Angst vor "Kinderfänger"

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  • Mein kleines Kind hat ganz schlimme Angst vor "Kinderfängern".

    Das war letztes Jahr (aus hier aktuellem Anlass) Thema bei uns.

    Die Aufklärung / Kommunikation habe ich offensichtlich total verbockt.

    Sie thematisiert das wirklich täglich, oft mehrmals. Sie kann nicht den kleinsten Gang
    allein machen, weil ja ein Kinderfänger lauern könnte. Immer wieder erzählt sie,
    was sie machen würde, wenn ein Kinderfänger kommt. Jedes Geräusch führt sie darauf zurück. ;(

    Mir dreht sich dann jedes Mal der Magen um, denn auch ich habe schreckliche Angst, dass uns sowas
    passieren könnte. Wenn ich Zeitung lese, ein Buch, einen Film schaue - immer spiele ich gedanklich durch
    wie es wäre, wenn es uns träfe. Ich meine die Ohnmacht, das Entsetzen und die Wut zu spüren ;( . Ich habe
    das eindeutig zu oft im Kopf.

    Ich weiß wirklich nicht so Recht, wie ich damit umgehen soll. Ich würde meiner Tochter gern diese Angst nehmen -
    aber wie bloß???

    Was sind eure Gedanken dazu???

    LG

    2 Mal editiert, zuletzt von Tilda (28. August 2013 um 19:13)

  • ohje, ich denke da musst du zuerst an deiner Angst arbeiten, das überträgt sich aufs Kind. Kannst du das mit einer Therapeutin besprechen?
    alles Gute für Euch?

    Grosser Sohn: Nov. 02
    Mittlere Tochter: Juni 05
    Kleine Tochter: Juni 09

    Einmal editiert, zuletzt von Morgenmuffel (28. August 2013 um 19:18)

  • Das hört sich schon so an, als wenn deine Ängste sich auf dein Kind übertragen hätten. Leider geht das ziemlich leicht, denn die Kinder haben da feine Antennen für.
    Die Frage ist, wie kommt ihr da raus? Ich sehe leider mit meinem Programm keine SIgnaturen und weiß daher nicht wie alt deine Tochter ist. Aber darf sie altersangemessen sich auch frei bewegen... also traust du ihr das zu? Lässt du sie auch mal ein paar Meter alleine gehen?

    Gibt es bei euch vielleicht Selbstverteidigungskurse für Kinder? Dann bekommt sie Handlungsmöglichkeiten, was man im Fall des Falles tun könnte, denn nur so kann man sich doch stark fühlen.

    Ob du einen Therapeuten brauchst, weiß ich ja nu nicht. Aber ich würde schon gucken, dass du dir deine Ängste anschaust. Woher stammen sie und wie real sind sie (es laufen ja nicht ständig Kinderfänger herum)? Was tust du selber gegen Ängste und kannst du deiner Tochter das zeigen?

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

    Einmal editiert, zuletzt von Miriam (28. August 2013 um 20:11)

  • Hallo :)

    Das hört sich sehr belastend für dich an. De facto ist es sehr unwahrscheinlich, dass euch sowas passiert. Demnach ist deine Angst doch übermäßig im Verhältnis zur Wahrscheinlichkeit. Deinen Beschreibungen zu Folge schränkt dich deine Angst ein und überträgt sich auf dein Kind.

    Ich würde dir Raten, deine Angst mit einer Therapeutin zu bearbeiten, es sei denn du schaffst es selbst sie loszulassen. Ich kenn mich mit irrationalen Ängsten leider sehr gut aus..... Es hilft mir ungemein einen Blick von außen drauf zu werfen.

    Alles Liebe dir!

  • Therapie klingt immer gleich so krass.. oft hilft ja auch ein einmaliges Gespräch mit einer dafür kompetenten Person schon sehr, Dinge zu reflektieren und zu ueberdenken. Das muss ja nicht mal unbedingt ein Psychologe sein..

    Kennst du emotionelle erste Hilfe? Das hat uns sehr geholfen. Kannst ja Mal googlen ob es da in Deiner Naehe was gibt.

    kLeiN- uNd GrOß-SchrEibUnG hat mein Handy gefressen...

  • Miriam, meine Tochter ist 3 1/2. Wir wohnen auf dem Land, es gibt viele Kinder. Sie haben relativ schnell einen verhältnismäßig großen Bewegungsradius. Sie hat also schon sehr viele Freiheiten.

    Klar, meine Angst ist belastend so wie jede Angst belastend ist. Trotzdem sind Ängste ja auch normal. Ich kann insoweit damit umgehen, dass ich mir die Realität vor Augen halte, mich auf schöne Dinge konzentriere etc..
    Also krankhaft kam es mir jetzt nicht vor und gleichzeitig wäre es natürlich schön, wenn ich die Ängste "loslassen" könnte.
    Wie könnte sowas aussehen?

