Dialektplauderei: warum, wieso, weshalb...

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    • Offizieller Beitrag

    Ich kann nicht gut niederländisch, ich verstehe es nur gut - ausser halbwegs akzentfrei nach Grabungswerkzeug fragen, komme ich selbst nicht weit.


    Auf die Gefahr hin, dass Anja eine linguistische Krise kriegt, meine Idee zur "Verwandtschaft": ich denke, die Dialekte im alemannischen Raum und die im niederländischen sind vom "Hochdeutschen" schon ungefähr gleich lang getrennt und enthalten deshalb altmodische Elemente. Und dann kommt dazu, dass alemannisch Sprechende ja meist Hochdeutsch und Englisch als Fremdsprache gut beherrschen. Mit der Mischung ist das Holländisch für uns einfacher zu "knacken".


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Das Niederländisch hat die zweite Lautverschiebung nicht mitgemacht. Ist übrigens auch für deutsche Muttersprachler sehr leicht erlernbar, von den falschen Freunden mal abgesehen.


    http://www.uni-muenster.de/Hau…ratur/63/einfuehrung.html


    Ich glaube, die alemannischen Dialekte haben diese Lautverschiebung eben auch nicht mitgemacht.


    Warum Niederländisch nun eine Sprache ist und CH-Deutsch nicht verstehe ich nicht.

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • ich auch nicht.


    edit: dialektmusik mag ich z.t. gern. aber es spielt ja doch eine rolle, welche art der musik das ist. zwischen BAP und musikantenstadl liegen ja welten. ergo finde ich nicht alles gut, nur weil es in dialekt vorgetragen wird.

  • Warum Niederländisch nun eine Sprache ist und CH-Deutsch nicht verstehe ich nicht.


    Ich hab mal irgendwo gelesen (super Quellenangabe :D ), dass das daran liegt, dass die Schweiz eh schon mehrsprachig ist. Würde da nur (Schweizer)deutsch gesprochen hätte es wahrscheinllich den Status einer eigenen Sprache.
    Irgendwer hatte hier ja auch schon festgestellt, dass die Definition Sprache/Dialekt sehr von der Politik und bewusst gezogenen Grenzen abhängig ist.

  • mich würde ja noch interessieren, wie viele von euch schwäbisch lernen und täglich sprechen würden, wenn sie (vorübergehend) nach tübingen ziehen würden.
    wohlgemerkt, wenn der eigene dialekt ein gänzlich anderer wäre oder es gar keinen geben würde. und damit meine ich nicht die übernahme einzelner lokaler begriffe (was ich für selbstverständlich halte), sondern die gesamte aussprache verändern würden.

    • Offizieller Beitrag

    Zusätzlich ist das Schweizerdeutsche ein Konglomerat ober-, hoch-, höchst- und wie sie noch alle heissen alemannischer Dialekte - das niederländische ist da einheitlicher. Obwohl, das Limburgische gilt als "eigentlich ist das ein deutscher Dialekt".


    Andere Mundart lernen: ja würde ich. Bzw, bliebe mir in den meisten Regionen nichts anderes übrig, als mich der gängigen Umgangssprache anzupassen, in Tübingen käme ich vielleicht noch wohin, in Hamburg könnte ich nicht mal Brötchen kaufen.
    Ob die Umgangssprache dann Hochdeutsch oder Dialekt ist, wäre erst mal hintergründig für mich.
    Aber ich mag Sprachen auch und quetsche Leute gerne mal über die Spezialitäten ihrer Mundart aus - ein Kurs in Tübinger Schwäbisch würde mir wohl Spass machen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Im hessischen Hinterland würde es keinen Kurs geben. Ich komme ja im weitesten Sinn von dort und konnte mich mit den alten Leuten eben nicht verständigen. Ein Ex hatte eine Oma deren Fragen ich abwechselnd mit "ja" und "nein" beantwortet habe. Oder irgendwie zustimmend was gebrummelt habe... Die Dialekte waren da teilweise so krass unterschiedlich dass die Leute sich im Nachbardorf schon nicht mehr verstanden haben.

