Tipps an Lehrkräfte zum Umgang mit Lernschwächen etc.

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  • Es gibt Menschen, die sich besser konzentrieren können, wenn sie in Bewegung sind. Kritzeln, an etwas herum spielen, mit den Beinen schwingen usw. muss kein Ausdruck von Unaufmerksamkeit sein. Solche Verhaltensweisen zu akzeptieren oder sogar zu fördern, kann sehr unterstützend sein.

    Und bei sowas werde ich nervös.


    Denn Lennard aus Reihe 1 mit der AVWS wird von den Geräuschen, die ein kratzener Stift oder schwingende Beine machen, abgelenkt.

    Yakub (Förderkind E) fühlt sich sofort animiert, Tarzan auf seinem Stuhl zu spielen.

    Mehmet (Förderkind mit Autismus und und IQ-Minderung) versteht nicht, warum Lilly, Max und Ali einen Ball in der Hand, kippeln und die Beine schwingen dürfen, weil das klar im Klassenraum nicht geht, und fängt an, mit monotonen Bewegungen über den Tisch zu streichen und droht abzugleiten, worum ich mich kümmern muss, weil die genehmigte Schulbegleitung nicht personalisiert werden kann, derweil Lennard nicht merkt, dass ich mit ihm spreche, weil mehrere Kinder Nebengeräusche produzieren, die ohnehin bei 30 Kindern in einer Schuhschachtel vorhanden sind....

  • Das ist natürlich auch nix.

  • Es gibt Menschen, die sich besser konzentrieren können, wenn sie in Bewegung sind. Kritzeln, an etwas herum spielen, mit den Beinen schwingen usw. muss kein Ausdruck von Unaufmerksamkeit sein. Solche Verhaltensweisen zu akzeptieren oder sogar zu fördern, kann sehr unterstützend sein.

    Und bei sowas werde ich nervös.


    Denn Lennard aus Reihe 1 mit der AVWS wird von den Geräuschen, die ein kratzener Stift oder schwingende Beine machen, abgelenkt.

    Yakub (Förderkind E) fühlt sich sofort animiert, Tarzan auf seinem Stuhl zu spielen.

    Mehmet (Förderkind mit Autismus und und IQ-Minderung) versteht nicht, warum Lilly, Max und Ali einen Ball in der Hand, kippeln und die Beine schwingen dürfen, weil das klar im Klassenraum nicht geht, und fängt an, mit monotonen Bewegungen über den Tisch zu streichen und droht abzugleiten, worum ich mich kümmern muss, weil die genehmigte Schulbegleitung nicht personalisiert werden kann, derweil Lennard nicht merkt, dass ich mit ihm spreche, weil mehrere Kinder Nebengeräusche produzieren, die ohnehin bei 30 Kindern in einer Schuhschachtel vorhanden sind....

    Ich weiß, das klingt nach "will nicht".


    Ich schreibe nur aus meiner Erfahrung.

    Es ist ein viel zu enges Gebäude mit viel zu vielen Kindern pro Raum, mit viel zu viel Förderbedarf pro Klasse bei viel zu wenig Erwachsenen im Raum.


    Meiner Erfahrung nach haben alle am ehesten von Ruhe profitiert bisher.


    Ich wüsste auch nicht, wie ich andere Lösungen hinbekäme, die nicht ablenken.


    Vielleicht mit Differenzierungsräumchen in direkter Nachbarschaft?
    Die wünsche ich mir sehr, sie sind aber nicht möglich bei uns im Gebäude.

  • was haben die Kinder gemacht, wenn sie sich gegen die Aufgaben entschieden haben?

    Zappelchen ging früher an den Knobelordner, den seine Grundschul-Klassenlehrerin regelmäßig füllte.

    Wobei das eine Grundschule mit einem Konzept für den Umgang mit hochintelligenten Kindern ist. Ich habe lange Schulwege in Kauf genommen, um dieses Kind dorthin zu bringen.

    Sonst kenne ich "Bring dir nächstes mal ein Buch mit und lies das!" als Beschäftigung für zu schnell arbeitende Kinder/Jugendliche, oder, wenn sie das vertragen, ein Buddy-System gegenseitiger Hilfe, bei welchem die schnelleren den langsameren helfen.

  • Danke. Ich habe sie mir runtergeladen und werde sie sicher nutzen und weitergeben. Bisher hatte ich calibri oder arial, aber die Grundsxchrift sieht noch mal besser aus.

  • narzisse - bei mir hört es sich auch schnell so an. Das weiß ich. Aber ich kenne halt auch die Gegebenheiten in der Klasse und nicht nur den einen Schüler. Und vielleicht gibt es noch Alternativen zu "für alle müssen dieselben Regeln gelten" oder "sie sollen sich bewegen dürfen" (okay, das hört sich jetzt so an, als wären sie ansonsten gefesselt :-D), die den Kindern entgegenkommen, aber dennoch in den Rahmenbedingungen umsetzbar sind.


