Artikel in der Emma zum Thema Kaiserschnitt oder natürliche Geburt

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  • Zitat aus Artikel:


    "Lediglich sieben Prozent aller Geburten gehen ohne jeglichen Eingriff vonstatten, so eine Klage vom Bund Deutscher Hebammen. Die Hebamme Susanne Steppat resümiert für das Jahr 2011: „Jede fünfte Geburt wurde eingeleitet, jede dritte durch einen Wehentropf beeinflusst, jede vierte Frau erhielt eine PDA, jede dritte einen Kaiserschnitt, jede vierte eine Episiotomie.“

    Und ich wette um eine Dose Kekse, dass das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen wurde und die Hebamme beklagt hat, dass viele dieser Eingriffe in die Geburt völlig unnötig seien.

    _._._._._._._._
    Prokrastinierer aller Länder: vereinigt Euch - morgen


    “Schatz, komm bitte ins Bett. Man braucht sieben Stunden Schlaf, um als Mensch zu funktionieren.“ “Ich bin Mutter, ich brauch vier.“


    Silence is golden... unless you have a toddler. Then silence is extremely suspicious.

  • Ich hab mal nach der Dame gegooglet:


    ""Das Hebammengesetz legt fest, dass bei einer normalen Geburt immer die Hinzuziehungspflicht einer Hebamme besteht. Sie kann eine Geburt selbstständig und ohne ärztliche Hilfe durchführen. Nur in Notfällen, etwa bei komplizierten Geburten, ist ein Arzt auch allein dazu berechtigt", sagt Susanne Steppat, Beirätin für den Angestelltenbereich beim Deutschen Hebammen Verband e.V."


    in: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2013-01/beruf-hebamme


    und glaube das mittlerweile auch, dass ihr Zitat aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Komplizierte Geburten hält sie für Notfälle, nicht für das Normale!

  • Ich sag doch, der Artikel reißt Aussagen aus dem Zusammenhang und zieht voreilige und einseitige Schlussfogerungen aus irgendwelchen Statistiken.


    Das ärgert mich. Das Thema an sich finde ich interessant und auf jeden Fall diskussionswürdig. Aber nicht so.

  • Wieviele Frauen gehen gestärkt aus einer Spontangeburt? (Ich lebe ja auf einer Insel der Glückseligen, aber bei uns im GH sind es verdammt viele!!!)
    Dieses Gefühl ist mit NICHTS zu vergleichen, wer das einmal erlebt hat, der kann mit der Zukunftsvision Kaiserschnitt als herkömmliche Geburtsmethode nichts anfangen.


    Ich weiß, dass du das nicht so meinst. Aber mich machen solche Sätze eben irgendwie - traurig? Ärgerlich? Denn was heißt das im Umkehrschluss? Aus einem Kaiserschnitt gehe ich nicht gestärkt hervor? Das Gefühl, das ich danach hatte, kommt nicht an das heran, das man nach einer natürlichen Geburt hat?


    Wer kann das eigentlich mit Sicherheit so sagen?


    Ich finde es schade, dass KS und natürliche Geburt immer so als Gegensätze inszeniert werden. Ich denke: Jede Geburt ist anders, und es muss im Einzelfall entschieden werden, welcher Weg der Richtige ist. Wie jemand weiter oben sagte - in anderen Ländern sterben auch heute noch viele Frauen während Geburten oder nehmen Strapazen auf sich, um zu einem Arzt zu kommen. Hier in D habe ich manchmal das Gefühl, als ob die Medizin verteufelt wird, als Gegnerin der selbstbestimmten Frau betrachtet wird. Und es ärgert mich, dass KS und Selbstbestimmung immer wieder als GEgensatz inszeniert werden. Ich selbst hatte z.B. nie das Gefühl, fremdbestimmt zu sein, sondern immer informiert und einbezogen zu werden. Allerdings hängt das vielleicht auch von der Einstellung zu den Ärzten und dem KKH ab, wie man das empfindet.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Danke nez perce. Du sprichst mir aus der Seele, ich hätte es nur nicht so schön formulieren können.