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • oh, ich vergaß die folgenden prämissen für meine umfrage (die leider keine echte ist):

    1) man wird überall hervorragend verstanden, weil man so spricht, wie der nachrichtensprecher.
    2) das lernen des lokalen dialekts wird als anbiederei empfunden. (buchtip dazu: http://www.amazon.de/Gr%C3%BCezi-Gummih%C3%A4lse-Deutschen-manchmal-Nerven/dp/3499624036/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1378027689&sr=8-1&keywords=gummih%C3%A4lse)
    3) man will gar nicht jahrzehnte dableiben und wird im allgemeinen auch ohne dialekt als sympathisch und nicht überheblich wahrgenommen.

    • Offizieller Beitrag

    Würde ich ich das kleine Heimatdörfchen meines Mannes ziehen, dann käme ich nicht drumherum, einen gewissen Wortschatz aus dem dortigen Dialekt in meine Sprache zu integrieren, gewissen Eigenheiten meiner Aussprache zu verändern und längerfristig hätte das bestimmt bis zu einer gewissen Grenzen (ich bin Aussprachetalentbefreit) eine Übernahme das Dialekts zur Folge.


    Nur schon, weil ich vermeiden möchte, dass manche Mitmenschen dort wie bis anhin bei jedem meiner Sätze kreischt. "Ach, wie goldisch, saa das nommol!" ;)

  • aber dass man bestimmte begriffe, die vor ort üblich sind, verwendet, ist doch selbstverständlich. das schrieb ich ja oben auch.


    wir sagen heute noch, nach mehr als zwei jahren, "thek", "znüni" usw. hier familienintern in berlin, weil die kinder diese begriffe verinnerlicht haben.


    das reicht aber vielerorts eben gerade NICHT. das ist mein punkt (die ganze zeit übrigens). ich verstehe ernshaft nicht, warum ich so schlecht verstanden werde. #gruebel

  • mich würde ja noch interessieren, wie viele von euch schwäbisch lernen und täglich sprechen würden, wenn sie (vorübergehend) nach tübingen ziehen würden.


    prämissen für meine umfrage (die leider keine echte ist):

    1) man wird überall hervorragend verstanden, weil man so spricht, wie der nachrichtensprecher.
    2) das lernen des lokalen dialekts wird als anbiederei empfunden. (buchtip dazu: http://www.amazon.de/Gr%C3%BCezi-Gummih%C3%A4lse-Deutschen-manchmal-Nerven/dp/3499624036/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1378027689&sr=8-1&keywords=gummih%C3%A4lse)
    3) man will gar nicht jahrzehnte dableiben und wird im allgemeinen auch ohne dialekt als sympathisch und nicht überheblich wahrgenommen.


    Wenn es erforderlich ist, den lokalen Dialekt zu lernen, um dort sozial oder beruflich eine ernsthafte Chance zu haben UND ich auf eines von beidem Wert lege, würde ich mir wohl die Mühe machen.
    In deinen früheren Beiträgen klang es danach. Die Prämissen (2) und (3) klingen jetzt eher nach dem Gegenteil.


    Wäre ich zu meine Verwandten aufs Dorf gezogen, zum Beispiel um mich dort als Anwältin niederzulassen, hätte ich bestimmt versucht, den Dialekt zu lernen. Wie viel Mühe ich da rein gesteckt hätte, hätte sicherlich davon abgehangen, wie wichtig der Dialekt dort noch ist (in Hessen: Tendenz abnehmend; wichtiger wäre wohl ein gewisser Zungenschlag, der gsd einfacher zu lernen ist).



    In dem Buch, das VivalaVida verlinkt hat, heißt es, das schweizerische Wort für "Makler" sei "Verwalter". Echt? Ein Verwalter ist hier jemand, der sich um vermietete Häuser kümmert (durchaus auch darum, sie wieder zu vermieten). Ein Makler vermittelt hier nur die Mietverträge. Unterscheiden die Schweizer da nicht?

