Hort und Co. - wie sieht das eigentlich aus?

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  • Sobald ich hier von Nachmittagsbetreuung, Hort etc. lese, bekomme ich ein unangenehmes Gefühl. :S
    Das ist aber ganz sicher nur, weil ich einfach überhaupt nicht weiß, wie es da so zugeht.

    Ich denke, dass Dein unangenehmes Gefühl nicht vom "Unwissen" kommt, sondern vom Wissen um das, was Du (und auch Dein Sohn) brauchst, um Dich ausgeglichen zu fühlen.
    Wenn Du "lautes Gewusel-Chaos mit zig anderen Kindern" nicht magst, dann magst Du es halt nicht. Das ist völlig OK. Daran würde sich sicher auch nichts ändern, wenn Du es "weißt", oder? ;)


    Beide Kinder gehen in den gleichen Hort. Er nimmt 120 Kinder auf. Im Winter, wenn sich fast alles nur drinnen abspielt, ist es voll, laut, wuselig, chaotisch und eng. Wenn das Wetter gut ist und die Kinder auch lange draußen sind, entzerrt sich das alles sehr.


    Bei uns kommen die Kinder nach der Schule um 12:10 (jeden Tag die gleiche Zeit) ins Hortgebäude, das nur 50 m von der Grundschule entfernt liegt. Die Kinder sind alle in Betreuungsgruppen aufgeteilt, die jeweils einen festen Gruppenraum und eine feste Betreuungsperson haben. Dort trifft und begrüßt man sich. Dann gehen einzelne Gruppen mit der Betreuungsperson zusammen 20 m weiter in die Mensa zum Essen. Man muss dort nicht unbedingt das Mensa-Essen essen, es gibt auch so genannte "Box-Kinder", die eine Brotbox mit haben. Die essen dann eben das Essen aus ihrer Box, während die anderen sich das Essen holen, das sie sich ausgesucht haben. Die Gruppe isst zusammen mit der Betreuungsperson und geht danach wieder rüber in den Hort.
    Dann ist Hausaufgabenzeit, die ebenfalls betreut ist. HA werden nicht auf Richtigkeit kontrolliert, aber es wird schon darauf geachtet, dass jeder seine Aufgaben macht. Wer es nicht innerhalb von einer Stunde schafft, muss abbrechen und die HA zu Hause beenden. Zeit zum freien Spielen ist wichtig, daher endet die HA-Zeit nach max. einer Stunde.
    Wer früher fertig ist, darf schon früher raus zum spielen. Dieses freie Spielen geht bis 15:30. Da endet die reguläre Betreuung und es gibt einen großes Abholgewusel. Geöffnet ist der Hort bis 17:00 Uhr, wer also länger arbeiten muss, kann ab 15:30 jeweils halbe Stunden dazu kaufen.


    Im Grunde finde ich unseren Hort sehr gut organisiert. Er hat 2 Etagen und viele unterschiedliche Räume, sodass man sich auch mal zum Lesen oder "Geheimnisse-Besprechen" zurück ziehen kann.
    Aber 120 Kinder bleiben 120 Kinder, mit all dem Lärm und dem Dreck, der dazu gehört.


    Ich habe Kinder, die mit diesem Trubel eigentlich ganz gut zurecht kommen, die ihre Freunde dort haben und sich auch in der Ferienbetreuung dort wohl fühlen. Aber man merkt ihnen schon an, dass sie um 16:00 Uhr total KO sind. Wenn noch für einen Test am nächsten Tag gelernt werden muss, oder noch HA fertig zu stellen sind, wird das um die Zeit schon stressig, da sie echt müde und erschöpft sind, vor allem geistig.


    LG,
    Anne


    Edit: Es ist eine OGT, sodass nachmittags auch Kurse angeboten werden, zu denen die Kinder gehen können. Dazu gehören Bastel- und Musikkurse genauso wie Fußball oder Schach oder der Computerführerschein. Elektronisches Spielzeug oder Handys sind im Hort nicht erlaubt.

