Scharlach - Gedankensortierhilfe

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  • Liebe Raben,


    vielleicht könnt ihr mir mit ein paar Gedanken helfen.


    Mein Kind hat mal wieder Scharlach. Wir hatten schon vor einem Jahr Scharlach - damals mit einem recht heftigen Verlauf (hohes Fieber, sehr geschwächt, klassischer Ausschlag etc.) Am 4. Tag gab es AB.


    Ein Monat später gab es wieder Scharlach :( und auch wieder AB.
    Die Kinderärztin war eigentlich nicht so die, die sofort mit AB reagiert, aber unser Kind war damals noch sehr dünn, so dass jede Krankheit massive Auswirkung auf das Gewicht hatte. Da wir uns gerade mit dem Gewicht hoch gekämpft hatten, wollte sie glaube ich kein Risiko eingehen.
    Das war auch okay für mich, allerdings war das Immunsystem dann ganz schön runter und es gab so manche ärgerliche Folgeerscheinung.


    Jetzt hatten wir wirklich lange Ruhe mit Krankheiten, aber seit zwei Tagen ist das Kind wieder krank und seit gestern ist klar, dass es Scharlach ist. Wir waren auch beim Kinderarzt. Aufgrund von Umzug ein neuer, wo wir auch zuvor erst einmal waren (Gemeinschaftspraxis mit zwei Ärzten, waren bei den zwei Besuchen jeweils bei einem).
    Dieser riet aufgrund des milden Verlaufes (Kind ist recht fit) erst einmal nicht zu AB.
    Er stellte bei der Untersuchung fest, dass ein Ohr entzündet ist. Heute morgen war das Ohr auch verklebt, es scheint also Flüssigkeit ausgetreten zu sein.
    Wir haben dann nochmal telefoniert, er blieb bei der bisherigen Empfehlung.


    Nun habe ich dummerweise gegooglet, eigentlich was zum Ausschlag und habe dabei gelesen, dass bei Beteiligung der Ohren unbedingt zu AB geraten wird, wegen der Gefahr der Schwerhörigkeit.


    Ich drehe hier gerade durch, bin gerade nicht gut in Balance und eher am Ende meiner Kräfte und kann deshalb gerade gar keinen klaren Gedanken fassen.
    Ich bin grundsätzlich leicht in Sorge, wenn es um mein Kind geht und kann dann einfach nicht mehr objektiv beurteilen/Risiken abwägen.



    Könnt ihr mir vielleicht helfen?


    Danke schon einmal.

  • Noch ne Stimme für HNO. Ohne das Ohr nochmal gesehen zu haben auf Abwarten zu plädieren find ich ziemlich fahrlässig.
    Oder zumindest noch ne Zweitmeinung wenn Du heute keinen HNO Termin mehr bekommst. Hausarzt, kassenärztliche Bereitschaftspraxis - irgendwer, der heute nochmal ins Ohr schaut einfach.

    So take courage, hold on, be strong, remember where your help comes from.

  • Ich würde auch zm HNO gehen. Aber, wenn schon Flüsigkeit austritt, ist das Trommelfell schon gerissen.
    Beim AB bei Ohrenentzündung geht es ja darum dieses zu vermeiden, Schwerhörigkeit entstehe durch zuviele Narben auf dem Trommelfell.



    Hole dir nochmal eine zweite Meinung. Gute Besserung

    „Indianer sind entweder auf dem Kriegspfad oder rauchen die Friedenspfeife. Geschwister können beides.“
    Kurt Tucholsky

  • ich bin auf dem Stand, dass Scharlach IMMER mit Antibiotikum behandelt werden soll, weil es ansonsten ziemlich unangenehme Langzeitfolgen/spätere Erkrankungen geben kann.


