit kurzen und einfachen Worten erklärt - ja, auch einen Selbstmord einer 6-jährigen. Das kann dann so aussehen, dass ich ihr erkläre, dass es ganz unglückliche und traurige Menschen gibt, die nicht mehr leben möchten.

    Yeza


    My life falling apart

    Over and Done!

  • Das wäre für mich keine Lüge, sondern lediglich ein Teil der Wahrheit.
    Anders wäre es für mich, wenn die Tochter konkret nach dem Erhängten nachgehakt hätte (weil sie genau das mitbekommen und nicht verstanden hat). Dann hätte ich es mit kurzen und einfachen Worten erklärt - ja, auch einen Selbstmord einer 6-jährigen. Das kann dann so aussehen, dass ich ihr erkläre, dass es ganz unglückliche und traurige Menschen gibt, die nicht mehr leben möchten.

    Dann ist es also keine Lüge mehr , wenn ich meinem Kind bei der Einschlafbegleitung sage:" Ich gehe aufs Klo. ", dann aufs Klo gehe und dann noch die Küche aufräume? Ist halt lediglich ein Teil der Wahrheit.

  • Clever :)
    Wenn es darum geht eine verständliche Zeitspanne dem Kind zu geben bis Du zu ihm wieder kommst, ist es eine Lüge (denn Du hast bewusst eine falsche Zeitspanne angegeben).
    Wenn Dein Kind aber nur wissen will was Du als nächstes machst, dann ist es keine Lüge. Wenn ich beispielsweise ankündige den Tisch zu decken und dabei noch Spülmaschine ausräume und die Blumen noch mit gieße, hat das nichts mit Lüge zu tun. Wenn mein Kind aber ein Spiel mit mir spielen möchte und ich sage, dass ich erst noch die Spülmaschine ausräume und dann mitspiele, in Wirklichkeit aber zusätzlich noch anfange Wäsche zu legen oder das Bad zu putzen, dann ist das eine Lüge. Also in den Feinheiten liegt dann für mich tatsächlich der Unterschied.

    Yeza


    My life falling apart

    Over and Done!

  • Ich sehe es genau wie @Yeza. Für mich ist der Maßstab "Wäre derjenige enttäuscht von mir, wenn er herausfände, wie es wirklich ist?" Aus dem Grund kann ich übrigens inzwischen meine Schwiegermutter in Geschmacksfragen prima anlügen, weil ich weiß, dass sie tatsächlich stärker enttäuscht ist, wenn ich ihr direkt sage, dass ich ihren Geschmack nicht teile als sie es wäre, wenn sie herausfände, dass ich sie "aus Höflichkeit" belogen habe.


    Nochmal zu @Yezas Beispielen: Wobei ich zugeben muss, dass ich schonmal sage, ich muss noch A machen, dann spiele ich mit Dir (und es in dem Moment auch wirklich vorhabe, also nicht lüge). Und wenn ich dann A gemacht habe, spielt das Kind so schön alleine und ich mache noch B und C und irgendwann kommt er an und ist total enttäuscht, dass ich ihn nicht geholt habe als ich mit A fertig war. Das gehört für mich dann aber her in "Versprechen halten" (was ich auch wichtig finde), weil ich ja ursprünglich wirklich nur A vorhatte.

    Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.


    Konfuzius