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

    2 Mal editiert, zuletzt von Annie ()

    • Offizieller Beitrag

    Ach herrje - mit wuselig und leicht chaotisch meinte ich Hort/Gruppengrössen mit höchstens 30 Kindern - das finde ich für die Kleinen, knapp über 4 Jahre noch anstrengend genug...


    Hier sind die einzelnen Schulhorte meist auf mehrere Häuser verteilt - in unserem Fall: 3 Kindergärten und eine Grundschule teilen sich 5 Horte.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Hier gibt es eine Spätbetreuung in der (Ganztags-)Schule, von 14.30-16.00 Uhr. Die Kinder können zwischen verschiedenen Angeboten drinnen, draußen oder in der Turnhalle wählen oder einfach frei spielen. Oft wird gebastelt, Fußball oder Hockey gespielt, oder es gibt Hoola-Hoop, Yoga oder Experimente. Außerdem ist immer ein Erwachsener zum Vorlesen und Brett- oder Kartenspiele spielen da.


    Meine Kinder fühlen sich in der Spätbetreuung sehr wohl und gehen gerne hin.


    Ach ja: wuselig und chaotisch ist es manchmal auch. Bei einigermaßen schönes Wetter ist es aber meist sehr ruhig und entspannt, weil viel draußen stattfindet. Meist sind es ca. 15-20 Kinder mit 3-4 Erwachsenen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin ja sehr fasziniert, was in D als "Spätbetreuung" gilt. T'schuldigung, aber wie soll man da auf einen normalen Arbeitstag kommen?
    Wir sind auf dreimal 18 Uhr echt angewiesen.


    Liebe Grüsse


    Talpa


  • Ich sag mal Jein. Ich finde die AGs sind gut, um mal in verschiedene Bereiche zu schnuppern. Meine Tochter hat sich nie für Fußball interessiert und erst durch eine Fußball-AG herausgefunden, dass ihr das Spaß macht. Aus einer AG muss kein Hobby erwachsen. Wenn meine Tochter sich dauerhaft für einen Sport interessieren würde, dann würde das schon außerhalb der Schule stattfinden. Basteln ist allerdings total ihr Ding und da bin ich schon froh, dass es die Kreativ-AG gibt (ist nicht so meins...)
    Ruhe kann man in unserer OGS nur bedingt finden - die Bedingungen sind nicht ideal (zu wenig Raum, zu viele Kinder). Das sagen auch die Erzieherinnen. Für mich ist es OK, weil mein Kind nicht so lange da ist und gerne hingeht.
    Was ich wirklich toll finde: Mein Grundschulzeit war so, dass ich eigentlich nur die Kinder in meiner Klasse kannte. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich als Erstklässlerin mit Viertklässlern gespielt habe. Die waren für mich groß und unnahbar. Das ist hier anders. Durch die OGS kennt meine Tochter fast alle Kinder der Schule.

  • Ich denke, dass Dein unangenehmes Gefühl nicht vom "Unwissen" kommt, sondern vom Wissen um das, was Du (und auch Dein Sohn) brauchst, um Dich ausgeglichen zu fühlen.
    Wenn Du "lautes Gewusel-Chaos mit zig anderen Kindern" nicht magst, dann magst Du es halt nicht. Das ist völlig OK. Daran würde sich sicher auch nichts ändern, wenn Du es "weißt", oder? ;)

    Das ist nett von Dir. Aber doch, mir hilft das hier tatsächlich, mein Bild zu verändern.
    Es geht ja auch gar nicht darum zu entscheiden, ob ich meinen Sohn in den Hort schicke - so etwas gibt es hier nämlich gar nicht. In unserer winzigen Land-Schule gibt es eine Mittagsbetreuung, so dass es manchen Elternteilen möglich ist, wenigstens halbtags zu arbeiten. Die Ferienzeiten sind selbstverständlich nicht abgedeckt #augen .


