Das ist die Bevölkerung in Deutschland aber z.B. auch. Meine Großeltern sind im Krieg von Berlin nach Münster geflohen, mein Vater hat sich als Westphale gesehen, ist dann aber nach Niedersachsen gezogen. Ich habe eine Zeitlang in Schwaben gelebt und wohne mittlerweile in Hamburg. (mal als Beispiel) Das kannst du nun alles nach Volksstämmen ausdifferenzieren, macht aber kaum jemand und interessiert auch nicht so wirklich.
Warum wird es so wichtig genommen, wo die Vorfahren mal gelebt haben?
Shevek, ich bin im Grunde der falsche Ansprechpartner für diese Frage. Erstens bin ich eine bunte Promenadenmischung (was selbst in den 80er/90er Jahren noch Sachen ergab, über die man erst im nachhinein schmunzeln kann, damals fand ich sie zum heulen), zweitens stecken selbst in mir zu viele Geschichten meiner Großeltern drin über die Zeit damals. Da ist selbst mit großem zeitlichen Abstand noch so viel Leid drin, daß man schlecht neutral bleiben kann. Das ist so die persönliche Bemerkung am Rande.
Denn erstens habe ich mir diese Erklärung für das Ganze nicht aus dem Finger gesogen, sie ist nun mal da und vielen Menschen wichtig, egal, wie man das aus einer neutralen Position heraus betrachten mag.
Zweitens sind das drüben sehr viele unterschiedliche Nationalitäten, die alle ihre eigenen Sprachen (und teils Religionen) haben, das ist imho nicht mit Deutschland zu vergleichen, wo (fast) überall deutsch gesprochen wird.
Drittens sind die Vertriebenen imho auch in Deutschland früher ein großes Thema gewesen und das findet nur deswegen langsam ein Ende, weil die vertriebene Generation ausstirbt. "Freiwillige" (in Anführungszeichen deswegen, weil man hier nicht wirklich von Freiwilligkeit sprechen kann, aber man hatte etwas mehr Entscheidungsfreiheiten) Flucht ist auch imho immer noch was anderes als Zwangsumsiedlung irgendwohin mitten auf den Acker und schon gar nicht mit einem Umzug zu vergleichen. Und territoriale Ansprüche, die sich auf sprachliche und ethnische Zugehörigkeit berufen, gibt´s es weltweit ziemlich viele...