"Blockflöten Projekt" in Hessen. Was haltet ihr davon?

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  • Kunstunterricht dann bitte auch (so) nicht mehr, genau wie Sport...


    Aber zurück zur Musik: hessen hier, Einschulung 1981, keine Blockflöte (Gottseidank!), ab und an Singen. Kinder Jahrgang 2009 und 2011, beide auch blockflötenfrei, Gottseidank. Sohn hatte handelsüblichen Musikunterricht, wenn er dann mal statt fand. Es gab nur eine Lehrerin an der gesamten Grundschule die das Fach unterrichtete (3-4zügige Grundschule). Im Kindergarten hatte er eine meines Eindrucks nach gute musikalische Früherziehung (kostenpflichtig, leider, zum so oder so schon recht teuren Waldkindergarten). Das hat aber glaube ich viel gebracht. Und einen Erzieher der Gitarre spielte. Deswegen wollte er mit 5 Jahren Gitarre lernen, spielt er bis heute. Musikunterricht am Gymnasium ist, wenn er denn mal statt findet, zum Gähnen langweilig. Wer bis zu diesem Zeitpunkt wenig Berührung mit Musik hatte wird es nach diesem UNterricht sicher auch nicht wollen bzw. wird keinen zugang dadurch finden. Jammerschade. Und siehe oben, analog zu Kunst und Sport.


    Bei Tochter wurde in der Grundschule in Kooperation mit der örtlichen Musikschule das JeKi-Projekt eingeführt. "Jedes Kind kann ein Instrument spielen" oder so. Das kam gut an. Naja, bis Corona kam. Aber aktuell läuft es wohl wieder. Musikklassen gibt es teilweise an anderen weiterführenden Schulen.


    Externe Kooperationen, Netzwerkarbeit, sind glaube ich der einzig richtige Weg bei der momentanen schulischen Situation. Da gibt es wohl im aktuellen Koalitionsvertrag auch keine positiven Signale durch schwarz-rot. Bleibt wie es ist bzw. wird noch besch*** scheint das Motto zu sein.


    Tochter war in

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • Ich komme grade von der Weihnachtsfeier der Schule und habe u.a. ein Krippenspiel mit sehr viel schrägen Blockflöten gehört 8o

    Und das, obwohl an der Waldorfschule in den unteren Klassen noch die pentatonische Flöte gespielt wird (einfacher zu greifen, klingt harmonischer).


    Flöten ist hier in Klasse 1 und 2 verbindlich, alle lernen das (allerdings ohne Noten, sie ahmen die Griffe der Lehrkraft nach). Ab Klasse 3 lernen sie nach Noten spielen, da kann gewählt werden zwischen weiter Flöte oder Ukulele oder Orchester (Bläser). Eins von den dreien muss man wählen, gar nicht musizieren geht nicht.


    Es gibt Leihinstrumente (jedes Kind bekommt sein gewähltes Instrument für die gesamte weitere Schulzeit).


    Musiziert wird zusammen drei Stunden wöchentlich, für die Blasinstrumente gibt es außerdem eine Stunde pro Woche Register- oder Einzelunterricht.

    Dazu kommt eine Musikstunde bzw. Chor in der Woche, im Klassenverband, Pflicht.

    Und eine freiwillige Harfen-AG.


    Das Argument, schlechter Unterricht würde es den Kindern verleiden, gilt meines Erachtens für alle Fächer, nicht nur für Musik, Kunst oder Sport. Das spricht aber nicht gegen das Fach, sondern gegen schlechten Unterricht in dem Fach.


    Klar liegt das Flöten manchen Kindern mehr und anderen weniger, aber auch das gilt für alle Fächer. Und sie lernen beim Musizieren so viel: aufeinander zu hören, sich zu konzentrieren, vorzuspielen, ein kleiner Teil von etwas großem Ganzen zu sein.

    Liebe Grüße von Tikaani (früher: Casa)

  • Grundschule immer voller zu stopfen und gleichzeitig ganz entsetzt zu tun, dass Kinder nicht mehr lesen, schreiben und rechnen können… das macht mich echt kirre (sagt die Mutter und Unterrichtende an einer Grundschule des Schlusslichtbundeslandes).

    Ich finde ja, mit Musik, bildnerischem Gestalten und anderen Fächern lässt sich eine Menge Schreiben, Lesen und Rechnen vermitteln.

    Als Mutter eines Kindes mit grossen Schwierigkeiten in den Hauptfächern bin ich wahnsinnig froh um alle diese "Stopfungen": die mag mein Kind nämlich, interessiert sich dafür und hat so wenigstens noch ein paar Stunden positive Schule.


