Leben im Asylbewerberheim

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Mich hat das hier gerade sehr bewegt, Es geht um das Leben in einem Asylbewerberheim und einen Selbstversuch. http://www.youtube.com/watch?v=Izp1O7t-PBc, ich bin darauf gekommen weil ein Freund von mir von ganz schlimmen Zuständen in einem Heim in meiner Heimatstadt berichtete. Was macht es mit mir? Wut...gleichzeitig hilflos und das Gefühl was sinnvolles tun zu müssen um die Welt zu einem besseren Ort zu machen...Worte wie Glück und Dankbarkeit nochmal ganz neu beleuchten und diesen Satz wieder in meine Gedanken holen

    "Urteile nicht über den anderen, bevor Du nicht eine Meile in seinen Mokassin gelaufen bist"

    2 Söhne, 21 und 22 Jahre
    Gegen Stress sollte man nichts tun

  • Ja, Asylbewerber stehen bei uns wirklich auf der allerallerletzen Stufe.
    Wir haben ein Heim im Einzugskreis unserer Schule. Die armen Kinder werden einfach in die altersmäßig passenden Klassen gesetzt. Zwei ! Stunden DAF (Deutsch als Fremdsprache) Förderung pro Woche bekommen die und ansonsten sollen sie halt nicht stören.

  • Mich hat das auch gerade sehr bewegt.
    In unserer Schule ist auch ein Kind aus einem Asylbewerberheim. Und nun überlege ich, ob das hier wohl auch so ist?
    Ich weiß, dass die Zustände in dem Heim in Würzburg schrecklich sind - da haben die Asylbewerber ja auch vor kurzem protestiert.
    Wie es hier ist? Hmm. Ich muss gestehen, dass ich ganz oft an ihnen vorbei fahre, wenn sie per Anhalter mitfahren wollen. Würdet Ihr Euch trauen, anzuhalten? Klar, sie wollen das Geld für den Bus sparen. Aber so oft fahren hier keine Busse und was ist, wenn ein Kind zum Arzt muss? Auto haben sie sicher keines.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Scheiße, was für ein Leben! Und die ganze Zeit diese Wahnsinns-Angst, ob man nicht doch wieder abgeschoben wird ;(

  • Hallo,

    Reales Erlebnis letztens:

    Ich hole einen Freund vom Bahnhof ab. Es ist nach 23 Uhr und bitter kalt.

    Er kommt nicht allein sondern mit ca. 15 Leuten aus dem östlichen Raum, aus einem Land in dem Krieg ist, zumindest einige von ihnen gehören zu einer Minderheit, die leidet. (Nationalität möchte ich hier nicht nennen).

    Darunter 8 Kinder zwischen 2 und 9 Jahren.

    Er hat sie zufällig im Zug kennengelernt hat. (Er spricht gut russisch, einer von denen auch, die anderen kein Deutsch, kein englisch, kein russisch... ).

    Sie wurden in Berlin mit einer Adresse vom hiesigen Heim und etwas Geld in diesen Zug gesetzt, eher am Tag durften sie nicht fahren. Nun wollte er ihnen noch helfen, Taxis zu finden, damit sie zum Asyl zu kommen, daß etwas außerhalb liegt.

    Großtaxi 1:

    - Der Fahrer ignoriert die ganze Truppe, geht weg - also gehen wir beide hin und machen uns bemerkbar.
    Er spricht dann in einem herablassenden Baby-Deutsch und weigert sich zu fahren. Ist sichtlich irritiert, 2 deutsch sprechende Menschen vor sich zu haben. Vermutlich ist es dieser Schreck, der ihn umstimmt, er lässt sich zeigen, daß sie tatsächlich Geld haben und dann fahren einige Erwachsene und die dazugehörenden Kinder (die größeren) mit.

    Großtaxi 2:

    - Alle anderen Taxifahrer sind inzwischen ans andere Ende des Platzes gegangen. Wir gehen wieder hin. Dieser weigert sich komplett. Wir bieten an, daß einer von uns mitfährt. Nein, er macht das nicht, er habe keine Kindersitze, die Kdienr nimmt er auf keinen FAll mit.
    Verständlich, dann besorgen wir welche, wenn er uns sagt, wo wir sie abholen können.

    Nein, nachts wäre es auf keinen Fall möglich, Kindersitze zu bekommen. Wir diskutieren noch ein Weilchen, irgendwann lässt er uns stehen. Alle anderen Fahrer sind weg, keiner ansprechbar.

