Das Böse lauert überall - Artikel zur Überbehütung

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  • ich finde das übrigens einen großen gewinn, dass das forum inzwischen viele eltern auch von älteren kindern beherbergt. als ich hier aufschlug, hatten gefühlt alle mitglieder nur babies und kleinkinder und ich hätte es schön gefunden, wenn mir jemand davon erzählt hätte, wie sich doch viele dinge relativieren und irgendwie an brisanz verlieren. ich glaube, ich wäre mit manchen dingen anders umgegangen.

  • Absolut @VivaLaVida ich schaue auch manchmal etwas beschämt auf mein damaliges ich zurück. Ich war da teilweise doch sehr engstirnig und fanatisch...

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Und während ich die ersten Jahre pingelig aufs Essen geachtet habe, biobrei, selbstgemachte Brühe, wenig Salz, keine geschmacksverstärker. Jetzt hockt sie nachmittags hier und knuspert diese Instant Nudeln roh und tunkt sie in das glutamatpulver...

    #freu


    Oder Toastbrot gekauft und in Nutella getunkt, auf dem staubigen Rasenstück hinter unserem "kaisers". Und Mutti buckelt sich nachmittags ab, um in drei verschiedenen Läden das ernährungstechnisch Beste für das Kind heranzukarren.


    Jaja, man hats nicht leicht #hammer


    Und ich stelle mich an zum Schämen. Mir ist EINIGES peinlich, was ich früher vom Stapel gelassen habe. Ich erinnere, das ich früher sogar Klopapier im Bioladen gekauft habe #angst #angst #angst

  • ich erinnere mich daran, dass ich meinen sohn lange gefüttert habe. wir hatten da spaß dran, zusätzlich hatte ich KEINEN BOCK auf sauerei mit essen und rumgeschmiere. was HATTE ich da blöde kommentare zu verarzten. er würde nicht essen lernen, er müsse es doch mit allen sinnen erforschen blablabla. ich muss nicht dazu schreiben, dass er heute durchaus in der lage ist, ohne unterstützung nahrung zu sich zu nehmen. das rumgekrittel hat nur eins bewirkt - schlechte laune bei mir damals.


    ach ja, und ich hab ihn bis zum 3. schuljahr in den KLASSENRAUM gebracht. soeben ist er aus schweden zurückgekommen, wo er 2 wochen ohne mich war.


    auf dem spielplatz: selbstverständlich stehen da eltern auch mal neben ihren 3jährigen und begleiten diese. weil
    - das kind das gern will und den kontakt mit der mutter sucht
    - die mutter viel arbeitet ansonsten und ihr dann rumsitzen, kaffeetrinken und quatschen keine prios sind, sondern sie sich gern auf ihr kind konzentrieren will
    - das kind ein chaospilot ist und sich selbst in einer gummizelle verletzt


    etc. etc.



    wer sich über sowas lustig macht, hat echt m.e. keine anderen probleme und bringt nur gehässigkeit in die welt, die es einfach nicht braucht.


    und wer sein kind NICHT so engmaschig begleiten muss/will und sich dieser sache sicher ist und in sich ruht, kann sich souverän ansehen, wie es andere anders handhaben. umgekehrt sollte es ebenso sein.



    wer den freiheitsanspruch beim kind so hochhält, dass er ANDERE angehen will und muss, die es anders machen, gestaltet ja selber sein eigenes projekt.


    wo andere beeinträchtigt werden (siehe fredas beispiel), ist dann natürlich eine grenze. da muss man wirklich sehen, dass zu fuß gehende kinder vorm schulzubringerverkehr sinnvoll geschützt werden.




    mir ist übrigens nichts groß peinlich, was ich mal gemacht habe, selbst wenn ich es heute anders handhaben würde. alles ändert sich nun mal. so ein sülz-kalenderspruch lautet "das leben kann man nur rückwärts verstehen, muss es aber vorher leben". das passt hier ganz nett.



    lg patrick

  • Und sogar jetzt in der weiterführenden Schule fahre ich sie noch oft. Weil ich die Zeit habe, weil wir dann alle zusammen eine ganze Stunde länger schlafen können, weil in der Nähe eine nette Strecke für die Runde ist, weil es bei mehreren Kindern billiger ist als die Bustickets wären... weil sich am Morgen oft recht gute Gespräche ergeben.

    das sind im wesentlichen auch unsere gründe. vor allem die zeit, die wir alle sparen (bei uns sind es pro weg über 45 minuten).


