Warum muss man bei Überbiss eigentlich unbedingt den Unterkiefer kieferorthopädisch nach vorn zwingen?
Meine Kinder haben beide eine Stufe 2, meine Große ziemlich ausgeprägt und bei jeder Kontrolle machen uns die Zahnärztin vehement darauf aufmerksam (als ob wir das nicht selber sehen würden ), dass wohl jeweils eine Spange unausweichlich sein wird. Bei der Großen wollen sie schon mit 7 Jahren anfangen.
ABER da gibts noch mich und meine Wackelzähne: 2 Zahnärzte und auch mein mich jetzt behandelnder Kieferchirurg führen das auf meine eigene Kieferorthopädische Behandlung zurück, bei der der Unterkiefer nach vorn gezogen wurde (Brackets mit diesem Halfter über Jahre). Dadurch wurden die letzten Backenzähne seither wohl falsch belastet (zu starke Scherkräfte für die ursprüngliche Anlagerichtung der Zahnwurzeln) und dadurch im Kieferknochen gelockert. Mundhygiene wurde über die letzten 15 Jahre optimiert, regelmäßige PZR, teilweise alle 3 Monate, Aufbissschienen, alles erfolglos, nach der 2. Schwangerschaft habe ich mir die beiden Zähne ziehen lassen, weil ich teilweise Angst hatte, sie im Essen stecken zu haben - seit einem Jahr mache ich rum mit Knochenaufbau und die Implante sind in einem völlig anderen Winkel angesetzt, wie die ehemaligen Zähne, um eben diese Fehlbelastung zu vermeiden.
FAZIT: Mein Mann ist aus diesem Grund vehement gegen jegliche KFO-Behandlung bei den Tochterkindern.
Ich würde es nicht ganz so kategorisch sehen. Bei der Kleinen, ok, die hat einen nur schwach ausgeprägten Überbiss und der Arzt sagt auch dass der Unterkiefer ja stärker wächst, als der Oberkiefer, so dass es bei ihr wohl ohne Behandlung gehen kann. Auch ihre Zahnsubstanz ist optimal.
Aber meine Große macht mir schon Sorgen: Sie kann nicht mit den Schneidezähnen abbeissen (beisst mit den Backenzähnen ab) und hat von ihrem Vater auch noch einen Zahnschmelzdefekt geerbt. Ich fürchte, da muss schon was gemacht werden. Aber in welchem Ausmaß?
Meine Mutter hatte Zeit ihres Lebens einen ausgeprägten Überbiss und mit den Backenzähnen harte Sachen abgebissen - ging auch. Bei ihr war eher Karies ein Problem - wie halt in der Generation üblich, da die Zahnpflege da noch nicht so den Stellenwert hatte, aber nicht, weil die Zähne schlecht zu pflegen gewesen wären-im Gegenteil: sie hatte größere Zahnabstände und konnte so zeimlich leicht die Zahnzwischenräume säubern (als sie dann später dafür sensibilisiert war).
Also bei meiner Großen wäre es demnach eher ein optisches Problem, der Rest hat "ungewöhnlicher" Gebrauch des Gebisses.die Zähne stehen akkurat nebeneinander, nur halt dieser Überbiss. Seit Generationen in meiner Familie.
Aber bitte: warum wird seit Generationen das Gebiss normiert?
Das muss doch einen Grund haben, dass sich Foltergeräte wie z.B. dieses Herbst Scharnier reihenweise an Kindern montiert wird.
Klar, wenn die Zähne kreuz und quer stehen und sie nicht mehr vernünftig zu reinigen sind und auch Nahrungsaufnahme erheblich erschwert wird, dann verstehe ich die Maßnahme.
Aber ich kenne seit meiner Schulzeit kaum ein Kind, das keine Kieferorthopädische Behandlung hinter sich hat.
Mein Mann vermutet bei der statistischen Verteilung von Überbissen in der Bevölkerung, dass es sich um eine Art evolutionäre Anpassung an veränderte Ernährungsgewohnheiten handeln könnte.
Also ich tendiere ja eher in die Richtung Bionator bei der Großen und sie soll selber entscheiden(dann ist auch die Motivation zum Durchhalten größer). Wenn es aber vom Selbstbewusstsein her bei ihr passt, zu akzeptieren dass ihre Zähne halt so stehen, warum nicht?
Und dann kümmern wir uns halt vorrangig um die Zahnsubstanz, die ja beim langjährigen Dranpappen von Brackets nicht besser wird.
Wäre ich da sehr verantwortungslos, wenn wir so entscheiden?
Was sagen denn hier die Fachleute?
Hat hier jemand ähnliche Entscheidungen getroffen?
Püh, lang geworden