Frage zum Personalmangel im Kitabereich

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Das ist echt absurd, Für was hast Du denn den KiTa-Platz?

    Seht irgendwas im Vertrag davon drin, dass die KiTa jederzeit das Recht hat, die Kita zu schließen?

    Kannst Du evtl. die Ausfallzeiten für ein halbes Jahr mal dokumentieren und an den Träger / die Stadt / die Gemeinde schicken?

    Das ist doch keine zuverlässige Betreuung!

    Ich kann dir sagen, das bringt genau 0,garnichts! Was sollen sie tun? Wenn kein Personal da ist, dann darf das restliche Personal nicht alle Kinder betreuen.

    Mein Träger hat sein Corona in den Betreuungsverträgen drinstehen, dass die Betreuung jederzeit ohne Vorankündiung aufgrund von äußeren Umständen ausgesetzt werden kann und es keinerlei Recht auf Erstattung der Betreuungskosten gibt. Das unterschreiben die Eltern bei Aufnahme, lesen tut es keiner.

    Die Betreuung wurde zu schnell und nicht linear zum Personal ausgebaut, es wurden Krippen gebaut, der Rechtsanspruch ab dem 1. Geburtstag eingeführt ohne daran zu denken, dass es dafür eben nicht nur Räumlichkeiten, sondern auch Personal braucht. In einem Artikel der ZEIT hieß es, dass man den Personalmangel sofort beheben könnte, wenn man die U3 Betreuung einstampfen würde. Diese verschlingt (zurecht) Unmengen an Personal. Und ich empfinde einen Betreuungsschlüssel von 1:5 immer noch zu niedrig, 1:3 wäre optimal.


    Die Arbeitsbelastung ist in den letzten Jahren mit steigendem Qualitätsanspruch gestiegen. Es wird besser, validierter und umfassender Beobachtet, das nimmt einen Großteil des Tages in Anspruch. Es gibt zwar einen Plan nach dem man "ganz leicht" so und so viele Kinder ind er Woche beobachten kann, parallel die Beobachtungen der letzten Woche im Team bespricht, die besprochenen Beobachtungen zu einem individuellen Angebot ausarbeitet und eben solche Angebote durchführt. Dieses Konstrukt fällt in sich zusammen, sobald man selbnst oder eine Kollegin krank wird oder aus anderen Gründen ausfällt. Und zack staut sich die Arbeit bis Meppen und man hat kaum die Chance das wieder aufzuholen.

    Nebenbei haben sich die Kinder verändert und sie kommen mit ganz anderen Voraussetzungen in die KiTa. Wir haben aktuell eine Kollegin, die den ganzen Vormittag nur wickelt, von 40 Kindern im Regelbereich sind momentan 16 Wickelkinder. 5 sind nciht zuverlässig trocken und müssen im Laufe des Vormittags mehrfach umgezogen wird. Letzten Sommer haben wir zwei Kinder mit Windel in die Schule gegeben. Das ist eine Entwicklung die mir viele Sorgen bereitet.


    Und dann ist es ein elendiger Teufelskreis... Die Arbeitsbelastung ist hoch, die Kinder kommen oft krank in die KiTa (weil auch die Eltern Druck von ihren Arbeitgebern bekommen und nciht lange ausfallen wollen oder können), es fallen die Mitarbeiter aus, die Arbeitsbelastung steigt, ab einem gewissen Punkt müssen wir Gruppen schließen. Das führt natürlich zu Unmut bei den Eltern, diese sind sauer und lassen den Unmut an uns aus. Wir werden beschimpft, beleidigt und bedroht und wenn man dann mal Kontra gibt, wird einem mit einem süffisanten Lächeln gesagt, man sei Dienstleister und müsse das abkönnen. Mitarbeiter melden sich krank oder kündigen