  • also ich war neidisch auf meine kollegin, die schweizer deutsch gelernt hatte und wäre ich länger in der schweiz geblieben, hätte ich es auch gelernt, weil es sich für mich einfach wie die genuine sprache dort angefühlt hat. ich fand es sehr höflich von meinen schweizer Kolleginnen, mir zu liebe dinge zu wiederholen, die ich nicht verstanden hatte. die kollegin, die schweizer deutsch sprechen konnte, hatte einen ganz anderen stand bei den schweizer Kolleginnen, was ich auch nachvollziehen konnte.


    in Konstanz habe ich keinen Dialekt gelernt und hätte auch keinen grund dafür gesehen. vielleicht ist der unterschied, dass ich in dem einen Land Ausländerin war (mitsamt ausländer-ausweis, eine wirklich lehrreiche Erfahrung) und in dem anderen nicht. möglicherweise liegt die unterschiedliche Einschätzung auch darin begründet, dass Baden-Württemberg kein Staat ist.


    würde ich aber in der lausitz wohnen, würde ich wahrscheinlich wenigstens rudimentär sorbisch lernen, obwohl dort deutsch Amtssprache ist. #weissnicht für mich signalisiert das einfach ein Interesse an den menschen und ihrer Kultur.


    ich finde es total akzeptabel, dass schweizer schweizerdeustch als ihre eigentliche sprache empfinden, auch wenn schriftdeutsch Amtssprache ist. da sie die einheimischen sind, haben sie die deutungshoheit, nicht wir als Ausländer. wer bin ich, jemand anderem vorzuschreiben, welche "seine" sprache ist? und mit jemandem in seiner eigenen sprache in kontakt zu treten, ist einfach noch mal was anderes. nun hast du erlebt, dass es als anbiedern ausgelegt wurde, wenn ein deutscher schweizerdeutsch gesprochen hat. das deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen,d eswegen komme ich zu anderen schlüssen.

  • ja, das buch lohnt sich ganz sicher, um zu verstehen, was ich hier darzulegen versuche. und nein (auch wenn das jetzt bestimmt gleich kommt) das buch ist keine individualmeinung. es wurde von den schweizern medial GEFEIERT. und ja, auch meine und rosarots erfahrung hat relevanz.


    hier mal ein auszug aus der "hilfreichsten" (von den amzon-kunden bewertet) aller 48 rezensionen:


    "Als ich das Buch in der (deutschen) Buchhandlung sah, war ich sehr interessiert und habe es mir blind gekauft. Schließlich war auch ich zeitweise beruflich in der Schweiz und habe dort die Resentissements gegenüber Deutschen selbst miterlebt. Also wollte ich mehr erfahren und erhoffte mir von diesem Buch die Antwort. Leider bleibt der Autor meines Erachtens die Antwort schuldig. Er wird zwar nicht müde, auf über 200 Seiten die vielfältigen Vorurteile zu nennen und auch weiter zu schüren, aber wieso/weshalb/warum, diese Fragen bleiben unbeantwortet. Denn ich gehörte sicherlich nicht zu denjenigen, die sich (wie im Buch genannt) den Schweizern anzubiedern versucht haben, ich habe nicht versucht Schwytzerdütsch zu sprechen..."

  • VivaLaVida, ich verstehe das nicht so richtig. Die ganze Zeit klang es, als sei dir in der Schweiz vorgeworfen worden, dass du den lokalen Dialekt nicht sprichst. Jetzt schreibst du auf einmal, es gelte dort als anbiedernd, Schweitzerdeutsch zu lernen. Widersprichst du dir da oder verstehe ich was nicht oder warst du mit solch widersprüchlichen "wie ich's mache, mache ich's falsch"-Anforderungen konfrontiert?

  • ganz genau.


    (hier klingt das natürlich ganz anders. aber nur, weil die hier vertretenen schweizer ganz anders sind, sagt das nichts über das allgemeine klima im land aus.)


    rosarot hat es ja auch erwähnt:


    Zitat

    War aber auch schwierig, dass ich als Ausländer Dialekt spreche war definitiv nicht erwünscht, Schriftdütsch aber auch nicht wirklich. Ich glaube Engländer haben es leichter.

  • @SSH: genau auf den Punkt gebracht. Wie ich es mache ist es falsch.


    Für mich hat sich der Kurs und meine Bemühungen dennoch gelohnt. Ich habe ein Jahr mit Kindern gearbeitet und die mochten mein Schweizerdeutsch... Hochdeutsch verstanden sie aber auch fast hervorragend und sprachen es auch, bevorzugt in Rollenspielen, vielleicht weil es dann etwas von Fremdsprache, anderer Charakter oder "wie die im Fernsehen" hatte.

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • Waren das dieselben Leute, die sich so widersprüchlich äußerten? oder verschiedene? Dieselben könnte man ja einfach drauf ansprechen, bei unterschiedlichen Leuten wäre es eine Prioritätenfrage…
    Ging es dabei überhaupt um die Sprache oder mehr um ein "euch wollen wir hier nicht haben"?