    Inzwischen ist es nach Mitternacht, deutlich unter 0 Grad, die Kleinkinder wimmern... Ich biete an, sich ins Auto zu setzen, aber da ist es ja genau so kalt drin, dann lieber stehen und bewegen.

    Unser Freund kennt zum Glück jemanden mit Kleinbus und Kindersitzen (Ich hatte nur noch eine Sitzerhöhung, meine Kinder sind ja schon älter) und klingelt ihn aus dem Bett. Der kommt und gemeinsam fahren wir die Leute zum Asyl.

    Was wäre gewesen, wenn sie alleine dagestanden hätten? Bus fuhr keiner, sie wären hilflos gewesen, da keiner deutsch spricht, hätten also nicht mal nach dem Weg fragen können (der zum Laufen mit Kindern auch deutlich zu weit gewesen wäre).

    Mir dreht sich heute noch der Magen um wenn ich an die frierenden wimmernden Kinder denke...

    Ach ja... an Silvester habe ich beobachtet, wie ein Taxifahrer eine Familie mit Kleinkind irgendwo abgeholt hat. Das Kind wurde ohne Kindersitz ins Taxi gesetzt. Nein, ich finde das nicht gut, aber da ging es offenbar, aber im anderen Fall nicht.

    Wir hatten schon überlegt, die Sache mal mit "wohlsituierten deutschen" Familien nachzuspielen, allerdings wollen wir so einen Test keiner Familie mit kleinen Kindern zumuten.

    Die Familie ist übrigens immer noch in diesem Heim, keins der Kinder geht zur Schule oder bekommt Unterricht (Man sollte mal versuchen, ein deutsches Kind für 2 Monate aus der Schule nehmen wollen...), es gibt wohl auch kaum oder nur kaputtes Spielzeug, kaum Möglichkeiten, rauszukommen und etwas zu unternehmen... tägliche Polizeieinsätze sind wohl genau so normal wie jede Nacht Schlägereien... und dazwischen die Kinder... ;(

    Einmal editiert, zuletzt von Trin (25. Januar 2013 um 08:50)

  • Hab den Film oben ned geschaut.

    bin aber immer noch schockiert über einen Bericht gestern im fernseh,
    Da kam ein fall über bulgaren, die für 2,50 arbeiten,
    Und werde bei einer Einrichtung der Diakonie und auch an einer Obdachlosenstelle abgewiesen wurden,
    den Bulgaren und Rumänen dürfen dort nicht Duschen, sich nicht Aufwärmen usw.
    Rosi

  • @Trin..das ist so menschenunwürdig #heul und es zieht soooo weite Kreise. Ich hab das schon leider selbst in sovielen Facetten mitbekommen wie Menschen Handeln oder eben selbiges unterlassen wenn es um "Randgruppen" oder "Minderheiten" geht. Und da war in einer SItuation u.a. auch ein vor Hunger schreiendes Kleinkind bei den Betroffenen....aber seitdem mir jmd eine brennende Zigarette in den Kinderwagen mit Baby geschmissen hat und mir vor die Füsse gespuckt hat sollte mich eigentlich kein menschliches Verhalten mehr überraschen. Aber tut es dennoch, und das ist gut so, denn sonst wäre ich ja zumindest gefühlstot und nicht in der Lage mich dagegen zu stellen oder so. Ich vermische bei dem Thema mehreres, sorry- aber am Ende geht es um das Gleiche, denke ich. Menschenrechte, Respekt, Würde....
    Ja, ich hab gestern auch gedacht das es gut ist das zu zeigen, ein Selbstversuch bestimmt mehr bewegen kann als ein Bericht von "oben herab" und dennoch kommt man wahrscheinlich nur im allerkleinsten Ansatz an das wirkliche Lebensgefühl heran denn hey, die wissen sie können wieder raus und müssen keine lähmende Angst vor Abschiebung haben.
    Mein Sohn kam letztens sehr betroffen nach Hause, einem seiner Klassenkameraden und dessen Familie droht die Abschiebung, die Kinder wurden angehalten Briefe zu schreiben die dann irgendwo vorgelegt werden sollten um das ganze aufzuhalten.....so kam es hier jdfs an. Ich hab mit 14 Jahren bei einer Bahaii -Veranstaltung diesen Satz gelesen (und nein, ich bin keine Bahaii-aber vieles aus dieser Religion berührt mich immernoch)
    Es rühme sich nicht, wer sein Vaterland
    liebt, sondern wer die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Land, und
    alle Menschen sind seine Bürger."