    Durch den Personalmangel wird quasi jeder der irgendwie seinen Abschluss geschafft hat genommen, die Pädagogen mit Fachwissen und Elan müssen dann die anderen irgendwie kompensieren, sprich die Arbeitsbelastung steigt. Ich habe meinen Abschluss Anfang der 2000er mit 2,1 gemacht, das war damals zu schlecht umd direkt nach der Ausbildung genommen zu werden. Und Arbeitgeber trauen sich kaum mal ein "Machtwort" zu sprechen. Ich habe eine Mitarbeiterin die auffallend oft montags und/oder freitags krank ist, oder sie nimmt drei Tage Urlaub und ist die anderen zwei Tage der Woche krank. Zu jemde Sommerfest, Elternabend, Bastelaktion, Laternenfest ist sie krank. Auf meine Nachfrage beim Träger ob ich bei ihr ab dem 1, KRankheitstag eine AU einfordern dürfe kam, dass man so etwas nicht macht, um die Mitarbeiter nicht zu verschrecken. Es käme dann so rüber, als würde der Träger dem MA misstrauen und dann ist die Chance hoch dass er kündigt und sich wegbewirbt... Also meldet diese Mitarbeiterin sich fröhlich pfeifend weiter regelmäßig krank und ich darf dann morgens 10 Etern erzählen, dass sie ihr Kind heute leider wieder nicht bringen können, weil ich zu wenig Personal habe,.. Das füht zu genervten Eltern, die uns beschimpfen,es ist ein Trauerspiel!

  • Die Arbeitsbelastung ist in den letzten Jahren mit steigendem Qualitätsanspruch gestiegen. Es wird besser, validierter und umfassender Beobachtet, das nimmt einen Großteil des Tages in Anspruch.

    Ich bin neugierig (mein Lütter kommt erst nächstes Jahr in den KiGa): Was wird da eigentlich beobachtet? Und findest du, dass es einen Mehrwert bietet? Ich habe sehr lang gedacht, KiGa bedeutet eine große Gruppe Kinder spielt/bastelt/singt zusammen und das war's 🙈 (würde mir reichen für mein Kind), aber ich habe den Eindruck, inzwischen werden die Kleinen da regelrecht durchanalysiert?

    Du hast eine Brezel im Mund, sei doch einfach glücklich.

    Weisheit einer hohenlohischen Mutter

  • Ich sehe das größte Problem, dass die Kita zwei Aufgaben übernehmen soll, die nicht unbedingt zusammenpassen bzw. Wenn beide Aufgaben gleichermaßen im vollem Umfang für alle Kinder bereitstehen sollen, dann ist niemand (also die Solidargemeinschaft) nicht bereit, das zu bezahlen.


    Aufgabe 1 - Bildung um junge Menschen fürs Leben auszustatten und Auch um Bildungsgerechtigkeit zu ermöglichen


    Aufgabe 2 - Betreuung um Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Annie es ist leider so wie Schildie es schreibt. Es ist einfach kein Personal da. Die Kita hat die Öffnungszeiten schon eingeschränkt. Damals beim großen Sohn war von 6 bis 18 Uhr offen. Jetzt von 7:30 bis 16:30 Uhr.


    Viele Eltern haben Großeltern, die betreuen können, machen Minusstunden, nehmen Urlaubstage oder versuchen aus dem HO zu arbeiten, wenn es geht. Habe mal gefragt in der WhatsApp Gruppe.

    Alle versuchen es irgendwie. Es ist diesen Winter extrem schlimm, weil der Streik noch war.


    Ich kann nur nicht verstehen wie das wirtschaflich auf Dauer funktionieren soll. Ich (als Erzieherin) muss kündigen, damit ich mein Kind selbst betreuen kann. Spannend. Mich würde doch niemand einstellen, wenn ich sage, dass ich nie weiß ob mein Kind jeden Tag in die Kita kann.

    Eine Kita hier im Kiez hat so wenig Personal, die losen jeden früh aus welches Kind kommen darf. Irre alles.


    Ich habe einfach das Gefühl, dass ich was tun will. Nur so richtig weiß ich nicht was.

  • ja hilft nur alles nichts, wenn die Kitas nicht verlässlich sein KÖNNEN. Für so jemand der keinerlei andere Möglichkeiten gibt hat es dann eben die Notgruppen. Und ja so läuft es dann trotzdem weiter. Die die Großeltern oder ähnliche Möglichkeiten haben nutzen die, die andern haben Notgruppe. Und Kraft zum demonstrieren hat eh keiner mehr. Die allermeisten sind froh, wenn die Kids dann aus den Einrichtungen raus sind. Völlig verständlich.

