Achtung, heftig: Urteil in Mordprozess

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  • Was mich irritiert ist das Alkoholkonsum anscheinend teilweise anders gewertet wird als drogenkonsum - oder nehme ich das nur so wahr?
    Ich erinnere mich grau an einen mann - Amphetaminabhängig - der sein stiefkind im drogenrausch ermordete.
    Müssten derlei Täter dann nicht auch ähnlich Strafen bekommen?



    Ich denke sie meint den Fall, der Täter hat 10 Jahre + Therapie bekommen.
    http://www.spiegel.de/panorama…ssen-worden-a-698827.html


    Da liess sich aber nicht ermitteln ob er zum Tatzeitpunkt auf Drogen war weil man nicht weiß wielange das Kind tot im Kühlschrank lag und es spielte sicherlich auch mit rein dass er ihn sein ganzes Leben davor schon mißhandelt hat.

  • Tragisch... ;(


    Wem darf ich nun also mein Kind nicht anvertrauen: Suchtkranken, Depressiven, Cholerikern, Psychotikern, Borderlinern, Menschen mit Gewalt- und Missbrauchserfahrung da diese ja selbst zu Tätern werden könnten, ... also niemandem, der mir nicht ein ärztliches Attest vorgelegt hat. Weil es im Ernstfall hieße, der Mensch sei ohnehin schuldunfähig?


    Ich denke - ganz egal, wem ich mein Kind anvertraue - dass ich immer genau hingucken und abwägen muss. Im Ernstfall hätte ich aber wohl andere Probleme als die Frage der Schuldfähigkeit...

    LG von Sosh - dem weiblichen Viertel unserer Familie #yoga

    2 Mal editiert, zuletzt von Sosh ()

  • Ich verstehe nicht, warum einem suchtkranken Menschen alle Verantwortung für sein Handeln abgesprochen wird.


    Das ist doch auch gar nicht so? #confused
    Natürlich trifft Drogenabhänige auch eine Verantwortung, dass sie niemandem schaden sollen und entsprechende Vorkehrungen treffen.


    Ich finde, dass bei bestimmten Taten eine 2. Chance eben nicht gerechtfertigt ist. Nicht in einer Gesellschaft, in der die Opfer am Ende arbeitsunfähig in Armut und Isolation zurückbleiben und um jede einzelne Therapiestunde mit ihrer Krankenkasse streiten müssen. :huh:


    Wäre es da nicht sinnvoller, den Blick auf die Opfer zu lenken und z.B. die Hilfen in diesem Bereich zu verbessern? Dass die Geschädigten eben nicht um Therapieplätze und Reha-Maßnahmen kämpfen müssen? Das wäre doch opferfokussiert und konstruktiv.
    Warum fordern die Leute gefühlt immer nur härtere Strafen für irgendwelche Delikte und nicht bessere Opferversorgung und bessere Prävention? In dem Fall hier hat das überlebende Mädel doch nix davon, wenn ihre Großmutter statt 5 Jahre 10 Jahre weggesperrt würde. Aber wenn ihre Krankenkasse ihr 5 Jahre Therapie anstandslos zahlt - davon hat sie was. Sie hätte mglw. auch etwas davon gehabt, wenn Alkohol nicht so eine verbreitete, sozial anerkannte Droge wäre, die man problemlos in jedem Supermarkt kaufen kann.


    Dann brauchen sich Alkoholiker ja keine Sorgen machen, wenn sie sturzbesoffen einen Menschen totfahren. Schließlich sind sie schuldunfähig. #flop


    Na, wenn du "alkoholabhängig + "forensische Klinik auf unbestimmte Zeit" + "anschließend ins Gefängnis" + "stark rückfallgefährdet" für keinen Grund zur Sorge hältst... und ich glaube wirklich nicht, dass Alkoholikerinnen und Alkoholiker im Regelfall so denken; die meisten denken wahrscheinlich eher, dass das Leben ohne Alkohol scheiße ist, und nicht viel weiter. Schon gar nicht werden sie im Regelfall sich klar machen, dass sie damit ernsthaft jemandem schaden könnten. Selbst die Leute, die betrunken Auto fahren, denken idR, dass sie das können (weil Alkohol sich auch auf die Urteilsfähigkeit/Selbsteinschätzung auswirkt). Sinnvoll wären daher wirklich eher alle Maßnahmen, die verhindern, dass Leute überhaupt in solche Situationen kommen.

