Aggressionen an einer Grundschule (und zwar an der ganzen Schule!)

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  • Liebes Forum,


    vielleicht finde ich hier gute Tipps zur folgenden Situation.


    Meine Tochter geht auf eine katholische Grundschule in die zweite Klasse. Die Schule ist allgemein bekannt dafür, "nicht mit Jungs" umgehen zu können, und der Eindruck bestätigt sich, je mehr Elterngespräche ich dazu führe.


    Sei es, dass dunkelhäutige Kinder "Braune Wurst" oder "Afrikaner, Afrikaner" geschimpft werden, Mädchen keine Zöpfe mehr tragen wollen, weil die Jungs ihnen dann die Köpfe so brutal nach hinten reißen, dass sie Kopfschmerzen bekommen, sei es, dass die Lehrerinnen den hilfesuchenden Kindern ins Hausaufgabenheft schreiben, sie würden petzen und sollten sich mal ein dickeres Fell zulegen (und die Eltern müssen das dann unterschreiben) - es gibt in keiner Klasse das Thema nicht. Um Disziplinprobleme in den Griff zu bekommen, hat jede Klasse einen "Pranger": es werden die Namen der Kinder auf "Sonne", "Wolke" oder "Blitz" geklebt, je nachdem, wie sie sich benehmen. Wer einmal auf "Blitz" hängt, kommt da auch den Tag über nicht mehr runter. Und wer oft genug auf Sonne war, bekommt nen Sticker. HIMMEL!


    Die Schule reagiert meiner Meinung nach hilflos und blockt alles ab, oder die Kinder, deren Eltern sich beschwert haben, werden plötzlich ständig mit Mäkeleien über ihre Handschrift aus der Hausaufgabenbetreuung geschickt (was es vorher nie gegeben hatte). Ich weiß, dass es da wahrscheinlich auch viel künstliches Drama gibt, aber ich bin selbst mit drei Klassen im Bus zum Schwimmen gefahren und war entsetzt.


    Wer hat Erfahrungen mit sowas? Ich fange gerade an, Eltern zu sammeln, die namentlich dafür einstehen wollen, dass das keine Gemeinschaft ist, in der Kinder ihre ersten Erfahrungen mit unserer Gesellschaft machen sollten. Alle haben Angst, keiner traut sich aus der Deckung, und genau das bestärkt meiner Meinung nach die Aggression.


    Ich habe keine Angst. Meine Tochter hat keine Probleme, weder mit Mobbing noch von ihren Leistungen her, darum geht es mir also gar nicht, und das ist vielleicht auch ein Plus. Ich bin eher neutral, denke aber, dass dringend was passieren muss. Wir haben hier so Anlaufstellen für Mobbing der Schule, da will ich mal anrufen, aber ich glaube, es ist ungewöhnlich, dass es sich auf die ganze Schule nicht nur auf eine Klasse bezieht.


    Ich freue mich auf Eure Ideen und Erfahrungen. Es kann doch nicht sein, dass Schule so sein muss!


    Antonia

  • Ich habe keine Idee für dich, aber ich finde es toll, dass du nach einer Lösung suchst.
    Ich selbst würde vermutlich schaun, dass ich mein Kind an einer anderen Schule unterbringe.


    "Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken!" - Kannst du mal ein Gespräch mit der Schulleitung führen und ihr deine Eindrücke so schildern, wie du sie uns geschildert hast? Und dann mal fragen, ob sie sich um eine Lösung bemühen möchten?
    Die Geschichte mit Sonne, Wolke und Blitz weiß für mich auf eine vorsintflutliche Pädagogik hin. Vielleicht freut sich die Schulleitung über prktikable Änderungsvorschläge?


    Von wem kam die "braune Wurst"? Kinder oder Lehrer? Kindern kann man erklären, dass das keine schöne Bezeichnung ist, Lehrern darf sowas nicht über die Lippen kommen.

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

    • Offizieller Beitrag


    Die Geschichte mit Sonne, Wolke und Blitz weiß für mich auf eine vorsintflutliche Pädagogik hin. Vielleicht freut sich die Schulleitung über prktikable Änderungsvorschläge?

    Sollte man meinen. Wurde bei uns aber von einer Referendarin angewandt, die das wohl so im Studium nahegelegt bekommen.


    An unserer Schule sind es nur einzelne Klassen, wo es Probleme mit Aggresivität und Beleidigungen gibt. Wenn die ganze Schule betroffen ist, ist es natürlich noch schwieriger. Und die Reaktion mit dem Petzen zeigt eigentlich, dass da gar kein Problembewußtsein da ist.


    Was sagt denn der Elternbeirat? An den würde ich mich mal wenden. Der kann das mit dem Stimmen sammeln sicher leichter organieren.

