Kulturunterschied in der Klassenkasse

Hallo,

In unserer Klasse (also da, wo ich arbeite) gibt es kein Kind mit mulimischem Hintergrund und trotzdem gibt es immer wieder einige Kinder, denen die Lehrerin hinterherlaufen muss. Die Gründe sind verschieden und reichen von "Es ist wirklich eng" bis "Ups - total verpeilt",

Eine "Klassenkasse" im eigentlichen Sinne gibt es daher gar nicht, nur eine von der Lehrerin verwaltete "Vorauskasse", aus der Fahrscheine, Eintrittspreise usw. gezahlt werden, also Geld dass so oder so in nächster Zeit eingesammelt werden würde und es wird klar vorher gesagt, wieviel wofür gedacht ist.

Das Thema "schwarze Kasse" stünde sonst nämlich auch im Raum.

Für den Hort hab ich´s daher auch abgeschafft. Ich hab keine Lust, einigen Familien ein halbes Jahr wegen 5€ hinterherzulaufen, das macht allen Beteiligten nur unnötig schlechte Gefühle. Oder daß jemand es ganz genau nimmt und uns verpetzt.
Dann gehen manche Sachen eben nicht mehr oder erst, wenn wir ev. mal irgendwann irgendwoher etwas Geld für die Gruppe bekommen haben.

Aber einen kulturellen Zusammenhang kann ich nicht erkennen.

Zitat von Mondschein

Aber man könnte ja mal das Geld für die "schwarze Kasse" einklagen...

Versteh ich jetzt nicht.

Allerdings denke ich auch, was Klassenkasse angeht:

Man kann freundlich und von Zeit zu Zeit erinnern, mehr nicht. Und ich würde mich dann auch nicht aufregen. Wozu darauf Energie verschwenden. Wenn in der Klasse 26 Kinder sind und vier zahlen die 10 Euro nicht ein, trägt über's Jahr gesehen jeder Schüler 1,82 Euro. Am Ende wird die Klassenkasse nicht aufgelöst oder anteilig an die abgehenden Kinder ausgezahlt. Es ist ein Gemeinschaftgedanke, und wer da nicht mitmachen mag, naja, der tut es nicht. Auch wenn es für de Gemeinschaft unschön ist.

Ich hatte hier ja eigentlich nur geschrieben um verständlich zu machen wie belastend Klassenkassen sein können, wenn man nicht flüssig ist.

Bei uns in der Grundschule ging es NIE um 5€. Das Minimum war 35€ und das Maximum 80€.

Die Familien waren durchgehend sehr wohlhabend und da wurde zum Geburtstag der Lehrerin schon mal über die Stränge geschlagen. (Getöpferte Riesenfigur aus dem Gartencenter etc.).

Im Nachhinein denke ich, hätte ich mich widersetzen sollen. War mir aber peinlich und meine Tochter hatte es als Zugezogene "aus dem fernen München" eh schwer.

Zur rechtlichen Seite:

Zitat von Wikipedia

Als Klassenkasse wird das Geldkontingent einer Schulklasse bezeichnet. Es entsteht unter anderem aus regelmäßigen (z. B. monatlichen) Beiträgen der Schüler oder Eltern, aber auch aus Überschüssen von bereits bezahlten Unkostenbeiträgen (z. B. für Klassenfahrten) und anderen Erträgen (z. B. Verkaufsaktivitäten).Eine Klassenkasse, die jedoch nicht obligatorisch ist, wird vom Klassenlehrer oder von einem von der Gemeinschaft gewählten Kassenwart verwaltet. Sofern vorhanden, kann das Geld zum Kauf von Unterrichtsmaterialien, für die Neugestaltung des Klassenraumes und zur Finanzierung von schulischen Exkursionen genutzt werden.
In einigen Spielshows für Kinder treten Schulklassen im Fernsehen gegeneinander an. Preise können dann Geld für die Klassenkasse sein.
Schwierigkeiten können auftreten, wenn einzelne Schüler oder Eltern nicht an der Klassenkasse teilnehmen möchten. Eine Pflicht zur Teilnahme besteht grundsätzlich nicht. Sofern keine ausdrückliche Vereinbarung über die Klassenkasse getroffen wurde, hängt die Beantwortung von Streitfragen häufig von der Auslegung des Willens der Eltern und den Grundsätzen des Gewohnheitsrechts ab. So dürfte ein Rückzahlungsanspruch bei vorzeitigem Verlassen der Klasse problematisch sein. Einige Klassenlehrer lehnen die Führung einer Klassenkasse ab, da es keine öffentlich-rechtliche Grundlage dafür gibt und der Lehrer sich aufgrund seiner besonderen Machtposition in Rechtfertigungszwang begeben kann. In diesem Fall kann ein Mitglied der Elternschaft die Klassenkasse verwalten, ist dann jedoch auch für die entgegengenommenen Geldbeträge verantwortlich und rechenschaftspflichtig.
Sofern man bei klaren Zweckbestimmungen die Anwendung des Rechts der BGB-Gesellschaft annimmt, trifft man auf die Schwierigkeit, dass dann nur einstimmig über das eingezahlte Geld verfügt werden dürfte. Ob eine BGB-Gesellschaft oder etwa ein Auftrag vorliegt, dürfte im Einzelfall zu entscheiden sein. In der Regel dürfte anzunehmen sein, dass der Wille der Elternschaft dahin geht, dass kleinere Beträge auch ohne Zustimmung aller Eltern aufgewendet werden dürfen. Bei Entscheidungen über große Beträge oder die Klassenkasse im Ganzen sollte jedoch auf einer Versammlung entschieden werden. Bei abzusehenden größeren Schwierigkeiten sollte man die Auflösung der Klassenkasse und Rückzahlung der Beiträge erwägen oder im allgemeinen Einverständnis etwa einem einzelnen Elternteil dessen Beiträge zurückerstatten. Eine Veruntreuung des Geldes ist strafbar.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Klassenkasse

