Ich glaube ich könnte ein Buch über's Bahnfahren schreiben. Ich fahre Bahn seit ich Kind bin, also schon viele Jahrzehne. Und bis 27 mußte ich dafür nichts zahlen, dank Vater der bei der Bahn war.
Als Jugendliche war ich fast traurig darüber, denn wenn man Auslandstickets gratis bekommt, kam man natürlich nie in den Genuss von einem Monat Interrail.
Die o. g. 24 Stunden kann ich mit mehr als dem Doppelten überbieten. Die offizielle Dauer von München nach Sirkeci (Istanbul) war früher 42 Stunden. Wenn nichts dazwischen kam war dann die tatsächliche Dauer ca. 52 Stunden. Also das war das was immer in Sirkeci als Zugankunftsmeldung dran stand.
Diese Zugfahrten in die Türkei waren toll. Das war schon der halbe Urlaub. Man kannte danach den halben Zug, denn schließlich hatte man drei intensive Tage miteinander verbracht. Da wurde teils ne Stunde auf winzigen jugoslawischen Bahnhöfen gehalten, wenn da irgendwo ne Wasserpumpe stand, damit möglichst viele Menschen duschen konnten bei über 40C Grad im Schatten im August.
Meine Eltern kauften mir vor so einer Zugfahrt immer einen riesigen Karton mit Lebensmitteln, die ich aber nie selbst gegessen hatte. Die wurden im Zug an alle möglichen verteilt, denn ich selbst wurde jedes Mal von einer türkischen Mama versorgt, die immer meinte nur etwas Warmes mit Fleisch und Gemüse sei etwas Anständiges. (Sämtliche türkische Familien hatten ein Arsenal an gefüllten Kochtöpfen dabei, die komischerweise noch ewig warm hielten).
Ich habe tollste Erinnerungen an diese Zugerlebnisse. Und hab auch schon Stunden sitzend und knutschend im Gang verbracht. Diese Leichtigkeit der Jugend ist wohl einzigartig
In viel höherem Alter hatte ich so einige Zugerlebnisse in indischen Bahnen. Schlafen im "dritten Stock" und da man da oben nichts sah, hatte ich den Bahnhof in Delhi verpennt.
Und dann haben mir eifrige Sikhs geholfen mit riesiger Reisetasche und Trekkingrucksack aus dem fahrenden Zug zu springen, was jetzt nicht unmöglich war bei der langsamen Geschwindigkeit. Der Weg durch die Slums die entlang der Bahnstrecke liegen war allerdings nachhaltig beeindruckend und irgendwann für mich auch nicht mehr begehbar. Ein hilfsbereiter Inder rettete mich quasi dort raus, half mir von den Hunderten von Gleisen wegzukommen und eine Straße zu finden die von Taxen befahrbar war. Ich werde das nie vergessen, da gibt es Abertausende von Menschen die zwischen den Gleisen leben, essen, schlafen.