  • Eine Kita hier im Kiez hat so wenig Personal, die losen jeden früh aus welches Kind kommen darf. Irre alles.

    Irre beschreibt es gut! Und ich hasse es! Auch wenn mir das manche Eltern nicht glauben wollen, ich hasse es zu entscheiden wer kommen darf und wer (mal wieder) zuhause bleiben muss. Wenn von 40 Kindern 14 nicht kommen dürfen weiß ich, dass es immer Familien trifft, die nicht wissen, wie sie es wuppen sollen. Die niemanden haben, der einspringt, die kein HO machen können, die selbst am Limit sind.

    Sofern man als Elternteil nicht arbeitet braucht man sich hier eigentlich gar keinen KiTa Platz holen, denn die Familien, bei denen mindestens ein Elternteil zu Hause ist, sind immer dran, wenn es darum Gruppen zu schließen. Geld gibt es auch nicht zurück, also zahlt man im Zweifelsfall viel Geld für einen Platz, den man nicht nutzen kann.

    Paradoxerweise habe ich momentan sogar recht viele freie Plätze bei den über 3 Jährigen (8 an der Zahlt, die niemand will, weil alle nur U3 Betreuung brauchen), ich kann sie abewr nicht besetzen, weil ich kein Personal habe. Für mich Glück, dass im Moment kein Bedarf da ist. Wie das dann im Sommer ist, wenn die Krippenkinder nach oben rutschen, um Platz für neue Krippenkinder zu machen... Keine Ahnung

  • Bei uns gibt es keine Notgruppen. Morgens hängt ein Zettel an der Tür und es kommt eine Mail, dass nur X Kinder reingelassen werden. Oder man soll die Kinder anders betreuen oder früher abholen. Heute war es sehr spontan. Ich musste mal was für die Uni machen, also war das Kind 4 Stunden in der Kita. Als ich ihn angeholt habe, war die Erzieherin nur noch alleine unten in der Krippe. Sie sah sooo mega fertig aus. Das tat mir so leid.

    Aber ich kann ihn nicht immer zu Hause lassen.

    Ab übernächste Woche hab ich Praktikum. Das wird lustig. Da kann er nicht mit hin. Also hoffen, dass die Kita auf hat, ich immer Erste beim Abgeben bin und wenn nichts mehr geht, aufs Verständnis von meiner Mentorin Tritratralala hoffen #hmpf

  • Ich bekomme auch schon Herzrasen wenn eine Nachricht vom Kindergarten kommt.

    Bis jetzt haben wir es immer irgendwie organisiert bekommen. Aber es ist sooo anstrengend.


    Natürlich weiß ich das die Erzieherinnen nix dafür können und würde es nie an den Erzieherinnen auslassen.


    Wir haben schon vor dem Rathaus demonstriert, Mail s und Briefe geschrieben. Aber geändert hat das nichts.

    Hebt man den Blick sieht man keine Grenzen #rose

  • Ich habe meine Ausbildung auch noch zu Zeiten gemacht, als es kaum Stellen gab. Und die Bezahlung war unterirdisch, dazu 4 Jahre unentgeltliche schulische Ausbildung.( Und ja, in einem Studium verdient man auch nichts. Aber allein im Vergleich zu Lehrern und Sozialpädagogen verdiene ich deutlich schlechter. Es ist eben ein Ausbildungsberuf.)


    Mittlerweile gibt es einen Ganztags Anspruch für alle ab 1 Jahr. Haufenweise große Einrichtungen mit etlichen Gruppen.

    Auch wenn die Ausbildungsschulen auch aufgestockt haben. Viele bleiben nicht in dem Beruf, laut, oft krank, nicht sehr angesehen und man muss diese Altersklasse auch einfach mögen.

    Dazu dann viel zu knapp kalkuliert. Wenn einer ausfällt egal ob geplant oder spontan, dann ist es eine enorme Belastung für die anderen. Würde da besser kalkuliert werden, würde das auch schon der Resilienz jeder einzelnen Person helfen.


    Meine persönliche Meinung ist auch noch, ich verstehe nicht, warum wir 10 Stunden Betreuungsplätze für 1 jährige brauchen.

