Wie reden über Kaiserschnitte und schwere Geburten

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  • Ich hab teilweise überflogen, nicht übel nehmen, wenn was doppelt kommt.


    Ich habe vielen Leuten ungefragt von der 1. Geburt erzählt, weil ich ein enormes Redebedürfnis hatte. Enorm! Ich musste das erzählen, erzählen, erzählen. So im Nachhinein ist mir aufgegangen, warum das so wichtig war (bei jedem Erzählen - aktivem erzählen, nicht nur erinnern - kamen mehr und mehr Details wieder hoch). So aus der jetzigen Sicht hätte ich mich wohl sofort nach Geburt in Therapie begeben sollen.


    Nun gut, was mich auf jeden Fall IMMER einfach nur verletzt hat, waren Sätze wie "WUSSTEST du, dass er so groß ist????".


    = wenn ja, bist du ja selbst schuld
    = wenn man weiß, dass das Kind groß ist, macht man doch einen KS!
    = wenn nein, warum hat es der FA nicht gesagt?
    = ach du warst gar nicht mehr beim FA! Nur noch Hebammen. Ahja. Da sieht man halt mal, dass sie unfähig sind.


    Dicht gefolgt ist die Nachfrage: Ah, hattest du Diabetes?


    = großes, dickes Kind muss immer ein Diabetes sein
    = da hätte man was machen können


    Weiterhin dicht gefolgt von "hättest du aufrecht/senkrecht/waagrecht/im Handstand/in der Wanne/unter der Dusche/ohne Hebammen/mit Arzt/alleine geboren, wäre er vielleicht doch noch durchgerutschht"


    = du hast das halt falsch gemacht.



    Und am allerbesten war der Spruch, den ich echt OFT gehört hab:


    Weißt du Trüffel, man kann auch überinformiert sein. Ich versteh ja, dass du traurig bist, aber du hast dich da ja auch sehr drauf versteift. Mein frauenarzt sagt immer, es sei ihm ja immer am liebsten, wenn die Frauen ganz erwartungsfrei ins KH gehen....dann kann man auch nicht enttäuscht werden.



    Bei diesen Leuten erspare ich es mir, zu erklären, was an der Geburt traumatisch war.



    Vergessen: Irgendjemand fragte, warum Geburten eigentlich so überromantisiert werden. Ich glaube, das liegt daran, dass wenn eine Geburt wirklich gut läuft, eine Frau innerlich sehr gestärkt daraus hervorgeht. Aufrecht :) ich hab das nun bei der zweiten Geburt gemerkt. Das war, als hätte ich Selbst-Bewusstsein (musste das nun mit Bindestrich schreiben, weil es nicht nur einfach ums "Ego" geht) einmal intravenös verabreicht bekommen. Ich war unbändig stolz auf mich. Hatte auf einmal ein Gefühl für mich als FRAU (ich weiß, das ist auch Klischee. Aber so waren meine Gefühle). Und das ist wohl auch das, was ich mir nach der ersten Geburt gewünscht hätte, und was mir hier im Forum sehr gut tat: Wenn man mir Achtung und Respekt entgegenbrachte, und mir vermittelte, dass man STOLZ drauf war, dass ich das gepackt hab. Ich wars nämlich nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Trüffel ()

  • Sehr guter Beitrag, Trüffel! Vielen Dank dafür! Ich erkenne da vieles wieder!


    Gerade auch den Aspekt, dass man überinformiert sein kann und sich auf etwas versteift hätte und man ja immer mit allem rechnen muss und offen für alles sein muss. (Also ist man doch selbst schuld an dem, was passiert ist?)


    Und vielen Dank für die Ausführung zum Thema "überromantisiert". Ich habe manchmal das Gefühl, dass der Verlauf der Geburt meiner Tochter und die Art, wie ich behandelt wurde, so typisch für mein Leben ist. Mir hätte es wirklich gut getan, dabei etwas zu erleben, das meinem Selbst-Bewusstsein (wie du geschrieben hast) etwas aufhilft. Aber da wurde quasi jemand, der schon am Boden liegt, noch getreten. Wenn man das so empfindet, dann ist es nicht leicht, immer wieder zu hören oder zu lesen, wieviel Kraft Frauen aus einer Geburt ziehen können und wie oft sie danach zu hören bekommen, was sie doch alles geschafft haben und wie stolz man auf sie sei.


    Ich gönne das jeder Frau! Keine Frage. Das sollte jeder erleben dürfen, egal ob Mann oder Frau, ob durch eine Geburt oder durch andere Erlebnisse.


