Die Betreuungsgeld-Betreuungsplatz-Debatte

Mir is schon ganz schwindelig:D

Also ich finde dieses ewige "man soll doch Kinder kriegen wegen der Rente" oder "für die Gesellschaft"- Gerede nervig. Ehrlich. Ich wette niemand hier hat "für die Gesellschaft" oder "für die Rente" seine Kinder bekommen (ich auf jeden Fall nicht).

Niemand von uns weiß, wie das Rentensystem in 30 Jahren aussieht. Wie lange wir arbeiten werden, wie viel wir verdienen, was wir privat finanzieren müssen. Und ich glaube auch nicht, dass die Familienförderung der Politik allein aus diesem Grund betrieben wird.

Bina, natürlich nicht. Aber ich finde nervig, dass zur Versorgung der älteren Generation immer junge Menschen - und somit Kinder- benötigt werden und es selbstverständlich ist, dass den bedürftigen Alten geholfen wird, es aber nicht selbstverständlich ist, dass das Aufziehen der Kinder ausreichend unterstützt wird. Also das Aufziehen ist Privatsache in großen Teilen, der "Gewinn" daraus aber nicht unbedingt.

Aber ich würde eh unter fast allen Bedingungen Kinder haben wollen, das ist jetzt kein Gegengrund für mich.

Zitat von safira

Aber ich würde eh unter fast allen Bedingungen Kinder haben wollen, das ist jetzt kein Gegengrund für mich.

Kann ich so unterschreiben.

Unsere Region empfinde ich nicht als kinderunfreundlich. Ganz im Gegenteil.
Interessant fand ich auch die Entwicklung in der Firma - waren es am Anfang noch die coolen und hippen Parties gibt es jetzt Sommer-Familienfeste. Und sehr sehr viele Kinder.

Was in diesem Strang überhaupt nicht diskutiert wurde und das wiederum empfinde ich als typisch deutsch. Wir sind doch die Bevölkerung, wir können das ändern. Es gibt das Recht auf einen Teilzeitarbeitsplatz usw. Warum sind es nur die Mütter, die Telearbeitsplätze beantragen, pünktlich zum Abholen müssen etc.? Warum stellen wir keine Forderungen an unsere Männer? Warum nimmt die Frau alle Nachteile auf sich und diskutiert mit ihrem Arbeitgeber über Krankheitstage etc. Warum stehen die Männer 2 Wochen nach der Geburt (oder nach einem Monat Elternzeit) wieder auf der Matte und reißen ihre 60 Std. Wochen runter?

Ganz oft kriege ich zu hören - ja das geht nicht. Ich bin ja soooo wichtig..... Ja es ist einfach tradierte Rollenmodelle zu leben. Einfacher auf den Staat zu schimpfen....
Ich erinnere mich noch gut an einen Freund. Total unglücklich im job, die ganze Woche unterwegs. Hat sich aber nicht getraut Elternzeit / Teilzeit zu beantragen. Von den privaten / finanziellen und auch rechtlichen Umständen wäre es locker gegangen. Und Zitat " Kinder sind ja das wichtigste im Leben".... Da wunder ich mich dann schon

claraluna,

das stimmt, was du schreibst und ich erkenne das bei uns in der Familie auch wieder, dass wir in diese Stereotypen verfallen, obwohl wir uns für schrecklich emanzipiert und reflektiert halten

Ich denke, bei uns spielt rein, dass er den Gutverdiener-Job hat und ich nicht. Er hat keinen typischen Männerberuf (Lehrer), ich habe allerdings einen typischen Frauenberuf. Unsere Finanzen sind so aufgestellt, dass wir sein Vollzeitgehalt brauchen, meines würde uns nichts nützen. Ohne sein Gehalt müssten wir das Haus und das Auto verkaufen und auf ALG-II-Niveau leben. Ohne mein Gehalt könnten wir nicht in den Urlaub fahren und nur ein Auto besitzen.

Daher ist in punkto Karriere der Fokus oft auch auf ihm. Ich kann zwar (sehr teure) Fortbildungen machen, aber das macht sich in meinem Lohn wenig bis gar nicht bezahlt. Mir fehlt auch ein Karriere-Gen, ich arbeite gerne, aber hauptsächlich zum Leben und nicht umgekehrt. Also macht er das Aufbaustudium und also nehme ich die Kinderkrank-Tage.