    Nein ich will kein aufgezwungenes Hausfrauenmodell, jede*r darf arbeiten gehen und Karriere machen oder einfach Geld verdienen um die Familie ernähren zu können, etwas anderes zu erleben, etc. aber ich wünschte es gäbe andere Modelle dafür.

    Früher gab es bei uns, einen Anspruch auf einen Halbtagsplatz und nur wer arbeitet, bekam einen Ganztagsplatz. Jetzt darf jede Familie ihr Kind 8 Stunden in der Kita lassen. In unserem Bundesland ab 3. Geburtstag kostenlos! Und das wird genutzt, egal wieviel man arbeitet. Ich frag mich manchmal wieviel Zeit die Familien miteinander verbringen. Und ja, ich weiß das viele Kinder gerne hingehen und sich dort wohl fühlen. Dafür sind die Fachkräfte ja auch da.


    Ich mag meinen Beruf sehr, arbeite aber auch in einer besonderen Einrichtung und habe tolle Rahmenbedingungen.

    Und ja, es mag für viele veraltet klingen, aber wir haben feste Bringzeiten und nur Max. 6 Stunden Betreuung. Ich empfinde das als kindgerecht!

  • Meine Güte, das klingt so so schlimm, was Ihr schreibt #eek #kreischen


    Nur mal so ins Blaue gedacht. gibt es Analysen oder Umfragen, was Menschen bräuchten, um...

    a) diesen Beruf zu erlenen (da hatte ich aus meinem persönlichen erleben berichtet, aber das ist nur anekdotisch und kein Studienergebnis

    b) bereits fertige Erzieher:innen und SPAs zurück in die KiTas zu bekommen?

    Und das formuliert man dann als Petition und übergibt es mit genügend Unterschriften der Familienministerin?


    Die Politik MUSS sich doch um so etwas kümmern! Einerseits der Rechtsanspruch, andrerseits ist er nicht das Papier wert, auf dem er geschrieben ist. Wo sind wir hier?!

    Einerseits sollen Mütter zurück "in die Workforce" und andererseits gibt es dafür keine ausreichende Infrastruktur (inkl. QUALITÄT der Betreuung). Das kann gar nicht funktionieren!


    Ich bin unendlich froh, dass meine Kinder "damals" ihre KiTa-Zeit hatten, als alles noch nicht SO schlimm war wie heute.


    Hilft Euch Betroffenen nicht, ich weiß.

    Aber meine Wut und Fassungslosigkeit ist mit Euch.


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Die Wissenschaft ist an dem Thema seit vielen Jahren dran, siehe zB unter


    Fachkräftebarometer: Start
    Das Fachkräftebarometer Frühe Bildung der WiFF bietet aktuelle Daten zu Personal, Arbeitsmarkt und Qualifizierung in der Frühpädagogik
    www.fachkraeftebarometer.de


    Leider fällt, so mein Eindruck, das Thema Qualität oft hinten runter, sobald es an die konkrete Umsetzung in Vorschriften und Gesetze geht. Und jetzt sind wir wohl an einem Punkt angelangt, wo auch der politische Fokus auf Ausbau der Quantität hinter anderen Krisen zurücksteht.

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

  • Leider fällt, so mein Eindruck, das Thema Qualität oft hinten runter, sobald es an die konkrete Umsetzung in Vorschriften und Gesetze geht. Und jetzt sind wir wohl an einem Punkt angelangt, wo auch der politische Fokus auf Ausbau der Quantität hinter anderen Krisen zurücksteht.

    Ja, die Qualität. Auch diese Diskussion hatte ich schon 2008 mit anderen Leuten geführt. Also soooo neu ist das Ganze (leider) nicht.

    Aber, typisch Deutschland halt, bis sich da etwas tut, vergehen nicht Jahre, sondern Jahrzehnte #haare


    Edit: Danke noch für den Link, den lese ich jetzt.