  • ich weiss nicht, wie gut es einem kind tut, der nabel der welt zu sein. und was das für eine gesellschaft wird, in der lauter menschen heranwachsen, die denken, dass sie der nabel der welt sind.

    Ich persönlich finde das schon schlimm, dass kinder mehr und mehr zum Projekt -oftmals gut ausgebildeter aber unterbeschäftigter Eltern werden- nicht nur weil ich es erschreckend finde zu welch egozentrischen Wesen Kinder oft gemacht werden. Das hat nichts damit zu tun, wenn ein Elternpaar entscheidet, dass es ihm wichtig ist das Kind lange zu stillen oder im Familienbett schlafen zu lassen, sondern damit, dass diese Dinge oftmals zu ideologischen Eckpunkten hochstilisiert werden, die unbedingt vorzeigbar und als Differenzierung zu den anderen genutzt werden...Damit macht man Kinder mE nicht nur zum Projekt, sondern zum Objekt und dass finde ich äusserst bedenklich...alles muss nach aussen gekehrt, vorgezeigt und oftmals ungefragt diskutiert werden...das gilt sowohl für die Befürworter als auch für die Nicht-Befürworter von Familienbett, Fremdbetreuung etc. pp. Dabei finde ich macht es einen enormen Unterschied wenn ich das innerhalb einens halbwegs themengebundenen Forums diskutiere oder ungefragt mit gerümpfter Nase auf dem Spielplatz kundtue (wiiieeee, das Kind isst Salzstangen, also unseres bekommt nur vegane Ökodinkelcracker...oder meinertwegen auch umgekehrt!).




    ich bin sehr tolerant, aber Eltern die neben ihren 3-jährigen kinder stehen...im kleinen indoorspielplatz..obwohl sie alles schon selber können und es nebenan tische hat wo man gemütlich sitzen kann und sie somit alle anderen kinder behindern, ja über die mache ich mich lustig und stehe dazu.

    Ach Sonja...das kann auch umgekehrt abgehen...mein mann wurde neulich in einem Indoorspielplatz tierisch angemault (von einer anderen Mutter), weil unser zwerg (zu dem Zeitpunkt 3 3/4) auf so einer Riesennetz rumturnte, eine Schlaufe nicht erreichte und mein Mann "nur" von unten Hilfestellung gab und ihr erklärte sie müsse da mal so und so versuchen, satt sich wie Spiderman himself hochzuschwingen und das arme Kind von seinem Kletterelend zu erlösen...nachdem er sie schon fahrlässigerweise darauf gelassen hatte, weil sie genau wie die große Schwester klettern wollte...die dame hat ein riesenfass aufgemacht und wurde derbe unverschämt und verwies mehrfach darauf , wie sie das macht und wie toll ihr Kind ist...


    Punkt des Anstoßes war a.) Kind war ihrer ansicht nach zu klein zum Klettern
    b.) Mein Mann hätte sofort zu ihr hochklettern müssen um sie zu eretten


    Fakt war: a.) es geht sie einen feuchten Dreck an (Kind bat um Hilfe und bekam diese , wenn auch anders als die Dame es sich vorstellte, aber denoch zufriedenstellend für das Kind)
    und b.) sie kennt das Kind doch gar nicht...sie kann das schlicht nicht einschätzen.


    Ich finde soetwas extrem störend, was nicht heissen soll, dass wir fehlerfrei sin, oder die andere Mutter nur Fehler macht, aber dieses extreme nach aussen kehren nervt...und diese ewige bewerten des elterlichen Verhaltens anderer...