    Bahá'u'lláh (Ährenlese)
    Wie weit sind wir davon entfernt .....

    2 Söhne, 21 und 22 Jahre
    Gegen Stress sollte man nichts tun

    Einmal editiert, zuletzt von *Kaikoura* (25. Januar 2013 um 09:36)

  • Zitat


    Es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern wer die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Land, und
    alle Menschen sind seine Bürger."

    Bahá'u'lláh (Ährenlese)
    Wie weit sind wir davon entfernt .....

    Was für ein schönes Zitat - und wie wahr ist das, was drunter steht.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • ich schau gerade den Film.
    (bißchen albern die Reporterin. Ich meine die Eisenbahnschienen. #pfeif )

    Nach meiner Erfahrung hilft es den Menschen SEHR, wenn man mal nachfragt und dann selber anruft, wenn den Menschen eine Abschiebung droht. Im Studium kannte ich einige Tamilen (ok, ich kannte dann irgendwann alle in der Stadt :) ), die das Problem hatten, dass dauernd irgendwelche Familienmitglieder abgeschoben werden sollten. Das konnte ich immer abwenden.
    Gemeinerweise kam es übrigens immer nur fast dazu, weil die zuständigen Beamten sich weigerten, die Leute zu verstehen. #sauer
    Sie sprachen kein gutes Deutsch, waren aber wirklich zu verstehen.

    Also manchmal reicht ganz wenig Einsatz und man erreicht sehr viel.

    • Offizieller Beitrag

    Ich werde den Film wohl nicht anschauen - aber ich war schon zu oft in einem deutschen Asylbewerberheim, als dass mich da wohl irgendwas überraschen würde...

    Ich war das erste Mal sowas von entsetzt! Wie kann man Menschen so unterbringen - und dann noch Dankbarkeit erwarten und das ein Rudel junge Männer, komplett alleine gelassen, mit möglichst explosiver ethnischer Mischung und viel zu viel Zeit zum Grübeln... keinen Scheiss anstellt?

    (Und nein, hierzulande sind die Asylheime zwar oft baulich etwas besser - aber ansonsten ist unser momentanes Asylwesen etwas, für das ich mich sehr schäme)

    Liebe Grüsse

    Talpa

  • Ein paar Leute aus unserer Gemeinde gehen jeden Freitag in das naheliegende Asylbewerberheim und spielen dort mit den Kindern. Sie missionieren dort nicht. Sie beschäftigen sich einfach mit den Kindern, auch mit den Eltern.. wobei diese eher weniger den Kontakt suchen. Manchmal gibt es auch einen Ausflug. Kurzzeitig gab es auch mal ein gemeinsames Frühstück jeden zweiten Sonntag. Aber das lief wohl nicht so gut, da der Kontakt zu den Eltern schwierig war. Ich schätze, es liegt vor allem an der Sprachbarriere. Und diese Familien haben ja auch schon Einiges hinter sich. :(

    Und hier bei uns gab es nicht nur "einfache" Proteste. Wochenlang haben sie einen Pavillion in der Stadt aufgestellt und waren im Hungerstreik. Anlass war der Selbstmord eines Mannes, der abgeschoben werden sollte. Sie haben Bilder aus ihrer Heimat aufgehängt, wo sie nicht mehr hinwollen. Die Proteste dort, die Hinrichtung von "Aufständigen", die Gewalt der Polizei dort. Die Bilder werd ich nie mehr vergessen. :( Eine junge blutig geschlagene tote Frau, ein junger Mann (vielleicht Mitte, Ende 20) kurz bevor sie ihn aufgehängt haben. Dieser entschlossene Blick. Ich musste da täglich mit meinen Kindern vorbei. Erklär denen das mal! Das ganze wurde polizeilich begleitet. Auch ein Krankenwagen stand dort. Ich mein, sie haben über 3 Wochen gefastet. Irgendwann waren sie weg. Dann woanders in der Stadt wieder da. Diesmal haben sie sich die Münder zugenäht.. mit wenigen Stichen, trotzdem krass. Sie waren verzweifelt, aber auch entschlossen. Einige Menschen aus unserer Stadt haben sich ihnen angeschlossen.

    Nun habe ich schon lange nichts mehr von ihnen gehört. Aus den Augen.. fast aus dem Sinn.