Da ist nichts illegal. Es handelt sich um Einverständnis und Brauchtum.

Zitat von Seerose

Ich hatte hier ja eigentlich nur geschrieben um verständlich zu machen wie belastend Klassenkassen sein können, wenn man nicht flüssig ist.

Ja, das kenne ich auch, und ich verstehe Dich gut. Und manchmal sind auch die 5 Euro nicht drin, oder es sind 2 Euro hier und 3 Euro da, und plötzlich sind es doch 15 Euro, und die müssen ja auch irgendwo herkommen.

Zitat von Seerose

Bei uns in der Grundschule ging es NIE um 5€. Das Minimum war 35€ und das Maximum 80€.

DAS finde ich allerdings sehr schwierig.

Es waren immer 30€ Kopiergeld dabei, ein Wahnsinn

Vermutlich hat sich die Schule jedes Jahr 10 neue Kopierer gekauft. 480 Schüler!!!

Huch. 30 Euro Kopiergeld? Und dann kam noch Büchergeld dazu?

Wir zahlen knapp 25 Euro, wenn ich mich recht erinnere, an Büchergeld im Schuljahr, und 10 Euro in die Klassenkasse. Da wir das rechtzeitig wissen, bereiten wir uns vor, und für das Büchergeld kann man ja auch BuT beantragen.

Schlimm finde ich es, wenn für über 70 Euro ein Taschenrechner angeschafft werden muss (weiterführende Schulen) und dann noch Klassenkasse und Büchergeld dazukommt. Das deckt BuT dann nicht mehr ab.

Nee, in der Grundschule kein Büchergeld.
Aber die Lehrerin hatte ja blöderweise jedes Jahr Geburtstag

Also von den 30 Euro Kopiergeld sind dann Gartenstatuen gekauft worden?

Ich führe natürlich Buch über Einnahmen und Ausgaben, und alles ist mit Quittungen belegt.

Wenn Geld zweckgebunden eingesammelt wird, dann aber zweckentfremdet verwendet wird, finde ich das mehr als bedenklich.

Ja man findet im Netz auch zahlreiche andere Auslegungen zur Klassenkasse.

Am Ende bleibt, dass keiner gezwungen werden kann und es daher auch sinnlos ist hinteher zu rennen.

Seerose, das ist krass viel. Da würde ich auch in die Knie gehen, es läppert sich ja mit den restlichen Kosten. in den Sommerferien habe ich unsere "To Do"-Liste abgearbeitet (Hefte, Arbeitshefte, Füller usw) und da sind lockere 140 Euro zusammengekommen. Ich dachte, ich guck nicht richtig!

Aber Klassenkasse allgemein werden hier glaube ich echt nur 5 Euro/Kind eingesammelt, für Geschenke an die verschiedenen Lehrer, und dann nochmal 1 Euro irgendwas für das datierte HA-Heft, das die Schule immer anfertigen lässt. 35-80 Euro ist echt der Hammer (mal davon ab: soweit ich weiß, dürfen Lehrer gar keine Geschenke im Wert von mehr als 10 Euro annehmen, evtl ist das in den Bundesländern unterschiedlich?).