    Ich bin aber sowieso eine grosse Verfechterin eines breiten Bildungskanon.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich stimme Talpa zu. Grade für Kinder, die sich in den sog. "Hauptfächern" schwer tun, sind musisch-praktische Fächer von unschätzbarem Wert. Mal ganz abgesehen von den softskills und sozialen Fähigkeiten, die gerade in diesen Fächern sehr gut vermittelt werden können.

    Liebe Grüße von Tikaani (früher: Casa)

  • Ich habe in der Schule ( wenig) Blockflöte gespielt, mein weniger notenlesen habe ich daher. Ich hätte es gut gefunden wenn es das an der Grundschule meiner Kinder gegeben hätte. Nicht jede Familie ist musikalisch und dadurch wird Kindern ein Teil der Welt nicht nahegebracht.

    Meine große hat mal kurz Gitarre gespielt, aber hat sehr bald aufgehört. Die kleine spielt Querflöte mit Freude d.

    Allerdings kostet Musikschule auch ordentlich Geld , dass man erstmal haben muss für etwas was das Kind womöglich nur halbherzig macht.

    Insofern bin ich absolut pro Instrument in der Schule, und Blockflöte sind so billig dass wirklich jeder mitmachen kann

    Schokojunkie mit Töchtern (5/07 und7/09)

  • Ich stimme Talpa zu. Grade für Kinder, die sich in den sog. "Hauptfächern" schwer tun, sind musisch-praktische Fächer von unschätzbarem Wert. Mal ganz abgesehen von den softskills und sozialen Fähigkeiten, die gerade in diesen Fächern sehr gut vermittelt werden können.

    Ja total, oder? Und die sich leicht tun in deutsch haben die Kapazitäten womöglich erst recht. Die Synapsen verknüpfen sich den ganzen Tag bei den Kindern und ich glaube gerade auch andere Bewegungen und Tätigkeiten als nur schreiben sind einfach hilfreich dafür.

  • Ich erinnere mich an recht viele Lernlieder und Klatschübungen aus dem Deutschunterricht meiner Kinder. Das fand ich immer sehr schön.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich fühl mich gerade etwas missverstanden, gehört aber wohl zum Leben dazu. Was ich sagen will ist: Gute Idee. Nur, dann muss man es vernünftig (!) umsetzen und das ist im deutschen Schulsystem oft schwierig.


    Beispiel aus einem anderen Bereich: Meine Kinder waren - und ich arbeitete - an einer Mint-Schule mit Forscherpark für mehrere 10.000 Euro aus Steuergeldern. An und für sich fand ich die Idee total super. Unterricht im Forscherpark, selber probieren, logische Sachen selber erarbeiten in den MINT Fächern. Beide waren genau - kein Mal - mit der Klasse da, einfach, weil die Lehrenden es nicht gemacht haben. Dann kann man es genauso gut lassen und das Geld vielleicht in anderes investieren.


    Also noch mal: Ich finde es grundsätzlich eine gute Idee, wenn (!) es vernünftig umgesetzt wird. Und das gilt für Schule generell und alle Fächer.

  • Im Grunde gut: ABER: Grundschule sollte sich darauf besinnen, was sie vermitteln soll. Das ist in erste Linie lesen, schreiben und rechnen. Jetzt gibt es schon zusätzlich englisch (halte ich für die Katz) und PC (halte ich auch für die Katz - mein Sohn hat nicht zu wenig „Daddelzeit“ während des PC Unterrichts).

    Grundschule immer voller zu stopfen und gleichzeitig ganz entsetzt zu tun, dass Kinder nicht mehr lesen, schreiben und rechnen können… das macht mich echt kirre (sagt die Mutter und Unterrichtende an einer Grundschule des Schlusslichtbundeslandes).

    Die musikalische Ausbildung wurde in den letzten Jahrzehnten immer weiter zurückgefahren. Allerdings ist Musik und auch Sport nicht etwas, was "zusätzlich" noch mit drauf kommt, sondern etwas, was andere Bereiche fördert und positiv auch auf die schulischen Leistungen in Mathe und Deutsch rückwirkt.

  • oh ja. same bei meinem kind2. zum gluck hat das sport, Musik und Kunst.

    Und ich war zb so ein Kind, dass an einer Schule mit viel Musik und Kunst floriert hätte. am besten gleich als Hauptfächer und 3fach benotet. Denn darin war ich richtig gut und interessiert.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich finde es immer schlimm, wenn es Diskussionen, um die angeblichen "Talentfächer" wie Musik, Sport, Kunst, Werken gibt. Nicht benoten oder am besten ganz weg lassen, damit die Kinder auch "was richtiges" lernen #rolleyes . Es ist total wichtig, dass den Kindern auch in diesen Bereichen Grundkenntnisse vermittelt werden, denn meist fördern sie auch die Leistungen in anderen Fächern, v.a. auch durch Abwechslung fürs Gehirn. Es braucht nämlich mitnichten nur bei diesen Fächern "Talent", in ihnen sind nur meist "talentierte" Kinder besser, weil es einfach so wenig unterrichtet wird, dass die Kinder kaum eine Chance haben, dort gute Grundfertigkeiten zu erlernen (und somit die, die sich auch in ihrer Freizeit damit beschäftigen, natürlich "talentierter" sind). Und sie sind eben gerade auch für die Kinder wichtig, die ihre Stärken eher im künstlerischen, handwerklichen oder körperlichen Bereich haben. Die Kinder lernen auch nicht besser/schneller Lesen und Rechnen, wenn man es ihnen 6 Stunden am Tag einseitig eintrichtert.

