Warum hat Deutschland so wenig Kinder?

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  • Hallo,


    Ich bin kein großer Statistikleser, aber ich verstehe es so, als ob es keinen wirklich relevanten Unterschied gibt bzw. dass in den neunen Bundesländern sogar eher weniger Kinder geboren werden?


    Das spärche ja dagegen, daß quantitativ mehr Kinderbetreuungseinrichtungen schon ab Säuglings-/Kleinkindalter (mit) der wesentliche Faktor beim Thema Kinderzahl wäre?

    Ich hab so schnell nur Grafiken gefunden, die den Zusammenhang zwischen ost/West Frauen und der Gesamtheit der Geburten darstellen, nicht die Geburten pro Frau. Da es vermutlich ungefähr 5mal soviel Westfrauen wie Ostfrauen gibt, ist die Gesamtgeburtenzahl auf jeden Fall höher.


    Ich kenne eine Reihe von ungewollt kinderlosen Frauen, deren Partner im Zeugungsstreik ist oder war. Ich denke, einer der Hauptgründe, warum Frauen kinderlos bleiben, ist die Ängstlichkeit der Männer!
    #motz
    Silbermöwe

    Sepia mit Tochter 09/2006 + Sohn 07/2010

  • Es gibt Untersuchungen die weltweit eine negative Korrelation mit dem Lebensstandard festgestellt haben sollen: je höher der Lebensstandard wird, desto weniger Kinder werden geboren.

  • abgesehen von gründen wie fehlender oder unwilliger partner o.ä.
    wären für mich zwei gründe denkbar, warum ich kinderlos bleiben wollen könnte.


    das eine ist existenzangst. je nach finanzieller situation kann ein kind einen schnell ins harzlV katapultieren.


    das andere ist das bedürfnis nach unabhängigkeit, unbeschwerter selbstverwirklichung, ungebundenheit, keine verantwortung tragen müssen.

  • Ich finde viele der hier genannten Gründe richtig.
    Gehindert hat es mich allerdings nicht daran, fünf Kinder in die Welt zu setzen.


    Hat die Statistik wohl kaum gehoben. 8)


    Aber ich kann sehr wohl nachvollziehen, warum viele Ehepaare hadern. Hauptargument wäre für mich durchaus die Kinderfeindlichkeit in Deutschland, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Leben einer Familie schlängelt und in vielen Varianten wiederzufinden ist. Und das sicher auch finanziell.


    Gruß

  • Nur an den mangelnden Betreuungsplätzen liegt es sicher nicht...

    Sarah Blaffer Hdry sagt in ihrem Buch "Mutter Natur", dass diejenigen Gesellschaften am meisten Nachwuchs bekommen, die ein gut funktionierendes Betreuungssystem haben. Je mehr Unterstützung eine Mutter bei der Aufzucht ihres Nachwuches bekommt, desto mehr Nachkommen hat sie.


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Oh, tolles Buch, hab ich auch gelesen, aber noch nie jemanden getroffen, der es auch gelesen hätte. Sorry, OT

    Fiawin mit d9be21343ykoa.gif

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Hier, ich, ich hab es gelesen! #love Das Buch ist der Hammer (und der Titel grauenhaft).


    Nunja. Klar, Deutschland ist kinderfeindlich, blabla, aber es leuchtet mir auch nicht ein, wieso es per definitionem erstrebenswert sein sollte, mehr Kinder zu bekommen.


    Soweit ich weiß, ist die Kinderzahl pro Frau selbst seit den 70er Jahren auch gar nicht gesunken, ist nach wie vor bei 1,6, das sieht in der "Statistik" (haha) nur so aus, weil es weniger Frauen in der entsprechenden Altersgruppe gibt.

  • Hätte mich auch gewundert, wenn es nicht noch weitere Rabinnen gäbe, die es gelesen haben...

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Mag sein, ist aber an mir vorbeigegangen.

    Fiawin mit d9be21343ykoa.gif

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


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    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Ich denke auch, dass es nicht nur an der Kinderbetreuung liegt. Ich glaube viel liegt daran, dass es kaum noch Großfamilien gibt, in dem Sinne, dass die Kinder im selben Ort bleiben, wo sie aufgewachsen sind.
    Und dann eben ein ganzes Netz aus Onkels, Tanten, Großeltern und so vorhanden ist.
    In vielen anderen Ländern ist das ( noch) nicht so, und da, wo die Familie auch plötzlich wegbricht aufgrund unserer dynamischen Arbeitswelt, sinkt die Geburtenrate binnen einer Generation drastisch ( siehe Portugal/Griechenland)
    Das widersprecht auch deiner These, Annie: Denn "Unterstützungssystem" kann, muss man aber nicht mit institutioneller Betreuung gleichsetzen. Unterstützung kann auch sein, dass eine Frau als Mutter in der Gesellschaft ein hohes Ansehen hat, dass sich die Frauen gegenseitig bei der Kinderaufzucht unterstützen, oder dass der Ort an sich kinderfreundlich ist und sich die Mutter keine Sorgen machen, wenn ihr Kind mal draußen spielt, ohne dass sie immer daneben stehen muss.
    Institutionelle Betreuung kann durchaus auch nicht unterstützend wirken, nämlich da, wo es zwischen Eltern und Einrichtung und Kind nicht passt und der tägliche Gang zur Kita zur einem nervenaufreibenden Slalomlauf wird.