    Woher die Angst kommt: keine Ahnung. Glücklicherweise gibt es in meinem Umfeld niemand, der in irgendeiner Weise betroffen wäre von dem Thema. Mit der Geburt des ersten Kindes kam die Angst, dem Kind könnte etwas zustoßen, zu Schaden kommen.

    Falls tatsächlich Therapie: was für eine Therapeutin würde man da wohl sinnvollerweise aufsuchen? Verhaltenstherapie???

    Also ich muss an mir arbeiten und dann wird auch die Kleine wieder entspannter? Und sonst kann ich für sie nichts tun?
    Erklärungen wie "hier kann dir nichts passieren. In unser Haus kann kein Kinderfänger kommen etc. hilft auf jeden Fall nicht.

    Reeza
    Danke, werde ich erst einmal googeln. Habe ich noch nie von gehört.

    2 Mal editiert, zuletzt von Tilda (28. August 2013 um 21:17)

  • Ich würde es auf jeden Fall auch auf der kognitiven Ebene versuchen. "Kinderfänger" sind ja eh schon Thema bei euch, dann würde ich mich auch mit dem Kind gemeinsam gedanklich damit auseinandersetzen. Ihr könntet zum Beispiel nachschauen (bzw. du), wie viele Kinder eigentlich jedes Jahr von fremden Menschen entführt werden (mein Tipp: wahrscheinlich irgendwas zwischen 0 und 1…). Und wie viele Kinder es überhaupt gibt.
    Dann würde ich versuchen, das zu veranschaulichen. Es gibt so viele Kinder, wie es Sandkörner in diesem großen Haufen Sand gibt. Und davon erwischt es mal ein einzelnes Sandkorn. Oder vielleicht findet ihr andere Vergleiche, vielleicht auch was beruhigenderes.

    Mich beruhigt es auch, mir bei Ängsten zu überlegen, wie ich im Falle eines Falles reagieren würde. Nach einem Überfall beim Jogging habe ich einen Selbstverteidigungskurs gemacht, das war definitiv eine gute Idee. Deine Kleine ist ja nun erst drei, also zu klein für einen richtigen Kurs. Aber vielleicht würde es ihr – wo sie eh schon Was-wäre-wenn spielt – auch helfen, wenn ihr sagtet: wir bringen dir jetzt bei, wie man sich wehrt? Oder vielleicht würde es auch dir für dich helfen? Ich fand das wirklich prima und habe nur aus gesundheitlichen und zeitlichen Gründen aufgehört.

    Ein Trick könnte auch sein, mal bei der Polizei anzurufen und zu fragen, ob es ok wäre, wenn ihr in einer ruhigen Stunde auf der Wache vorbeikommt und eine nette Polizistin dem Kind erklärt, dass es keine Angst zu haben braucht? Manchmal haben Außenstehende da ja mehr Gewicht. ;)

  • Ich frage mich gerade inwiefern das letztes Jahr bei Euch Thema war. Also warum war es nötig das mit einer noch nicht mal 3-jährigen zu besprechen. Meine Tochter ist ebenfalls 3,5 Jahre und baut manchmal aus lauter Entdeckerfreude solchen Bockmist, dass ich sie nicht guten Gewissens draußen ohne Aufsicht spielen lassen würde (gut, wir leben in der Stadt, das ist vielleicht doch etwas anderes). Jedenfalls wüßte ich gerade keinen guten Grund, der eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema rechtfertigen würde. Klar, dass sowas Angst macht. Wir hatten als Grundschüler noch eine gewisse Angst vor Kinderfängern (oder haben zumindest Orte gekannt, wo die leben sollten und diese mit respektvollem Bogen gemieden). Aber die anderen haben schon recht: Du wirst ihr die Angst nicht nehmen können, wenn Du selbst soviel Angst mitbringst. Und auch dann: Meine Tochter hatte bis vor kurzem panische Angst vor jedem Taubenruf. Keine Ahnung woher. Aber gegen diese Angst war kein Kraut gewachsen. Wir haben nur immer wieder ruhig erklären können, dass Tauben gewöhnliche Vögel sind und nichts tun. Jetzt scheint sich diese Angst endlich gelegt zu haben. Aber es hat einfach einen bestimmten Reifungsprozess gebraucht.

    Yeza

    My life falling apart

    Over and Done!

  • Was sagt denn ihr großer Bruder zum Thema "Kinderfänger"? Wenn der keine Angst davor hat, und z.B. den Schulweg alleine bewältigt, könnte das vielleicht auch die kleine Schwester beruhigen?

  • Schau mal, das hier habe ich eben noch dazu gefunden:

    Interview zur aktuellen Kriminalitätsstatistik in NRW
    Auszug:

  • @Susan
    Toll!!! Genau sowas wollte ich hören #liebdrück #super . Da ist einiges dabei, was ich auf jeden Fall probieren werde.