  • Und noch was anderes.
    Wieviele Frauen gehen gestärkt aus einer Spontangeburt? (Ich lebe ja auf einer Insel der Glückseligen, aber bei uns im GH sind es verdammt viele!!!)
    Dieses Gefühl ist mit NICHTS zu vergleichen, wer das einmal erlebt hat, der kann mit der Zukunftsvision Kaiserschnitt als herkömmliche Geburtsmethode nichts anfangen.


    Das finde ich einen ganz wichtigen Punkt. Und was macht man dagegen, dass Frauen nicht aus einem Kaiserschnitt geschwächt herausgehen?


    Edit: Habe zu lange den Beitrag nicht abgeschickt. Jetzt hat sich meiner mit dem von nez perce überschnitten.

    Viele Grüße von Wattwurm

    Einmal editiert, zuletzt von Wattwurm ()

  • Indem man die Frauen selbst entscheiden und bestimmen lässt, indem man sie in den Entscheidungsprozess aktiv, mündig und ernstzunehmend einbezieht.


    Sieht man doch hier. Danach bleibt "nur" noch das Problem der gesellschaftlichen Sichtweise, die wiederum mit dem Frauenbild insgesamt zu tun haben könnte.

  • Ich weiß, dass du das nicht so meinst. Aber mich machen solche Sätze eben irgendwie - traurig? Ärgerlich? Denn was heißt das im Umkehrschluss? Aus einem Kaiserschnitt gehe ich nicht gestärkt hervor? Das Gefühl, das ich danach hatte, kommt nicht an das heran, das man nach einer natürlichen Geburt hat?


    Wer kann das eigentlich mit Sicherheit so sagen?


    Ich finde es schade, dass KS und natürliche Geburt immer so als Gegensätze inszeniert werden. Ich denke: Jede Geburt ist anders, und es muss im Einzelfall entschieden werden, welcher Weg der Richtige ist. Wie jemand weiter oben sagte - in anderen Ländern sterben auch heute noch viele Frauen während Geburten oder nehmen Strapazen auf sich, um zu einem Arzt zu kommen. Hier in D habe ich manchmal das Gefühl, als ob die Medizin verteufelt wird, als Gegnerin der selbstbestimmten Frau betrachtet wird. Und es ärgert mich, dass KS und Selbstbestimmung immer wieder als GEgensatz inszeniert werden. Ich selbst hatte z.B. nie das Gefühl, fremdbestimmt zu sein, sondern immer informiert und einbezogen zu werden. Allerdings hängt das vielleicht auch von der Einstellung zu den Ärzten und dem KKH ab, wie man das empfindet.



    Da kann ich dir absolut zustimmen.

  • Und dieses gestärkt aus der Geburt hervorgehen, das habe ich nie verstanden. Mein erstes Kind war ein KS, die anderen zwei Kinder bekam ich spontan, jedesmal sehr selbstbestimmt, das letzte sogar zuhause. Aber nie hatte ich das Gefühl das ich jetzt stärker bin als früher. Ich höre das immer nur von anderen.


    Wegen solchen Sätzen habe ich aber nach meinem KS gehadert, weil ich immer dachte ich hätte was ganz besonderes verpasst. #weissnicht

    • Offizieller Beitrag

    So, jetzt endlich mal wieder Zeit am Rechner vernünftig zu antworten.
    Also, ich hatte wegen Sarah Schmid gefragt, weil sie ja sozusagen auch der vaginalen Geburt - der sog. "natürlichen Geburt" - ganz klar ein Primat einräumt und typische interventionsreiche Krankenhausgeburten als nicht optimal sieht. Und eigentlich hatte ich gedacht, sei das so generell betrachtet, auch der Grundsatz hier im Rabenforum.
    Generell betrachtet, das möchte ich nochmal betonen. Denn klar, im individuellen Fall können ganz andere Vorgehensweisen da am besten sein.