Auf der anderen Seite genießt mein Mann natürlich, den Rücken frei zu haben und ist da auch dankbar, spürt aber auch die Last auf seinen Schultern. Wir haben uns bewusst so entschieden, aber wie das bei jedem Modell ist, wir müssen uns immer mal wieder fragen, ob alle damit zufrieden sind. Im Moment ist das so. Wenn bei ihm etwas Ruhe und Routine eingekehrt ist, erwarte ich dann entsprechend Unterstützung für eine Umorientierung (noch mal was studieren? Gesundheitsministerin werden? ;)) und werde die auch sicher bekommen.

Talpa,
Ich kann das sehr gut verstehen, du bist da wohl realistischer im Bezug auf Kinderkriegen. Ich bin da total hormongesteuert und mein Kinderwunsch war immer wie eine Naturgewalt, die über mich hereingebrochen ist, so dass mich so gut wie nix davon abgehalten hätte, Kinder in die Welt zu setzen:D

Zitat

von Georg:

Ich denke, bei uns spielt rein, dass er den Gutverdiener-Job hat und ich nicht. Er hat keinen typischen Männerberuf (Lehrer), ich habe allerdings einen typischen Frauenberuf. Unsere Finanzen sind so aufgestellt, dass wir sein Vollzeitgehalt brauchen, meines würde uns nichts nützen. Ohne sein Gehalt müssten wir das Haus und das Auto verkaufen und auf ALG-II-Niveau leben. Ohne mein Gehalt könnten wir nicht in den Urlaub fahren und nur ein Auto besitzen.

Daher ist in punkto Karriere der Fokus oft auch auf ihm. Ich kann zwar (sehr teure) Fortbildungen machen, aber das macht sich in meinem Lohn wenig bis gar nicht bezahlt. Mir fehlt auch ein Karriere-Gen...

Ja so ist das bei uns auch bisher, nur dass ich ein sehr starkes Karriere Gen habe;). Ich verschieb das bei mir ein bisschen, bis die Kinder größer sind. Ich hab aber jetzt vor kurzem einen sehr guten Uniabschluss erlangt, mache nun ein bisschen Pause aber mit der Perspekive, dass wenn sich mein Mann im Beruf gefestigt hat, ich dann loslegen kann, so in einem Jahr etwa. Ich denke man muss Karriere und Familie auch ein bisschen lebenszeitlich-flexibel angehen, wenn man nicht unbedingt so viel U3 Betreuung will.

Talpa, dann war rational wohl der falsche Begriff.
Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass Kinderkriegen und erst mal zu Hause bleiben wollen, aber trotzdem später eine Karriere anstreben wollen auch beides angestrebt werden kann. Das muss nicht unbedingt ein anderer Lebensentwurf sein, denn ich möchte auch nicht bis an mein Lebensende beruflich hier die 2. Geige spielen. Ich bin nächstes Jahr, wenn ich wieder mehr arbeiten möchte, so alt wie viele Berufseinsteiger in meinem Beruf, nur dass ich eben noch drei Kinder hab. Ich kann daher gut zu Hause bleiben, auch gerade weil mein AG das mitmacht und ich grad heut schon wieder ein tolles Jobangebot hatte. Aber da hab ich echt Glück gerade,weil das tatsächlich AGs sind, die Müttern mehr Kompetenz aufgrund von Erziehungserfahrung zuschreiben. zudem bilde ich mich halt so gut es geht weiter. Aber "rationaler" und praktischer wäre es natürlich schon, nur ein Kind bekommen zu haben, denn das macht natürlich weniger Arbeit.

Edit: und daher sehe ich das schon auch so, wie du schreibst, dass Kinderbetreuung nutzen und Kinder bekommen überhaupt stark davon abhängt, wie langfristig das Leben dadurch vom Wunsch Lebensentwurf abweicht.