    Ich hoffe sehr Salamander, du liest meine Einwürfe nicht als "will ich nicht", sondern als "so sieht es von Lehrerseite aus, ist vielleicht noch ein anderer Weg gangbar?"

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

    ---

    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • was haben die Kinder gemacht, wenn sie sich gegen die Aufgaben entschieden haben?

    Zappelchen ging früher an den Knobelordner, den seine Grundschul-Klassenlehrerin regelmäßig füllte.

    Wobei das eine Grundschule mit einem Konzept für den Umgang mit hochintelligenten Kindern ist. Ich habe lange Schulwege in Kauf genommen, um dieses Kind dorthin zu bringen.

    Sonst kenne ich "Bring dir nächstes mal ein Buch mit und lies das!" als Beschäftigung für zu schnell arbeitende Kinder/Jugendliche, oder, wenn sie das vertragen, ein Buddy-System gegenseitiger Hilfe, bei welchem die schnelleren den langsameren helfen.

  • was haben die Kinder gemacht, wenn sie sich gegen die Aufgaben entschieden haben?

    Zappelchen ging früher an den Knobelordner, den seine Grundschul-Klassenlehrerin regelmäßig füllte.

    Wobei das eine Grundschule mit einem Konzept für den Umgang mit hochintelligenten Kindern ist. Ich habe lange Schulwege in Kauf genommen, um dieses Kind dorthin zu bringen.

    Sonst kenne ich "Bring dir nächstes mal ein Buch mit und lies das!" als Beschäftigung für zu schnell arbeitende Kinder/Jugendliche, oder, wenn sie das vertragen, ein Buddy-System gegenseitiger Hilfe, bei welchem die schnelleren den langsameren helfen.

    Das kenne ich auch bzw. handhabe ich so, wobei mit zunehmendem Alter die Bereitschaft zum Knobelordner immer geringer wird, zumindest an meiner Schulform.

    Z.T. habe ich auch hb-Kinder in der Klasse, aber halt mit AVWS, LRS, aus dem autistischen Spektrum etc.


    Ich war nur irritiert von "kannst du machen, musst du nicht" und ich wollte einfach wissen, was in der Praxis stattdessen stattgefunden hat.

  • Freut mich! :)

  • Ich weiß, das klingt nach "will nicht".


    Ich schreibe nur aus meiner Erfahrung.

    Nein, für mich liest es sich einfach realistisch! Weshalb ich Zappelchen anerziehe, sich so zu bewegen, dass es unhörbar ist. Er ist motorisch unruhig und wird es vermutlich sein Leben lang bleiben. Das darf er gern, so lange es niemanden stört.

    warum Lilly, Max und Ali einen Ball in der Hand, kippeln und die Beine schwingen dürfen, weil das klar im Klassenraum nicht geht

    Hilfsmittel: Wackelkissen zwischen Kinderpo und Stuhl geben die nötige Rückmeldung über den Körperzustand. Diese Rückmeldung fehlt manchen nicht neurotypischen Kindern, weshalb sie ständig in Bewegung sind, um sich zu spüren. Sobald sie auf einer labilen Unterlage sind, passiert das von allein und sie werden viel ruhiger.

  • narzisse - bei mir hört es sich auch schnell so an. Das weiß ich. Aber ich kenne halt auch die Gegebenheiten in der Klasse und nicht nur den einen Schüler. Und vielleicht gibt es noch Alternativen zu "für alle müssen dieselben Regeln gelten" oder "sie sollen sich bewegen dürfen" (okay, das hört sich jetzt so an, als wären sie ansonsten gefesselt :-D), die den Kindern entgegenkommen, aber dennoch in den Rahmenbedingungen umsetzbar sind.


    Ich hoffe sehr Salamander, du liest meine Einwürfe nicht als "will ich nicht", sondern als "so sieht es von Lehrerseite aus, ist vielleicht noch ein anderer Weg gangbar?"

    Meine kleinen Alternativen habe ich gefunden, allerdings nie so, dass im Klassenraum die Ruhe gestört wird.


    Wer mal Bewegung braucht, darf raus.
    Das Kind sagt "Klo" und verschwindet.

    Mir ist dann relativ egal, ob es aufs Klo geht oder 7x den Gang hoch- und runterrennt oder den Vertretungsplan hypnotisiert...


    Es gibt bei mir auch regelmäßig einen Chill-Gutschein.
    Da darf man einfach 5 Minuten abschalten, dabei aber nicht stören.


    Weder "Klo" noch Chillen werden oft genutzt.

