Tipps an Lehrkräfte zum Umgang mit Lernschwächen etc.

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Ich musste einfach aus dem Setting raus.

    Genau so war es bei mir auch.

    Ich habe sogar im Unterricht getrunken, ganz offen (und das in der Mittelstufe), meinem Gefühl nach hat es niemanden interessiert.


    Ein totaler Bruch mit zwei Jahren im Ausland war die Rettung. Komplett neues Umfeld.

    Das macht sie auch, es interessiert uns durchaus.


    Der Punkt für mich ist: Sie kommuniziert nicht mit uns. Mit niemandem bzw nicht mehr, als unbedingt nötig, damit meine ich auch Sozialarbeiterinnen, die Schulpsychologin, die Frau vom türkischen Kulturzentrum (wir haben sie mal bestellt, weil wir dachten, vielleicht sei es in der Muttersprache und bei einer Person, die nichts mit Schule zu tun hat, anders).
    Keine Mimik, kein Lachen, keine Verärgerung, nix.

    1:1-Gespräche sitzt sie aus.


    Dass das so konsequent durchgezogen wird (wie gesagt, eine Diagnose gibt es nicht, es wurde geschaut), habe ich echt noch nie erlebt.


    Ich sehe sie hin und wieder nachmittags, wir wohnen recht nah beieinander und teilen uns eine Kinderärztin.
    Da wirkt sie "normal".


    Aber das ist echt ein Ausnahmefall, den ich mittlerweile nur noch dokumentiere und da und dort nachfrage der Form wegen.
    Sie wird, wenn sie so weitermacht, in etwa 1,5 Jahren die Schule ohne Abschluss verlassen und dann ist es sowieso nicht mehr meine Baustelle.

  • Habe ich schon in diversen Artikeln gelesen.


    Danke trotzdem!

  • Ich habe schon weiter oben geschrieben, dass ich mich offenbar missverständlich ausgedrückt habe. Ich will nicht, dass alle gleich behandelt werden. Es geht eher darum dass der Erwartungshorizont eindeutig ist und auch die Reaktionen vorhersehbar. Wenn eine Lehrerin ankündigt, dass sie alle Hausaufgaben kontrolliert, und es dann unkommentiert oder wiederholt nicht tut, irritiert das einfach sehr. Oder wenn Klassenregeln formuliert werden als "wir reden leise miteinander" und herumschreien nicht mal kommentiert wird oder die Lehrkraft regelmäßig schreit. Sowas. Letztlich kommt es auf die Formulierungen und auf die Situationen an. Wenn Du das so machst , dass du beurteilst, was der*die einzelne leisten kann und entsprechend reagierst, finde ich das sehr gut! Auch wie Vukodlacri ihren Umgang bzgl Hausaufgaben beschreibt, finde ich gut. Im Idealfall sollte es halt auch den Kindern klar sein, dass eben nicht alle gleich beurteilt werden (ich weiß, dass das nicht immer geht und nicht immer sinnvoll ist, es geht mir mehr um Tendenzen) -- das ist ja auch eine Regel!


    Ich habe auch nicht gemeint, dass ich nicht will, dass meine Kinder keine Hausaufgaben bekommen, wenn alle welche bekommen. Ich will nur nicht, dass sie (und ich) immer erzählt bekommen wie wichtig die doch sind und sie das bitte endlich einsehen sollen etc. Und klar sollen sie sanktioniert werden, wenn sie sie nicht machen und das so angekündigt war. Es sollte dann aber auch "gut" sein. Oder eben weitere Eskalationsstufen angekündigt und umgesetzr werden. Mein Traum wären individualisierte Aufgaben, aber das ist unter den gegebenen Bedingungen utopisch.


    Wegen der Hinführung: Das Besprechen von Textart und sprachlichen Mitteln erfolgt abstrakt, nicht am Beispieltext. So eine Tabelle wie du sie beschreibst, ist dann ebenfalls eine Hausaufgabe. Und dann eben die Interpretation. Wie man aus dem abstrakten Wissen konkretes ableitet und wie man daraus einen Fließtext erstellt ist meinen Kindern danach nicht klar. Mal ein komlretes Beispiel im Unterricht gemeinsam erarbeiten würde vermutlich helfen. Oder eine Anleitung , die das verdeutlicht. Im Grunde so, wie es in Klasse 5/6 bei Berichten oder Charakterisierungen gemacht wird.


    Über die Schulbücher sagen fast alle LuL, dass sie "schlecht" oder "lange nicht ausreichend" seien. Meine Kinder verstehen das so, dass sie da keine Beispiele draus verwenden sollen. Ist vermutlich anders gemeint.

