Das Böse lauert überall - Artikel zur Überbehütung

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  • Belleamie, danke für den Artikel. Genau das meinte ich weiter vorn damit, dass man nicht als schlechte Mutter gelten will, es ist viel mehr eine moralische Frage und man möchte nicht als -solche- Eltern gelten, die ihre Kinder -omg- vernachlässigen und alleine lassen und sich nicht kümmern.


    Und ich bin zB genau so eine Mutter auf dem Spielplatz, ich sehe es nicht ein, mich mit meinen Kindern zu beschäftigen, das können die da selbst.


    Ich glaube dieses moralische Ding ist der springende Punkt.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

    2 Mal editiert, zuletzt von ainu ()

  • Danke Rheinländerin. Du hast das gut zusammengefasst. Das kann ich voll unterschreiben und wünsche ich mir auch.


    Liebe Grüße
    Sunny

    Scheint die Sonne auch für Nazis? Wenn's nach mir geht tut sie es nicht!!! ( DBBDW)


    Es gruesst die Sunny mit der Hummel an der Hand, dem Möpsken im Arm und dem Sternchen im Herzen! #love

    • Offizieller Beitrag

    So, jetzt hatte ich Zeit den Artikel von @belleamie auch zu lesen und ich finde die Grundaussage ist jetzt nicht sooo anders.


    Der Artikel der TS ist ein subjektiver Bericht von einer Schweizerin die (temporär?) in Amerika lebt. Für die ist das erst einmal ein Kulturschock. Klar wundert sie sich da über manche Dinge und vergleicht es mit dem was sie kennt. Das finde ich weder verwunderlich noch verwerflich. Ich hab selbst 5 Jahre in England gelebt und selbst im letzten Jahr noch manchmal den Kopf geschüttelt über manche Englischen Eigenheiten. Und das obwohl ich mich dort sehr wohl gefühlt hab und "die Engländer" sehr gerne mag.


    Der Artikel von Belleamie geht dem Phänomen wissenschaftlich auf den Grund, Beschreibt aber im Prinzip genau die selbe Entwicklung. Eine der Wissenschaftlerinnen übt ja in Bezug auf ihre eigenen Kinder auch Kritik an dieser Entwicklung (weil ihr Sohn nicht mehr mit dem Fahrrad zum Training fahren darf, obwohl er das gerne würde und seine Eltern das erlauben).


    Das Amerika das ich kennengelernt habe (Mein Bruder war 3 jahre lang in Texas und ich habe ihn öfter mal besucht), hat in mir auch nicht den Wunsch geregt dort zu leben. Drum hab ich mir dann England ausgesucht. Mir ist allerdings völlig klar, das die Pampa in Texas vermutlich ein ziemliches Extrembeispiel ist und es sich in anderen Gegenden vermutlich angenehmer lebt. Dort waren die Leute jedenfalls nicht sehr offen und ohne Auto war man komplett aufgeschmissen.

  • Belleamie, danke für den Artikel. Genau das meinte ich weiter vorn damit, dass man nicht als schlechte Mutter gelten will, es ist viel mehr eine moralische Frage und man möchte nicht als -solche- Eltern gelten, die ihre Kinder -omg- vernachlässigen und alleine lassen und sich nicht kümmern.


    Und ich bin zB genau so eine Mutter auf dem Spielplatz, ich sehe es nicht ein, mich mit meinen Kindern zu beschäftigen, das können die da selbst.


    Ich glaube dieses moralische Ding ist der springende Punkt.

    Ich denke auch, dass dies der springende Punkt ist. Aber wie hat sich genau dieser oft unausgesprochene Konsens entwickelt, was unter Vernachlässigung von Kindern zu verstehen ist? Wie kommt es dazu, dass viele Eltern davon ausgehen, Kinder würden gerade dann nicht vernachlässigt, wenn sie permanent beaufsichtigt werden, wenig frei spielen dürfen, über die Umsetzung von Grundbedürfnissen nicht selbst entscheiden, Konflikte unter Kindern nicht alleine auf kindliche Weise lösen usw.?