    LG,

    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich rate jedenfalls allen ab, sich in diesem Beruf ausbilden zu lassen. Die meisten Leute in meinem Umfeld halten einfach nicht lange durch. Da nützen auch mehr Ausbildungsplätze nichts. Seit es Studiengänge wie Kindheitspädagogik etc. gibt, bestehen außerdem noch viel weniger Möglichkeiten, in verschiedenen Tätigkeitsfeldern zu arbeiten. Heilerziehungspflege ist jetzt der Generalberuf, früher war das die Erzieherausbildung. Der Beruf wird echt kaputt gemacht. Dabei ist er so wichtig. Es gibt viele verschiedene Gründe, warum die Situation immer schlechter wird.

  • Viele Menschen gehen ja in soziale Berufe, weil sie diese Arbeit gern machen und sie wichtig finden, gern mit Menschen in Kontakt kommen, helfen oder sorgen. Denn auch Berufsanfänger wissen, dass man oft nicht toll bezahlt wird und auch teilweise nicht viel Anerkennung bekommt.

    Wenn dann die Arbeitsbedingungen aber diesem Idealismus keinen Raum lassen, weil man zu viele Menschen versorgen muss, zu wenig Zeit hat, die halbe Arbeitszeit mit Dokumentation verbringt oder damit, mit Eltern/Angehörigen zu diskutieren, dann fragen sich glaube ich viele, was sie da noch machen. Man wird seinen eigenen Ansprüchen an eine gute Betreuung (Pflege, etc.) nicht geregt, hat Stress, immer noch wenig Gehalt und Anerkennung und macht dann noch Überstunden ohne Ende, weil ständig Kolleginnen fehlen. :(


    Ich denke deshalb schon, dass sich generell mehr Menschen für diese Berufe finden würden, wenn die Arbeitsbedingungen sich deutlich verbessern würden. Aber da beißt sich die Katze in den Schwanz, denn die verbessern sich halt nur, wenn mehr Personal da wäre. Und ehrlich gesagt wird es selbst dann nie so viel sein, wie es gut wäre, weil man aus Kostengründen ohnehin mit einem zu schlechten Betreuungsschlüssel plant. Aus der Kindergartenzeit meiner Kinder fand ich eine Gruppe mit knapp 20 Ü3 Kindern und 3 Erzieherinnen quasi optimal. Feste Schließzeiten (also nicht ständig jemand im Urlaub), Draußen-Kindergarten (wenige Krankheiten) und Öffnungszeiten von 8-13 Uhr (dazu kamen dann ja noch Vor- und Nachbereitung, also ca. 7 Stunden Arbeitszeit täglich plus Feste, Elternabende, etc.). Wenige bis keine Inklusionskinder.
    Aber das ist natürlich ein Luxus, den die meisten Kitas sich selbst mit ausreichend Bewerbern nicht leisten könnten/wollten. #hmpf Dabei bräuchten viele eigentlich einen noch besseren Schlüssel, wenn sie viele I-Kinder haben, keine festen Schließzeiten, viele Krankheitsausfälle in den Wintermonaten.


    Eigentlich ist das Problem in den Kitas (und Schulen...) gleich dreifach dramatisch für den Fachkräftemangel. Zum einen fehlen aktuell einfach Eltern auf dem Arbeitsmarkt, weil sie nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können. Zum anderen kümmern wir uns nicht gut um die Arbeitskräfte von morgen, die nicht gefördert, sondern maximal verwahrt werden. Und dann verzichten manche Eltern entweder auf weitere Kindern, die das Problem der Vereinbarkeit ja noch verschlimmern würden, oder Paare entscheiden sich direkt ganz dagegen, weil sie mitbekommen, dass Kind UND Beruf eben oft doch nicht gehen oder wenn doch, wie stressig das für Familien ist. Es fehlen also noch mehr Kinder als ohnehin schon. #hmpf


    Die Politik ignoriert das Problem aber gekommt. Föderalismus, knapper Haushalt, und irgendwie halt immer noch "Gedöns". Einerseits wird geredet, dass Kinder ja so wichtig sind, aber wenn man dann das Gehalt für Erzieherinnen anheben, den Betreuungsschlüssel verbessern oder das Schulgebäude renovieren will, gibt es nur lange Gesichtern und den Verweis auf "kein Geld". Und alle Beteiligten sind so am Limit und ohne Lobby, dass keiner wirklich dafür kämpfen kann.

  • Die Arbeitsbelastung ist in den letzten Jahren mit steigendem Qualitätsanspruch gestiegen. Es wird besser, validierter und umfassender Beobachtet, das nimmt einen Großteil des Tages in Anspruch.

