Girl's Day and Boy's Day

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  • Hatten die keinen Werkunterricht???



    Hier gibt es keinen Werkunterricht. Warum bist du so entsetzt? 8I Ich empfinde deinen Ton als herablassend ("wo hat die Frau gelebt") und dem text nicht angemessen (den ich selbst herzerwärmend, selbstreflektiert und ermutigend finde).




    neutrale Erlebnisse ... es gibt keine neutralen Erlebnisse. Wenn ich meiner Tochter eine Werkbank kaufe, steht das in einem anderen Kontext als wenn ich meinem Sohn eine Werkbank kaufe.


    Kinder BRAUCHEN die Infos über Geschlechterklischees, den sie schaden ihnen. Ich sage ihnen ja auch nicht, sie sollen die Straße überqueren und so tun als gäbe es keine Autos.

  • Hallo,


    Ich wollte nicht anmaßend oder unhöflich sein.


    Es fällt mir nur tatsächlich schwer, dass eine junge Frau erst mit 22 mal an einer Standbohrmaschiene stand und auch erst in dem Alter das erste Mal Einblicke in die Herstellung von Alltagsdingen bekommen hat usw..


    Vielleicht lebe ich wirklich in einer völlig anderen Welt als sie.
    Werkunterricht bis Klasse 6 ist hier überall normal, und natürlich gehört da auvh das Bohren dazu. Dass Kinder mal mit einem Elternteil irgendwas reparieren oder einfach so herumwerkeln, dass sie mal Fernsehsendungen über die Herstellung von Dingen sehen, dass sie mit in den Baumarkt fahren, mal mit in eine Werkstatt gehen, wenn das Auto abgegeben wird usw. auch.


    Für Jungen und Mädchen gleichermaßen. #weissnicht


    Genau so wie ich Taschenmesser, Werkkram usw. für die Mädels und die Jungs beschafft habe, für mich gäbe es tatsächlich keinen Unterschied zwischen einem Mädchen oder einem Jungen, daß sich eine Werkbank, eine Kinderküche, eine Babypuppe ... wünscht. Kind ist Kind und Wunsch ist Wunsch, da ist kein anderer Kontext dabei.


    Aber selbst wenn es anderswo tatsächlich so krass ist, dann bleibt meine Meinung:


    Ein einzelner Tag, der nur WIEDER ganz bewusst und vordergründig in Jungen/Mädchen einteilt und ihnen noch mal richtig klar macht, dass sie bitte die Berufe des ANDEREN GEschlechtes kennenlernen sollen und nicht einfach die, die sie interessieren, wird mMn nicht dazu beitregen, Grenzen aufzulösen.

    Selbst wenn Interesse und "am Boys/Girlsday möglicher" Beruf gleich sind, wird ihnen doch erst mal so richtig deutlich gemacht, daß sie sich eben nicht "für einen spannenden Beruf" interessieren - sondern als Junge für einen FRAUENberuf bzw. als Mädchen für einen MÄNNERberuf. #weissnicht

    (Das geht inzwischen so weit, dass ich junge Frauen kenne, die sich schämen, einen sozialen oder anderen als "Frauenberuf" angesehenen Beruf lernen/studieren zu wollen: "Ich weiß, das ist ein Frauenberuf und das soll man ja nicht... wegen der Emanzipation und so... aber ich möchte doch so gerne...!" - auf der anderen Seite vom Pferd zu fallen, kann auch nicht das Ziel sein... )

    Ich bleib dabei, um wirklich Veränderung herbeizuführen, braucht es mMn keine trennenden Tage sondern zusammenführende Begegnungen. Und nicht nur eine im Jahr sondern deutlich mehr. Und Erleben im (Schul)Alltag (z.B. guten Werkunterricht #ja )

    Aber da gehen wir wohl einfach von sehr verschiedenen Erfahrungsstandpunkten aus.