  • Zitat


    Kleines, aber überhaupt nicht böse gemeintes Lästern am Rande: Wir haben einige Gymnasialkollegen nach und nach bekommen, die sagten, das könnten sie nicht.

    Ich bin da ja so ein bisschen dazwischen - nicht direkt "Gymnasium - Gymnasium", sondern viele Schüler, die von der Realschule kommen...:

    Ich war auf dem Gymnasium, dann an der Uni - bis ich 40 war. Als ich bei uns an der Schule angefangen habe und mich Schüler (von der Realschule ? vielleicht auch Werkrealschule kommend) gefragt haben, ob in der Arbeit die Kurzgeschichte drankäme, die wir im Unterricht behandelt hatten, ist mir alles aus dem Gesicht gefallen. 🙈 Aber immerhin wusste ich danach, was mit Anforderungsbereich I, II und III gemeint war.


    Eine Reihe meiner Kollegen sind Realschullehrer - da bin ich regelmäßig neidisch, was die alles an Pädagogik und Didaktik gelernt haben, was wir nie hatten.

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

    ---

    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • "wir reden leise miteinander" und herumschreien nicht mal kommentiert wird oder die Lehrkraft regelmäßig schreit.

    In der GS hatten sie einige Zeit eine Lärmampel, die jedes Mal Alarm schlug, wenn die Lehrerin wieder mal laut wurde. Die wurde schnell wieder abgeschafft.

  • narzisse
    Es wird auch leider immer wieder Kinder geben, die man nicht erreicht. Aus welchen Gründen auch immer.

    Und genau so ist es auch mit der Differenzierung. Es gibt Grenzen in einer Gemeinschaft, es dem Individuum passend zu machen.
    Gerade für mein Kind kann ich aber sagen, dass eine kurze Geste, ein passender Satz, eine konkrete Aufforderung einen großen Unterschied machen.
    Das Gefühl, gesehen zu werden.


    Ich würde eben auch nie erwarten, dass die Lehrer meine Vorschläge umsetzen. Wir können eben auch viel über die Schulbegleitung abfangen oder selber tragen.
    (Nein, ich möchte mich eigentlich auch nicht ausschließlich um die Schule drehen und mir persönlich liegt auch Pädagogik etc. überhaupt nicht. Es ist aber leider sehr klar, dass mein spezielles Kind egal auf welcher Schulform keine guten Chancen hätte. Dafür sind seine "Baustellen" zu weit gestreut.)
    Mir geht es oft um leicht umsetzbare Einzellösungen und Mittelwege.

  • (Welcher Erzähler, welcher Ort, Figurencharakterisierung, sprachliche Mittel)

    Bei der Figurencharakterisierung setzt es bei meinen Autisten oft aus.


    Sie bekommen die Konnotationen nicht mit, ein "schmieriger Typ" würde sie vor große Rätsel stellen. Schmierfett? Schneckenschleim? Und was hat das mit der Handlung zu tun? Warum wäscht der sich nicht einfach?

    Auch die Assoziationen zu Licht und Dunkelheit sind andere, wenn mensch blendempfindlich ist. Eines meiner Kinder verbringt seine Tage am liebsten hinter dem Sessel in der Raumecke auf dem Teppich, und zwar bei herabgelassenem Rollo. Das ist gemütlich, Sonnenschein ist unangenehm hell - schwupps, schon hast Du die Symbolsprache eines wesentlichen Teils der Literatur auf den Kopf gestellt.

    Gesichtsausdrücke haben keine Aussagekraft. Zur Zeit der Maskenpflicht konnte mein Spezialist besser erkennen, in welcher Stimmung seine Mitmenschen waren, weil alle versuchten, dies über den Klang der Stimme mitzuteilen. Seit die Mundwinkel wieder dafür benutzt werden, muss er sich viel mehr darauf konzentrieren. Werden Gesichtsausdrücke im Text erwähnt, dann muss er raten, was diese jetzt aussagen sollen.


    All das wird normalerweise vorausgesetzt. Bis zu den sprachlichen Mitteln kommt er oft gar nicht erst, und wenn doch, bräuchte er ein Wörterbuch der Metaphern und Symbole der deutschen Literatur sowie den Hinweis, dass dieses zu verwenden sei.


    Als Hilfe für Autisten im Deutschunterricht wird oft empfohlen, einen Hinweis in die Aufgabenstellung zu schreiben, dass Teile des Textes symbolisch gemeint seien. Dann kommen sie zumindest auf die Idee, das in Erwägung zu ziehen. Das ist auch etwas, was neurotypischen Jugendlichen nicht schadet und für Autisten hilfreich ist, was also für alle gleichermaßen da stehen kann.