    Wenn meine Große hinfällt und heult , bin ich rasant schnell da, wenn die heult, hat sie sich wirklich wehgetan ...wenn meine kleine hinfällt und heult, reicht auch mal ein "Alles gut, war nicht schlimm, weiter geht es!" aus der Ferne...tja, da lässt sich nichts einschätzen.
    Meine große ist sehr forsch und offen auch bei fremden menschen, die kleine mag nicht gerne mit anderen Menschen, die sie nicht kennt sprechen und brauch lange bis sie auftaut, klebt an mir oder dem Papa... ist ok für uns...eine entfernte Bekannte befand :"ist ja kein Wunder, dass sie so ist wenn ihr sie immer überbeschützt, da müsst ihr sie mal ins kalte Wasser springen lassen"...nö, müssen wir nicht und wieder kann man nicht wirklich werten, weil wir eben nur auf das Kind reagieren, bei der einen so, bei der anderen so.


    Das ist etwas was mir ganz wichtig ist und wo ich mich so manchens mal wieder runterhole....ich sehe immer nur einen Ausschnitt und selbst wenn ich denke ich kann etwas einschätzen...kann ich es nicht. Ein Freund von uns hat seinen älteren Sohn bei einem fiesen Spielunfall verloren, der Jung ist von einer Rutsche gefallen, hatte einen Schädelbruch, eine schlimme subdurale Blutung und hat danach noch 2 Jahre als schwersbehindertes Kind gelebt bevor er an einer Lungenentzündung verstarb...was glaubt ihr was es da nicht gibt...richtig unbeaufsichtigtes Spielen auf dem Spielplatz, beim Jüngeren steht er IMMER daneben...deshalb ist er aber kein Helicopter - Elter...und es regt mich maßlos auf wenn ich diese einschätzung von anderen höre...denn sie wissen NIX...wir wissen alles NIX aber wir bewerten munter rauf und runter, schätzen ein, beurteilen wann ein Kind überbehütet ist, wann eines vernachlässigt ist...schwierig...manchmal denke ich das einem vor lauter bewerterei diejnigen Kinder untergehen die wirkliche Hilfe bräuchten...


    Ach so und ja...da ich nicht Jesus himself bin und nur halb so gut wie ich manchmal tue...auch ich lasse mich immer noch viel zu oft zum bewerten und beurteilen hinreissen...

  • Ich empfinde es auch als große Bereicherung, dass es mittlerweile hier viele erfahrene Eltern gibt, die die eigene Sichtweise ggf. relativieren oder eben auch andere Perspektiven aufzeigen.


    Trotzdem denke ich, dass es sich lohnt, über den Tellerrand zu schauen und für eigene Überzeugungen einzustehen, wenn es für die Allgemeinheit eine Bedeutung hat.


    Wie gesagt, für mich geht das schon mit dem Thema Geburt los. Klar kann man sagen: Ja mei, früher war ich auch für Hausgeburten, habe aber nun eingesehen, dass auch eine Krankenhausgeburt meinem Kind nicht geschadet hat, also lohnt es sich doch nicht für die Hausgeburtshebammen zu kämpfen.
    Oder zum Thema Stillen: Die Babynahrung ist heute so gut, damit werden die Kinder auch allergiefrei groß, da brauch doch niemand mehr Werbung fürs Stillen zu machen.
    Oder: Meine Kinder ernähren sich heute von Cola und Chips, warum nur habe ich mir mal Gedanken über gesunde Ernährung gemacht.
    Bis eben hin zu: ich habe mein Kind immer mit dem Auto zur Schule gefahren, warum sollte man das zu-Fuß-gehen fördern?


    Wie gesagt, es gibt für alles individuelle Beispiele, wo eben die eigene Lösung besser gepasst hat, warum auch immer. Trotzdem lohnt es sich meiner Meinung nach gesamtgesellschaftlich die Alternativen zu propagieren.

  • Hallo,


    Daß man andere Menschen nicht behindert (Schulwege zuparken) sollte selbstverständlich sein. Das ist für mich aber ein ganz anderes Thema, da geht es ums aufeinander Rücksicht nehmen und nicht darum, das EIGENE Kind zu begleiten oder nicht.


    Es gibt auch Kinder, die auf dem Schulweg sehr un-nett zu anderen sind (bis hin zum auf die Straße schubsen habe ich beruflich schon alles klären müssen) - genau genommen könnte man dann sogar sagen, daß es rücksichtslos gegenüber den anderen ist, diese Kinder NICHT für ein Weilchen zu begleiten, damit die anderen unbehelligt bleiben.