  • Wem darf ich nun also mein Kind nicht anvertrauen: Suchtkranken, Depressiven, Cholerikern, Psychotikern, Borderlinern, Menschen mit Gewalt- und Missbrauchserfahrung da diese ja selbst zu Tätern werden könnten, ... also niemandem, der mir nicht ein ärztliches Attest vorgelegt hat. Weil es im Ernstfall hieße, der Mensch sei ohnehin schuldunfähig?


    Suchst du deine Betreuungspersonen danach aus, dass sie im Fall der Fälle schuldig gesprochen werden können oder wie?


    Ich würde meine Kinder niemandem anvertrauen, bei dem ich das Gefühl hätte, er wäe damit überfordert. Das schliesst (nicht-trockene) Alkoholiker ein. Daher verstehe ich bei der Geschichte auch nicht, was die Kinder nachts bei Oma zu suchen hatten.

  • Was mich irritiert ist dieser Satz aus dem einen Artikel, den shakes verlinkt hat "Wir wissen nicht, ob das Kind in der Lage gewesen wäre, sich zu wehren. Dafür haben wir in der Aussage der Schwester keine Anhaltspunkte gefunden". Wie bitte soll eine 2-Jährige sich gegen eine Erwachsene wehren? Oder meinen sie da die Schwester.

  • Wäre es da nicht sinnvoller, den Blick auf die Opfer zu lenken und z.B. die Hilfen in diesem Bereich zu verbessern? Dass die Geschädigten eben nicht um Therapieplätze und Reha-Maßnahmen kämpfen müssen? Das wäre doch opferfokussiert und konstruktiv.
    Warum fordern die Leute gefühlt immer nur härtere Strafen für irgendwelche Delikte und nicht bessere Opferversorgung und bessere Prävention? In dem Fall hier hat das überlebende Mädel doch nix davon, wenn ihre Großmutter statt 5 Jahre 10 Jahre weggesperrt würde. Aber wenn ihre Krankenkasse ihr 5 Jahre Therapie anstandslos zahlt - davon hat sie was. Sie hätte mglw. auch etwas davon gehabt, wenn Alkohol nicht so eine verbreitete, sozial anerkannte Droge wäre, die man problemlos in jedem Supermarkt kaufen kann.


    Ich weiß nicht, wie es in diesem Fall ist, aber ich kenne (über Arbeit im Frauenhaus) einige vergewaltigte Frauen und die empfanden ein niedriges Strafmaß schon oft als Hohn und Schlag ins Gesicht und Bestätigung für den Täter im Sinne von "war ja nicht so schlimm" und wurden dadurch erneut traumatisiert.


    edit: Ich habe also schon den Eindruck, dass eine längere Strafe dem Opfer bei der Verarbeitung helfen kann, im Sinne von "Du bist nicht schuld, es war schlimm und inakzeptabel was der Täter dir angetan hat, die Gesellschaft steht hinter dir und nicht hinter dem Täter".

    Einmal editiert, zuletzt von kathi27 ()

  • Zitat


    Warum fordern die Leute gefühlt immer nur härtere Strafen für irgendwelche Delikte und nicht bessere Opferversorgung und bessere Prävention?
    .


    Weil man immer noch auf Abschreckung hofft. Will man denkt, dass ein Täter seine Tat nicht begehen würde, wenn er wüsste, er wird gefasst und bestraft.
    Dass das nicht so ist, weiß ich. Aber es fühlt sich richtig an, wenn einer, der was Schreckliches getan hat, bestraft wird.


    Zudem ist es doch mitnichten so, dass das Geld, das der Staat einspart, wenn er jemanden nicht so lange einsperrt, in den Opferschutz fließt. Oder wird das aufgerechnet? Das kann ich mir nicht vorstellen.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • edit: Ich habe also schon den Eindruck, dass eine längere Strafe dem Opfer bei der Verarbeitung helfen kann, im Sinne von "Du bist nicht schuld, es war schlimm und inakzeptabel was der Täter dir angetan hat, die Gesellschaft steht hinter dir und nicht hinter dem Täter". Ziztat von Katie



    Ja da gebe ich dir recht, ich denke dieses Denkmuster ist bei sehr vielen Leute verbreitet und es ist auch nicht der Zeitpunkt während eines Prozesses darüber sich Gedanken zu machen, sondern vorher (natürlich nicht jede Mögliche Konstellation, sonder wie gehe ich mit Schuld um) was dann immer noch sehr hart ist. DAzu kommt ja auch noch die Angst auf Wiederholung oder das man den Täter wiederbegegne kann. Ich möchte noch sagen, dass das natürlich auch ok ist udn von mir nicht negativ dargestellt werden soll.


    Aber das ist doch hier nicht das Problem, dass ist doch "egal" für alle Beteiligten wann die Verurteilte rauskommt!?