    Ich bin neugierig (mein Lütter kommt erst nächstes Jahr in den KiGa): Was wird da eigentlich beobachtet? Und findest du, dass es einen Mehrwert bietet? Ich habe sehr lang gedacht, KiGa bedeutet eine große Gruppe Kinder spielt/bastelt/singt zusammen und das war's 🙈 (würde mir reichen für mein Kind), aber ich habe den Eindruck, inzwischen werden die Kleinen da regelrecht durchanalysiert?

    Ich habe darin überhaupt keinen Mehrwert erkennen können - ganz im Gegenteil. Mein Kind hat sich sehr gelangweilt und gelittem im Kiga und wir haben.es - trotz 45h Vertrag - mit beruflichen Abstrichen oft deswegen mittags abgeholt. Aber dann bekamen wir einen ganzen Packen Papier vorgelegt, wo sie beobachtet hatten, wie gut es meinem Kind im Kiga gefällt.

    ... ich dachte nur, statt in der Ecke zu sitzen und sich auf dem Papier selbst zu loben, sollten sie lieber mit den Kindern malen, basteln, in den Wald gehen ... da hätten alle mehr davon. #rolleyes Aber das sieht das System so nicht vor.


    Ich glaube, unsere Kinderbetreuung geht an realitätsfernen Vorstellungen und Konzepten kaputt.

  • Es gibt sie aber auch noch , die tollen Kindergärten! Vermutlich sind das eher die freien Kitas (wie in unserem Fall), von den städtischen Kitas höre ich hingehen durchweg Negatives.

    Mit großem Kind (2008) und kleinem Kind (2018)


    Meist vom Handy aus im Forum unterwegs. Tippfehler sind garantiert.

  • Ich denke, dass dieser Fokus auf Beobachtung und Dokumentation mit einer generellen Entwicklung im Bildungswesen (auch transnational) zu tun hat.

    Seit PISA geht es da viel um Messen, Vergleichen, Kompetenzerwerb.

    Das wird meist als tolle Errungenschaft verkauft und die Ergebnisse führen dann dazu, dass viele Ressourcen in spezielle Förderprogramme (zB Sprachförderung, MINT-Projekte, Bildung für Nachhaltige Entwicklung usw.) investiert werden.

    Mir wäre es auch viel lieber, stattdessen mehr in bessere Rahmenbedingungen, Weiterbildung eher in Richtung psychosoziale Entwicklung, Bedürfnisse von Kindern und Familien, Supervision usw. zu investieren.

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

  • Was wird denn da alles beobachtet? Es ist ja Ländersache, daher bestimmt unterschiedlich.


    Ich muss den Entwicklungsstand und Fortschritt dokumentieren. Also grobe Aufgabe. Nur explizit eben auch die Entwicklung der Sprache. Wie, ist aber mir überlassen. Da reicht auch einmal im Jahr.

    Ich habe das große Glück nur 15 Kinder in der Gruppe zu haben, mit meinen Kolleg*innen tausche ich mich ja sowieso regelmäßig über die Kinder und unsere Beobachtungen und Einschätzungen aus. Das sind Notizen die ich mir mache. Und für das jährlich stattfindende Elterngespräch habe ich dann die komplette Entwicklung mit unseren Einschätzungen zusammen.

    Dabei geht es uns darum zu schauen was macht das Kind gerne und wobei können wir ihn noch etwas helfen. Dazu dann Fragen oder Wünsche an die Eltern.

    Ich kann nicht sagen dass es mehr geworden ist in den letzten 20 Jahren. Lediglich die Sprachentwicklung ist verpflichtend dazu gekommen. Aber sie war eh schon immer ein Teil meiner selbstgestalteten Fragebögen.


    Dazu kommt dann bei Elternabenden ein grober Überblick was die Gruppe gerade macht und wie sie zusammenwächst, am Kiga Ende für jedes Kind einen Brief (anhand unserer Aufzeichnungen) über die positiven Entwicklungen im Laufe der Jahre und einmal im Jahr bei der Mitgliederversammlung (freier Träger) einen Bericht über die Aktivitäten und Hauptaugenmerke des vergangenen Jahres.

