Noch mal zur Oma fahren?

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Meine Oma liegt vermutlich - hoffentlich (?) - im Sterben. Sie ist geistig schon ziemlich weg, an den meisten Tagen erkennt sie meinen Vater, an anderen nichts, aber selbst wenn sie ihn erkennt, ist sie nicht wirklich im Hier und Jetzt. Ich überlege gerade, ob ich noch mal hinfahren soll, denn es ist nicht abzusehen, ob sie es bis Weihnachten schaffen wird. Die Sache ist, wir stehen uns emotional nicht so sehr nah. Und es sind mal kurz 400 km einfache Strecke, die ich, noch dazu mit 8-Monats-Baby, fahren müsste. Also ziemlich aufwendig (und teuer). Zudem müsste ich hier sonst so einiges umorganisieren. Alles nicht unüberwindlich, sicher, aber ich frage mich gerade, wozu. Für meine Oma bringt es sicherlich nichts, das muss man leider in aller Deutlichkeit so sagen. Wenn würde ich das also nur für mich machen. Und eigentlich habe ich gerade das Gefühl, ich überlege mehr, das zu machen, weil es "einem doch ein Bedürfnis sein muss, die eigene Oma noch mal zu sehen", als das es tatsächlich ein Bedürfnis ist. Als meine andere Oma damals starb bin ich zu spät gekommen, das habe ich schon bereut, auch wenn es nicht zu ändern war, aber wir haben uns auch ganz anders nahe gestanden. Da habe ich mir die Frage, ob ich noch hochfahre, gar nicht gestellt.


    Tja, was will ich jetzt von euch hören? Keine Ahnung eigentlich.

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)

  • Du musst das nicht machen um irgendeiner Form zu genügen. Wenn es wichtig für Dich ist, mach es. Danach hört es sich ja aber nicht an. Du kannst auch so an sie denken und Abschied nehmen wenn Du willst.
    Meine Meinung..

  • Ist es Deinem Vater oder anderen Dir lieben Leuten rund um Deine Oma wichtig, Dich jetzt da zu haben? Es geht bei so einem Besuch nicht nur um den Abschied von einem müden alten Menschen, sondern auch um die Unterstützung derer, welche die Hauptlast der Pflege und echte Trauer tragen.

  • Exakt Silbermoewes Gedanken hatte ich auch...
    Als es meiner Mutter schlecht ging hatte ich weniger das Bedürfnis, sie noch einmal zu sehen oder mich von ihr zu verabschieden (wir hatten schon jahrelang kein echtes Verhaeltnis mehr). Aber das große Bedürfnis, meinem Vater beizustehen. Horch da vielleicht mal in dich. Wenn du aber auch da keinen Grund zum Hinfahren siehst, dann lass es einfach.

    • Offizieller Beitrag

    eigentlich hast du dich schon entschieden. wenn es dir gut geht mit der entscheidung, dann bleib dabei.

    #rose

    Zwischen Lachen und Spielen werden die Seelen gesund.

    Machtverhältnisse sind weder geschichtslos noch geschlechtsneutral. Johanna Dohnal

  • Ich war in einer ähnlichen Situation - nur war mein Baby einen Monat alt und meine Oma lag jetzt nicht ganz konkret im sterben. Sie war aber schon längere Zeit ziemlich neben sich. Ich bin sehr traurig, dass ich sie nicht nochmal gesehen habe, dass sie meinen Sohn nie gesehen hat, ich würde also sofort fahren aber nur weil ich es jetzt so sehr bereue muss das natürlich bei Dir nicht auch so sein.

  • Mir haben sich ähnliche fragen in den letzten Jahren leider öfter gestellt. Ich habe es öhnlich wie silbermöwe gemacht - wenn ich das bedürfnis hatte jemandem beizustehen bin ich gefahren, manchmal halt auch nicht, und manchmal habe ich ganz andere wege der unterstützung gefunden - viel telefonieren, und ein care-knuddel-paket für wirklich trauernde verwandte.
    Deiner oma wird es nichts bringen, du hast nich das bedürfnis
    - ist es dir für deinen dad wichtig, das du da bist? Davon wörde ich es abhängig machen.

    Nichts ist so gewöhnlich, wie der wunsch außergewöhnlich zu sein (Shakespeare)

  • Ich bin zur beerdigung meiner oma gefahren in erster linie um zum letzten mal die ganzen verwandten zu sehen

  • weiß nicht ob man so sagen kann, dass es der oma eh nix bringt. auch sterbende bekommen noch einiges mit, auch wenn sie sich nicht mehr artikulieren können.

  • Ich habe das bei meinem Opa gemacht. Ohne Kind, aber sehr widrige Umstände und sehr weit. Erst später ist mir bewusst geworden, dass es wichtig und gut war, dass ich das gemacht habe. Mein Opa war auch in einer Art Zwischenwelt, aber als ich mich von ihm verabschiedet habe, hatte ich den Eindruck, und andere Anwesende auch, dass er sich zu mir drängt. Ich war dann noch kurz mit ihm allein, habe mich verabschiedet, und dann kam ein Moment, in dem er sich spürbar abgewendet hat, und da konnte ich das Zimmer verlassen.
    Mich hat das sehr berührt und es ist eine wichtige Erfahrung, die ich nicht missen will.


    Wenn ich aber eine Abneigung gegen jemanden hätte, dann würde ich es nicht tun.

    Fiawin mit d9be21343ykoa.gif

    age.png



    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • weiß nicht ob man so sagen kann, dass es der oma eh nix bringt. auch sterbende bekommen noch einiges mit, auch wenn sie sich nicht mehr artikulieren können.