    Einmal editiert, zuletzt von Lato ()

  • Zudem ist es doch mitnichten so, dass das Geld, das der Staat einspart, wenn er jemanden nicht so lange einsperrt, in den Opferschutz fließt. Oder wird das aufgerechnet? Das kann ich mir nicht vorstellen.


    Nein. Aber das Geld wird ja ggf. irgendwie locker gemacht, also könnte man es auch sinnvoller einsetzen.



    Was mich irritiert ist dieser Satz aus dem einen Artikel, den shakes verlinkt hat "Wir wissen nicht, ob das Kind in der Lage gewesen wäre, sich zu wehren. Dafür haben wir in der Aussage der Schwester keine Anhaltspunkte gefunden". Wie bitte soll eine 2-Jährige sich gegen eine Erwachsene wehren? Oder meinen sie da die Schwester.


    Ja, das hat mich auch gewundert. Ich vermute, dass es um das Merkmal der Heimtücke geht. Mord ist ja - noch aus den 30er Jahren - so definiert, dass zur vorsätzlichen Tötung eines Menschen noch bestimmte Merkmale hinzutreten, die besonders verwerflich sind. Eines davon ist die Heimtücke. Heimtückisch handelt, wer die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers ausnutzt. Arglos ist, wer sich keines Angriffs versieht und wehrlos ist, wer deswegen in seinen Verteidigungsmöglichkeiten eingeschränkt ist. Und bei so kleinen Kindern geht man eigentlich (jedenfalls habe ich das mal so gelernt #gruebel ) davon aus, dass sie grundsätzlich arglos sind. Hm.



    Ich weiß nicht, wie es in diesem Fall ist, aber ich kenne (über Arbeit im Frauenhaus) einige vergewaltigte Frauen und die empfanden ein niedriges Strafmaß schon oft als Hohn und Schlag ins Gesicht und Bestätigung für den Täter im Sinne von "war ja nicht so schlimm" und wurden dadurch erneut traumatisiert.


    Ja, bei Vergewaltigungen ist es echt schwierig. :S Gerade wenn man es mit dem Strafmaß etwa beim Raub (§§ 249 und 252 StGB) vergleicht.

  • Ähem, bei Kindern geht man davon aus, dass sie noch nicht argwöhnisch i.d.S. sein können, daher dann keine darauf beruhende Wehrlosigkeit und damit keine Heimtücke...


    Die Fähigkeit zum Argwohn; Kinder bilden diese Fähigkeit erst aus, Schlafende nehmen diese Fähigkeit mit in den Schlaf, Bewusstlose haben ebenfalls keine Fähigkeit zum Argwohn...

  • Genau diese Frage hat sich mir beim Lesen auch gestellt.


    Ich suche eine Betreuungsperson nach ganz anderen Kriterien aus.


    Hier habe ich lediglich aufgezählt, was Ausschlusskriterien (für mich) sein könnten, weil das Argument kam, die Eltern hätten der alkoholkranken Großmutter ja nicht ihr Kind anvertrauen dürfen - und wären damit auch Schuld am Tode des Kindes, während die Großmutter juristisch eben lediglich schuldig wegen des Trinkens, nicht aber am Tod des Kindes ist.


    Und ja, ich bilde mir ein (böse von mir #finger), dass höhere statt niedrigere Strafen bei Alkohol- und Drogeneinfluss während einer Tat sehr wohl einen Abschreckungseffekt haben, während mildere Stafen wohl eher das Gegenteil bewirken.

    vOp2p2.png 

    There is no foot too small, that it cannot leave an imprint on this world.

  • Ähem, bei Kindern geht man davon aus, dass sie noch nicht argwöhnisch i.d.S. sein können, daher dann keine darauf beruhende Wehrlosigkeit und damit keine Heimtücke...


    Die Fähigkeit zum Argwohn; Kinder bilden diese Fähigkeit erst aus, Schlafende nehmen diese Fähigkeit mit in den Schlaf, Bewusstlose haben ebenfalls keine Fähigkeit zum Argwohn...



    Ja, genauso habe ich es auch gelernt, und deshalb wundert mich eben die Entscheidung des Gerichts, die offenbar davon ausgingen, dass ein zweijähriges Kind schon argwöhnisch iSd § 211 StGB sein kann.


    (Und denk für die Prüfung daran, dass es umstritten ist, ob Schlafende ihre Arglosigkeit mit in den Schlaf nehmen oder grundsätzlich arglos sind. :P Ich meine, das Problem hätte ich sogar neulich in einer Klausur aus dem 2. Stex nochmal gesehen...)