    Was was "früher" angeht - hm, ich denke, ich wäre heute eher noch radikaler, noch konsequenter in dem, was ich für uns richtig finde, würde mir noch weniger reinreden lassen.
    Mein Problem war nämlich weniger, daß ich MEINE Vorstellung gegen die der Kinder hätte durchdrücken müssen sondern mehr, daß ich "gesellschaftliche Erwartungen" gegen das Gefühl von mir UND den Kindern durchsetzen .. na ja, wollte ist nicht das richtige Wort.


    Mein Kind mag mit 6 Monaten nicht essen? Damals ein Grund an mir und dem Kind zu zweifeln, heute würde ich es einfach beim Angebot belassen. Mein Kind schläft mit 2 "immer noch nicht" allein ein oder braucht auch mit 3 noch das Familienbett? Damals das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben und dem Kind etwas vorzuenthalten (Die Fähigkeit, sein Schlafbedürfnis selbständig zu regeln) heute wär es mit wohl kaum ein Schulterzucken wert.
    usw.


    Was andere angeht - Familien sind nun mal verschieden.
    Da fällt es mir immer dann schwer, "anders machen" kommentarlos auszuhalten, wenn ich das Gefühl habe, es geht dem Kind nicht gut damit, es würde etwas anderes wollen/brauchen, aber das ist heute nicht anders. Weil ich dann denke, daß auch der Schaden der JETZT ist eben ein Schaden und Leiden ist, auch wenn man dem Menschen später vielleicht nicht mehr anmerkt, ob er ins eigene Bett geferbert, zum kosten gezwungen... wurde o.ä.


    Ob ein Kind nun allein oder mit anderen Kindern oder die Nähe und Sicherheit an Mamas Hand genießend schwatzend zur Schule geht, fällt da nicht rein.

  • lch finde ja, dass einem die Erfahrungen der "alten" gar nicht helfen.


    Ich habe die Erfahrungen anderer meist angezweifelt und kann jetzt erst sagen, dass bestimmte Mühen, die ich bei den ersten noch auf mich genommen habe fûr Ernährung oder medienkram oder was auch immer anders betrachte als vor 16 Jahren. Das ist schon ein Unterschied, ob man in Dinge Energie gesteckt hat und sieht, dass es im Nachhinein nutzlos war oder ob man es von anderen gesagt bekommt


    Ausserdem halte ich es fur zunehmend unmöglich, überhauptvon sich auf andere zu schließen. Diese Unmengen an Variablen, die da rein spielen sind doch schon von einem Kind zum nächsten unüberschaubar - wie soll es da von einer Familie auf die andere übertragbar sein?

  • Hallo,


    Ich war anfangs in einem anderen Forum, da waren die meisten Kinder tatsächlich älter als meine.


    Doch, es hat mir sehr geholfen, zu lesen, daß diese, nun inzwischen ja schon älteren Kinder z.B. trotz Familienbett, bedürfnisorientiertem Umgang usw. NICHT zu kleinen egoistischen Monstern wurden, so wie mir mein reales Umfeld immerzu vorhergesagt hat.
    Sondern tolle, kompetente kleine und große Menschen, die ihren weg ins Leben in ihrem ganz eigenen Tempo fanden, ohne daß man da groß was forcieren, erzwingen oder anerziehen muss.


    Daß Kinder, die auch mit 10 Monaten noch nichts essen wollen, genau so normal sind wie die, die sich ab 6 Monaten brav füttern lassen und daß es keineswegs ein Weg in eine Essstörung ist, das zu respektieren. Daß man Kinder nicht aus dem Familienbett "herauserziehen" muss, sondern daß sie tatsächlich irgendwann alleine ausziehen. Wenn auch nicht unbedingt mit 2 oder 3 - aber von den Teenys schlief keins mehr im FB.


    Und so weiter.


    Ohne dieses Forum hätte ich weder die Kloetersbriefe kennengelernt (die für uns Gold wert waren) noch den Mut gefunden, irgendwann doch so relativ klar "unseren" Weg zu gehen.