  • Laufen eure autistischen Kinder nicht unter einem Förderbedarf?


    Ich stelle ihnen die Aufgaben in der KA ganz anders, wenn mir vorher mitgeteilt wurde, dass sowas wie Perspektivübernahme nicht möglich ist.

  • Laufen eure autistischen Kinder nicht unter einem Förderbedarf?

    Nein, meine nicht. Es wurde nie ein AOSF-Verfahren für sie angestrengt. Einmal war es beinahe nötig, aber ich servierte der Schule alles, was sie brauchten, auf einem Silbertablett, so dass die mühsame Begutachtung nicht für notwendig gehalten wurde.

    Denn,

    sobald das AOSF-Verfahren durch ist und der Förderbedarf festgestellt, könnten sie von der Schule verwiesen werden mit der Begründung, es sei dort nicht möglich, sie adäquat zu fördern. Die Gefahr ist an dieser Schule gering, aber nicht gleich Null. Förderbedarf haben sie im Sozial-Emotionalen Bereich, und eine ESE-Schule im Ruhrgebiet ist nicht der passende Ort für hochintelligente Autisten.

  • Laufen eure autistischen Kinder nicht unter einem Förderbedarf?


    Ich stelle ihnen die Aufgaben in der KA ganz anders, wenn mir vorher mitgeteilt wurde, dass sowas wie Perspektivübernahme nicht möglich ist.

    Eins meiner Kinder hat den Förderstatus, eins nicht. Das macht für Klassenarbeiten (und auch ganz allgemein für den Unterricht) keinen Unterschied. Dafür müssten wir Nachteilsausgleiche beantragen, was ich, weil ich ja auch nicht weiß was konkret helfen würde (außer so ein paar genereller Dinge, die ich aber anscheinend nicht verständlich beschreiben kann).


    Edit: Und das was Silbermöwe schreibt. Wir mussten den Status beantragen und nun hängt er immer wie ein Damoklesschwert über uns. Wenn die Schule sagt, es passt nicht mehr, muss er gehen. Wir können zwar auf einer inklusiven Beschulung bestehen, aber nicht auf Schulart oder -ort.

  • Eine Reihe meiner Kollegen sind Realschullehrer - da bin ich regelmäßig neidisch, was die alles an Pädagogik und Didaktik gelernt haben, was wir nie hatten.

    Entspricht meinem Eindruck und ich finde es wirklich krass, dass in den ganzen Diskussionen zu Pisa Schock und co nie darüber diskutiert wird dass die Leheramtsausbildung inhaltlich auf den Prüfstand muss und man Pädagogik und Didaktik viel mehr schulen müsste - nach meinem Eindruck vor allem für GS und Gymnasium.

  • Oh, das ist bei uns anders.


    Bei uns müssen die Eltern einen Antrag auf Umschulung stellen, ansonsten ist das Kind ein Kind an der Regelschule.


    Teilweise ist das schräg und ich finde, bei Inklusion ohne Personal kommt man da an Grenzen und tut niemandem (außer manchen Eltern) einen Gefallen, aber so ist das halt manchmal.
    Die Fälle sind selten, insofern verkraftbar für alle Beteiligten.


    Nachtrag: War die Antwort an Salamander

  • Eine Reihe meiner Kollegen sind Realschullehrer - da bin ich regelmäßig neidisch, was die alles an Pädagogik und Didaktik gelernt haben, was wir nie hatten.

    Entspricht meinem Eindruck und ich finde es wirklich krass, dass in den ganzen Diskussionen zu Pisa Schock und co nie darüber diskutiert wird dass die Leheramtsausbildung inhaltlich auf den Prüfstand muss und man Pädagogik und Didaktik viel mehr schulen müsste - nach meinem Eindruck vor allem für GS und Gymnasium.

    GS ist Grundschule?
    Die sollten es eigentlich können, zumindest war das mal so von der Ausbildung her...


    Was dann im Alltag umgesetzt wird, ist die andere Frage.

    Ich war leicht entsetzt von der hiesigen Grundschule.

  • Über Regel- oder Förderschule können wir auch entscheiden (wobei, beim Wechsel von Förderschule zurück zur Regelschule hatte ich absolut nicht das Gefühl, irgendwas entscheiden zu können, auch wenn es anders im Gesetzt steht), aber welche Regelschule bestimmt im Zweifel das Schulamt, dass sie daran orientiert, wie die jeweilige Schulleitung die Situation beurteilt. Und wenn sich dann kein Gymnasium findet, dass...