    Das Heim liegt am Rande der Stadt. Man kriegt nichts mit. Man redet nicht darüber.

    Und das in der heutigen Zeit und in einem Land, wo man denkt, es ginge den Menschen halbwegs gut.


    Ich danke dir für den Thread und das Erinnern!!

    Das Video habe ich noch nicht gesehen, aber mich an das Heim hier in der Nähe erinnert.

  • Ich hab das Video eben gesehen... Mein Gott, wie beschämend.

    Und dann die Kommentare der Anwohner: "Die Menschen passen nicht in unser System"...
    Vielleicht sollten alle Anwohner mal diesen Selbstversuch machen, mal sehen, was sie dann sagen..

    Und dann der Neid dieses Biertrinkers vor dem Imbiß, tsssss. Beneidet die Menschen darum, daß sie nicht arbeiten müssen und einfach so ihr Geld bekommen, Geld, das hinten und vorne nicht reicht und dazu noch die absolut unwürdigen Zustände im Heim.

    Besonders prickelnd wenn man obdachlose, deutsche Alkoholiker dazu steckt. Ein Wahnsinn!

  • velaja, sie sind dann weiter nach Berlin und waren dort im Hungerstreik, wenn ich es recht in Erinnerung habe. Seitdem hab ich nichts mehr mitbekommen.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • talpa: hast du gehört das im kanton der weissen socken, gar nicht an die chilbi dürfen? ich wihne in der nähe eines durchgangzentrums, dass heisst das ist ihr erste station vor sie in ein definitives zentrum kommen....wobei beim wort zentrum stellen sich mir die haar auf, dies erinnter mich zu stark an ein böses wort aus dem 2. weltkrieg....

    ............man darf mich auch fräulein M und Ihr Ding nennen..................
    #nägel
    ......sollten es nur kleinbuchstaben sein, bin ich unterwegs.....
    .........
    17 - 18 - 19 - 20 - 21 - 22 - 23 - 24

    • Offizieller Beitrag

    Eben, es ist etwas, für das wir "braven Schweizer" in unseren gemütlichen Häusern uns getrost schämen dürfen.

    Aber immerhin kann ich aus eigenem Augenschein bestätigen, dass zumindest die Unterbringung hier etwas "humaner" ist - wirklich, das was ich in Deutschland gesehen habe, geht auf keine Kuhhaut.


    Liebe Grüsse

    Talpa

  • Hier auf dieser Seite http://refugeetentaction.net/index.php?lang=de kann man sich über den Widerstand der Flüchtlinge informieren.
    In Berlin gibt es jetzt auch ein besetztes und vorerst geduldetes Haus, indem sie untergekommen sind: http://irvingzolahaus.blogsport.de/refugee-strike-house/

    Unterstützung in jeder Form ist noch immer gewünscht und gebraucht.

    LG Lunalea


    velaja, sie sind dann weiter nach Berlin und waren dort im Hungerstreik, wenn ich es recht in Erinnerung habe. Seitdem hab ich nichts mehr mitbekommen.

    #rose

    Vorurteile liefern Argumente, die man sonst nirgends fände!

  • Und - was ist jetzt? Würdet Ihr zwei Männer und ein kleines Kind - ohne Kindersitz - am Nachmittag mitnehmen, wenn Euer Kind mit im Auto sitzt? Das Kind war schätzungsweise eineinhalb Jahre alt.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • nein.
    Ich würde erst einen Kindersitz auftreiben und sie dann mitnehmen.
    Es sei denn, es regnet Hunde und Katzen oder es droht ein Unwetter oder es sind minus 20°.
    edit: ober bei medizinischen Notfällen.

    Ich kann keine Kinder ohne passenden Sitz mitnehmen, wenn nicht irgendein ganz dringender Notfall ist. Das ist einfach drin, Kind nie ohne Sitz. *omn*

    Einmal editiert, zuletzt von Fräulein Wunderbar (25. Januar 2013 um 12:28)

  • Nein. Aber ich würde auch keine gutsituierten Männer mit Kind ohne Autositz mitnehmen ;) Wenn es eine heftige Situation ist die Transport erfordert würde ich umdenken, aber eher dann Hile holen als selbst fahren #gruebel

    2 Söhne, 21 und 22 Jahre
    Gegen Stress sollte man nichts tun

    Einmal editiert, zuletzt von *Kaikoura* (25. Januar 2013 um 12:27)