    Andersrum habe ich gesehen,daß auch in Familien, die deutlich mehr und strenger erzogen als wir, nicht alles rund lief, daß es da auch Trotzanfälle gab oder Teenys, die ausbrachen - also sind "Machtworte", Erziehung und Strenge auch kein Garant für "gelungene" Kinder.


    Von daher - doch, mich haben die Erfahrungen von Eltern mit älteren Kinder schon begleiten.


    Ernährung - auch wenn meine großen lieber Fertigpizza essen statt selbstgemachte und Nutella statt Bioaufstrich sehe ich es nicht als "falsch" an, es in den ersten Jahren anders gemacht zu haben. Zum einen hatten sie mMn dadurch eine breite Spannweite an Auswahl (das ein oder andere "gesunde" hat sich nämlich durchaus gehalten, z.B. trinken sie im Alltag immer noch Wasser und nicht Limo usw.) ).
    Und zum anderen sehe ich es nicht als Schaden an., wenn ein junger Körper zumindest anfangs so gesund wie möglich ernährt wird.


    Daß sie irgendwann ihre eigenen Entscheidungen treffen, war doch von Anfang an klar, oder?

  • Ich kann mich weder auf irgendwelche Seiten schlagen noch beim Schulwegthema mitdiskutieren. Soll jeder das machen, was er für richtig hält.


    Aber das Thema an sich finde ich zumindest interessant. Und zwar besonders wenn ich meine Kindheit in den 60 und 70ern vergleiche und meine Gefühle wenn ich mir vorstelle meine Tochter hätte die gleichen Freiheiten wie ich.


    Also 1. Schultag: Mutter kam mit, ich hatte mir den Schulweg zu merken, mitten in einer Großstadt, Schülerlotsen gab es nicht, ich mußte riesige Kreuzungen irgendwie überqueren...
    2. Schultag: es war vollkommen selbstverständlich daß ich den Weg alleine lief. Auch alle anderen Kinder wurden nicht begleitet von irgendjemandem.


    Ach so, die Zeit davor hab ich vergessen... Mit 4 im Turnverein.. Ich wurde einfach mit 2-3 anderen Kindern mitgeschickt. Turnhalle war so weit weg wie die Schule, 2km?


    Zahnarztbesuch mit 5: Mir wurde erklärt wo die Praxis ist und dann bin ich zum Termin alleine hingegangen.


    Später wird es für mich noch extremer. Wenn ich an Reisen mit 13, 15 und 16 denke. Meine Eltern wußten zeitweise gar nich auf welchem Kontinent ich war.


    Kurzum:
    Meine Tochter wird definitiv nicht die Freiheiten erhalten, die ich hatte. Das halte ich entweder nicht aus oder zumindest für schädlich (ich behaupte mein Zahnarzttrauma hätte verhindert werden können).
    Ich halte übrigens auch vieles für positiv was ich aufgrund dieser Freiheiten mitgenommen habe. (Z. B. eine außerordentliche Selbstständigkeit mich in jedem Land der Welt selbstbewusst zu bewegen und gut zurechtzukommen).


    Jetzt frage ich mich: warum hatte ich solche Freiheiten?


    Doch nicht weil meine Eltern mich weniger lieb hatten als ich meine Tochter?


    Lag es daran daß es die Kriegsgeneration war und für die alles im Frieden sowieso paradiesisch friedlich und ohne Gefahr erschien?


    Und warum habe ich wiederum wieder Ängste (um mein Kind) die meine Eltern anscheinend nicht hatten?


    Weil ich keinen Kriegshintergrund habe, im Gegenteil in der Zeit des Wirtschaftswunders aufgewachsen bin wo Friede, Freude, Eierkuchen herrschte? (Stimmt eigentlich gar nicht, Kalter Krieg, 2 Deutschlands, Terrorismus..).


    Spannend finde ich herauszubekommen warum wir (inkl. mir) sooo viel ängstlicher geworden sind, am liebsten alles überwachen würden (ich eher weniger) und unsere Kinder auf jeden Fall mehr in Watte packen als in den 60er und 70ern...