    Ich habe das Gefühl bzw. die SuS sagen mir auch so, dass sie sowas gar nicht unbedingt nutzen wollen, es ihnen aber schon viel hilft, dass sie wissen, dass es möglich wäre.

  • Ich weiß, das klingt nach "will nicht".


    Ich schreibe nur aus meiner Erfahrung.

    Nein, für mich liest es sich einfach realistisch! Weshalb ich Zappelchen anerziehe, sich so zu bewegen, dass es unhörbar ist. Er ist motorisch unruhig und wird es vermutlich sein Leben lang bleiben. Das darf er gern, so lange es niemanden stört.

    warum Lilly, Max und Ali einen Ball in der Hand, kippeln und die Beine schwingen dürfen, weil das klar im Klassenraum nicht geht

    Hilfsmittel: Wackelkissen zwischen Kinderpo und Stuhl geben die nötige Rückmeldung über den Körperzustand. Diese Rückmeldung fehlt manchen nicht neurotypischen Kindern, weshalb sie ständig in Bewegung sind, um sich zu spüren. Sobald sie auf einer labilen Unterlage sind, passiert das von allein und sie werden viel ruhiger.

    Die Zappelkissen interessieren mich!


    Hast du einen Link?

    Meine Chefin ist relativ experimentierfreudig, ich könnte mir vorstellen, dass sie sowas anschaffen würde, wenn ich es ihr ansprechend präsentieren würde.

  • Wackelkissen wollte ich auch vorschlagen, oder so Gymnastikbänder um die Stuhlbeine. Eins meiner Kinder hat im Plan stehen, dass es ins Heft kritzeln darf und auf Arbeitsblätter und so, und dass es keinen Ärger für nicht gemachte Hausaufgaben bekommt.

    In der Grundschule war es erst vom Diktat und dann vom gesamten vormittags Unterricht (lesen schreiben rechnen) befreit, und ging nur nachmittags. Allerdings hat es trotzdem oft nicht gereicht, dann haben wir homegeschoolt, - das gibt das deutsche Schulsystem ja nicht her.


    Mein anderes Kind hat im Gymnasium einen Schlüssel bekommen, um die Pausen schon in Ruhe in der nächsten Klasse verbringen zu können und bräuchte auch keine Hausaufgaben zu machen.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Nein, das klingt nicht nach mangelnder Umsetzungsbereitschaft, sondern danach, dass es in derartiger räumlicher Enge sehr schwer bis unmöglich ist, unterschiedliche Bedürfnisse zu berücksichtigen. (Wenn ich von solchen Rahmenbedingungen höre, frage ich manchmal, ob es nicht sinnvoller wäre, die Kinder würden die Häfte der Zeit in der Schule verbringen in halb so großer Lerngruppe.)


    Es gibt aber viele Fidget Toys, die keinen Lärm machen, auch Kritzeln mit einem nicht kratzenden Stift sollte nicht störend sein. Der Schüler mit der AVWS hat keinen passenden Gehörschutz? Der monoton über den Tisch streichende Autist weiß sich doch gut zu stimulieren oder Anspannung abzubauen mit Stimming und verursacht damit keinen Lärm.

  • Wackelkissen finde ich auch gut - Stressbälle funktionieren gut.


    Mein anderes Kind hat im Gymnasium einen Schlüssel bekommen, um die Pausen schon in Ruhe in der nächsten Klasse verbringen zu können

    Das finde ich super (wir haben eine strikte "geschlossene Klassenzimmer-Politik" nachdem es in den Pausen zu Vorfällen kam, aber da ist vielleicht Luft drin).

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

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    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Stimming muss ich googeln, und ich meinte eher Phasen des Unterrichtsgesprächs - da kann eigentlich keine Ablenkung mehr passieren, da reicht das Rascheln der Hosenbeine am Stuhl, das Reiben des Pullis an der Rückenlehne etc.


    Ich komme mir regelmäßig wie eine Hexe vor, dass ich in manchen Phasen das Kramen im Mäppchen untersage oder fordere, dass sie "Brezelarme" machen (Arme verschränken) - so wollte ich eigentlich nie sein, aber manchmal fehlen mir die Alternativen/Ideen.



    Danke für dein Verständnis!
    Die räumliche Situation ist zum Wegrennen und den Gedanken mit dem Wechselunterricht verstehe ich; würde vermutlich aber zu viel Schulabsenz führen bzw. wäre den Eltern gegenüber unzumutbar.

  • Stressbälle funktionieren gut.

    ... für manche Kinder in manchen Klassen.

    Stressbälle sind auch nur Bälle. Sie laden zum Werfen ein, wie alle Bälle. Das ist der Grund, warum meine Kinder keinen Sitzball haben.