    Tja, ich hatte eine lange, schmerzhafte, aber tolle Geburt in der Rückschau. Warum toll? Naja, weil ich eben über meine Grenzen gegangen bin und darüber hinaus und gemerkt habe, dass ich es einfach "so" kann. War einfach krass und toll :)
    Der Umkehrschluss hingegen, dass alle, die nicht so geboren haben, es nicht könnten, ist einfach FALSCH.
    Es tut mir leid, wenn in Eurem Umfeld dann Leute sind, die aus Gedankenlosigkeit und Unwissen was daherfaseln, was unsensibler Quatsch ist.
    Aber bitte fangt als Reaktion darauf nicht an, zu verurteilen, dass es eine an sich begrüßenswerte Bewegung gibt, die sich für eine möglichst interventionsfreie, selbstbewusste und selbstbestimmte Geburt einsetzt. Unbenommen, dass dies individuell betrachtet nicht das Optimum sein muss.


    Und bezüglich des Emmaartikels bin ich - mal wieder - sehr enttäuscht und verbitte mir, dass dieses Magazin "für alle Frauen" sprechen soll. Dieses indifferente, provokante Überzeichnen passt eher zur Zeitungen mit vielen Bildern und wenig Text. Es ärgert mich, dass viele Artikel und Meinungen zu bestimmten Themen nicht differenziert und durchdacht sind, sondern oft auf einer puren, agitierten Antihaltung beruhen.
    Wäre es nicht schöner und stärkender, den Frauen mit einem für sich stimmigen Geburtserlebnis zu gratulieren und denen Frauen, die eine super schwierige Zeit mit einer für sich nicht schönen Geburt hinter sich gebracht haben, Anerkennung und Respekt zu zollen?
    Also, als Ziel nicht "die mit ihren natürlichen Geburten setzen mich unter Druck -> also mache ich sie jetzt nieder" sein zu lassen sondern "Es ist wichtig, dass wir aufklären und Frauen ermöglichen, mit dem Wissen eine selbstbestimmte, positive Geburt zu erleben, ganz gleich wie die aussehen mag"?

  • Sehr schön geschrieben, conundrum! Ich stimme dir in allen Punkten zu!


    Allerdings habe ich das Gefühl (!), dass Frauen mit KS nicht automatisch Anerkennung und Respekt gezollt wird, sondern eher den Frauen, die es ohne geschafft haben. Das passiert in fast allen Fällen wohl unbewusst. Auch hier im Forum. Aber wie oft liest man: Das hast du toll gemacht!


    Und wann bekommt man das zu hören, wenn man einen KS hatte? An das davor denkt nicht jeder unbedingt automatisch. Ich habe schon Frauen getroffen, die nicht daran gedacht haben, dass ich vor dem KS auch stundenlang Schmerzen hatte, auch stundenlang Presswehen hatte etc. Eben das ganze Programm, das andere auch hatten. Nur eben die letzten Zentimeter nicht. Dafür aber den KS. Und was ein KS genau bedeutet, also im Bezug darauf, was im OP passiert, wie es ist, wenn man dort mit Presswehen und Angst ums Kind ankommt, wie viel man davon noch spürt und wie viel Schmerzen man hinterher hat, daran denken viele nicht. Das wissen viele nicht. Das wusste ich ja auch vorher nicht. Und was das für die kommenden Schwangerschaften und Geburten bedeutet. Ein KS ist ja nicht mit dem Verheilen der Narben abgeschlossen.


    Ich glaube, beim Thema Geburt ist jede Frau ganz viel mit sich selbst beschäftigt. Und Frauen, die noch gar nicht geboren haben, können sich das Ganze noch viel weniger vorstellen. Wer will ihnen das verübeln? Es ist einfach nicht möglich, Geburten miteinander zu vergleichen. Auch jeder KS ist wieder anders. Vor und während der OP. Meine beiden KS hatten die selbe Indikation. Aber mein Gefühl dabei war gänzlich verschieden. Auch, weil ich beim zweiten Mal besser auf alles vorbereitet war. Und weil ich deshalb auch eine andere Klinik gewählt habe.


    Trotzdem: Ich kann sehr gut verstehen, dass Frauen gestärkt auch einer Geburt hervorgehen. Ich weiß nicht, ob mir das auch so gegangen wäre. Ich glaube aber, dass es so gewesen wäre. Dabei kommt es bestimmt auch sehr darauf an, wie man in so eine Geburt hinein geht. Eine Frauen brauchen vielleicht keine zusätzliche Stärkung. Anderen täte es gut. Die gehen dann aber oft eben geschwächt aus einem KS hervor. Oder auch aus vaginaloperativen Geburten. Wie kann man diesen Frauen helfen? Dass sie mit in den Prozess einbezogen werden, sich nicht fremdbestimmt fühlen, das liegt ja nicht unbedingt in deren Hand. Wenn also das auch nicht gegeben war, was kann man hinterher dafür tun?