  • Es gibt sie aber auch noch , die tollen Kindergärten! Vermutlich sind das eher die freien Kitas (wie in unserem Fall), von den städtischen Kitas höre ich hingehen durchweg Negatives.

    Der kommunale KiGa, in dem mein Großer war, war pädagogisch top mit sehr viel Projektarbeit, Vorführungen und einem sehr ausgefeilten Vorschulprogramm. Die Kehrseite der Medaille waren kürzere Öffnungszeiten. Der in die Jahre gekommene katholische KiGa mit einer Leiterin, die da ihr 25 jähriges Dienstjubiläum gefeiert hat, war dagegen eine bessere Aufbewahrung. Ich finde solche Verallgemeinerungen echt schwierig - es kommt so oft auf die Leute an.

  • Was wird denn da alles beobachtet? Es ist ja Ländersache, daher bestimmt unterschiedlich.


    Ich muss den Entwicklungsstand und Fortschritt dokumentieren. Also grobe Aufgabe. Nur explizit eben auch die Entwicklung der Sprache. Wie, ist aber mir überlassen. Da reicht auch einmal im Jahr.

    Ich habe das große Glück nur 15 Kinder in der Gruppe zu haben, mit meinen Kolleg*innen tausche ich mich ja sowieso regelmäßig über die Kinder und unsere Beobachtungen und Einschätzungen aus. Das sind Notizen die ich mir mache. Und für das jährlich stattfindende Elterngespräch habe ich dann die komplette Entwicklung mit unseren Einschätzungen zusammen.

    Dabei geht es uns darum zu schauen was macht das Kind gerne und wobei können wir ihn noch etwas helfen. Dazu dann Fragen oder Wünsche an die Eltern.

    Bei uns wird nach early excellence beobachtet, angeblich das einzige Beobachtungsverfahren das wirklich toll ist... Für mich geht es an der Realität dessen, was die Eltern wissen wollen komplett vorbei.

    Es machen drei Fachkräfte drei Beobachtungen von Kind a, dabei werden unterschiedliche Schemas (was wir neudeutsch Skiiiiieeemas aussprechen sollen) angekreuzt und in welchen Bildungsbereich die Dinge die das Kind tut fällt. Das sind dann so Dinge wie Linien legen, Dinge stapeln, Dinge einzäunen, Dinge einwickeln...

    Dann bespricht man im Team die Beobachtungen, überlegt nochmal ob alle Schemas richtig angekreuzt wurden und wertet aus, wie viele Kreuze es wo gibt.

    Anhand dessen plant die Bezugserzieherin ein Angeboit nur für das Kind, dieses soll in einem 1:1 Rahmen stattfinden, also nur Erzieherin und Kind. Das Angebot wird beobachtet, fotografiert und daraus eine Lerngeschichte geschrieben. Dann werden die Eltern zum Gespräch eingeladen und ihnen wird das Angebot präsentiert und erklärt, in welchem Schema sich ihr Kind momentan bewegt.

    Laut Stellenbeschreibung dürfen bei uns nur die Gruppenleitungen Beobachten und Dokumentieren, sprich man macht dieses Prozedere 22 Mal im Jahr, jede Gruppenleitung muss sich 22 Mal im Jahr für 30-60 Minuten mit einem Kind alleine zurückziehen. Das ist komplett utopisch und spätestens hier stockt es oft. Ich habe im Regelbereich momentan drei Leute für 33 Kinder, wenn sich dann eine zurückzieht und eine wickeln ist bleibt eine mit 31 Kindern alleine und das an drei Tagen/Woche da ja jede Bezugserzieherin jede Woche ein Kind beobachtet und das Angebot durchführt. Währenddessen muss das freie Frühstück beobachtet werden, in der Küche stapelt sich das Geschirr und dann spuckt dir ein Kind vor die Füße...


    Und dann sitzt man im Elterngespräch, man erzählt von dem tollen Angebot, zeigt Fotos und den Fließtext, die Eltern lächeln, nicken und wollen dann wissen, wie der Entwicklungsstand ist. Hat das Kind Freunde, wie spielt es, was spielt es, was kann es gut, wo gibt es Lücken