    Ich zitiere mal netdoktor.de:


    "Nach Abklingen der eigentlichen Scharlach-Symptome kann die Kinderkrankheit in seltenen Fällen noch viele Tage oder sogar Jahre später Folgen nach sich ziehen wie etwa ein rheumatisches Fieber oder eine akute Nierenentzündung. Solche Spätfolgen treten bei einer frühzeitigen Therapie deutlich seltener auf. Deswegen sollten Scharlach-Symptome möglichst schnell erkannt und mit einem geeigneten Antibiotikum behandelt werden."


    Ich würde sofort ein Antibiotikum nehmen und verstehe gar nicht, was dagegen spricht. Ich finde, genau für solche Fälle kann man doch dankbar, sein dass es Antibiotika gibt. Was natürlich trotzdem einschließt, dass sie nie leichtfertig gegeben werden sollten.

  • Vielen Dank für eure Gedanken.


    Wir haben auch nochmal von einer HNO-Ärztin die Einschätzung abzuwarten.


    Alanna, nur falls das falsch angekommen sein sollte: Ich bin KEINE Gegnerin von AB. Ich habe ja extra bei Veränderung des Verlaufes Kontakt zum Kinderarzt aufgenommen, um zu klären, ob wir die Behandlung so weiter führen sollen oder eben AB gegeben werden soll. (Und bei einem Ja, hätte ich das unmittelbar getan.) Nun haben zwei voneinander unabhängige Ärzt_innen keine AB-Gabe empfohlen. (Und auch unsere alte Kinderärztin behandelt Scharlach nicht (mehr?) grundsätzlich mit AB, eben solche Rückmeldung von unterschiedlichen Freund_innen mit Kindern habe ich mittlerweile).

  • Na, wenn zwei Ärzte es so sagen, dann scheint sich da wohl der Stand der Forschung geändert zu haben. #gruebel Bei meiner Tochter ist der Scharlach auch schon eine ganze Weile her, so zwischen sechs und acht Jahren. Sie hatte Ausschlag auf dem Rücken, der Arzt hat den Scharlach diagnostiziert und es war gar keine Frage, dass es sofort AB gab.


    Weißt du denn, warum ihr das so oft hattet? Also ist das dann vermutlich jedes Mal ein anderer Virenstamm oder "lebt das wieder auf"? Falls du das weißt, würde mich das interessieren.


    Ich wünsche gute Besserung!

  • Nicht mehr zwingend AB bei Scharlach, so sagt es unser Kinderarzt. Die Scharlachstämme sind nicht mehr so gefährlich wie früher.


    Hast Du mal überlegt, ob dein Kind nicht chronisch mit Streptokokken im Rachen besiedelt ist? Das ist nicht ungewöhnlich bei Kindern. Und die MOE ist sozusagen die Primärerkrankung.


    Gab es einen Abstrich und/oder ein PCR bzw. Blutsenkung? Was hat dein Kind noch für Symptome? Ausschlag?

  • Hallo,


    unsere KiÄ entscheidet das auch nach Verlauf und Allgemeinverfasstung.


    Ein ansonsten fittes Kind mit leichtem Verlauf bekommt (erst mal) kein AB, eins, daß eh schon geschwächt ist, oder deutlich leidet, bekommt tendenziell eher eins. Oder bei bestimmten starken Symptomen. Auf jeden Fall betreut sie es engmaschig bzw. bittet bei Veränderungen um sofortige Rückmeldung.


    Mein Wissen aus der Zeit als meine Kinder noch klein waren (kann aber schon lange überholt sein): Es gibt verschiedene Stämme und gerade wenn der Körper noch geschwächt ist, fängt man sich viel schneller etwas Neues ein. Unter anderem auch eben manchmal einen "neuen" Scharlach.


    Außerdem baut sich unter AB-Gabe nicht genug Immunität auf, um den "bekannten" Stamm in Zukunft zu erkennen und abzuwehren (im Gegensatz zum Verlauf ohne AB wenn man Glück hat - Garantien gibt es aber nie, und lebenslag ist es auch nicht undbedingt wirksam).
    Daher kann man, wenn man Pech hat, auch einen mit AB behandelten Stamm noch mal bekommen, gerade wenn er in der Gegend noch kursiert. Damit vergrößern sich die "Chancen" öfter mal Scharlach zu bekommen.