  • Vielleicht kann man der Schule schmackhaft machen, jedes Jahr in den ersten Klassen (und jetzt einmal alle durch) entsprechende Projekte mit den Kindern zu machen. Mut tut gut. Oder sowas.


    Ich würde denen das aber nicht verkaufen als: Da, jetzt macht endlich mal was.


    Sondern so als tolle Idee, was man auch mal machen könnte.


    Dann würde ich schauen, dass die Eltern gemeinsam mit den Kindern war unternehmen, gemeinsame Klassenfeste, Väter-Zelten (die Väter fahren mit den Kindern einmal im Jahr ohne die Mütter zum Zelten).


    Und bei diesen Veranstaltungen für ein freundlichen Ambiente und einen guten Umgang sorgen. Sodass die Kinder positive Erfahrungen miteinander als Gruppe machen.

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Das hört sich so furchtbar an, dass ich da meine Energie nicht verschwenden würde, sondern lieber nach einer anderen Schule gucken würde. Wenn das so system hat wirst du da nix ändern.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Ich finde auch, dass sich das furchtbar anhört, inklusive den "Erziehungsmaßnahmen". An unserer Grundschule gibt es ganz wenig Gewalt und ich führe das auf die super Sozialpädagogen in der Schulstation zurück, die machen eine tolle Arbeit.

    Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.


    Konfuzius

  • Eine Aktion, die längerfristig wäre und nicht von vorne herein auf Konfrontation mit der Lehrerschaft wäre ist "Base" Babywatching ...ein Programm zur Empathieentwicklung von Kindern in kiga und schule.


    Das bräuchte aber auch viel Mithilfe von außen


    http://www.khbrisch.de/13-0-BASE.html

  • Also, Euer Entsetzen tut mir ja schonmal gut... wir haben das bisher alle immer geschluckt. Furchtbar!


    Vielleicht hat ja noch jemand einen handfesten Tipp für mich, außer Schulwechsel (der nicht infrage kommt, weil alle anderen Schulen noch schlimmer sind. Oder zu weit weg).


    Wie machen Eure Schulen das?

  • hallo


    ich bin einigermassen sprachlos.


    an der hiesigen schule wird nach einem programm gearbeitet, das international verbreitet ist: http://www.gewaltprävention-an-schulen.ch . das würde auch vom alter her passen: vorschule bis und mit sechste klasse. leider weiss ich nicht, welche erfahrungen es damit in deutschland gibt.


    viel erfolg dir und einen langen atem, den wirst du schätzungsweise brauchen.

    ko_nijntje mit muck (2004), mogli (2006), miep (2007) und mimir (2011)

  • Gibt es einen Elternbeirat? Vielleicht wäre der eine Anlaufstelle. Ansonsten würde ich wohl bei der Mobbingstelle mal Beratung erbitten und mich für eines der bereits benannten Programme stark machen. Insgesamt bräuchte die Schule wohl als Kollegium mal eine längerfristige Weiterbildung und supervisorische Begleitung. Oder es gibt sowas schon?

  • Noch schlimmer? Woher weißt du das denn?


    Was du schreibst hab ich echt noch nie gehört und ich stolpere ja etwas über das katholische...

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

    Einmal editiert, zuletzt von claraluna ()

  • Claraluna: das "noch schlimmer" ist natürlich ein Gerücht, aber im Allgemeinen gilt unsere Schule als die Vorzeigeschule der Stadt. Ich hab bisher noch keine einzige Geschichte aus den anderen Schulen gehört, die mir das Gegenteil beweisen würde...


    ko_nijntje: Und vielen Dank für den Tipp mit dem Pfade-Programm. Sowas suche ich!

  • An der hiesigen Grundschule haben sich schon Generationen von Eltern die Zähne ausgebissen.
    Der Lehrkörper verschleißt im 1-2 Jahresrhythmus neue Direktoren.
    Dafür gabs viel Leistungsdruck, mit dem Ergebnis, dass die Kinder, die es überlebt haben, excellent vorbereitet an die weiterführenden Schulen gekommen sind.


    Nix konstruktives, nur: wählt die nächste Schule sorgfältig aus!

  • Wunderschlumpf vielleicht sind da aber nette und liebe Lehrer? Ich meine es ist doch sowieso der individuelle Lehrer, der gut oder schlecht ausmacht. Warum sollte sich die Schule ändern wenn sie eine Vorzeigeschule ist? Ich habe gerade von privaten Schulen schon so viel Erfahrungsberichte bekommen, ich glaub an nix mehr was draufsteht.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

    Einmal editiert, zuletzt von claraluna ()

  • Zum Thema "Vorzeigeschule":
    Unsere Grundschule hat so gar nicht den Ruf "Vorzeigeschule" zu sein - um ein Haar hätten wir Maxi nicht in diese Schule gegeben, weil einfach der Ruf zu miserabel war. Wir haben es gewagt und siehe da: alles halb so wild. Den Kindern geht es gut, die Lehrerinnen tun ihr möglichstes um Streitigkeiten aufzulösen und die Art und Weise, wie mit den Kindern umgegangen wird ist Streng, aber freundlich-zugewandt und wertschätzend. Vermutlich ist "Streng" das falsche Wort - Konsequent passt besser.