    Aber man kann auch aus einen KS gestärkt hervorgehen. Zumindest nicht unbedingt geschwächt. Nicht in allen Punkten und nicht an jedem Tag zumindest. Es geht dabei auch darum, was vor dem KS war, wie man mit der Situation im OP zurecht gekommen ist und wie es einem hinterher ging. Es geht bei der Sache ja nicht nur um spontan oder Kaiserschnitt. Jede dieser Geburten ("Geburten"?) besteht ja aus so vielen Phasen. Und in einer oder mehrere dieser Phasen war bestimmt jede Frau stark und hat alles richtig gemacht. Und man darf in einer anderen auch mal schwach gewesen sein. Das wird Frauen mit spontanen Geburten nicht anders gehen. Das geht einem doch im Alltag als Mutter nicht anders.


    Hm. Das war jetzt doch ziemlich lang und hoffentlich nicht zu unverständlich meine Gedanken gerade dazu. Ich schicke es jetzt einfach mal ab. Vielleicht kann jemand etwas damit anfangen.


    Mein Fazit ist wahrscheinlich: Ich würde mir mehr Aufklärung darüber wünschen, was ein KS genau bedeutet. In erster Linie das Prozedere im OP, die Probleme, die man hinterher körperlich damit haben kann. Das würde wahrscheinlich viel dabei helfen, dass Frauen mit KS auch die nötige Anerkennung erfahren und nicht das Gefühl bekommen, sie hätten den einfacheren Weg gehabt, weil sie nicht die letzten (schlimmen?) Zentimeter hätten mitmachen müssen.


    Wichtig ist wohl, dass eben kein Wettbewerb entsteht, wer nun den schwereren Weg hatte. Der Geburtsmodus sagt ohnehin nichts darüber aus.
    Und auch kein Wettbewerb darüber, wer die leichtere Geburt hatte ergo die stärkere, aufgeklärtere Frau ist.


    Es ist soviel Glück dabei und liegt so wenig in unserer Hand.


  • Wäre es nicht schöner und stärkender, den Frauen mit einem für sich stimmigen Geburtserlebnis zu gratulieren und denen Frauen, die eine super schwierige Zeit mit einer für sich nicht schönen Geburt hinter sich gebracht haben, Anerkennung und Respekt zu zollen?


    Ich weiß, dass das bestimmt nicht so gemeint ist, aber es ist schon auffällig: den Frauen mit den schönen Geburten wird GRATULIERT. Den Frauen mit den schlimmen Geburten wird Anerkennung und Respekt gezollt. Das sind zwei Paar Schuhe und ich würde mir wünschen, dass einfach allen Frauen gratuliert und sich mit ihnen gefreut wird. Und dass alle Anerkennung und Respekt verdienen!




    Allerdings habe ich das Gefühl (!), dass Frauen mit KS nicht automatisch Anerkennung und Respekt gezollt wird, sondern eher den Frauen, die es ohne geschafft haben. Das passiert in fast allen Fällen wohl unbewusst. Auch hier im Forum. Aber wie oft liest man: Das hast du toll gemacht!


    Genau das, das "toll gemacht", das irritiert mich immer. Gibt es da etwas zum "toll machen"? Für mich klingt das schon so, als würde es DEN richtigen Weg geben und man selbst hat leider einen falschen genommen oder ist herumgeirrt oder einfach stehengeblieben (um mal in der Metapher des Weges zu bleiben).


    Anerkennung hab ich nach dem KS von der Geburtshebamme bekommen, dass ich so lange durchgehalten habe (naja, sie war daran nicht beteiligt, sie hatte mich ja hängengelassen!). Das wars. Und ehrlich gesagt, hätte ich einfach auch nur ein liebes Glückwunsch gebrauchen können.