    Ich hatte nur in letzter Zeit immer öfter das Gefühl, gar nicht richtig diskutieren zu können bei Themen, die mir eigentlich wichtig sind. Weil ich nämlich ständig gedacht habe: Natürlich bin ich dafür, dass Frauen Vollzeit arbeiten können - aber wie gut, dass wir unsere Familie anders organisiert bekommen und keine böse Fremdbetreuung nötig haben ...


    Vielleicht kann ich jetzt endlich ein bisschen solidarischer werden. Das, was Ihr so geschrieben habt, klingt nämlich tatsächlich gar nicht fürcherlich und hätte mir möglicherweise als Kind sogar gefallen.


    Vielen Dank Euch.
    Gruß,
    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • WIr haben hier auch die OGS. Die Betreuung findet also in der Schule selber statt. Meine Gefühle sind sehr gemischt, was die OGS betrifft, denn die Personaldecke ist hier etwas dünn und die Pädagogen leider oft nur 400 Euro Kräfte, die keine pädagogische Ausbildung haben (2 richtige Erzieherinnen, die auch gut sind. Aber der Rest sind halt normale Leute, mal mehr, mal weniger kompetent). Die Hausaufgabenbetreuung klappt bei meinem jüngeren Kind recht gut, bei meinem großen Sohn ist es eine Katastrophe.
    Da der Ruf unserer OGS eher schlecht ist, nutzen leider überwiegend die Leute die OGS, die tatsächlich arbeiten müssen. Das führt zu einer Verschiebung, dass überwiegend die "Unterschicht" die Kinder dort betreuen lässt (aber nicht nur!) und das macht es richtig schwierig für die Damen dort. 90 Kinder besuchen im Moment die OGS.
    Aber es gibt auch viel gutes! Meine Kinder gehen insgesamt eigentlich gerne dorthin. Sie haben ihre Freunde dort, denn das entwickelt sich relativ automatisch so. Es ist also viel einfacher Freundschaften zu entwickeln und zu pflegen. Im Winter sind die Räume zu klein, aber im Frühling, Sommer und Herbst haben die Kinder den ganzen Schulhof zusätzlich und haben viel Spaß!
    Gruppen: es existieren feste Hausaufgabengruppen, die sind Klassenübergreifend, aber altershomogen. Also alle Erstklässler werden gemischt, alle Zweitklässler etc.
    Ansonsten stehen Gruppen nur auf dem Papier (wichtig für die Anzahl an Personal und theoretisch an Räumen). Die Erstklässler werden auch mal separat betreut, damit sie etwas mehr Ruhe haben, insbesondere im Winter. Der Rest ist altersgemischt und in der Realität auch alle zusammen betreut. Allerdings gehen ja auch viele Kinder in eine AG... es verläuft sich also tlw.
    Es gibt nachmittags AG´s, die die Kinder selber auswählen und dann für ein Schuljahr besuchen. Die Musikschule kooperiert mit unserer Schule, da sie ohnehin im gleichen Gebäude beheimatet ist. Der Musikunterricht ist also im Rahmen der OGS möglich.


    Meine Kinder hätten bei freier Auswahl wohl eher auf die OGS verzichtet. Es ist anstrengend. Denn wir sind auch eher Leute, die Ruhe und Frieden Schätzen. Allerdings finde ich trotzdem, dass die OGS meine Kinder in vieler Hinsicht auch gut gefördert hat, denn zum Teil kann man sich auch an ein gewisses Maß an Chaos gewöhnen. Die ersten Wochen waren je sehr hart, aber jetzt geht es.