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns (Jg.75) war das in der Schule noch sehr geschlechtsgetrennt. Wir Mädchen hatten Nähschule und die Knaben Werken und Geometrisches Zeichnen. Da konnte man nicht wählen, das war so vorgegeben.
    Ich bin in der Stadt in einer Mietswohnung grossgeworden. Da werkelt niemand. Und ein Auto brauchten wir auch nicht.


    Die meisten von meinen gleichaltrigen Kolleginnen können deshalb auch kaum was an ihre Töchter weitergeben. Unsere Töchter haben nun Werken in der Schule, für deren Töchter wird das schon wieder ganz anders werden...

  • Es fällt mir nur tatsächlich schwer, dass eine junge Frau erst mit 22 mal an einer Standbohrmaschiene stand und auch erst in dem Alter das erste Mal Einblicke in die Herstellung von Alltagsdingen bekommen hat usw..


    Ich hab in meinem Leben auch noch nie eine Standbohrmaschine aus der Nähe gesehen (vielleicht mal bei einer Werksbesichtigung im vorbeilaufen, aber noch nie bewußt), geschweige denn benutzt.
    Und den ersten Einblick in irgendwelche Herstellungsprozesse hatte ich mit 19 bei einem Ferienjob bei einem Automobilzulieferer (im Büro... soviel zum Klischee :) ).
    Trotzdem habe ich einen technischen/MINT Beruf.

    We will rage with the forcefield of a woman! Polly Scattergood

  • Werkunterricht bis Klasse 6 ist hier überall normal



    Das glaub ich nicht, auf dem Gym ist das nicht normal. Unsere Schule hat noch nicht mal einen Werkraum!

  • hier gibt es überhaupt keinen "werkunterricht". hatte ich nicht, hatten meine eltern und geschwister nicht, hatte mein sohn nicht und auch sonst keiner, den ich kenne - AUßER den leuten, die eine waldorfschule besucht haben.


    was wir sehr wohl hatten, ist textiles gestalten. und zwar alle, unabhängig vom geschlecht (bin jahrgang 74). das hatten auch meine eltern und geschwister sowie mein sohn. auch alle. wobei mein vater grundsätzlich alles, was da angefertigt werden sollte, von meiner oma hat machen lassen (äääh... als die nähmaschine dran war, habe ich ebendieselbe auch rangelassen, weil das teil und ich keine freunde werden auf dieser welt).




    zurück zu den girls' und boys'-days.


    ich halte es für absolut fatal, so zu tun, als gäbe es keine "frauenberufe" (lies: von frauen überwiegend ausgewählte berufe) und "männerberufe" (analog).


    und SELBSTVERSTÄNDLICH gibt es hier 95-100% erzieherinnen, auch wenn in der letzten zeit hier die männer ziemlich aufholen. ich bin ja nun schon über 40 und schwerbehindert sowie herzkrank, war also schon bei hunderten von ärzten jeglicher couleur. aber ich habe erst EINMAL einen männlichen sprechstundenhelfer gesehen (bei meiner zahnärztIN).


    und ja, hier bei uns im betrieb gibt es mal genau EINE mechatronikerin für kältetechnik. unsere großen wettbewerber haben NULL. diese unterschiede gibt es nun mal.


    ich finde es elementar wichtig, dass jugendliche sich dies vor augen führen. und auch aufgeklärt werden darüber, dass ein gewisses "herdenverhalten" menschlich ist, aber ggf. nicht immer zum ziel führt und reflektion einsetzen muss. dafür ist der tag auch gut.


    bei mir selbst konnte ich folgendes beobachten:
    ich war in allen fächern in der schule durchgehend sehr gut. also hatte ich keine einseitige begabung. trotzdem habe ich was geistes-/sozialwissenschaftliches studiert (zu meinem heutigen großen verdruss).


    und ich habe mich nicht BEWUSST gegen einen MINT-beruf entschieden. aber diese berufe spielten in meinem sichtspektrum einfach keinerlei rolle, und das, obwohl ich gefühlt schon als kampfemanze geboren wurde. ich habe nie darüber nachgedacht, was aus meinem verständnis für physik zu machen. bei meinem verständnis für sprache dagegen war mir klar, dass ich das fördere und nutze.