    Respekt und Anerkennung wofür? Ich hab nichts anders gemacht als andere Frauen, bei mir hat es nur nicht geklappt. Vielleicht wars die krasse Schilddrüsenunterfunktion, vielleicht eine andere hormonelle Störung, vielleicht was Anatomisches, vielleicht ein Gendefekt? Das weiß man ja heute noch alles gar nicht, was dahinter steckt, warum Kind nicht runterrutscht, warum sich der Muttermund nicht öffnet.Geburt bleibt für mich ein Automatismus, der entweder funktioniert oder halt nicht. Wenn der etwas mit Willen zu tun hätte, dann hätte meine Großtante das niemals hingekriegt, sie wollte nämlich bei der Todesnachricht ihres gefallenen Mannes sterben, hat aber ihr Kind dort gekriegt. An Willen glaube ich einfach nicht!

    Einmal editiert, zuletzt von LemonySnicket ()

  • Ich muss ganz ehrlich sagen - auch wenn ich nicht das Gefühl hatte, dass über mich hinweg bestimmt wird - hätte ich, wenn mir der KS nicht nahegelegt worden wäre, von mir aus die richtige Entscheidung getroffen? So einfach finde ich das mit dem Selbstbestimmt nämlich auch nicht. Für mich schwingt irgendwo ständig die Unterstellung mit, die Ärzte, die für einen KS plädieren, wissen nicht, was sie tun. Bei aller Skepsis, die ich haben kann bzgl. der Medizin, des Interesses eines Krankenhauses an Kaiserschnitten, der Angst von Ärzten, bei Fehlentscheidungen belangt zu werden, finde ich doch, dass da oft übers Ziel hinausgeschossen wird. Ein Minimum an Kompetenz und Erfahrung traue ich auch durchaus den Ärzten zu. Auch ich als Gebärende kann Fehlentscheidungen treffen. Ich war bei meiner ersten Geburt so fixiert auf einen natürliche Geburt, ich hätte möglicherweise zu lange gewartet. Und im Nachhinein bedaure ich es sogar, nicht ein paar Stunden vorher um den KS gebeten zu haben. Denn die letzten Stunden waren für die Katz´und für meinen Sohn sicherlich keine schöne Erfahrung.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Ich muss ganz ehrlich sagen - auch wenn ich nicht das Gefühl hatte, dass über mich hinweg bestimmt wird - hätte ich, wenn mir der KS nicht nahegelegt worden wäre, von mir aus die richtige Entscheidung getroffen? So einfach finde ich das mit dem Selbstbestimmt nämlich auch nicht. Für mich schwingt irgendwo ständig die Unterstellung mit, die Ärzte, die für einen KS plädieren, wissen nicht, was sie tun. Bei aller Skepsis, die ich haben kann bzgl. der Medizin, des Interesses eines Krankenhauses an Kaiserschnitten, der Angst von Ärzten, bei Fehlentscheidungen belangt zu werden, finde ich doch, dass da oft übers Ziel hinausgeschossen wird. Ein Minimum an Kompetenz und Erfahrung traue ich auch durchaus den Ärzten zu. Auch ich als Gebärende kann Fehlentscheidungen treffen. Ich war bei meiner ersten Geburt so fixiert auf einen natürliche Geburt, ich hätte möglicherweise zu lange gewartet. Und im Nachhinein bedaure ich es sogar, nicht ein paar Stunden vorher um den KS gebeten zu haben. Denn die letzten Stunden waren für die Katz´und für meinen Sohn sicherlich keine schöne Erfahrung.


    Selbstbestimmt bedeutet für mich lediglich, dass ich in den Punkten, die ich selbst bestimmen kann, wählen darf und über den Verlauf rechtzeitig informiert werde und mir aufgezeigt wird, welche Möglichkeiten es gibt. Bei der ersten Geburt wurde ich über nichts informiert, die Fruchtblase wurde gesprengt, ich wurde körperlich und seelisch misshandelt und mit der Entscheidung zum KS völlig überrumpelt. Ich konnte mich nicht darauf einstellen, obwohl es absehbar war.


    Ich hätte mit Sicherheit beide Mal nicht gewusst, wann es Zeit ist, abzubrechen.