    In Deutschland ist es ja auch so, dass man als Zugezogene oft erstmal sehr viel investieren muss, bis man akzeptiert wird, und dass es je nach Umfeld zwischen kurzer Zeit und mehreren Generationen dauert, bis man nicht mehr als "fremd" wahrgenommen wird. Im studentischen Umfeld, wo keiner was zu verlieren hat und international = cool ist, geht's schneller, im Dorf etwas länger…
    http://regiowiki.hna.de/Kasselaner

  • würde ich aber in der lausitz wohnen, würde ich wahrscheinlich wenigstens rudimentär sorbisch lernen, obwohl dort deutsch Amtssprache ist. #weissnicht für mich signalisiert das einfach ein Interesse an den menschen und ihrer Kultur.


    Ehrlich? Also in meiner Heimatstadt in der Lausitz hatten wir zwar ein Niedersorbisches Gymnasium und die doppelte Straßenbeschriftung usw., aber Leute die im Alltag sorbisch sprechen kannte ich zum Beispiel garnicht. Ich kann mir vorstellen, wenn man in ein kleines Dorf zieht in dem die Sorben noch stärker vertreten sind findet man vielleicht auch jemanden, der die Sprache spricht, aber ich glaube in großen Teilen der Lausitz, gerade in den größeren Städten ist das eher Ausnahme als Standard.
    Ich kann natürlich falsch liegen, vielleicht habe ich da einfach in der falschen Ecke der Lausitz gewohnt, aber ich glaube wenn man nicht selbst Sorbe ist bzw. sich aktiv auf die Suche nach "Mitsprechern" macht kann man die Sprache zwar gern aus Interesse lernen, es wird aber auch nicht negativ auffallen wenn man es nicht tut. #weissnicht

    • Offizieller Beitrag

    Also das einzige, was mir die Zehennägel hochrollt wenn jemand versucht CH-Deutsch zusprechen ist, wenn die Person so ein frisch-fröhlich-hoppla-hier-bin-ich "Grüüüützi" in den Raum schmettert. Ich habe deshalb mit meinem Mann ein Intensiv- "Grüezi"-Trainig gemacht, als er hier her gezogen ist. "Grützi" schmerzt in meinen Ohren, dann lieber ein "Guten Tag". Wirklich. Da stehe ich dazu.


    Ansonsten hängt natürlich viel vom individuellen Sprachtalent ab. Ich habe mal eine Weiterbildung besucht, das war eine junge Frau dabei, die in der Schweiz studierte. Sie war seit einem Jahr in der Schweiz, hatte einen Kurs besucht und sprach so perfekt Schweizerdeutsch, dass ich da keinen Unterschied zu jemandem der hier geboren wurde feststellen konnte. Das war sagenhaft.


    Mein Mann spricht oft zu schnell. Aber manchmal, wenn er sich beklagt, dass ihn wieder jemand nicht verstanden hat, muss ich auch schmunzeln und sagen, dass der mich auch nicht verstanden hat, weil er vermutlich ziemlich schlecht hört. Will sagen; mein Mann hat oft auch eine schlechte Verständing an der Sprache aufgehangen und andere Gründe, wie Schwerhörigkeit, gar nciht in Betracht gezogen. EIn wenig ein Tunnelblick, sozusagen.

  • Also das einzige, was mir die Zehennägel hochrollt wenn jemand versucht CH-Deutsch zusprechen ist, wenn die Person so ein frisch-fröhlich-hoppla-hier-bin-ich "Grüüüützi" in den Raum schmettert. Ich habe deshalb mit meinem Mann ein Intensiv- "Grüezi"-Trainig gemacht, als er hier her gezogen ist. "Grützi" schmerzt in meinen Ohren, dann lieber ein "Guten Tag". Wirklich. Da stehe ich dazu.


    Geht es darum, dass die Leute das "e" weglassen?
    (das liest sich ja schon furchtbar.)


    hatte einen Kurs besucht und sprach so perfekt Schweizerdeutsch


    Das heißt, es gibt Sprachkurse? Auch für den jeweiligen regionalen Dialekt? 8o Das ist ja cool.
    (Jetzt habe ich sogar noch gegoogelt: http://www.tagblatt.ch/ostschw…ekt-lernen;art186,1377544 )