    Mittagessen: es wird Essen von einem örtlichen Caterer angeliefert.
    Die Schule ist nicht glücklich, denn es gäbe schönere Modelle: da zu wenig Platz ist, müssen die Kinder öfter Kompromisse machen und gucken, wann ein Platz zum essen frei wird. Insgesamt ist das zu chaotisch. Aber der Raum selber ist nett: es sitzen immer ca. 6 Kinder zusammen und man kann auch in der Regel durchaus mit einem Freund zusammen essen, denn meistens beginnen mehrere Kinder gleichzeitig und sind dann ja auch gleichzeitig fertig... Der Tisch wird frei und es können sich die nächsten Kinder setzen.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

    Einmal editiert, zuletzt von Miriam ()

  • Danke für Deine Antwort, Frisch. Dus hast das gut erklärt und nun verstehe ich auch, was Du meintest.
    Ich finde es toll, wie Du an das Thema rangehst und Dich damit auseinander setzt.
    Mehr Solidarität unter Müttern sollte es in jedem Falle geben, da ist noch so viel Luft nach oben. Ich habe mich so gefreut zu lesen, dass Du für Dich so "fremde" Umstände verstehen willst, um Solidarität fühlen zu können. Hach, davon bräuchen wir auf allen Seiten so viel mehr. Wie wunderbar, dass Du das so schreibst :)


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Tochter ist derzeit 2-3x/Woche bei der Nachmittagsbetreuung, abhängig von ihren Trainingszeiten. Sie liebt es und manchmal, wenn ich sie früher abholen will, ziehe ich unverrichteter Dinge wieder ab. Sie ist ein offenes kommunikatives Kind, hat ihre Freude und Freundinnen dort. Und natürlich gibt es ein Leben neben der Nachmittagsbetreuung, wobei sie wie gesagt, ja nicht täglich und dann nicht immer bis 17 Uhr dort ist.

  • Hier ist es so, dass meine Tochter mit ihrer besten Freundin aus Kitazeiten zusammen in den Hort geht, das ermöglicht den Mädchen, beinahe jeden Nachmittag zusammen zu spielen. Im direkten Wohnumfeld wohnen keine Freundinnen, ihre Schulfreundinnen kommen alle aus anderen Stadtteilen, an denen der Hort wesentlich näher dran ist. Nach der Schule gehen also Tochter+Freundin zum Hort. Auf dem Weg dahin kommen sie an verschiedenen Läden vorbei, deren Inhaber sie kennen und da schauen sie dann rein und erzählen vom Tag und bekommen manchmal was Süßes und unterhalten die Kundschaft. Im Hort gibt's dann Mittagessen, nix Besonderes, aber wer von klein auf aus der Kita Mensa-Essen gewöhnt ist, kommt damit klar. ^^ Hausaufgabenbetreuung find ich als Mutter phänomenal, außerdem macht es mehr Spaß, wenn man die nicht allein macht, sondern mit der Freundin gemeinsam.
    Von mir aus hat meine Tochter auch die Erlaubnis, sich vom Hort aus in der Umgebung frei zu bewegen, das will sie aber meistens gar nicht, weil es im Hort vieles zum Spielen, Turnen, Werken und Basteln gibt und andere Kinder - mehr als wir zuhause je haben könnten.


    Mir geht's auch so, dass ich ganz anders aufgewachsen bin, und alle Kinder nachmittags zuhause waren entweder bei den Müttern oder Großeltern. Hier und heute ist es aber nun so, dass ich ganztags arbeite bis zum Abend, es keine Geschwister gibt, keine Großeltern im Ort, auch kein Haus mit Garten sondern eine kleine Wohnung. Im Hort gibt es die Spielgefährten, den Platz, die Ansprechpersonen, die Fahrzeuge und Spielsachen und Materialien. Sich zurückziehen und allein spielen oder lesen geht auch, nicht ganz so gut wie zuhause, aber dennoch.


    Die meisten Sportangebote sind auch vom Hort aus schneller zu erreichen als von daheim aus, bisher interessiert meine Tochter sich nicht dafür. Auch Schul-AGs findet sie bisher nicht interessant. Blockflötenstunde findet an meinem freien Tag statt, da hole ich sie dann früher ab und gehe mit ihr gemeinsam hin, weil's auf dem Heimweg liegt, und auch da geht die Freundin mit. Die zwei Unzertrennlichen. #knuddel