    Bei der zweiten Geburt lief alles komplett anders ab. Ich wurde rechtzeitig informiert und empathisch behandelt. Von allen Beteiligten.


    Dem Arzt bei der ersten Geburt mache ich keine Vorwurf. Der konnte in diesem Moment nicht mehr anders handeln, als es noch durch Kristellern zu versuchen und dann einen KS durchzuführen. Bei der ersten Geburt war die letzte Hebamme die Katastrophe.


    Es gibt eben gutes und schlechtes medizinisches Personal. Das ist ein großer Aspekt bei dem Thema "Glück" in Sachen Geburt. Unter anderem deshalb fühlen sich für mich beide KS so unterschiedlich an. Und erst jetzt kann ich auch die Frauen verstehen, denen es nach einem KS psychisch und physisch nicht schlecht geht.


  • Es gibt eben gutes und schlechtes medizinisches Personal. Das ist ein großer Aspekt bei dem Thema "Glück" in Sachen Geburt. Unter anderem deshalb fühlen sich für mich beide KS so unterschiedlich an. Und erst jetzt kann ich auch die Frauen verstehen, denen es nach einem KS psychisch und physisch nicht schlecht geht.


    *unterschreib* Ich finde es schlimm, dass das wirklich von so einem Faktor wie Glück abhängt. So als würde das Kinderkriegen am Roulettetisch entschieden. Ich hatte leider falsch gesetzt. Und das nicht wegen Uninformiertheit (hatte mich genau vorher erkundigt!), sondern wirklich einfach Pech: unerfahrene Ärztin mit veralteten Methoden, desinteressierte und unmotivierte Hebamme, überarbeitete Pfleger, unfähige Putzkräfte (Hygienekatastrophe insgesamt).

  • Ich weiß, dass du das nicht so meinst. Aber mich machen solche Sätze eben irgendwie - traurig? Ärgerlich? Denn was heißt das im Umkehrschluss? Aus einem Kaiserschnitt gehe ich nicht gestärkt hervor? Das Gefühl, das ich danach hatte, kommt nicht an das heran, das man nach einer natürlichen Geburt hat?


    Darauf habe ich gewartet.
    Das lässt sich nicht beantworten, wenn man nicht die jeweiligen Umstände gesehen hat.
    Was soll ich Dir darauf antworten?
    Unabhängig von allem esoterischen Gequatsche ist es nun mal ein Fakt, dass die ablaufende Hormonkaskade bei einigermaßen normaler Spontangeburt (und ich rede hier nicht von traumatischen Zangenentbindungen oder Kristellerhilfe durch 3 Leute) eine völlig andere ist, als eine die bei einer OP abläuft.
    Es ist ja nicht neu, dass nach Sectio/traumatische gewaltvoll erfahrener Geburt es häufiger zu Bindungsstörungen kommt.
    Da gibt es natürlich wiederum feine Abstufungen, wann die Sectio erfolgt ist und warum (z.B. nach spontanem Wehenbeginn, lange zehrende Stunde unter Geburt usw), wie das Bonding danach gestaltet wurde usw usw.


    Meine persönliche Meinung ist, dass der Mensch nach extremer Anstrengung und Durchschreiten einer Grenzerfahrung (z.B. eine kraftvolle, selbstbestimmte Spontangeburt) eine Form der Glückseligkeit und auch Selbstreife erfährt, die nicht vergleichbar ist. Ja.


  • Unabhängig von allem esoterischen Gequatsche ist es nun mal ein Fakt, dass die ablaufende Hormonkaskade bei einigermaßen normaler Spontangeburt (und ich rede hier nicht von traumatischen Zangenentbindungen oder Kristellerhilfe durch 3 Leute) eine völlig andere ist, als eine die bei einer OP abläuft.


    *zustimm*


    Meine Frage ist nur, läuft diese Hormonkaskade wegen der Umstände ab, oder sind die Umstände einfach nur so gut, weil die Hormonkaskade "stimmig" ist. Also quasi die Frage nach dem Huhn und dem Ei.