So ich wollte ja eigentlich gar nicht in diesen Thread schauen, weil ich bei solchen Diskussionen sowieso irgendwann den Überblick verlieren. Aber wie man sieht, es hat nicht geklappt

Und es war super so. Ich bin dann nämlich mal ein bißchen googeln gegangen, was so die Vorraussetzungen dafür sind. Und bei meinem Mann und mir ist ein ganzes Gebirge von unseren Herzen gefallen.

Wir hätten nämlich das Problem, dass ich nach einem Jahr vom Bauchbaby wieder hätten arbeiten gehen müssen. Weil ich auf Grund von Pumbaa nciht arbeiten war (haben das Elterngeld auf zwei Jahre gesplitten) und jetzt bekomme ich dann nur den Sockelbetrag. Und den dann teilen, da bleibt ja kaum was übrig. Egal wie wir gerechnet haben, es würde nicht reichen, wir brauchen die 300,- EUR auf jeden Fall.

Aber wir haben ja den Anspruch auf dieses Geld. Und nun können wir das Elterngeld splitten und das Betreuungsgeld beantragen (und im ersten Jahr auch noch den Geschwisterbonus) und dadurch kann ich tatsächlich ein Jahr länger zu Hause bleiben und muss Bauchbaby nicht mit einem Jahr betreuen lassen.

Ganz ehrlich, wir finden es super. Nach der Erfahrung mit den TM bei Timon, wollten wir nämlich genau DAS nicht nochmal. Auch wenn sicherlich ganz viele super tolle TM da draußen rumlaufen, für uns ist es einfach furchtbar. Und das ist für uns die Lösung und wir freuen uns gerade echt wie doof. Eins der tollsten Weihnachtsgeschenke.

Zitat von Sinsiria

Und das ist für uns die Lösung und wir freuen uns gerade echt wie doof. Eins der tollsten Weihnachtsgeschenke.

Auch wenn ich es Euch wirklich gönnen würde!
Ich würde da noch nicht drauf bauen.
In trockenen Tüchern ist das m.M.n. alles noch nicht.
Die Opposition will dagegen klagen.
Außerdem sind im September Wahlen und SPD und Grüne wollen (soweit ich weiß) das BG im Falle eines Wahlsieges wieder abschaffen.

Also, wir nähmen das BG auch mit Kußhand, aber darauf verlassen will ich mich nicht.

Kiwi, wo hast Du das her?
Würde uns, wenn das BG denn käme nämlich auch betreffen.

"Ein paralleler Bezug von Elterngeld und Betreuungsgeld für ein Kind ist außerdem bei der Verlängerung des Auszah- lungszeitraums des Elterngeldes nach § 6 Satz 2 möglich."

"Die Regelung betrifft nur den Bezug von Elterngeld für ein und dasselbe Kind. Der Bezug von Elterngeld für ein jünge- res Geschwisterkind schließt beispielsweise den Bezug von Betreuungsgeld für das ältere Geschwisterkind nicht aus."

"Weitere Monatsbeträge für ein Geschwisterkind können gleichzeitig vom anderen Elternteil in Anspruch genommen werden. Monatsbeträge für ein Geschwisterkind können auch von einem Elternteil, der bereits Betreuungsgeld für ein anderes Kind bezieht, in Anspruch genommen werden."

Das sind Auszüge aus dem Gesetzentwurf von Juni 2012 (http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/099/1709917.pdf) . Ist der denn schon durchgegangen? Ich weiß überhaupt nicht, wie weit die sind (außer dass sie es intern beschlossen haben).

Klingt also schon, als ginge das auch gleichzeitig.

Ich leg da jetzt auch nicht meine Hand für ins Feuer, dieser Gesetzesentwurf ist auch reichlich kompliziert zu lesen. Das war nur das, was ich da auf die schnelle rausziehen konnte.

@ Kiwi, deine Freundin würde nicht für alle Kinder Betreuungsgeld bekommen:

§ 16 Abs. 4 SGB VIII besagt:

Ab 2013 soll für diejenigen Eltern, die ihre Kinder von ein bis drei
Jahren nicht in Einrichtungen betreuen lassen wollen oder können, eine
monatliche Zahlung (zum Beispiel Betreuungsgeld) eingeführt werden.

Also es geht nur bis 3 Jahre und nicht darüber. Allerdings bekommen wir dann im ersten Jahr doch kein BG.