Zitat von Junora

keine Geschenke im Wert von mehr als 10 Euro annehmen

Pro Person?

Bei uns bekommen die Lehrer gar keine Geschenke, was ich sehr angenehm finde. Aber Wertschätzung, Unterstützung und Mitarbeit der Eltern. Ich mag unsere Schule.

Neee, insgesamt. Mehr als nen Minitopfkaktus gibt's deshalb auch nie.

Edit: Achso, die Wertschätzung und Mitarbeit gibt's bei uns gratis obendrauf

Nee, aber so kamen auch mal 80€ zustande.
Sollte nur als Erklärung dienen.

Bei 35€ gab's halt dann "nur" etwas für 120€ zum Geburtstag. Bei 24 Kindern.

In den 80€ war bestimmt auch ein Ausflug drin.

Nur 80€ UND noch Schulmaterial kaufen ist einfach der Hammer. Und es wurde nicht nur 1x im Jahr Geld eingesammelt.

Die Elternsprecher wurden auch immer reich beschenkt.

Was? Ich wurde noch nie beschenkt.

Ich habe nach einem Jahr elternsprecherin im Gymnasium von der Klassenleiterin eine schöne Blume gekriegt. Das hat mich riesig gefreut. (Kam im 7 Jahren elternsprecherin an der Grundschule nie vor.)

Den Wahnsinn mit Geschenken kenne ich auch... Als ich dann anlässlich des Abschiedsgeschenks für die Klassenlehrerin meines Sohnes Ende der 4. etwas zum Thema Geschenke an Lehrer sagte und was das für böse Folgen haben könnte, wär ich dann quasi eine geizige undankbare Schnepfe.

Zitat von Seerose

Die Elternsprecher wurden auch immer reich beschenkt.

Dacht ich mir doch, dass der Job einen Vorteil hat.

Also, DAS finde ich alles total unangemessen, und da frage ich mich schon, in welchem rechtlichen Rahmen sich das bewegen soll.

Bei uns fallen also einmal im Jahr diese 22 - 24 Euro Büchergeld an, dann je nach Ausflugshäufigkeit hier und da zwei Euro, und 10 Euro für die Klassenkasse. Ich finde, das ist schon genug. Und dann kommt noch alle zwei Jahre die Klassenfahrt hinzu, die kostet ca. 80 Euro. Einmal wurde ein Theaterprojekt gemacht, da wurden 20 Euro fällig, und da wurde vorher informiert und abgestimmt.
Evtl. wird dieses Jahr ein Selbstbehauptungsprogramm gemacht, das wären dann auch 20 Euro, aber auch da würde abgestimmt werden.
Ein "Das müssen uns unsere Kinder schon wert sein" gibt es zum Glück nicht, und als diese 20 Euro da gezahlt werden mussten, wurde geschaut, dass ansonsten nichts mehr kommt. Da war schon klar, dass das echt viel ist. Für das 20 Euro Projekt hätte man aber auch BuT beantragen können, ebenso wie für die Ausflüge. Allerdings finde ich es aufwändig, für zwei Euro hier und drei Euro da was zu beantragen, und BuT ist ohnehin unangenehm, weil man sich vor der Klassenlehrerin mindestens outen muss, deswegen finde ich BuT falsch konzipiert. Allerdings ist es heir möglich, BuT nachträglich zu beantragen und als Beleg das Schreiben der Klassenlehrerin für die Klassenfahrt und einen Kontoauszug über die Zahlung einzureichen, dann bekommt man das Geld auch.

Es ist halt so, Gemeinschaft beinhaltet auch ein gewisses gemeinsames Wirtschaften. Ich finde es gut, wenn man da einvernehmlich handelt, und freundlich zueinander ist.

Elternsprecher wurden hier (Bayern) auch immer beschenkt. Fand ich aber in Ordnung, da unsere wirklich für unsere Kinder gearbeitet haben. Geschenke für Lehrer muss man immer eindämmen. Beim Abschied einer Kindergärtnerin (ging für zwei Jahre in Elternzeit) sollte hier mal für ein Wellnesswochenende gesammelt werden . Manche sind emotional so mit Schule und Kindergarten verbunden, die merken das gar nicht.

Zitat von Mondschein

Was? Ich wurde noch nie beschenkt.

Dann machst Du irgendwas falsch. Möchtest Du auch eine große Gartenstatue?