    wäre ich nun in der 8. klasse zum praktikum aufgebrochen (und hätte die wahl gehabt... viele müssen ja nehmen, was sie halt über die eltern ergattern können), dann hätte ich schon damals nicht bewusst etwas "abwegiges, trotzdem interessantes" gewählt; nein, ich wäre in die zeitungsredaktion gegangen; möööööp. vielleicht hätte ich noch ärztin oder so gecheckt, das wär aber schon das äußerste gewesen.


    und da sehe ich den sinn einfach nicht.


    beim girls' und boys' day MUSS es darum gehen, eben nicht auszuwählen, was einem "liegt" (in der 8. klasse auch noch nicht sooo relevant), sondern etwas kennenzulernen, was man gar nicht auf dem schirm hätte.


    und auch zu erfahren, WARUM man das nicht auf dem schirm hatte.



    lg patrick

    • Offizieller Beitrag

    Ich musste erstmal kucken,, was eine Standbohrmaschine ist. gefunden habe ich bei Wiki so etwas:



    An so etwas stand ich noch nie. Zu Hause hat so etwas wohl kaum jemand. Ich kenne das nur von Beiträgen aus der Maus. Aber selbst genutzt habe ich das noch nicht.


    Und was man selbst so kennen gelernt hat, liegt doch auch am Alltag: Meine Eltern hatten einen Bauernhof. Da gab es eine große Werkstatt, mit Flex, Bohrern, Schweißgerät, Maurerutensilien. Mein Vater hat selbst Scheiben eingesetzt, Dachpfannen ersetzt etc. Auch viele Gartengerätschaften gibt es da. Kleinere Reparaturen an Maschinen (Trecker) wurden auch selbst erledigt.


    Wer ein eigenes Haus hat, hat sicher auch einiges an Werkzeug da und macht auch viel selbst, weil das ja auch günstiger ist.
    Wir haben eine Mietwohnung mit einem sehr guten Hasumeister. Unser Auto reparieren wir nicht selbst. Eigenen GArten haben wir auch nicht. Unser Werkzeugkasten beschränkt daher auf Bohrmaschine, Akkuschrauber, ein paar Schraubenzieher und Zangen, Hammer.


    Werkunterricht: Gab es hier in der Grundschule, aber auch nicht durchgehend, zum Teil auch als freiwillige AG im Hortbereich. Jetzt ab Gymnasium (beginnend 5. Klasse) gibt es keinen Werkunterricht, auch keine Hauswirtschaft. Finde ich schade, kann man aber auch den Kindern und Jugendlichen keinen Vorwurf draus machen.

    • Offizieller Beitrag

    ZU Girl's Day <=> Boy's Day:
    Eine Geschlchtertrennung kann auch den Vorteil haben, dass sich nicht die üblichen Verdächtigen wieder in den Vordergrund schieben.
    Esist ja bekannt, dass Mädchen, die auf einem Mädchengymnaium waren, zu einem höheren Anteil technische, ingenieur- oder naturwissenschaftliche Berufe ergreifen. Da ist im Physikunterricht eben kein Lehrer, der das den Mädchen sowieso nicht zutraut odre ein Junge, der seiner Baknachbarin die Utensilien für den versuchsaufbau glaich aus der Hand nimmt nach dem Motto: "ist kein Mädchenkram."


    Wenn dann nur eine Gruppe Mädchen im Labor ist oder in der Werkstatt, haben sie auch mal die Chance, sich das näher anzuschauen. Genauso muss sich ein Junge, der im KH oder im Kiga ist, nicht doof vorkommen, wenn er da mitmacht.


    BTW: Einen männlichen Arzthelfer habe ich noch nie gesehen, nur Krankenpfleger.