  • Was aber nicht heißt, dass eine Frau ohne vaginale Geburt und ohne Stillen (das ist ja der nächste Aufreger) keine tiefe Bindung zu ihrem Kind aufbaut und eine fabelhafte, liebevolle Mama wird. :)


    Das möchte ich anmerken, denn aus eigener Erfahrung weiß ich, WIE weh solche Beiträge zu tun können. ;)


    Ansonsten hat es conundrum gut auf den Punkt gebracht.


    Je älter ich werde (und je älter meine Kinder werden), desto weniger Lust habe ich auch auf solche Mütter-Wettberwerbe. Wer am längsten stillt, wer die längste Geburt hatte, wessen Baby schon krabbelt, wer wie lange in Elternzeit usw.


    Ich bin gerade auch irgendwie verwirrt, weil ich sonst in Diskussionen immer für den Kaiserschnitt argumentiere und hier nun das Gefühl habe, die vaginale Geburt verteidigen zu müssen. 8o

  • Es ist soviel Glück dabei und liegt so wenig in unserer Hand.


    Geburtshilfe ist also Glückssache?
    Das sehe ich definitiv nicht so.
    Wir haben uns als Hebammenschülerinnen die Köpfe heiß geredet, was nun eine Geburt optimieren kann.
    Sicher bringt eine Frau, ihr Mann und ihr Baby eine bestimmte Komponente mit. Seit kurzem weiß ich, dass es da sogar einen Namen für gibt: Eugenik.
    Aber da spielt ja noch viel mehr mit hinein.
    Auch die Vorbereitung, die Motivation, das partnerschaftliche Gefüge... tausend kleine Dinge.
    Es gibt ja nicht wenige Überlegungen und Beobachtungen dazu, dass simple Dinge wie Intimssphäre, geduldiges, motiviertes Personal bliblablubb den Dingen einen anderen Lauf geben können.
    Das liegt schon schlichtweg daran, dass man die Geurtshilfe in zeitliche Muster pressen will (die aber vllt so gar nicht stimmen?), was wiederum für einige Frauen Verläufe mit sich bringt, die ohne diesen Zeitdruck optimaler gelaufen wären.


    Schönes Beispiel ist da immer wieder meine eigene Geburt.
    Ich selbst kam als schnelle BEL als erstes Baby meiner Mutter, die mir schon als Mädchen immer erzählt hat, dass die Geburt anstrengend, aber machbar ist.
    Ich habe meine eigene Geburt bei der Geburt meiner ersten Tochter wiederholt. Schnell, und ohne Eingriffe.
    Das war mir aber nur möglich, weil ich einen Arzt hatte, der mir allen Hutzeputz im Kreißsaal erlaubt hat bzw. mich nicht in ein Schema haben wollte (Rückenlage, Dammschnitt, Wehentropf), sondern irgendwie wusste, dass ich mein Ding schon machen werde und das es gut wird.
    Wäre das ein anderes KH gewesen, wäre die Geburt niemals so unkompliziert gelaufen, da bin ich mir sicher.



    Und nochmal, ich finde es durchaus legitim, dass Frauen sich für einen KS entscheiden.
    Und dass es der gesündere Weg für sie sein kann.
    Aber dann sollte man hingehen und sich genau angucken, warum trifft sie diese Entscheidung so?
    Und nicht selten, sind es entweder persönliche Faktoren in ihrem Lebenslauf, die ihr das Mysterium Geburt unheimlich und als körperliche Erfahrung unerträglich machen oder eben gewaltvoll erfahrene erste Geburten.


    KS als sichere, moderne Geburtsmethode hinzustellen, die jede Frau schon beim ersten Kind wählen sollte, das ist das Pferd völlig von hinten aufgezäumt und meiner Meinung nach nur eine wirtschaftliche Überlegung, die am Frauenwohl vorbei geht.

  • Ich kann leider gerade nicht zu dieser ganzen schwierigen Debatte Stellung nehmen, habe aber heute morgen gerade diesen Artikel zum Thema gelesen. Er ist sicher auch nicht ohne Diskussionspotential, aber als "Gegendarstellung" finde ich ihn recht gelungen. Deswegen werfe ich ihn hier einfach mal ein:
    http://www.hebammenblog.de/warum-der-geburtsmodus-nichts-mit-feminismus-zu-tun-hat/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+Hebammenblog+%28hebammenblog.de%29