    Und dann auch wegen der Kinderfeindlichkeit: Ich sehe es hier wo ich wohne nämlich genau andersherum.
    Hier sind alle sehr kinderfreundlich. Ich glaube ich wurde erst einmal seit ich hier wohne wegen der Kinder dumm angeredet.
    Alle helfen dir hier, alle freuen sich, lachen dein Kind an.
    Ehrlich!
    Und hier gibt es auch viele Kinder. Und das obwohl die Stadt selbst nicht wirklich viele tolle Sachen für Kinder zu bieten hat, außer man kümmert sich selbst darum. Ok, eine hohe Kita- Betreuungsquote haben wir hier, mehr als 60% U3 und volle Auslastung Ü3. Aber auch bevor dies so war, gab es hier immer viele Kinder.
    Das hat auch was mit dem Umfeld der Leute zu tun. Hier ist es normal sein erstes Kind Mitte 20 zu bekommen. Als junge Mutter wird hier niemand schräg angeschaut. Und dann "trauen" sich eben mehr als anderswo, wo dies nicht so üblich ist.

    Fix it even if you didn't break it

  • Ich denke auch, dass es nicht nur an der Kinderbetreuung liegt. Ich glaube viel liegt daran, dass es kaum noch Großfamilien gibt, in dem Sinne, dass die Kinder im selben Ort bleiben, wo sie aufgewachsen sind.
    Und dann eben ein ganzes Netz aus Onkels, Tanten, Großeltern und so vorhanden ist.

    Aber das ist dann doch genau der Punkt Kinderbetreuung, oder? Das Netz, das bei der Kinderaufzucht hilft?
    Oder was meinst Du mit dem Netz?



    Das widersprecht auch deiner These, Annie: Denn "Unterstützungssystem" kann, muss man aber nicht mit institutioneller Betreuung gleichsetzen.

    Häää? Ich finde, dass es Im Gegenteil meine These sogar stützt.
    Von institutioneller Betreuung sprichst nur Du. Ich habe das mit keinem Wort erwähnt und das hat Blaffer Hrdy auch nicht.



    Unterstützung kann auch sein, dass eine Frau als Mutter in der Gesellschaft ein hohes Ansehen hat, dass sich die Frauen gegenseitig bei der Kinderaufzucht unterstützen,

    Nichts anderes hat Blaffer Hrdy geschrieben. Und nichts anderes habe ich gemeint: Unterstützung der Mutter bei der Kinderbetreuung.




    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

    Einmal editiert, zuletzt von Annie ()

  • ich kann das immer gar nicht verstehen, dass Deutschland so wenige Kinder hat. In der Kita gibt es viele Familien, die mindestens 2 Kinder haben, viele haben sogar 3 oder 4 oder auch mehr.
    Auch wenn ich so in der Stadt unterwegs bin, denke ich mir immer wieder, wahnsinn, wieviele Leute 3 Kinder haben. Ich mein, mir fällt das sicher mehr auf, weil ich darauf achte. Aber ich sehe das irgendwie nicht so.
    Und wieviele Schwangere es hier gibt ist auch unglaublich.


    Ich finde auch nicht, dass dieser Staat irgendwie Kinderunfreundlich ist. Das Kindergeld finde ich in Ordnung, der Kinderfreibetrag dürfte um einiges höher sein. Aber es gibt hier so viele Angebote für Kinder und Familien, die auch meist kostenlos sind, dass ich das absolut in Ordnung finde.
    Die Kinderbetreuung hier bei uns ist sehr gut geregelt.
    Ich würde, wenn es nur nach mir geht noch 2 Kinder bekommen und finde, man könnte diese noch locker durchbringen.

    Es gibt eben Dinge zwischen Himmel und Acker, die wir Schweine nicht verstehen."
    Piggeldy und Frederick

  • Ok, dann ist ja alles klar. Ich hatte das aus anderen Diskussionen ( u.a. mit dir) so in Erinnerung, dass das "Unterstützungsystem" mit Kitaausbau und Co gleichgesetzt wurde, und möchte das bei solchen Debatten einfach nicht so stehen lassen, weil ich denke, dass das nicht alles ausmacht.
    In Portugal/Spanien z.B. gibt es im urbanen Raum mittlerweile sehr viele Betreuungsmöglichkeiten und dennoch sinkt die Geburtenrate.
    Dort gibt es übrigens kaum Geld für die Kinder und auch keine Elternzeit in unserem Sinne.

    Fix it even if you didn't break it

  • Hallo,

    Zitat

    Sarah Blaffer Hdry sagt in ihrem Buch "Mutter Natur", dass diejenigen Gesellschaften am meisten Nachwuchs bekommen, die ein gut funktionierendes Betreuungssystem haben. Je mehr Unterstützung eine Mutter bei der Aufzucht ihres Nachwuches bekommt, desto mehr Nachkommen hat sie.