    Nur hätte mir das eben auch gut getan. Und nicht das Gefühl, eben doch etwas falsch gemacht zu haben. Psychisch oder physisch oder das Verhalten der Hebamme und der Menschen im OP irgendwie heraufbeschworen, verursacht zu haben.


    Aber eine Chance habe ich ja in ein paar Wochen noch. #ja


  • Gerade auch den Aspekt, dass man überinformiert sein kann und sich auf etwas versteift hätte und man ja immer mit allem rechnen muss und offen für alles sein muss. (Also ist man doch selbst schuld an dem, was passiert ist?)


    Und vielen Dank für die Ausführung zum Thema "überromantisiert". Ich habe manchmal das Gefühl, dass der Verlauf der Geburt meiner Tochter und die Art, wie ich behandelt wurde, so typisch für mein Leben ist. Mir hätte es wirklich gut getan, dabei etwas zu erleben, das meinem Selbst-Bewusstsein (wie du geschrieben hast) etwas aufhilft. Aber da wurde quasi jemand, der schon am Boden liegt, noch getreten.


    *unterschreib*


    Bei mir passt es schon zusammen. Meine eigene Geburt war Mist, wurde mir bis ins Erwachsenenalter von meiner Mutter vorgeworfen, dass ich sie "kaputt gemacht" habe. Der Geburtsvorbereitungskurs bestand aus Fragen und Antwort-Runde, Zahnärztin mit Tipps fürs spätere Zähneputzen, ein Film über ein Geburtshaus in den 1980ern und etwas Massage der Männer für die Frau mit einem Stachelball. Die "Aufklärung" im KH bestand darin, mir vor der "Geburt" die ganze Zeit zu sagen, ich wäre ja noch lange nicht soweit, aber dann nach dem KS plötzlich zu behaupten, man hätte gedacht, dass ich in wenigen Stunden die Geburt hätte schaffen sollen nach meinem Zustand davor. Na dankeschön. Während der Geburt wurden dann viele viele Eingriffe gemacht, die sogar laut Lehrbuch nicht mehr gemacht werden heutzutage, ohne Aufklärung, was das bewirkt (z. B. bei Wehen wie aus dem Lehrbuch alles durcheinander bringen, indem man eine schmerzhafte Muttermunddehnung versucht oder die Fruchtblase anstechen während Kamelwehen bewirkt noch heftigere Wehen, die man nicht mit Wehentropf in den Griff kriegt). usw.


    Schwierig, da nicht zu denken, dass ich mal lieber bei meiner eigenen Geburt schon gestorben wäre, dann hätte meine Mutter nichts zu meckern gehabt und ich hätte dann meinem Kind nicht geschadet... :|

    Einmal editiert, zuletzt von LemonySnicket ()

  • Vergessen: Irgendjemand fragte, warum Geburten eigentlich so überromantisiert werden. Ich glaube, das liegt daran, dass wenn eine Geburt wirklich gut läuft, eine Frau innerlich sehr gestärkt daraus hervorgeht. Aufrecht :)


    Das denke ich auch. Ich war nach der Geburt total mit mir im Reinen und da ich ja nun auch nicht gerade ein perfekter Mensch bin und auch oft an mir zweifle, ist das doch eine interessante Momentaufnahme.


    Ich kann mir auch gut vorstellen, dass so ein Halbwissen zu "vorwurfsvollen" Aussagen nach Geburten führt. Wir sind ja alle Hobbypsychologen und Hobbyärzte und haben ja so viel Ahnung... #pfeif


    Alles Gute dir für die Geburt, Wattwurm!

  • Ich hatte das Glück so ziemlich als erste in meinem Freundeskreis ein Kind bekommen zu haben und viele hatten einfach keine Ahnung von dem Thema. Da kamen dann auch wenig Verbesserungsvorschläge oder Vorwüfe. Wenn ich gesagt habe, dass es "leider" ein KS geworden ist, wussten die meisten ja schon, dass ich es nicht als großes Glück empfunden habe.


    Sehr getroffen hat mich meist die Aussage, dass es ja nun vorbei sei und dem Kind gehe es gut und überhaupt ist es das größte Glück, dass das Baby gesund ist. Ja, das ist es sicher und ich würde nie eine Traumgeburt gegen ein krankes oder totes Baby eintauschen. Aber nein, für mich war es nicht vorbei und Glück habe ich auch nicht empfunden. Ich habe mich dann eher als Gefäß gesehen, dass seine Arbeit getan hat und dem man wenig Bedeutung beimisst. Oft wurde nach der Geburt auch nur danach gefragt, wie es dem Baby geht und nicht danach, wie es MIR geht. :|


    Sehr gefreut habe ich mich dagegen, als meine Hebamme (mit der eigentlich eine HG geplant war) nach der Geburt sagte, dass ich das gut gemacht habe und stolz auf mich sein kann ;(  #heul Da hätte ich echt fast geheult und sonst bin ich nicht nah am Wasser gebaut. DAS bekommt man nämlich leider nur sehr selten zu hören, selbst wenn sich negative Kommentare in Grenzen halten.

