Dialektplauderei: warum, wieso, weshalb...

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
    • Offizieller Beitrag

    Im Saarland (wie auch im Französischen) gibt es den Ausdrück: "ich hann die Flemm", der beinhaltet Traurigkeit, depressiv sein, lustlos, antriebslos sein und wurde bei uns immer gefolgt von: "draa mich e stickelchen" oder "mandscht dau nit mai schmer esse" (na, ihr Saarländer kennt ihr das noch?). Da schwingt (für mich) so viel mehr mit als "es geht mir heute nicht so gut" ;)

    Ei jo, vielleicht haschde nidd nur die Flemm, sondan aach noch die Freck owwendruff :D?! Edd woar jo ach gischda strackkalt #freu! Willschde en Schmeer odda en Brigge ;)?

  • daroan: das ist mir bei einer freundin auch aufgefallen - sie übersetzt hochdeutsche bücher ins schweizerdeutsche. das hab ich nie gemacht, ich bin nicht mal auf die idee gekommen. was vermutlich daran liegt, dass ich bereits zweisprachig aufgewachsen bin und das bei meinen kindern einfach immer vorausgesetzt hab, und dass mein mann deutscher ist, der eh "hochdeutsch" (also schwäbisch...) spricht.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12

    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.

    #rose 49,7

  • Zitat

    :D Klaro!

    Ok, so rede ich auch. Und wenn hier jemand “fofftein“ brüllt weiß auch jeder was gemeint ist ohne platt zu können.

    In Süddeutschland muss ich langsam sprechen, da kommt zu den fehlenden Endungen dazu dass ich schnell spreche.

    Normal is just a setting on a dryer.

    • Offizieller Beitrag

    ainu: mein Mann spricht ja auch kein Schweizerdeutsch, der pfälzert wunderbar. Aber die Kinder haben das absolut nicht übernommen, kein bisschen. Als sie klein waren haben sie dann auch das "normale" Hochdeutsch aus den Büchern nicht wirklich verstanden.

    Die Grosse sinnierte mal, dass Jeans im Hochdeutsche ja "Dscheins" heissen müssen und "Sprudel" (das Wort haben sie vom Papa übernommen) "Spraudel" ;)

    Sie sprechen auch ungern Hochdeutsch, wenn wir in D bei den Verwandten sind, muss ich sie immer wieder ermahnen, die Verwandschaft versteht kein bisschen Schweizerdeutsch.

    Irgendwie sind meine Kinder völlig sprachkonservativ

  • Ei jo, vielleicht haschde nidd nur die Flemm, sondan aach noch die Freck owwendruff :D?! Edd woar jo ach gischda strackkalt #freu! Willschde en Schmeer odda en Brigge ;)?


    Silke, willst du mich heiraten? #love

    Saarländisch gehört zu meinen Lieblingsdialekten (ich hab´s schon desöfteren erwähnt :D )
    "Es" statt "sie" und Freindin und Dippelappes *schmelz*

    • Offizieller Beitrag

    (ich habe das tatsächlich mal in erwägung gezogen, als ich noch in einer gegend lebte, in der man ohne dialekt niemals hätte dazugehören können. aber es war mir dann doch zu albern. und hätte sprachlich auch so gar nicht gepasst.)

    Eigentlich schade, denn ich kenne viele Leute, die einen Faible für Dialekte haben, von überall her - ich finds immer toll. Aber das mag am Umfeld liegen, Urgeschichtler, Altphilologen und Mittelalterhistoriker lieben so Zeugs.

    (siehe hochdeutschverbot an zürcher kindergärten

    Das muss man vielleicht schon ein bisschen erklären: Kindergarten (also eigentlich die ersten zwei verpflichtenden Schuljahre) sollen hier auch einen integrierenden Auftrag erfüllen. Und wenn ich mir die Klasse meines Sohnes so anschaue, dann ist es schon nicht unwichtig, dass die regelmässig und ausführlich Dialekt hören, sprechen... Du hast ja selbst den Dialekt als "ausgrenzend" erlebt. Was ich natürlich schade finde - aber deshalb ist es wichtig, dass in diesen ersten zwei Jahren Dialekt gesprochen wird, damit die Kinder eine gemeinsame Sprache sprechen.
    Verboten ist es übrigens nicht, sondern es gibt die Regel, dass ein Drittel des Unterrichtes auf Hochdeutsch zu erfolgen haben, der Rest soll Dialekt bleiben.