    Yeza
    Im letzten Jahr wurde ein Erstklässer bei der Bushaltestelle angesprochen. Er sollte in ein Auto einsteigen, der Mann sollte ihn angeblich zur Mutter bringen. Eine andere Mutter bekam das mit und kam näher, dann fuhr der Fahrer schnell los. Nach diesem Vorfall durften die Kinder nicht mehr alleine aus dem Kindergarten nach Hause gehen. Im Kindergarten wurde darüber geredet, auch die Kinder redeten untereinander. Das bekam auch die Kleine mit, so dass ich es für sinnvoll hielt, auch mit ihr darüber zu reden. Eigentlich um ihr die Unsicherheit zu nehmen. Aber das hat ja wohl nicht geklappt.

    Der Große thematisiert das nicht. Er macht sich da keine Sorgen.

  • Liebe Tilda,

    als erstes: mach dir keine Vorwürfe. Bei mehreren Kinder passiert so etwas (leider). Das kann man nicht verhindern. Manchmal habe ich bei meiner Mittleren den Eindruck, das sie gerade deshalb ängstlicher ist, weil der große so sorglos ist. #weissnicht Die beiden kleinen haben allerdings mache Themen schon etwas früh mitbekommen.

    Ganz wichtig finde ich: Wie reagierst du bei ihren Äußerungen. Kinder in dem Alter haben ja oft vor den (für uns) verrücktesten und unrealistischten Dingen Angst. Wenn du überzeugt bis, das dies nicht passieren kann - hilft ihr das sehr. Zumindest bei ihrer Angst bei euch im Haus könntest du vielleicht damit Erfolg haben.

    Meiner Erfahrung nach ist das auch ganz wichtig, was Susan schrieb.
    Überlege doch mal, was sie (ihr) TUN kann (könnt), was ihr hilft. Das kann von einem Armband mit Handynummer (da gibt es so niedliche) - über ein Schutzkuscheltier ( Schlüsselanhänger ?) bis zu Laut-Schrei-Übungen alles mögliche sein.

    Und dann braucht es einfach auch Zeit.

  • Ich glaube es ist wichtig die Angst selber erstmal nicht direkt klein zu reden, denn sie ist ja real. Ich verfalle immer wieder in diesen Fehler, weil mein Kleiner auch unter extremeren Ängsten leidet. Wenn ich ihm z.B. sage, dass er keine Angst haben soll vor den doofen Wespen, dann bringt ihm das eigentlich rein gar nichts. Er weiß dann, dass ich vielleicht seine Angst unsinnig finde, aber davon geht sie ja nicht weg. Sinnvoll war hingegen zu zeigen, dass ich selber nicht übermäßig Angst vor Wespen habe, zeigen was man praktisch tun kann (nichts essen) und wir haben mal eine Wespe eingefangen und sie genauer betrachtet.

    Kinderfänger, Brandstifter, Tyrannen etc. sind schwerer greifbar. Das macht es so kompliziert. Und mit 3,5 J. wohl erst Recht.

    Oft erreicht man aber auch über die Zeit durchaus was. Man kann so ein Angstproblem wohl nicht mal auf die Schnelle lösen, aber ich würde es auch wie oben beschrieben versuchen: die Wahrscheinlichkeit kindgerecht darstellen. Und sich darauf einstellen, dass man das öfter zeigen wird dürfen.
    Und als Handlungsstrategie: Schreien lassen. Das versuche ich sporadisch bei meinen Kindern auch immer mal wieder ins Gedächnis zu verankern, denn das hilft vermutlich am besten, wenn man sofort Aufmerksamkeit erregt.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

    Einmal editiert, zuletzt von Miriam (28. August 2013 um 22:35)

  • Verkehrsunfälle sind viel gefährlicher und wahrscheinlicher als dass deine Tochter von einem Kinderfänger entführt wird (und auch wahrscheinlicher; bei Kindern unter 10 Jahren die Haupt-Todesursache in Deutschland, glaube ich).

    Langfristig muss dein Kind damit klarkommen, draußen alleine/ohne Erwachsene klarzukommen (du kannst sie ja nicht bis zur 10. Kl. in die Schule bringen). Aber halt: langfristig.

    Meine Kinder (7 und 10 Jahre) sind ständig draußen, ohne dass ich genau immer wüsste, wo sie sind. Sie haben auch kein Handy dabei oder so. Sie sind verkehrssicher und auch zuverlässig, dass Sie nicht zur Hauptstraße gehen (hoffe ich jedenfalls). "Angst" habe ich auch manchmal (vor Kinderschändern ehrlich gesagt überhaupt nicht, aber halt vor Unfällen - beide sind recht wild), aber mein gutes Gefühl darüber, wie selbstständig beide schon sind, überwiegt da eindeutig.

    Vielleicht geht deine Angst ja weg, wenn du dich selbst darüber freust, dass sie am Wochenende alleine zu einer Freundin geht, alleine Brötchen holt, alleine zur Schule geht usw. usw. - wenn sie soweit ist, natürlich. Und wenn du dir das jetzt schon vorstellst, wie toll das sein wird.

    Hagendeel