  • Ich verstehe.


    Das ist bei uns auch anders.


    Der Vorteil ist: Man kriegt sein Kind eigentlich überall unter (beatmet und bettlägerig wird schwieriger, den Fall haben wir mal abgelehnt wegen des Gebäudes), aber es ist halt kein Personal dafür da.

  • es ist halt kein Personal dafür da.

    Deswegen sind die konkreteren Tipps, die ich hier lasse, welche, die wenig Extraaufwand erfordern. Es muss ja für alle praktikabel bleiben!

  • Danke Salamander, jetzt wird mir klarer was du meinst.


    Sag deinen Kindern, dass die Museraufsätze in den Büchern gut sind (meist zu gut - so schreiben zumindest meine Schüler im Leben nicht). Aber der Aufbau wird gut umgesetzt.


    Jette - zumindest in meinem BL ist die Ausbildung von RS und GS-Lehren ziemlich ähnlich und wesentlich praxisnäher. #weissnicht

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

    ---

    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Laufen eure autistischen Kinder nicht unter einem Förderbedarf?

    Wir haben uns nach 5 sehr schwierigen Jahren auf der Grundschule vom Förderbedarf verabschiedet.

    Bei meinem Kind gibt es auch in unserem Bundesland keinen passenden Förderbedarf.

    Wir haben in der ersten Klasse in einer Grundschule angefangen, die seit Jahrzehnten Inklusion macht und mit einigen Tricks eine nahezu vollständige Doppelbesetzung (Sonderpädagogin/ Grundschullehrerin) bieten konnte. Ganz bewusst mit dem Förderbedarf Körper und Motorik, weil das der Schule mehr Stunden gesichert hat (und es auch tatsächlich große motorische Probleme gab.)

    Obwohl wir aus eigenen Mitteln einen passenden Laptop besorgt, und die passende Software über die Krankenkasse organisiert haben, wurde die Nutzung des Laptops von Seiten der Lehrer verweigert.

    Die Anpassung des Materials bestand aus einem Förderheft in Mathematik für ein Kind, das bei der Einschulung selbstständig bis 20 rechnen konnte. Das Förderheft hörte bei 10 auf.

    Der Linkshänder bekam die Buchstaben im Schreiblehrgang auf die linke Seite geschrieben und die Motorik-Förderung führte dazu, dass er plötzlich nur noch liegende 8 statt normale schreiben konnte.

    Immerhin gab es hier DIN A4 Kopien.

    Vor dem Schulwechsel in Klasse 2 gab es ein langes Gespräch mit den beteiligten Sonderpädagogen und der Klassenleitung.

    Mein Hinweis auf Visualisierung und Strukturierung führte nur dazu, dass die Sonderpädagogin mein Kind bei Schulverweigerung mit entsprechenden Piktogrammen unter Druck gesetzt hat, in den Klassenraum zu gehen.

    Alle Hilfsmittel und Anpassungen kamen immer von uns.

    Nachteilsausgleiche (DIN A4 Kopien statt DIN A5) wurden nur auf Nachfrage durch die Schulbegleitung 2 mal pro Halbjahr umgesetzt.
    Die Laptop-Nutzung wurde auch hier verweigert. Man hat lieber die Schulbegleitung nach Diktat schreiben lassen, die dann teilweise mehr Rechtschreibfehler hatte, als mein Kind. #hammer

    Alle, meine zugegeben, sehr detaillierten Fachfragen wurden nicht beantwortet, oft noch nicht mal verstanden. Von 4 (!) verschiedenen Sonderpädagogen.


    Wären wir in der Inklusion geblieben, hätten uns nur unpassende Schulen zur Verfügung gestanden.

  • T hat Anspruch auf 2 Schulstunden pro Woche Sonderpädagogik, das macht seine alte Klassenlehrerin aus der Förderschule und ist Gold wert. Anfangs war sie meist im Unterricht und hat ggf die LuL beraten. Jetzt macht sie meist 1:1 Coaching mit ihm außerrhalb der Unterrichtszeit. Zu Grundschulzeiten hätte das aber nie und nimmer ausgereicht.


    Außerdem hat T eine Schulbegleitung, das hat die Schulleitung zur Bedingung für den Wechsel gemacht und die hat er auch nur noch deshalb. Inzwischen sind es "nur" noch 15 Stunden, aber der SB sitz halt nur hinten im KL und macht nichts #weissnicht