  • Hallo,


    Werkunterricht ist hier tatsächlich normal. Steht doch auch im Lehrplan.
    Wenn eine Schule keine eigene Turnhalle oder keinen eigenen Sportplatz hat, kann sie doch auch nicht einfach den Sportunterricht weglassen, sondern sie müssen sich etwas einfallen lassen ... #weissnicht


    Ansonsten bleibe ich dabei - ich denke anch wie vor, daß EIN Tag, an dem strikt abgegrenzt wird, ist mMn nicht geeignet, die Grenzen in den Köpfen abzubauen, sondern eher, sie zu schaffen oder zu verhärten. Gerade bei Kindern, bei denen diese Grenzen so gar nicht da sind oder zumindest nicht so ausgeprägt. (Ich weiß nicht ob noch nicht oder in dieser Generation nicht mehr...).


    Um wirkliche Veränderung zu erreichen, braucht es mehr. Mehr Praktikum, mehr Praxistage, mehr Erfahrungen im Alltag, Änderung im gesellschaftlichen Status der Berufe usw.

    Aber wie gesagt, da sind die Erfahrungen einfach verschieden.
    (Standbohrmaschinen gibt es auch in kleiner ;) )

  • Für die Statistik vermelde ich mal:


    In NRW ist mir an Grundschulen kein Werkunterricht begegnet (weder mir vor 30 Jahren noch meiner Tochter), hier in NDS gab es in der 4. Klasse jeweils ein halbes Jahr Textilgestaltung bzw. Werken. Aus Geld- und Personalmangel gab es aber nicht besonders viel Werkzeug, es wurde nur ein bisschen gefeilt und geleimt. Ob man das schon Werkunterricht nennen darf, weiß ich gar nicht, war ja eher "Bastelarbeit mit Holzstückchen" ;)

    Das B in Pegida steht für Bildung.

  • Ich habe als Waldorfschülerin auch schon an einer Standbohrmaschine gestanden (und sie genutzt). Allerdings erst in der Oberstufe. ;)


    Ich würde Trin darin zustimmen, dass ein einzelner Tag nicht ausreicht. Aber das ist irgendwie ein blöder Grund, ihn abzuschaffen. Das ist doch eigentlich eher ein Grund, das noch auszuweiten.


    Man könnte das nicht nur in zeitlicher Hinsicht ausdehnen, sondern auch thematisch. Also z.B. jeweils ne Woche zu Geschlechtersegregation und Klassensegregation. Dass man nicht nur Berufe anschaut, an die man aufgrund des Geschlechts nicht denken würde, sondern zusätzlich auch noch welche, an die man aufgrund der sozialen Schichtzugehörigkeit nicht denken würde. Oder beides kombiniert.


  • Esist ja bekannt, dass Mädchen, die auf einem Mädchengymnaium waren, zu einem höheren Anteil technische, ingenieur- oder naturwissenschaftliche Berufe ergreifen. Da ist im Physikunterricht eben kein Lehrer, der das den Mädchen sowieso nicht zutraut odre ein Junge, der seiner Baknachbarin die Utensilien für den versuchsaufbau glaich aus der Hand nimmt nach dem Motto: "ist kein Mädchenkram."


    Gibt es diesen Effekt umgekehrt auch?
    Wählen Jungs, die eine Jungen-Schule besuchen, häufiger Berufe wie Kosmetiker und Erzieher?


    Ich war so ein klassisches MINT-Kind und fand die Geschlechtertrennung, die mein Gymnasium ab der 8.Klasse in Sport angeordnet hat, eine ganz extreme Diskriminierung. Da wurde das Volleyballnetz ein Stück tiefer gehängt (weil Mädels ja kleiner und schwächer sind, klar) und "kurzes Motzen und maximal Anrempeln" (die mir bis dahin bekannte Art, wenn man sich im Sport mal nicht einig war) wurde durch "Mobben und Zickenkrieg" ersetzt (sowas hält deutlich länger vor als bis zum nächsten Ballwechsel...)- kurzum: Was als Fairness- und Pubertätsding gut gemeint war, war für mich ganz grausam und ich kam mir richtig minderwertig und abgestraft vor.

    Das B in Pegida steht für Bildung.