  • Gundula (und Andere, die auch ähnliches sagten): Klar, "richtig" gemacht werden muss es. 10 000 Blockflöten in die Schulzimmer werfen und glauben, es gäbe dann plötzlich begeisterte und vernetzte Musikerinnengehirne zu bekommen ist natürlich Hafechääs.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Was ich wichtig finde ist sowas niedrigschwellig anzubieten. Möglichste wenig extra kosten, möglichst vor Ort und ohne extra Fahrwege und im idealfall noch verschiedenes ausprobieren können.

    Was es letztlich ist, ist wahrscheinlich egal, aber es braucht motivierte Leute die das machen. Es gibt so viele Musik AGs die gestrichen wurden, weil die Lehrkräfte fehlen.

  • Musik, Kunst, Sport....definitiv ganz wichtige Fächer.

    Um etwas Kennenzulernen, das Freude machen kann, mit dem man sich Wohlfühlen kann, das einen den Körper anders erfahren lässt, das einem einen nichtkognitiven Zugang zu einem selbst ermöglicht, das Gemeinschaft erlebbar macht.

    Das uns sehen lässt, fühlen lässt, hören lässt.


    Ich bekomme regelmässig Brechanfälle, wenn in der Schule Erlerntes nur an der "Nützlichkeit" gemessen wird.

    Es leben die Künste!


    Und allen wünsche ich erholsame, besinnliche Tage!

    karlchen

  • Freda ich bin deiner Meinung dass auch diese Fächer wichtig sind und ihren Platz haben.

    Allerdings ist das Problem, welches du auch ansprichst, dass die Fertigkeiten dort nicht unterrichtet werden, sondern meist erwartet wird, dass man das einfach "kann". Ich habe es in meiner ganzen Schulzeit nur sehr sehr selten erlebt, dass wir in Musik, Sport oder Kunst Techniken vermittelt bekommen haben, noch habe ich da bei meinen Kindern von gehört.

    Wer erwartet denn, dass Kinder Rechtschreibung oder Bruchrechnung können, nachdem man es ihnen einmal kurz gezeigt hat? Aber eine Melodie nachsingen muss ohne weitere Erklärung klappen und wird benotet. :wacko:

  • Wobei das glaube ich so gar nicht sein darf. Eigentlich müsste der persönliche Fortschritt benotet werden. Also z.B. Kind lernt Purzelbaum den es vorher gar nicht konnte müsste höher bewertet werden als Kind kann Handstand (z.B. aus dem Turnen..,) und macht Handstand. Aber so ist das ja leider nicht…

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • Musik, Kunst, Sport....definitiv ganz wichtige Fächer.

    Um etwas Kennenzulernen, das Freude machen kann, mit dem man sich Wohlfühlen kann, das einen den Körper anders erfahren lässt, das einem einen nichtkognitiven Zugang zu einem selbst ermöglicht, das Gemeinschaft erlebbar macht.

    Das uns sehen lässt, fühlen lässt, hören lässt.

    Das kommt sicher drauf an.

    An Musik in der Grundschule habe ich schöne Erinnerungen, ab der 5.klasse war es kacke, weil wir viel gesungen hatten in der gs ,aber nichts gelernt.

    Trotzdem ich blockflöte gespielt habe sind Noten für mich ein Buch mit 7 Siegeln. Quintenzirkel :wacko:


    Sport war in allen Klassen doof, auch bei meinen Kindern, meine super sportliche Tochter, war im schulsport immer schlecht.


    Also diese Sätze aus dem Zitat würde ich ganz sicher nicht verallgemeinern.

  • Freda: Das ist hier auch so, war zu meiner Schulzeit auch schon so, Kunst/Musik gab es auch nur in halbjährlichem Wechsel. Wie habe ich das gehasst… Der einzige Lichtblick in diesem Meer von Langeweile. Und dann nur 2 Stunden und alle halbe Jahre.


    Und das ist nur schlimmer geworden. Was bei meinen Kindern gerade so los ist… Die haben da fast nur noch „umgeschulte Grafikdesignerinnen“, „richtige“ Lehrkräfte gibt es kaum noch. Manche haben schon pädagogisches Talent aber manche haben auch sehr schräge Vorstellungen.

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)