    Aber wie gesagt, dieses Wissen kann auch schon überholt sein.

  • Ja, hier auch.
    Vor einigen Jahren war das noch AB-Gabe und dann nach einigen Wochen EKG schreiben und Urin abgeben.


    Jetzt, beim gleichen Kinderarzt oft garnichts mehr, außer ausruhen.

  • Da Scharlach Bakterien sind, gibt es keine Immunität, nur eine schnellere Reaktion des Immunsystems, weil die Bakterien schon bekannt sind, aber eben auch nur bei guter Allgemeinverfassung.


    Da Ab das Immunsystem oft mehr schwächt, als eine leicht verlaufende Scharlacherkrankung wartete man eher ab.
    Das Problem bei Scharlach das mit AB behandelt wird, ist, das viele Bakterien schnell absterben und die Toxine der toten Bakterien verursachen die Probleme, wie Nierenentzündung, reumathische Beschwerden dann viel schlimmer sind. Während der Körper, der mit Fieber reagiert und die Bakterien Stück für Stück absterben, die Toxine besser abbauen kann.
    AB ist sinnvoll und sollte, damit es keine Resistenzen gibt bedacht eingesetzt werden. Und wenn es dem Kind schlecht geht mit Scharlach, dann sollte es auf jeden Fall welches bekommen.
    Wir hatten hier bisher immer leichte Scharlachverläufe ohne AB.


    Streptokokken sind immer im Mund Nasen Rachenraucm angesiedelt, es kommt auf die Menge an, ob sie pathogen sind oder nicht.

    „Indianer sind entweder auf dem Kriegspfad oder rauchen die Friedenspfeife. Geschwister können beides.“
    Kurt Tucholsky

  • Das frage ich mich auch ständig, da gibt es für mich keine logische Erklärung, warum man das tun sollte. Immunität bedeutet, das der Körper Antikörper gebildet hat und die ein Leben lang ausreichend zur Verfügung stehen, das kann er aber nur bei Viren. Bei Bakterien greift ein anderes System, da gibt es aber keine Immunität, sondern nur, weil die Strukturen bekannt eine schnellere Reaktion und die Merkfähigkeit hält auch nicht ein Leben lang an.
    Da müsste ich mich aber nochmal genauer einlesen, hatten wir und irgendwas war mit Tetanus anders.

    „Indianer sind entweder auf dem Kriegspfad oder rauchen die Friedenspfeife. Geschwister können beides.“
    Kurt Tucholsky

  • sorry, natürlich Bakterien, ansonsten würde man ja kein AB geben #schäm #hammer
    Geimpft wird aber doch gegen mehrere bakterielle Sachen, nicht? Also Pneumokokken z.B. sollten doch dem Namen nach auch Bakterien sein, oder?

  • Das frage ich mich auch ständig, da gibt es für mich keine logische Erklärung, warum man das tun sollte. Immunität bedeutet, das der Körper Antikörper gebildet hat und die ein Leben lang ausreichend zur Verfügung stehen, das kann er aber nur bei Viren. Bei Bakterien greift ein anderes System, da gibt es aber keine Immunität, sondern nur, weil die Strukturen bekannt eine schnellere Reaktion und die Merkfähigkeit hält auch nicht ein Leben lang an.
    Da müsste ich mich aber nochmal genauer einlesen, hatten wir und irgendwas war mit Tetanus anders.

    Ist das so, ja? Was für ein System greift denn da?


    Es wird ja gegen etliche Bakterien geimpft, z.b. auch Meningo- und Pneumokokken.

  • Doch, gegen Bakterien gibt es Immunität. Woher hast du denn die Info, dass das nicht geht? Nur weil der Vernichtungsmechanismus gegen Bakterien ein anderer ist, als der gegen Viren, heißt das doch nicht, dass keine Immunität gegen Bakterien möglich ist...?