    Unterstützung ja, aber "Unterstützung" ist für mich nicht mit "Kinderbetreuungseinrichtungen" gleichzusetzen.


    Unterstützung ist doch sehr viel mehr. Echte Unterstützung heißt für mich u.a.


    - ich habe das Gefühl, auch mit mehr als 1,? Kindern nicht als irgendwie "komisch", abreitsscheu... abgestenpelt zu sein


    - ich habe das Gefühl, mit meinen Kindern willkommen in der Gesellschaft zu sein. und zwar im großen (Staat, Land...) wie auch im Kleinen, im direkten Umfeld (Nachbarn z.B.


    - daß die Gesellschaft auf Kinder eingestellt ist (familiengeignete Wohnungen in Größe und Preis)


    - ich bekomme von der "Gesellschaft" glaubhaft vermittelt, daß Kinder in den Augen der anderen keine Störfaktoren sind sondern daß man sich freut, daß es sie gibt.


    - wir als Familie werden unterstützt darin, eine echte Entscheidung über unseren persönlichen Lebensstil treffen zu können. Eine moralische Verpflichtung (so empfinde ich es hier in meinem Umfeld) mein Kind so früh wie möglich in eine Kindereinrichtung zu geben, empfinde ich z.B. für MICH nicht als Familienunterstützend.


    - selbst wenn wir uns entscheiden, daß wir unsere Kinder erst später in eine Einrichtung geben sondern sie nach welchem Modell auch immer, länger zu Hause betreuen möchten (und die entsprechenden finanziellen Bedinungen in Kauf nehmen) sollte draus nicht folgen, daß man sich als Schmarotzer der Gesellschaft fühlen muss.


    - Familien bekommen ohne großes Trata Unterstützung, z.B. dann wenn keine Oma da ist, die das kranke Kind nehmen kann, wenn eine Mutter überfordert ist (Ich weiß noch wie sehr ich - komplett am Ende meiner Kräfte - in der 3. Schwangerschaft um ein paar wenige Stunden Haushaltshilfe ringen musste...)


    - usw.


    Das und noch vieles mehr ist - neben qualitativ hochwertigen ausreichenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten - in meinen Augen an "Unterstützung" genau so wichtig.


    Und gerade was den Ausbau der Betreuungsplätze angeht, in meiner täglichen Arbeit sehe ich, daß es ein reines Abarbeiten von Betreuung-Zahlen ist, die Bedinungen, die es teilwesie gibt, bringen mich immer näher daran, das Handtuch zu schmeißen, weil ich es körperlich und seelisch kaum noch schaffe. (und ich persönlich habe hier noch keine Krippe gesehen (und ich hab nun mal schon berufsbedingt etliche von innen gesehen), in der ich mein Kleinkind mit gutem Gefühl unterbringen würde... mals sind es die Ansichten, mal der Personalsschlüssel, mal die Bedinungen... ). Aber bei den großen Kindern ist es auch nicht besser...
    Für mich persönlich war die Sache mit der Krippe (neben anderen persönlichen Faktoren) eher ein Grund gegen ein weiteres Kind. Finanziell würde es dann tatsächlich megaeng, aber Krippe wie sie hier in der regel sind? Das könnte ich nicht, nicht mit dem, was ich über die kindliche Entwicklung weiß.


    edit weil überschnitten:


    Für mich klang es im ersten Post (vermutlich im Zusammenlesen mit den vorheriogen Postings) so, als ob "Unterstützung" vorrangig in Form von Betreuungsplätzen gesehen würde.

    2 Mal editiert, zuletzt von Trin ()

  • Sorry, Reisetomate, jetzt fühle ich mich von Dir nachträglich total missverstanden :(
    Ja, ich bin für eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung, auch durch andere Menschen als nur der Mutter. Das kann durchaus auch eine institutionelle Betreuungsform sein.
    Aber dass Du mich jetzt einzig darauf reduzierst, trifft mich. Gerade weil ich oft die evolutionäre Sicht der Sozialisation geschildert und mich dabei sehr oft auf Blaffer Hrdy (und Lieselotte Ahnert) bezogen habe.



    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

    Einmal editiert, zuletzt von Annie ()

  • Trin, es ging dabei um die Evolution. Dass wir nur so werden konnten, wie wir heute sind, weil wir eine kooperativ aufziehende Spezies sind.


    Es tut mir, leid, dass Du Dich oft gesellschaftlich abgestempelt fühlst. Das ist wirklich böd. Keine Mutter, egal wieviele Kinder sie hat oder nicht hat, sollte sie so fühlen.


    Ich denke aber nicht, dass dieses gesellschaftliche Abgetempeltsein direkt mit meinem Zitat in Zusammenhang zu sehen ist, oder?
    Vielleicht habe ich auch nur noch nicht verstanden, warum Du diesen Zusammenhang hergestellt hast.


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe