So. Endlich. Wir wechseln.

Mein Mann und ich wollten nie, daß unser Sohn in eine Regelschule geht. Nun waren aber leider beide Alternativen (Waldorf und Freie Schule) schon voll. Also Schulzentrum mit ca.750 Schülern. Ich habe mich die zweieinhalb Jahre dort nie wohlgefühlt, der KiGa war eine großartige Elternini und es war ein superkrasser Wechsel. Wir lebten uns aber irgendwie ein, ich war auch auf allen Veranstaltungen von Hilfe bei den Bundesjugendspielen bis hin zu Kuchen backen fürs Fest, aber glücklich war ich nie. Kind auch nicht, mag sein, daß er auch einen Teil von mir beeinflusst war, aber ich finde es nun einmal ätzend, wenn in Mathe bei der Rektorin Zopf getragen werden muß.

R. hat eine ziemliche Neophobie, ich sprach ab und zu mal einen Wechsel an, aber er wollte nicht. Vor zwei Monaten hat ein Mitschüler, mit dem er sich gut verstand, zur Prinzhöfte-Schule in Bassum gewechselt. Durch die Mobbingnummer will er jetzt aber! Morgen haben wir drei zusammen ein Gespräch bei der Schule und eine Mutter von da sagte mir, daß wohl gerade 2 Jungs gehen. Das wäre der Oberhammer!!!
Ja, es ist viel Fahrerei, ja, es kostet Geld, Zeit und Nerven, aber:

Nie wieder Hausaufgaben

Die Alternative ist eine Grundschule mit gut 50 Schülern, 6 km entfernt. Dort sagte die Rektorin mir sie hätten auch mal einen Fall gehabt und dann ein Programm gemacht, durch das Täter und Opfer wieder zusammenkommen. Auch gibt es dort eine Lehrkraft für die Kinder, deren Bus so früh ankommt, daß eigentlich noch keine Aufsicht sein müsste. Dafür brauchen wir dann aber ein Attest und die Frage ist, was nach der 4. kommt.

Heute wurde R. von einem 2.Klässer angemacht: He, M. hat gesagt, du hast Angst vor uns, cool, ey! Ich bin so froh, wenn wir diese Schule hinter uns haben. Drückt mal bitte die Daumen!

Ach ja, und Erfahrungen mit der Prinzhöfte-Schule gerne auch per PN, wir haben im weiteren Bekanntenkreis einige P.-Schüler und die 16-jährige Tochter von Freunden sagte auf Nachfragen, ob sie auch Schüler von da kenne: Das sind voll die geilen Leute, super sozial und gut drauf. Nur mit der Rechtschreibung haben sie es nicht so.

Jetzt haben wir 3 Tage Hospitieren in der Prinzhöfte-Schule hinter uns und ich bin sooo glücklich. Sohn ist insgesamt entspannter, zufriedener und zugänglicher. Die Schule (bis zur 10.Klasse) hat 110 Schüler, und die Atmosphäre ist absolut nicht vergleichbar. Eltern können und dürfen mit rein, auf der Regelschule war immer abgeschlossen, die Schule liegt am Waldrand, man duzt sich, ach ich bin einach erleichtert. Nächste Woche haben wir Aufnahmegespräch.

Es sind fast 18 km. Einfach. Aktuell fahre ich also täglich 70 km anstatt 300m zur Bushaltestelle mit dem Fahrrad, aber das ist es wert! Natürlich hoffe ich möglichst bald auf eine Fahrgemeinschaft, unsere ertse Mieterin ist immer alles alleine gefahren, das ist schon heftig.
Mein kleiner Neophobiker dankt es mir und mir selbst geht es auch viel besser. Alleine das Gefühl, überall reingehen zu können und auch zu bleiben, bis es ok ist, dass ich gehe. Mir blutet echt das Herz, wenn ich mir vorstelle, was er in der anderen Schule durchmachen musste ;(

Aber jetzt geht es bergauf, die Tage werden länger und unser aller Laune wird auch besser. Ich freue mich auch schon darauf, mal ein Projekt dort anzubieten und endlich wieder etwas vom Leben meines Kindes mitzubekommen.

Wie schön, dass ihr die Schule auch gut findet!

Ja, seit dem 1. Februar offiziell und ich bin immer noch heilfroh.
Aktuell ist gerade viel Unruhe in der Lerngruppe, beide Pädagogen gehen zum Sommer, 12 Kinder gehen in die nächste LG, 2 auf die in Gründung befindliche Montessorischule, 2 auf eine Regelschule...Die Fluktuation kenne ich aber aus vielen alternativen Strukturen, das ist halt so.

R. hat auch Schwierigkeiten, mit der "Freiheit" und sich wirklich um das zu kümmern, was ansteht. Ich habe aber mal gehört, daß es fast genauso lange dauern soll wie die Drucklernzeit, bis ein Kind sich sortiert. Ich merke das auch bei den Pferden. Die Neuen in der Gruppe machen mehr Unsinn und denken weniger mit. (Ich habe einen riesigen Laufpark mit verschiedenen Stationen).

Von daher bin ich recht enspannt, was den fehlenden Stoff angeht. Wichtiger sind andere Sachen im Leben.
Was ich z.B. großartig finde, ist die Tatsache, daß er seine Haare wieder lang wachsen lassen will oder ich ihn mit schmutzigen Fingernägeln zur Schule lassen kann, ohne Streß mit den Lehrereinnen zu bekommen. Und daß es keine Hausaufgaben mehr gibt#banane

Nein, weder noch. Er hatte sich für Theater entschieden, jammerte aber über die vielen Extra-Termine
Mal sehen, in welche Richtung er sich nach den Ferien orientiert.

Das is ja toll, eine Rabin vor Ort!

Nach einem Jahr Bilanz: Es ist das Beste, was uns passieren konnte! Im Herbst hatten wir mit dem neuen Pädagogen ein Gespräch, weil R. sich sehr viel Freiheit nahm und das eben auchnicht geht, aber das Lern-Entwicklungsgespräch im Januar war durchweg positiv.

Neulich kam er an: Mama, ich finde es nicht gut, daß du mr bei der Computerzeit nicht vertraust (er hat einen Timer am Rechner stehen)
ich: Naja, aus meiner Erfahrung kann ich sagen, daß ich sehr oft mitbekommen habe, daß du den Timer gar nicht gestellt hast oder ganz entspannt überzogen hast, wenn ich draußen war. Daher kommt das.
er: Ja, aber das ist jetzt anders, bei uns an der Schule geht ja auch ganz viel über Vertrauen. Sonst funktioniert das nicht. Und bei der anderen Schule ging es über Strafen. Und deswegen kannst du mir jetzt vertrauen, weil ich weiß, wie wichtig das ist

Schulwechsel raus aus dem Zwangssystem ist gut! Wenn ich noch daran denke, in der ersten Klasse ständig Hausaufgaben, für einen Jungen dieses blöde Ausgemale von Bildern- gründlicher konnte man den Spaß an der Sache nicht verderben...

Ja, es kostet viel Geld und Zeit, aber wir haben alle ein Riesen- Plus an Lebensqualität gewonnen!