    Tapatalk

  • ach ja, wenn mein sohn nicht 950 m von der schule weg wohnen würde und sowas wie "bus" ins spiel käme, würde ich ihn auch fahren. aber ich find auch ÖPNV voll scheiße und bei uns zählt jede millisekunde morgens.




    nochmal zum thema "mit zunehmendem alter relativiert sich das alles" = das gilt auch nur bedingt.


    gerade so grundlegende themen, die einem wichtig sind, kommen dann wieder später erneut zurück. so kenne ich viele, bei denen zu hause auf gute ernährung geachtet wurde, die dann hinterher irgendwann voll ekel vor gemüse & co. hatten und nur müll gefressen haben. die meisten von denen sind dann aber nach einer weile wieder zu einigermaßen bewusstem und gesundem essen zurückgekehrt, weil eine gewisse saat einfach gelegt war.


    mein sohn ist als emanzensohn häufiger darauf aufmerksam gemacht worden, dass gleichstellung nicht erreicht ist und man für sexismus sensibilisiert werden muss. seit einiger zeit kommen von ihm echt haarsträubende ansichten, mit denen er sich irgendwie wohl auch abgrenzen will und so.


    trotzdem merke ich immer mehr und immer wieder, dass er a) ein bewusstsein für das thema abbekommen hat und b) daran selbständig rumdenkt und auch zu "vernünftigen" positionen zurückfindet und maskulistendreck z.b. ablehnen würde.


    lg patrick

    • Offizieller Beitrag

    ich schleiche eine Weile um das Thema herum und stelle Grad Fest, dass Patrick meine Gedanken gut formuliert hat. Da kann ich (was den grundtenor angeht) unterschreiben.


    Wer auch immer das mit der Priorität von wegen Kaffee trinken neben dem Spielplatz schrieb, könnt ihr echt an nem bällepool sitzen ohne reinzuhüpfen?
    Ich hab mich unter anderem so über des Muks älter werden gefreut damit ich darein kann!

  • Hallo,


    ich bin übrigens schon damals als Schulkind in den ersten Jahren nie allein zur Schule gegangen - weil meine Mama dort Lehrerin war. Irgendwann wollte ich das nicht mehr und bin eher oder später los, das war dann auch OK.
    ich habe nicht das Gefühl, unselbständiger gewesen zu sein als meine Freundinnen.


    Zum sonstigen allein unterwegs sein habe ich irgendwie kein besonderes Gefühl. "Es war halt so". Es war halt so, mach dem Training abends im funkeln allein mit dem Bus nach Hause zu fahren und auch umzusteigen. An Stolz kann ich mich da nicht erinnern, eher an "müde","kalt", "gelangweilt"...


    (An der Stelle, an der ich mit 6 allein umgestiegen bin, würde ich heutzutage ehrlich gesagt im Dunkeln nicht mal meine 15-jährige allein umsteigen lassen, da hat sich das Klientel schon arg verändert.)


    Arzt: Auch da kein Stolz sondern eher Überforderung und Verwirrung (was ist nun genau? Habe ich mir alles richtig gemerkt?)


    Instrumentalunterricht... Mist, mal wieder den falschen Bus erwischt - wo bin ich jetzt? Ich möchte weinen, aber das gehört sich nicht. Ich muss also fremde Leute ansprechen *Beklemmungbekomm*...


    Ich war am Ende nicht selbständiger oder unselbständiger als meine Kinder heute sind (Fremde anszusprechen und um Hilfe zu bitten, verschafft mir heute noch Beklommenheit) .

  • @Trin, das stimmt schon, dass einen entspannen kann, wenn man von anderen hört, was aus deren Kindern geworden ist. Obwohl oder weil sie es so und nicht anders gemacht haben.
    Ich bezweifle jedoch, dass die Erinnerung daran, wies nun wirklich war vor zehn Jahren oder 15 Jahren so 100%ig richtig ist. Ich merke selbst bei den enger beieinander liegenden Kindern nicht mehr ganz genau zu wissen wann was wie genau gewesen ist. Irgendwie vermischt sich vieles...