    ...
    das wollte ich auch vorhin schreiben, bevor der zwerg aufgewacht ist. man kann eigentlich nicht
    wirklich wissen, was man in einem solchen zustand noch mitbekommt und
    was nicht, auch wenn es von außen so aussieht, als würde eh nix
    durchkommen.

    lieben gruß von mauli mit maulino (2/12)


    ... mal da, mal dort, mal hier, mal fort ...

  • So wie Fiawin ging es mir auch. Und da es mir bei meinem Opa so viel gebracht hat und ich diesen Moment immer in Erinnerung habe, fand ich es sehr schade, dass ich meine Oma nicht mehr sehen konnte.

  • Ich habe leider berufsbedingt oefter Angehoerige erlebt, die ein wenig zu spaet kamen und sich nicht verabschieden konnten... auch bei Patienten, die dement oder komatoes waren und scheinbar nichts mitbekamen. Ich persoenlich wuerde- fuer meinen inneren Frieden- versuchen einen Abschied zu nehmen, ob deine Oma davon viel mitbekommt oder nicht. Ganz davon abgesehen, glaube ich schon, dass sie deine Anwesenheit wahrnehmen wird! Ich habe mich auch bei meinem sehr schwachen, im sterben liegenden Opa verabschiedet und moechte die Erinnerung daran nicht missen! Meine anderen Grosseltern starben eher unverhofft und allein und ich haette vieles dafuer gegeben, mich bewusst von ihnen verabschieden zu koennen.

  • Danke, ihr habt mir schon gut beim sortieren geholfen! Zur Beerdigung würde ich auf jeden Fall fahren, weil ich weiß, dass mein Vater sonst enttäuscht wäre.


    Aktuell weiß ich nicht, ob es ihm helfen würde, wenn ich da wäre. Ich werde das beim nächsten Telefonat mal ausloten. Direkt sagen würde er mir das wahrscheinlich nicht. Oder ob es ihm mehr hilft, dass er mir als jemandem, der etwas Abstand zu der Sache hat, Geschichten erzählen kann, die ihn belasten. Im Moment glaube ich eher letzteres.


    Es ist ja nicht so, dass ich eine Abneigung gegen sie habe, wir sind uns nur einfach emotional nie wirklich nahe gewesen. Ich weiß auch nicht warum. Vielleicht ist das Teil meines Dilemmas, das ich eigentlich schon immer ein etwas schlechtes Gewissen gehabt habe, dass ich sie nicht so lieb habe wie meine anderen Großeltern.


    Dazu kommt, dass ich auch Angst habe, mit ihrer Situation überfordert zu sein. Ich bin in sowas nicht gut. Wenn ich sehe, wie Krankenschwestern oder Pfleger oder so mit hilfebedürftigen Menschen umgehen, bin ich immer voller Bewunderung, ich könnte das nicht. Und ich glaube, ich würde in der Situation eher wollen, dass meine Enkel mich so in Erinnerung behalten, wie ich die ganze Zeit war und nicht das Bild der letzten paar Wochen. Aber das ist meine ganz persönliche Einstellung von der ich nicht glaube, dass meine Oma sie geteilt hätte.


    Ach, ich weiß nicht. Vor Montag könnte ich eh nicht los und es sieht auch nicht so aus, als wenn wir da über eine Sache von wenigen Tagen sprechen, aber ob sie es noch bis Weihnachten schafft ist halt auch schwer zu sagen. Wahrscheinlich warte ich erst mal ab und entscheide dann jeden Tag neu, je nachdem, was ich von meinem Vater höre.

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)

  • Dazu kommt, dass ich auch Angst habe, mit ihrer Situation überfordert zu sein. Ich bin in sowas nicht gut. Wenn ich sehe, wie Krankenschwestern oder Pfleger oder so mit hilfebedürftigen Menschen umgehen, bin ich immer voller Bewunderung, ich könnte das nicht. Und ich glaube, ich würde in der Situation eher wollen, dass meine Enkel mich so in Erinnerung behalten, wie ich die ganze Zeit war und nicht das Bild der letzten paar Wochen. Aber das ist meine ganz persönliche Einstellung von der ich nicht glaube, dass meine Oma sie geteilt hätte.


    Du, ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, ich wollte Dich drängen. Ich möchte Dir nur sagen, dass Du in nichts gut sein musst. Du musst da gar nichts machen. Es gibt dort nichts schlimmes, und für mich war es sehr gut zu sehen, damals, dass es nichts schlimmes zu sehen oder zu machen gibt. Es kann sein, dass Du irgendetwas nicht verstehst, falls da eine Regung kommt. Machts nichts. Wenn Du bei Dir bleibst, dann hast Du schon alles getan. Setzt Dich nicht unter Druck. Sei einfach. Dann ist alles richtig.
    Ich glaube nicht, dass es einem sterbenden Menschen, wenn er sich schon entfernt hat, je nach dem, wichtig ist, wie er von außen wirkt. Ich glaube, dass da einfach ganz viel "SEIN" ist, und sehr wenig außen, und dieses SEIN nimmt die Wärme und die Anwesenheit, die Wesenheit anderer wahr.
    Und in Erinnerung, wie man war, bleibt man ohnehin. Und so, wie man ist, wenn man stirbt, so ist man auch, so war man auch.


    Schau einfach. Und mach Dir keine Vorwürfe, wenn Du nicht fahren magst. #knuddel

    Fiawin mit d9be21343ykoa.gif

    age.png



    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Danke Fiawin. #knuddel
    Jetzt hab ich Tränen in den Augen. Das hast du toll geschrieben.

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)