    Als Gedankenspiel mal andersherum: Theoretisch könnte ich mich als Mutter auch missbilligenden Blicken oder Kommentaren ausgesetzt fühlen, weil ich nicht unterstütze, dass mein Kind am Nachmittag unbeaufsichtigt in einer Gruppe von Kindern seine nähere Umgebung entdecken darf, weil ich es in seiner Selbständigkeit nicht unterstütze, indem ich es auf dem Weg zum Kindergarten oder zur Schule begleite, weil ich nicht seine individuelle Wahrnehmung stärke, wenn ich entscheide, was es anziehen oder wann es schlafen soll, weil ich nicht die Entwicklung seiner Konfliktlösungskompetenz fördere, wenn ich in Konfliktsituationen Lösungsvorschläge aufzeige usw.


    Sind es wahrgenommene äußere Gefahren, vor denen Kinder beschützt werden sollen und die eine starke Einschränkung ihrer Freiheiten rechtfertigen? Wird Kindern oft wenig zugetraut? Wird die Kindheit oft nur als Vorbereitungszeit auf das Erwachsenenleben betrachtet, in der Kinder möglichst schnell an im erwachsenen Sinne wünschenswertes Verhalten heranzuführen sind? Oder etwas ganz anderes?

    • Offizieller Beitrag

    Sind es wahrgenommene äußere Gefahren, vor denen Kinder beschützt werden sollen und die eine starke Einschränkung ihrer Freiheiten rechtfertigen? Wird Kindern oft wenig zugetraut? Wird die Kindheit oft nur als Vorbereitungszeit auf das Erwachsenenleben betrachtet, in der Kinder möglichst schnell an im erwachsenen Sinne wünschenswertes Verhalten heranzuführen sind? Oder etwas ganz anderes?

    Ich glaube es hängt sehr stark damit zusammen, dass sich ja auch Erwachsene im Moment immer mehr und mehr Bedroht fühlen, obwohl die Sicherheit eigentlich steigt. Erwachsene überwachen sich gegenseitig mir Kameras und allem möglichen um die gefühlte Sicherheit zu erhöhen. Aus diesem Blickwinkel ist es doch nur der Logische nächste Schritt auch die Kinder permanent zu überwachen.


    Kindern wird viel zu wenig zugetraut! Das fängt ja schon im Babyalter an, sonst gäbe es keine so Unsinnigkeiten wie Krabbelhelme auf dem Markt.


    Und ja, viele Menschen sehen in der Kindheit nur eine Vorbereitung auf die Erwachsenenzeit, die tunlichst so schnell wie irgend möglich hinter sich gebracht werden muss. Das Leben soll planbar sein, und das klappt mir Kindern eh schon schlecht, Kinder die viel selber ausprobieren können, Schulwege selbständig zurücklegen etc. sind ja noch weniger planbar...


    EDIT sagt: Das ist auch keineswegs ein Amerikanisches Phänomen. Sie mögen uns etwas voraus sein, aber es fängt ja hier schon genauso an. Stichwort Helikopter Eltern.

  • Ich denke, Sicherheit ist das eine Thema. Das andere ist "das Kind als Projekt". Für viele Familien steht das Kind im Mittelpunkt und das Leben wird drumherum gebaut. Es wird alles darauf ausgerichtet, dieses Projekt erfolgreich und unbeschadet zu gestalten. Ein "Scheitern" ist eine persönliche Niederlage für die Eltern. Deswegen muss das Kind möglichst weich gebettet und beschützt werden.
    Auf Eltern die das nicht tun und das Kind gewissen Risiken aussetzen, die sie selbst nicht kontrollieren können, lauert immer der Vorwurf der Fahrlässigkeit. Passiert einem Kind ein Unfall unter Aufsicht der Eltern, kann man den Eltern nichts vorwerfen. Passiert genau der gleiche Unfall ohne Beaufsichtigung wird sofort gefragt: Wo waren die Eltern? Warum haben sie nicht aufgepasst?
    Dabei wünschen sich doch alle Eltern nichts mehr, als ihre Kinder glücklich aufwachsen zu sehen. Aber wir können das Schicksal in vielen Punkten nicht beeinflussen. Mein Sohn z.B. hat sich das Bein gebrochen, als 4 Erwachsene um ihn herum waren. Es war einfach Pech #weissnicht .
    In vielen Fällen beisst sich auch die Katze in den Schwanz: Traue ich meinem Kind nicht zu, sich selbständig im Straßenverkehr zu bewegen und transportiere es größtenteils im Auto, hat es auch keine Chance das richtige Verhalten zu lernen und damit ist es natürlich auch wieder gefährlich, das Kind im Straßenverkehr aus den Augen zu lassen.
    Es ist schon klar, dass Kinder bestimmte Fähigkeiten noch nicht haben, die für eine Teilnahme am Verkehr nötig sind (z.B. Abschätzen von Geschwindigkeiten), aber es gibt da durchaus Bedingungen, unter denen sie trotzdem allein gehen können, z.B. wenn sie immer warten, bis kein Auto mehr in ihre Richtung kommt oder gesicherte Überwege benutzen (dazu braucht es aber natürlich auch die verkehrstechnischen Voraussetzungen im Umfeld).

  • Zitat

    Das andere ist "das Kind als Projekt". Für viele Familien steht das Kind im Mittelpunkt und das Leben wird drumherum gebaut. Es wird alles darauf ausgerichtet, dieses Projekt erfolgreich und unbeschadet zu gestalten. Ein "Scheitern" ist eine persönliche Niederlage für die Eltern.

    genau das.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von Almarna

    Der Artikel der TS ist ein subjektiver Bericht von einer Schweizerin die (temporär?) in Amerika lebt.

    Die Schweizerin ist ein Mann.
    "Sacha Batthyany, geboren 1973, studierte Soziologie in Zürich und Madrid, war Redakteur bei der Neuen Zürcher Zeitung und arbeitet seit 2010 beim Magazin des Tages-Anzeigers. Er ist Dozent an der Schweizer Journalistenschule und lebt seit 2015 in Washington, D.C., wo er für den Tages-Anzeiger und die Süddeutsche Zeitung als Korrespondent über Politik und Gesellschaft berichtet."


    Ich denke auch, dass er unabhänging vom Thema eine leicht polarisiernde Schreibweise hat. Aus einem Text über ein homosexuelles Paar: "Kevin Thomas trägt weiss, selbst sein Brillengestell ist weiss. Thomas sagt, er habe nie ein Coming-out gehabt, «ich war immer schon draussen». Er hat sich Strasssteine auf seine Ärmel gestickt und einzelne Haarspitzen rosa und grün gefärbt, es sieht aus, als wäre etwas schiefgegangen. Aber so ist Thomas. Er macht, was er will. Er hat zu viel erlebt, um sich Gedanken darüber zu machen, was andere über ihn denken. Irgendwas in seinem Gesicht erinnert an Helmut Kohl. Wenn Kohl schwul wäre, sähe er aus wie Kevin Thomas."

  • und was ist da so schlimm dran, dass das ein Projekt ist?


    Wir brauchen Kinder nicht zur Altersversorgung und wir können bestimmen, ob wir Kinder haben oder nicht.
    Wenn ich mich aber bewußt entscheide Kinder zu kriegen, ist es doch logisch, dass ich da Energie rein investiere und die nicht einfach so mitlaufen wie das vielleicht früher der Fall war.


    Dass Eltern an allem schuld sind, das hat schon meine Mutter vor 30 Jahren gesagt.... die Zeit, die ihr ja hier immer wieder gerne als Vorbild nehmt. Und war damals genauso blöd wie heute.
    Es sind so viele Faktoren dabei, ob ein Leben gelingt oder nicht. Und die wenigsten hat man in der Hand.
    Nichtsdestotrotz tue ich alles, damit es eben gelingt und das schließt meine Kinder mit ein.


    rheinländerin hat es glaube ich schön zusammen gefasst.
    Es ist ein Balanceakt zwischen dem Kind Flügel und Wurzeln zu geben. So ging doch das schöne Sprichwort.


    Und wenn ich mich dann tausend mal Helikopter Eltern schimpfen lassen muss..... dann ist das so.
    Für mich ist das eine sehr bequeme Sichtweise von schlechten Pädagogen, die sich nicht mit den Eltern auseinander setzen möchten.
    Sind ja stressig fordernde Eltern.
    Früher hatte der Lehrer immer recht, und Kind hat noch eine Ohrfeige kassiert, wenn es aufgemuckt hat. Heute hören wir genauer hin. Und ich finde das gut so.


    Dass es Eltern gibt, die die Balance nicht finden, bestreite ich gar nicht. Denke aber nach wie vor, dass das wenige Auswüchse sind, die es auch schon immer gab.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • @claraluna, das hast du schön geschrieben.


    Und ich finde in diesem Strang einige userinnen, die verteufeln, dass Eltern sich ihrer Kinder scheinbar manchmal ein wenig zu intensiv annehmen, aber in anderen Threads ganz heftig Dinge verteidigen, die mindestens genauso helikopterig wirken. Es kommt halt immer auf die Geschichte drumrum an


    Und grade hier bei den Raben sind nach meinem Eindruck sehr viele Kinder "Projekte", um deren Gelingensich viele Gedanken gemacht werden. Was ich sehr schön finde. und worum ich mich auch bei meinen Kindern bemühe. Ob man die Gedanken jetzt mit Helikoptern assoziiert oder mit bedürfnisorientiertheit ist auslegungssache

  • @claraluna, das hast du schön geschrieben.


    Und ich finde in diesem Strang einige userinnen, die verteufeln, dass Eltern sich ihrer Kinder scheinbar manchmal ein wenig zu intensiv annehmen, aber in anderen Threads ganz heftig Dinge verteidigen, die mindestens genauso helikopterig wirken. Es kommt halt immer auf die Geschichte drumrum an


    Und grade hier bei den Raben sind nach meinem Eindruck sehr viele Kinder "Projekte", um deren Gelingensich viele Gedanken gemacht werden. Was ich sehr schön finde. und worum ich mich auch bei meinen Kindern bemühe. Ob man die Gedanken jetzt mit Helikoptern assoziiert oder mit bedürfnisorientiertheit ist auslegungssache

    So isses :) Ob es nun die am Klettergerüst stehenden Eltern sind oder diejenigen, die sich einen Großteil des Tages Gedanken darum machen, welches Nahrungsmittel das Kind als erstes zugefüttert bekommt oder nächtelang an der Nähmaschine hocken oder mit großem Zeitaufwand windelfrei betreiben .... letztendlich ist das doch alles das gleiche.

  • So isses :) Ob es nun die am Klettergerüst stehenden Eltern sind oder diejenigen, die sich einen Großteil des Tages Gedanken darum machen, welches Nahrungsmittel das Kind als erstes zugefüttert bekommt oder nächtelang an der Nähmaschine hocken oder mit großem Zeitaufwand windelfrei betreiben .... letztendlich ist das doch alles das gleiche.


    ja. und ich finds durchaus überdenkenswert.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • und was ist da so schlimm dran, dass das ein Projekt ist?


    ich weiss nicht, wie gut es einem kind tut, der nabel der welt zu sein. und was das für eine gesellschaft wird, in der lauter menschen heranwachsen, die denken, dass sie der nabel der welt sind.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • da ich noch andere "Projekte" in meinem Leben habe, sehe ich die Gefahr ganz und gar nicht.


    und wenn ich mich in meinem Umfeld so umgucke ist das genau das gleiche.


    Im Gegenteil.... die meisten Frauen sind heutzutage berufstätig und balancieren zwischen zwei Welten


    Aufgewachsen in Westdeutschland kenne ich vor allem die "heile Welt" der Mutter die sich zu Hause um ihre Lieben kümmert.
    Da waren die Kinder viel eher gefühlt der Nabel der Welt, die sich aber den Erwachsenen unterzuordnen hatten.


    Ich versteh wirklich nicht, warum wir diesen Kulturpessimismus nicht endlich mal überwinden können.

    Grüße von Claraluna


    Shoot for the moon. Even if you miss you will land among the stars.

  • Hier bitte, zum gruseln.

    hübsch.... :D . ich bin eh nicht der helmfreund. mein sohn fährt sogar ohne helm auf freestyleanlagen, aber dass darf ich nicht laut sagen.


    claraluna: War das gerade hausfrauen bashing? ich finde das interview dass ich verlinkt habe super, so ist genau meine meinung, mehr muss man dazu nicht sagen.