    ...unsere Chordirigentin verbringt bei manchen Lieder ganz schön viel Zeit mit uns, damit z.b. ein Ave Maria nicht so "Thurgauerisch" daher kommt ;)

    Das breite "e", das spitze "i", das leicht grelle "a"....das dringt sogar im lateinischen durch. Nicht zu vergessen das kehlige "ch" und das zu weiche "t".

    #lol Tja, was soll ich sagen... ich bin Rheintalerin... (mit etwas Glück meinen die Leute, mein Englisch sei schottisch gefärbt)

    Bei mir ist es eher so, dass ich Dialekte gerne bekommen kann, wenn jemand so spricht, den ich mag - ich habe deshalb ein durchaus verständliches Liebhaberohr für Badisch, zum Beispiel.

    Ich habe - bzw. tue das wieder - anfangs Bilderbücher und kurze Vorlesegeschichten übersetzt. Bewusst. Denn ich finde, Vorlesen, Erzählen einen wichtigen Teil der "Sprachbildung" und dementsprechend wichtig ist mir auch, dass das vielfältig ist. Da wir ja eh dauernd hin- und herübersetzen, ist das auch nicht besonders schwer, finde ich.
    Ich schreibe übrigens nie Dialekt, ich mag das auch im Privaten Bereich nicht und habe immer extrem Mühe, das zu entziffern.

    Mein Sohn spricht auch ungern hochdeutsch, obwohl er es ja bereits das 6te Jahr an der Schule/Kindergarten lernt. Aber wenn er muss, kann er umstellen... Das wird schon noch. Wobei er einen grausligen Akzent hat (noch, hoffentlich!).

    Nochmal zu den Gefühlen: doch, ich denke schon, gewisse Ausdrücke, Zustände, Gefühle lassen sich nur in der jeweiligen Sprache/Dialekt finden. Und wenn man dann selbst die andere Sprache nur aus Schule/Literatur/Wissenschaft etc. kennt, dann ist es irgendwie logisch, dass eines die emotionale und eines die rationale Sprache wird.

    Liebe Grüsse

    Talpa

  • Das muss man vielleicht schon ein bisschen erklären: Kindergarten (also eigentlich die ersten zwei verpflichtenden Schuljahre) sollen hier auch einen integrierenden Auftrag erfüllen. Und wenn ich mir die Klasse meines Sohnes so anschaue, dann ist es schon nicht unwichtig, dass die regelmässig und ausführlich Dialekt hören, sprechen... Du hast ja selbst den Dialekt als "ausgrenzend" erlebt. Was ich natürlich schade finde - aber deshalb ist es wichtig, dass in diesen ersten zwei Jahren Dialekt gesprochen wird, damit die Kinder eine gemeinsame Sprache sprechen.
    Verboten ist es übrigens nicht, sondern es gibt die Regel, dass ein Drittel des Unterrichtes auf Hochdeutsch zu erfolgen haben, der Rest soll Dialekt bleiben.

    in berlin wäre das schlicht ein skandal (wenn nicht noch mehr als das), wenn es verpflichtend wäre, 2/3 des unterrichts auf berlinerisch durchzuführen. wirklich.

    • Offizieller Beitrag

    Ja, klar - und auch logisch, denn die tägliche Umgangssprache der meisten Menschen ist ja nicht berlinerisch, sondern hochdeutsch.
    Nur hier ist es umgekehrt, daher macht es wenig Sinn, "Neusprachler" auf die Schriftsprache einzufuchsen, ihnen aber das Rüstzeug zu verweigern, ein Brot kaufen zu können, ohne gleich als "fremd" erkannt zu werden.
    Ich nehme mal an, auch in den tolerantesten Ecken Berlins sollte zumindest ein Teil des Unterrichts auf Deutsch gehalten werden und nicht auf Türkisch? (Ja, der Vergleich hinkt, aber was den Integrationscharakter angeht, ähnelt sich die Problematik).

    Liebe Grüsse

    Talpa