    Und wie genau die schlafsituation mit und ohne familienbett war, wie oft gar nichts mehr ging wegen irgendeiner Phase, in der sich Arbeit, vorhandene kinder, Schwangerschaftund Stillzeit ungünstig überschnitten haben - ich denke, man vegisst gerade die hässlichen Zeiten sehr schnell wieder und erinnert sich vornehmlich daran, wie es hätte laufen sollen. Und versucht dann anderen tips zu geben auf der Basis einer in der Erinnerung verzerrten Basis . Es sei denn, man führt über sowas Tagebuch oder so.

  • Also stolz etwas alleine gemacht zu haben war ich früher nie, denn es gab ja gar keinen Grund dazu. Es haben ja ALLE Kinder ihr Ding alleine gemacht. Es war sozusagen "normal".



    Tapatalk

  • Hallo,


    Ja, aber "anders normal" ist ja erst mal nur eben "anders" und nicht besser oder schlechter.
    Es gibt vieles, was früher normal war und was wir heute anders handhaben als früher, ohne daß die Gesellschaft daran zu Grunde geht.


    ich bin ganz sicher keiner, der gummizellenartige und komplett täglich mit Desinfektionslösung abwaschbare Kindergartenräume befürwortet, ganz im Gegenteil. für mich gehören Dreck und aufgeschürfte Knie zur Kindheit dazu genau so wie Ermutigung, etwas alleine zu versuchen.
    Aber auch die elterliche Hand, wenn ein Kind einen Weg noch nicht alleine schafft.


    Aber wo für jedes Elternteil und für jedes Kind da die ganz persönliche "Schutzgrenze" liegt, ist nun mal sehr individuell.

  • Seerose schrieb: "... besonders, wenn ich meine Kindheit in den 60 und 70ern vergleiche und meine Gefühle wenn ich mir vorstelle meine Tochter hätte die gleichen Freiheiten wie ich.


    Kurzum:
    Meine Tochter wird definitiv nicht die Freiheiten erhalten, die ich hatte. Das halte ich entweder nicht aus oder zumindest für schädlich.


    Spannend finde ich herauszubekommen warum wir (inkl. mir) sooo viel ängstlicher geworden sind, am liebsten alles überwachen würden (ich eher weniger) und unsere Kinder auf jeden Fall mehr in Watte packen als in den 60er und 70ern"


    Ich glaube eine wesentliche Rolle spielt, dass man Kindern mittlerweile eine völlig andere Rolle zuordnet. Die sind nicht einfach "da" und wollen satt und sauber sein, sondern wollen als Individuen wahrgenommen werden, mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Die Beispiele, die du nennst mit deiner frühen Selbstständigkeit sind ja irgendwie alle nicht so, dass man heute sagen würde, "Klasse, das will ich fur mein Kind auch so haben". Eher klingt es nach "ging nicht anders" oder "war so üblich". Und viele Menschen aus dieser Elterngeneration, also die, die heute Großeltern sind, sagen ja von sich aus, das sie das heute anders machen würden. Und agieren mit ihren Enkeln auch völlig anders: die Enkel gehen natürlich nicht alleine los, auch nicht auf den Spielplatz, fahren auch eher mit Oma und Opa weg als alleine ins Ferienlager usw.


  • trotzdem merke ich immer mehr und immer wieder, dass er a) ein bewusstsein für das thema abbekommen hat und b) daran selbständig rumdenkt und auch zu "vernünftigen" positionen zurückfindet und maskulistendreck z.b. ablehnen würde.


    lg patrick

    Darum gehts aber doch hier gar nicht, Patrick. Es geht um so Kram wie Begleitung zur Schule oder steht Mutti nun neben dem Klettergerüst oder nicht. Ich behaupte mal, das ist für später völlig unerheblich.


    Nochmal zum Stillen: Klar ist Stillen statistisch gesehen gesundheitfördernd oder -bewahrend. Aber wie lange ein Kind nach den 6 Monaten gestillt wird, macht diesbezüglich nur den zweiten Nenner hinter dem Komma aus, wenn überhaupt. Auch diese ganzen Geburtsdiskussionen. Ja, ich kann bei beschissenen Geburten auch mitreden, aber das ist keine Strafe fürs Kind und ich bin überzeugt, dass es auch für das weitere Leben des Kindes nullkommanix ändert.