  • Meine Hebamme, die ich bei Nr.2 hatte, hat hinterher gemeint: "Wow, so viel Kraft!" Sie hat gesagt, dass ich das toll gemacht hätte, dabei hatte ich bei Nr. 2 einiges, was bei manchen hier als nicht so gut empfunden wurde (Saugglocke, Wehentropf) usw. DAs KH ist aber auf meine Wünsche eingegangen (PDA wurde gar nicht erst nicht angeboten), als der Wehentropf angeraten wurde (mit Begründung), erwähnten sie, dass in meiner Akte ja stand, dass ich das nicht will. Trotzdem empfand ich die Geburt als positiv und selbstbestimmt, das Personal nicht übergriffig. Das hat die Wahrnehmung der Geburt sehr geprägt, vor allem das Lob der Hebamme. #ja Die ich vorher nicht kannte...


    Nr.1 war ein KS mit frisch gewaschenem und angezogenem Baby ;( Da hatte ich eine Beleghebamme, super :S Kein Lob hinterher, sie hatte Probleme mit dem Personal.

    Studiosa mit Erstgeborenem 10/06 und Zweitsohn 4/11 - im Doppelpack machen sie doppelt Spaß!

  • Ich konnte nicht alles lesen toughes Zeug einfach.
    Für mich am schlimmsten: du warst innerlich nicht bereit, das Kind raus zu lassen (Du wolltest es für Dich allein behalten ). Und: einfach nicht dran denken, immer nur nach vorne blicken ( Du negativer Mensch).

  • Ich habe auch nicht alles gelesen und jetzt lange überlegt, ob ich was schreibe...


    Meine erste Geburt endete im Kaiserschnitt. Da lief vieles schief (aber erst im Nachhinein und mit der Erfahrung der zwei weiteren Geburten konnte ich das nach Jahren erst so richtig einordnen). Trotzdem war an diesem Tag der Kaiserschnitt für mich ein Segen, ich war dankbar und gluecklich, endlich mein Kind im arm zu haben. Traumatisch empfand ich die Geburt keineswegs, auch wenn sie alles andere als selbstbestimmt und gut ablief. Ich hatte aber auch kein großes Bedürfnis darüber zu reden, damals bot das Geburtshaus (wo wir eigentlich entbinden wollten) einen Gesprächskreis an, das kam mir damals irgendwie total übertrieben vor... Im Nachhinein denke ich, ich habe die vielen negativen Dinge bei der Geburt erstmal verdrängt, das kam dann aber bei der nächsten Geburt deutlich wieder hoch.


    Bei Nr. 2 war mir nur sehr schnell klar, dass ich das beim nächsten Mal anders haben will, habe aber lange nicht wirklich darüber nachgedacht, WIE dieses anders aussehen soll. Dann lief mir zufaellig meine alte Hebamme über der Weg - mit dem Vorschlag einer Hausgeburt. Darauf haben wir uns dann eingelassen bei Nr 2 und Nr 3. Und ich kann nach diesen Erfahrungen nur bei Trüffel unterschreiben: ich bin mit so viel Kraft und Selbst- Bewusstsein aus diesen Geburten gegangen (die alles andere als einfach oder unkompliziert waren!), dass mir da erst bewusst wurde, was bei der ersten Geburt gefehlt hat. Das hat mich als Mensch, als Frau und Mutter dermaßen gefestigt, dass es ganz weitreichende positive Auswirkungen in ganz vielen Bereichen hatte!

  • also auf selbst-bewusstsein wart ich ja heute noch, das sollte ich ja dank meinen traumgeburten in dem fall haben. muss aber nicht in jedem fall so sein, dass das sich irgendwie auch sonst auswirkt. das einzige, was ich manchmal denke ist, dass wenigstens etwas in meinem leben geklappt hat #angst #stumm aber irgendwie überträgt sich das auf nix anderes #weissnicht


    da ich aber auch die erste in meinem umfeld war, hatte ich niemanden, der irgendwas sagte, ausser die ältere generation. mittlerweile erzähle ich meine geburten nur vereinzelt, oder wenn jemand mut braucht, und immer mit dem zusatz, dass ich glück hatte. das ist nämlich so, ich hatte 2mal einfach glück, ein drittes mal muss das nicht so sein. und mein verdienst ist das schon gar nicht.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7