    Trotzdem bekommt die Schule den Touch "da-kann-man-sein-Kind-nicht-guten-Gewissens-hingeben" nicht los.


    Was ich sagen will: Ich würde einen Schulwechsel vornehmen. Schlimmer kanns ja nicht werden.

    „Ich mache nicht nur leere Versprechungen, ich halte mich auch daran.“
    (Edmund Stoiber im Wahlkampf 2005)

    Einmal editiert, zuletzt von igel ()

  • Ich finde es sehr gut, dass Du dagegen angehen willst. Aber bitte überlege Dir auch einen Plan B (Alternativschule).


    Da scheint einiges im Argen zu liegen und wenn Du was verändern willst, wirst Du einigen Leuten auf die Zehen treten müssen und das wird einigen verdammt weh tun. Letztlich wird es Dein Kind jeden Tag ausbaden müssen.


    Geh das an, aber kalkuliere ein, dass Du im Zweifelsfall Dein Kind aus der Schusslinie wirst nehmen müssen.

  • Meine Tochter geht auf eine katholische Grundschule in die zweite Klasse.

    Du fragst nach Erfahrungen... Damit Du von dem Label "katholisch" wegkommst, hier 4 Jahre Erfahrung in einer 0815 Grundschule in einem Ort im wohlhabenden Umland von München.

    Sei es, dass dunkelhäutige Kinder "Braune Wurst"

    Gibt's hier gar nicht. Aber einige wenige Kinder mit Migrationshintergrund hatten ähnliche Bezeichnungen.

    sei es, dass die Lehrerinnen den hilfesuchenden Kindern ins Hausaufgabenheft schreiben, sie würden petzen und sollten sich mal ein dickeres Fell zulegen

    Wie hier.

    Um Disziplinprobleme in den Griff zu bekommen, hat jede Klasse einen "Pranger": es werden die Namen der Kinder auf "Sonne", "Wolke" oder "Blitz" geklebt, je nachdem, wie sie sich benehmen. Wer einmal auf "Blitz" hängt, kommt da auch den Tag über nicht mehr runter. Und wer oft genug auf Sonne war, bekommt nen Sticker. HIMMEL!

    Das wird hier als höchst fortschrittlich propagiert und wird nach wie vor empfohlen von der Beratungslehrerin der Grundschule hier. Leider hatte meine Tochter das "Glück" diese Beratungslehrerin die ersten beiden Schuljahre als Klassenlehrerin zu haben.

    Wer hat Erfahrungen mit sowas?

    Deswegen schreib ich. Nicht hilfreich, aber damit Du siehst daß ihr nicht allein seid.

    Ich habe keine Angst. Meine Tochter hat keine Probleme, weder mit Mobbing noch von ihren Leistungen her, darum geht es mir also gar nicht, und das ist vielleicht auch ein Plus. Ich bin eher neutral

    :) Wie bei uns. Bis ich mal wagte den Mund aufzumachen und als Retourkutsche gab's dann Attestpflicht bei meiner Tochter. #hammer


    Zu der "fortschrittlichen" Pädagogik oben fällt mir noch etwas ein. Meine Tochter wurde einmal abgekanzelt vor der gesamten Klasse weil sie einen Tag nach den Ferien gefehlt hatte (da hatte sie sich den Magen verdorben o. ä. und sich die ganze Nacht die Seele aus dem Leib gekotzt, Zeugen waren - weil wir auf Besuch waren - eine Krankenschwester und ein Arzt), ich beschwerte mich deshalb und meine Tochter sollte dann aus dem Unterricht geholt werden, um vor Direktorin und Lehrerin bestätigen, daß sie vor der Klasse von selbiger Lehrerin runtergemacht wurde.



    Dies nur weil Du nach Erfahrungen fragtest.

  • Ich kann mich Seerose nur anschließen. Ich bin zweimal in den Focus von Lehrerinnen geraten, nachdem mein Vater als Elternsprecher/Schulelternsprecher was gesagt hatte (ich meine, es war sein "Job" was zu sagen). Du glaubst gar nicht, auf welche absurden Begründungen Lehrkräfte alles kommen, um eine "sehr gute" Leistung mit "5" oder sogar "6" zu bewerten.